Dienstag, 1. Mai 1979
Die Maifeier am Rathausplatz war im wahrsten Sinne des Wortes
ins Wasser gefallen. Es regnete bei den Anmarsch der Bezirke
wirklich sehr stark und vor allem war die Kälte sehr unangenehm.
Dies bemerkte ich ganz besonders auf der Tribüne am Rathausplatz.
Trotzdem waren meiner Meinung nach sehr viele Teilnehmer erschienen.
Dies erkläre ich dadurch, dass erstens doch einige wegen des
Schlechtwetters nicht weggefahren sind, andererseits aber erscheint
natürlich eine Teilnahme bei Schlechtwetter noch imponierender
als wenn die Sonne scheint.
Die Mai-Kundgebung in Hausbrunn an der tschechischen Grenze war
sehr gut besucht. Für diese kleine Ortschaft war wirklich alles
gekommen, was irgendwie mit den Sozialisten sympathisiert.
Sehr beeindruckt war ich eigentlich dann von den Veranstaltungen
der Wiener Organisation in der Innenstadt. An 3 Stellen, Graben,
Stock im Eisen und insbesondere bei der Oper, Fussgängerzone,
hatte ich Gelegenheit nicht nur kurze Ansprachen zu halten,
sondern vor einem wirklich interessierten Publikum Wahlreden
zu halten. Dass ich diese aktuell bezogen und mit entsprechende,
Gags versehen habe, war ganz klar. Ich forderte auch überall die
Leute auf zur Diskussion. Interessanterweise ist es nur dort
geglückt, wo die Landstrasse die Betreuung übernommen hat, nämlich
bei der Oper. Dort kamen teils unsere Leute und diskutierten mit
teils aber haben sich auch wirklich Gegner, resp. zumindest kri-
tisch interessierte, zu Wort gemeldet. Die beiden anderen Ver-
anstaltungen am Vogelweidplatz vor der Stadthalle und in Oberlaa
im Kurpark, sind im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen.
Schön langsam beginnt aber jetzt die Wiener Organisation auf
Hochtouren zu laufen. Ob und inwieweit die Wähler sich davon beein-
drucken lassen, wird sich am Sonntag zeigen. Die Funktionäre
wurden dadurch aktiviert. Selbst bei Schlechtwetter haben sie sich
zur Verfügung gestellt, was sicherlich eine gigantische Leistung ist.
Tagesprogramm, 1.5.1979