Sonntag, 13. Mai 1979
Die Kurieraktion Wanderbares Österreich ist besser vorbereitet
als ich vermutet habe. Die Tour auf den Untersberg, die ich prüfte,
war tatsächlich bestens ausgezeichnet. Da 4 Touren dieser insgesamt
über 70 in ganz Österreich gemacht werden müssen, um an der Ver-
losung teilzunehmen, kann dies ein voller Erfolg werden. Die Hütten
Kontrollstelle, die man mit einem Hüttenstempel in einem Pass mit
4 Touren bestätigen muss, wissen von der Aktion. Da das Wetter sehr
schlecht war, ist schwer zu sagen, wie viele an dieser Aktion teil-
nehmen. Ausserdem wurde dieses mal die ganze Idee, erwanderndes
Österreich, durch den Muttertag überdeckt. Im Tal herrschte näm-
lich ein riesiger Betrieb. Die Wirte selbst bestätigten mir, dass
die Muttertags-Mittagessen und insbesondere Jausen, immer volle
Häuser bringen.
Aus vertraulichster Quelle wurde mir mitgeteilt, dass in der
Energieverwertungsagentur man fest damit gerechnet hat, einen
Staatssekretär im Handelsministerium zu bekommen. Bei einem Wahl-
sieg Kreiskys sollte dies Weiser sein, bei einem Wahlsieg der
ÖVP Fantl. Diesbezügliche Zusagen sollten vorgelegen sein. Ohne
dass wir natürlich so etwas recherchieren, sonst hiesse es gleich,
ich hätte an diesen Vorgängen irgendwie Interesse oder gar ver-
wende meine Kraft gegen diese Aktion, sollte man herumhören, um
weitere Details zu erfahren. Typisch und interessant ist für
mich, wie eine Aktion, oder besser gesagt Institution, wie eben
die Energieverwertungsagentur glaubt, ermuntert durch den Kurier,
dass ihre grosse Zeit angebrochen ist. Sie selbst, die bis jetzt
positiv kaum etwas erreicht hat, mit Ausnahme ihres Einsatzes
im Wohnungsförderungsgesetz beim Parlamentsausschuss des Bauten-
ministers, ist ihr bis jetzt ja überhaupt nichts Positives gelungen.
Die Agentur glaubt aber trotzdem, dass sie, wie niemand anderer
dafür prädestiniert wäre in die Regierung einen Vertreter zu entsen-
den, damit er dort grosse Politik machen kann. Typisch dafür ist,
dass es jede Regierung hätte sein können. Ich glaube, dass, wenn
tatsächlich Kreisky eine solche Idee hat, dies meine erste schwere
Auseinandersetzung mit ihm sein wird. So wie ich ihm zugestehe,
dass er selbstverständlich die Regierungsmannschaft nach seinem
Gutdünken zusammensucht und die Regierung nach seinen Bedürfnissen
zusammensetzt, so gilt dies auch selbstverständlich für mich, be-
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züglich meiner Mitarbeiter. Ich habe ihm diesen Standpunkt
1970 gleich zu Beginn ganz klar gemacht, als er Bedenken
äusserte, dass 3 fremde, also nicht beamtete, mein Büro bilden
sollten und ich damals auch klipp und klar erklärte, die oder
keine anderen, das ganze Team oder niemand. Bei Mitarbeitern
kommt es nicht nur darauf an, dass sie fleissig und tüchtig sind,
dass man sich auf sie verlassen kann, sondern, dass man auch
ein gewisses Vertrauensverhältnis, selbst wenn es anfangs nur ein
Vertrauensvorschuss ist, dem entgegenbringen muss. Sicherlich
kann man dabei auch auf Empfehlungen anderer zurückgreifen,
manchmal kann es sogar zweckmässig sein, Leute empfohlen zu be-
kommen, die man vielleicht selbst gar nicht kennt oder nicht
sehr genau kennt. Den Energiesparverein kennen wir aber in der
Zwischenzeit.
ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Was hast Du gehört.