Montag, der 13. August 1979

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Montag, 13. August 1979

Klaus Emmerich machte seinen offiziellen Antrittsbesuch. Er wird
jetzt unmittelbar unter Chefredakteur Kreuzer, der die durchge-
schaltete ZIB, damit also ZIB 1 und ZIB 2 untersteht, die Wirt-
schaftsredaktion machen und ZIB 2, die in Hinkunft Kurz vor 10
heissen wird, leiten. Die Wirtschaftsredaktion will er unbedingt
ausbauen. Derzeit hat er Swietly, Nussbaum und Seefranz und er
hat für 2 Hauptamtliche noch Dienstposten frei. Er sucht gute
Journalisten, kann sie aber kaum finden, denn angeblich zahlt der
ORF schlechter als heute in den Wirtschaftsredaktionen bezahlt wird.
Junge Leute bekomme dort, wenn sie nur einigermassen tüchtig sind,
30.000 Schilling. Der ORF bezahlt angeblich schlechter. Von ZIB 1
wird er wahrscheinlich Hlavac und Frauscher übernehmen, wobei
noch nicht klar ist, ob das Innenpolitik sein wird, dann würden sie
nicht zu ihm kommen, oder Wirtschaftspolitik. Die Abgrenzung ist
scheinbar sehr schwierig. Viel schwieriger aber ist, was er nicht
erwähnt, dass es natürlich jetzt ein richtiges Tauziehen gibt, wer
wem untersteht und wer dadurch, wenn er grösser wird, die grössere
Macht und den grösseren Einfluss hat. Beabsichtigt ist ab 22. Okto-
ber, wo das neue Programm läuft, alle 14 Tage eine ausgesprochene
Wirtschaftssendung von 21.00 Uhr bis 21.50 Uhr. Vor dieser Mittwoch
Abendsendung soll eine Kultursendung starten, damit ein Kontrast-
programm für die Zuseher entsteht. In der 14 tägigen Wirtschafts-
sendung soll es nach Meinung Emmerich's richtiggehende Aha-Effekte
geben, z-B. darüber wie ein Supermarkt beliefert wird, welche
Preise er verlangt, wie dies im Fremdenverkehr funktioniert. Gleich-
zeitig soll auch eine gewisse Serviceleistung erfolgen, z.B.
jetzt die Sparförderungen im Einzelnen besprochen werden. Durch
Interviews mit bedeutenden ausländischen Wirtschaftsfachleuten
soll in Form von Gutachten der Wirtschaftsfachmann auch was von die-
ser Sendung profitieren. Beabsichtigt ist also eine Sendung für
jedermann, wobei eben Jedermann etwas mit nach Hause, in diesem Fall
zu Hause serviert bekommt und damit mitnehmen kann. Auf alle Fälle
fühlt sich Emmerich als der Sachwalter für alle Interessenten, wes-
halb er auch die einseitige Berichterstattung von Nussbaum, der
sehr den Unternehmerstandpunkt immer nur dargestellt hat, sehr
kritisiert. Ich fürchte diese Sendung wird ein richtiges Kuddelmuddel.
Da sie ausserdem nur sehr wenige interessieren wird, ich glaube


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fast niemand, wird es ganz davon abhängen, was man im Sender 1
zu diesem Zeitpunkt sendet. Der Zweier wird glaube ich verhungern.
Emmerich hat dann noch ersucht, man sollte guten Kontakt zu ihm
halten und ihm insbesondere jede gewünschte Unterlage geben. Ich
habe ihm selbstverständlich für mich persönlich, aber auch für das
ganze Haus, jedwede Unterstützung zugesagt.

ANMERKUNG FÜR BURIAN: Lass Dir von den Redakteuren berichten, wie
dies dort wirklich sich entwickelt.

Zum Journalistenfrühstück wurde wegen der Ofenheizöl-leicht-
Versorgung Generaldirektor Mieling, Shell, und Dr. Fischer, Elan,
eingeladen. Wunschgemäss habe ich vorerst die Krisen der zukünf-
tigen Energiepolitik auf Kurzfassung als Optimist – und optimi-
stisch werden wir auch diese Krise lösen – vorgetragen. Zuerst
schien es als würde es überhaupt keine Debatte geben und dann ging
es los. Natürlich stand an der Spitze die Äusserung Benya's, eine
neue Volksabstimmung über das Kernkraftwerk zu überdenken. Ich
weiss natürlich nicht was die Zeitungen schreiben werden und wie
es herauskommt, doch ich habe mich sehr vorsichtig verhalten.
Was man wissen wollte, wie schnell also ein so ein Kernkraftwerk
in Betrieb gehen kann, das nach Meinung vieler Laien nur eingemot-
tet ist und vielleicht schon in kürzester Zeit, wenn eine positive
Volksabstimmung käme, Strom erzeugen könnte. Dies ist glaube ich
ein sehr grosser Irrtum. Ich bin fest davon überzeugt, dass es
Jahre dauern wird, bis man dann das Kernkraftwerk wirklich in Be-
trieb nehmen kann. Da nicht nur die Frage der Lagerung der abge-
brannten Brennelemente sondern noch viele Details, insbesondere
die Genehmigung durch das Gesundheitsministerium fehlt.

Mieling und Fischer haben dann über die Ofenheizölsituation be-
richtet und bestätigt, was mir so wichtig war, dass die Ver-
sorgung gesichert ist. Die Auslieferungen durch die 10 grössten
Firmen haben sich im ersten Halbjahr um 14% gegenüber dem Vorjahr
vermehrt. In Deutschland hat man bereits um 4% weniger ausge-
liefert. Im vergangenen Jahr hat man in Deutschland 6% mehr ausge-
liefert, in Österreich 17%. Nach diesen Ziffern müsste es bei den
Verbrauchern grössere Lager geben. Mieling schätzt allerdings,
dass zum Unterschied von den Manipulationslagern der 10 mit maxi-


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mal 50.000 Tonnen des Manipulationslagers der ÖMV von 30.000
Tonnen bei den Verbraucher nicht nur der Haushalt, sondern na-
türlich auch Gewerbe und teilweise Industrie 1 Mio. Lagerkapa-
zität besteht. Wenn diese nur zum Teil voll ist, dann ist die
ungeheure Nachfrage und der ewige Drang, Heizöl extra leicht
geliefert zu bekommen, zu verstehen. Redakteurin Freisinger von der
Presse hat angekündigt, sie hat 2 Fremdenverkehrsbetriebe, wo bei 8
Grad die Leute frieren mussten. Ich habe sie sofort um die Adres-
sen gefragt, sie bis jetzt aber nicht bekommen. Sie selbst war, wie
sie dann zugeben musste, selbst nicht dort, sondern hat dies nur
erfahren. Endlich wurde auch der Brief fertig, der die Landeshaupt-
leute ersucht, sie mögen in ihrem Bundesland nachforschen und ent-
sprechende Erhebungen durchführen und mir dann mitteilen, wie die
Versorgungslage bei ihnen steht. Ich bin fest davon überzeugt,
dass nicht nur wegen der objektiven besseren Versorgung mit Ofen-
heizöl extra leicht in den nächsten Monaten, sondern auch wegen
der jetzt neu in Gang gekommenen Atomdiskussion, sich das Heiz-
ölproblem jetzt beruhigen wird.

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Tagesprogramm, 13.8.1979


Tätigkeit: GD Shell


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        Tätigkeit: MR, Büro des Bundesministers


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