Mittwoch, der 18. April 1979

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Mittwoch, 18. April 1979

Beim Betriebsbesuch der Firma RESPO hat mir der Besitzer
Komm.Rat Zierhut mitgeteilt, dass er in seinen Waldviertler
Betrieben bis zu 60 Lehrlingen beschäftigt und noch mehr ein-
stellen wollte und könnte, wenn er die Ausnahmegenehmigung be-
kommen würde. Auch der Betriebsratsobmann der Firma ist der
Meinung, die Ausbildungsmöglichkeit wäre gegeben, die Voraus-
setzungen des Berufsausbildungsgesetzes könnten erfüllt werden.
Wenn man bedenkt, dass vielleicht gerade im Waldviertel jede
Ausbildungsmöglichkeit genützt werden sollte, dann glaube ich
müsste man einen Weg finden, diese Ausnahmegenehmigung auch
tatsächlich zu geben. Beim Betriebsbesuch hätte, wie mir der Be-
triebsratsobmann mitteilte, auch Bundesrat Steinle, von der Ge-
werkschaft der Textil- und Bekleidungsarbeiter teilnehmen sollen.
Mit ihm hätte man dieses Problem sofort besprechen können. Ich
selbst habe zwar keinerlei Zusicherungen gegeben, doch glaube ich,
dass man prüfen soll, ob nicht wirklich dieser Betriebswunsch er-
füllt werden kann.

ANMERKUNG FÜR BURIAN: MR Grumbeck hat übernommen, mit der Gewerbe-
sektion einen Weg zu suchen.

Die Firma Schuh hatte den guten Werbegag, "wanderbares Österreich",
durch eine Wanderwoche zu propagieren, zu diesem Zweck hatte sie
in ihr Verkaufslokal im XVI. Bezirk eine riesen Anzahl von Schul-
kindern und mit dem Fremdenverkehr verbundene Leute eingeladen.
Die Verkaufsräume waren voll, die Kinder teils sehbehindert, teils
aus SOS-Kinderdorf, teils Horte und Schulen, die in der Malerecke
dort Wandererlebnisse festhalten konnten, haben kleine Geschenke
von der Firma erhalten. Musikkapelle, Jodler und vor allem auch
von der Sophienalpe der Restaurateur, der Millirahmstrudel kochte,
gab eine richtige Festtagsstimmung. Ich durchschnitt ein Band,
Präsident Sallinger gab den Startschuss. Den Vertretern der Öster-
reichischen Fremdenverkehrswerbung gratulierte ich, dass sie
jetzt zumindetstens eine Handelsfirma dazu gebracht haben, sich an
unserer Aktion Bergerlebnis zu beteiligen. Reporter fragten mich
übrigens, was mich veranlasst, bei dieser Firma mitzutun. Ich ver-
sicherte, dass ich alle Gelegenheiten nütze um dem Fremdenverkehr


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Österreichs zu helfen und nicht nur bei Firmen mitwirke,
sondern auch bereit bin, Wanderungen, wie z.B. im Vorjahr
auf dem Schneeberg und in Vorarlberg durchzuführen.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Die österreichischen Fremdenverkehrs-
werbungsleute werden versuchen andere Firmen und Gemeinden dafür
zu gewinnen.

Präsident Fehle, der Internationalen Advertising Agentur berichtet
mir, dass die Aktion "net urassen" bis jetzt um 5.1 Mio. Schillinge
Werbeeinschaltungen in Zeitungen und ORF durchgesetzt hat. Im No-
vember soll jetzt noch eine Plakataktion starten und dann ist
die Plakataktion, die eine bedeutende Basiswerbung darstellt, abge-
schlossen. Der Wunsch der Organisation ist es, dass jetzt diese
Aktivität für Energiesparen sich einzusetzen fortgesetzt wird.
Für mich war es gar keine Frage, dass der einzige Verein, der ja
letzten Endes zu diesem Zweck gegründet wurde, die EVA, Prof.
Weiser, dazu berufen ist. Ich habe daher Präsident Fehle mitgeteilt,
ich werde aufgrund seines Berichtes der EVA jetzt einen Brief
schreiben, wo ich sie auffordere, diese Werbeaktivitäten fortzuset-
zen. Die notwendigen Mittel hat EVA bestimmt, denn ich kenne
zwar nicht das Budget, bin aber überzeugt, dass, wie mir Weiser
immer wieder versichert, die Hauptaufgabe ja in der Propaganda für
Energiesparen in diesem Verein liegt.

ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Bitte ein entsprechende Schreiben ver-
anlassen.

Bei der Überreichung des ÖPG-Ringes für Recycling von Dir. Neuhold
der ÖPG veranlasst, konnte ich mich für die Tätigkeit herzlichst
bedanken. Die Funktionäre dieses Vereines, der Präsident der Papier-
fabrik Mayr-Melnhof, ein Mitarbeiter Geiger von Bunzl & Biach und
andere Firmenvertreter versicherten mir, dass die österreichische
Lösung des Recyclings in allen andern westeuropäischen Staaten
Anerkennung findet. Nirgends wo gelang es durch diese Konstruktion,
Handelsministerium mit den Firmen und den Interessensvertretungen
gemeinsam eine so zweckmässig und verhältnismässig billige Orga-
nisation aufzubauen. Mit 4.3 Mio. Schilling Aufwand der ÖGP wird mit
geringstmöglichem Budget ein wirklich grösstmöglichster Sammeler-
folg erzielt. In den letzten Jahren gelang es sogar die karitativen


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Organisationen einzubauen und dadurch eine kontinuierliche
Abnahme zu garantieren und damit auch eine gewisse kontinuier-
liche Beschickung der Verarbeitungsfabriken zu erreichen. Neuhold
arbeitet derzeit daran für die alten Autoreifen eine Lösung zu fin-
den. Mit den Landesregierungen, denn alle diese Sammeltätigkeit
liegt ja kompetenzmässig bei den Ländern, hat er bis jetzt erfolg-
reiche Gespräche. Jedes Land ist daran brennendst daran interessiert,
wenn er allerdings dann einfache Forderungen stellt, dass man ihm
Deponien zur Verfügung stellt, kommen schon die grossen Schwierig-
keiten. Trotzdem glaube ich wird Dir. Neuhold imstande sein, dieses
Problem zu lösen. Als neueste Aktivität will er von den Retour-
flaschen die Kapsel, d.h. die Schraubenverschlüsse als Altaluminium
wieder verwenden. Die ÖPG wird auch durch die Preiserhöhung von Pla-
stik in diesem Jahr um fast 50 % grosse Schwierigkeiten zu über-
winden haben. Da für die Textilsammlung 4 Mio. Stück Plastiksäcke
benötigt werden, werden die Firmen 1 Mio. Schilling aus der Öl-
preiserhöhung mehr zu bezahlen haben.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Lass einmal eine finanzielle Aufstellung
über die Aufwendung und den Wert des Sammelgutes machen.

Der Bürgermeister von Hohentauern, Fröhlich, ersucht mich um
Unterstützung, dass ein grosser Hotelbau, 400 Mio. Schilling Inve-
stition bei ihm von den Deutschen errichtet werden kann. Allbau
in Würzburg, der Vertreter ist Rudi May, hat ihm gegenüber ver-
sichert, sie könnten sofort dieses Bauwerk beginnen, wenn sie die
nötigen Devisentransaktionen von der Nationalbank genehmigt be-
kommen. Bezüglich des Eigenmittelanteils von 1/3 hätte die National-
bank schon die Zusicherung gegeben. Jetzt geht es darum, dass die
Fremdfinanzierung grösstenteils auch durch die Nationalbank ge-
nehmigt wird. Da die Magnesit-Beschäftigung von 300 auf 34 zurück-
gegangen ist, braucht die Gemeinde dringend diese Aktivität. Ich
habe am Abend mit GD Kienzl und vor allem für den für Devisenzu-
teilung und Genehmigung zuständigen Direktor Rieger gesprochen.
Dieser hat mir versichert, er wird sich positiv mit dem Bürger-
meister über dieses Projekt unterhalten.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte Fröhlich, 0361/202 verständigen.



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Die Belegschaftsvertretung von der Firma Ingelen ist er-
schienen, um über den Verkauf der Firma mit mir zu verhandeln.
Rosenbaum, der in Pforzheim sitzende für Wien zuständige Direktor
hat ihnen erklärt, das Gebäude und die technischen Einrichtungen
werden verkauft. Er ist bereit, wenn ein Käufer sich findet, beson-
ders günstige Konditionen zu gewähren. Die Belegschaft ist der
Meinung, es müsste gelingen, dass auch die ITT Deutschland zu-
stimmt, dass der Name Ingelen mitverkauft werden darf. Sie haben
in den vergangenen Jahren stets aktiv abgeschlossen. Nur 1978 haben
sie einen Verlust von 2 Mio. Schilling gehabt. Die Firma musste
seit 1966 – da wurde sie von ITT erworben – systematisch ihre Produk-
tion nur auf Farbfernseher konzentrieren. Die Radio- und Stereoanlagen-
produktion wurde von ITT nach Raststadt, Deutschland, gelegt. Dort
wurde aber ihm Vorjahr auch diese Fabrik geschlossen und 900 Be-
schäftigte gekündigt. Jetzt hat man als Begründung von den Betriebs-
räten, ohne dass die Firma dies zugibt, die Teilfertigung nach Singa-
pur verlegt, weshalb das Werk in Bochum mit 1.500 Beschäftigte unter-
beschäftigt ist und deshalb die Ingelen-Produktion übernehmen soll.
Das Werk würde daher 400 Beschäftigte verlieren, davon 74 jugoslawische
Gastarbeiter. Ingelen würde mit 150 Vertriebsservice-und Handelslei-
stungen weiterhin am Markt bleiben. Die Industriesektion, Wanke und
Goldmann werden sich sehr bemühen zu versuchen, ob wir einen Käufer
finden können. Sollten es die Amerikaner sein, was ich allerdings
nicht glaube, dann werden sie sicherlich ihre eigenen Marken hier
einführen und produzieren oder teilproduzieren wollen und werden
gar nicht so sehr auf den Markennamen Ingelen angewiesen sein. Da
ich den Präsidenten Czettel von der Arbeiterkammer, der gleichzeitig
Gewerkschaftsobmann von der Ortsgruppe und von Wien für Ingelen zu-
ständig ist, nicht erreichte, werde ich selbstverständlich ver-
suchen, sobald als möglich mit ihm dieses Problem zu besprechen.

ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Bitte mit Czettel verbinden.

Eine Frau Maria Seiler, die behauptet dass ich ihre Mutter gut
gekannt habe – es könnte sich da nur um die seinerzeitige Bot-
schafterin des Aussenministeriums handeln – erklärt, sie hätte
mit den amerikanischen grossen Kohlenfirmen besten Kontakt.



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Sie möchte von mir jetzt wissen, wohin sie amerikanische Kohle
in Österreich liefern kann. Sollte sie genauere Dispositionen
bekommen, so würde sie mit ihren Verbindungen in Amerika
äusserst günstige Preise herausschinden können. Sie sprach von
42 bis 22 Dollar für die Tonne. 106 Werte konnte sie aller-
dings nicht angeben. Ich verwies sie auf die VÖEST-Alpine für
die Grossindustrie resp. an die Verbundgesellschaft für die Elek-
trizitätswirtschaft.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Frage gelegentlich nach, was aus dieser
Idee geworden ist.

Bei der Betriebsrätekonferenz auf der Landstrasse berichte ich
an Hand der konkreten Beispiele ITT, Ingelen, Eisert, Waldviertel,
wie schwierig es ist, die Vollbeschäftigung aufrecht zu erhalten.
Gerade an Hand so praktischer Beispiele habe ich das Gefühl kann
man den Arbeiter und Angestellten ganz deutlich die Problematik
unseres Wirtschaftssystems, aber auch unserer Bemühungen um eine
volle Beschäftigung demonstrieren. Was mir nur leid tat ist, dass
es dabei keinerlei Diskussionen gab.

Bei dem Wirtschaftsforum der Kreditangestellten hielt ich den Vor-
trag über die Energieproblematik jetzt und auf lange Sicht.
Hier konnte ich vor Fachleuten, die wirkliche Problematik einge-
hend darlegen. Der Vorsitzende Proske hatte mir mitgeteilt, er
wird mit der Zentralsparkasse, wo der Vortrag stattfindet und
die diesen Verein protegiert, eine Presseaussendung machen. Satzinger
wird mit Proske die Details besprechen. Ausser den Massnahmen, die
wir für die Erzeugung von Energie schon ergriffen haben und die
Sparmassnahmen, welche der Energiebeirat vorgeschlagen hat, habe ich
besonders auf das neue Projekt agrarische Überschüsse in Alkohol
zu verwandeln und Benzin beizumischen, erörtert. Ich hätte erwartet,
dass es darüber eine grössere Diskussion gibt. Stattdessen war
ich überrascht, doch nur Anregungen oder Beschwerden über stärkeren
Ausbau der Geothermik, der Kleinkraftwerke und der Kraftwärmekupplung
zu hören. Insbesondere die Angriffe, dass wir zu wenig für Klein-
kraftwerke tun, konnte ich dadurch abwehren, dass ich den Präsi-
denten des Vereines Generaldirektorstellvertreter Fremuth ersuchte,
über die Aktivitäten des Vereines selbst zu berichten. Was die dort
Anwesenden aber erwarteten war, dass der Staat grössere Subventions-


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beträge für Firmen oder sonstige Interessenten die Kleinkraft-
werke betreiben wollen, zur Verfügung stellen.

ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Bitte versuche auch diese Aktivitäten im
Pressebericht aufzunehmen.

Die Mitgliederversammlung der Sektion I und II auf der Landstrasse
verlief wie üblich. Dr. Burian, der vor einiger Zeit dort eine Ver-
sammlung abhalten sollte und zu seiner grössten Verwunderung
dann vor geschlossener Tür stand, hat also eigentlich nichts
versäumt. Trotzdem ist es für die Wiener Organisation typisch.
Unser Obmann der SJ von Wien ist gleichzeitig dort Sektions-
leiter, ein sehr aktiver junger Mann. Durch seine SJ-Tätigkeit
hat er in die ansonsten sehr veraltete und wahrscheinlich schon
längst zusammengebrochene Sektion einige junge Leute gebracht.
Ob sie sich dort wohl fühlen kann ich nicht beurteilen, bezweifle
es aber. Da die Sektionsaktivität eben den typischen Sektionsablauf
immer wieder hat, bin ich nicht ganz überzeugt, dass die jungen
Leute mit dieser Parteiarbeit ganz zufrieden sind. Sie könnten sie
allerdings anders gestalten. Warum sie dies nicht machen, weiss ich
nicht. Wahrscheinlich geht es aber eben, wenn man dann die konkrete
Sektionsarbeit leisten muss, gar nicht anders. Es gab bei diesem
Sektionsabend aber wenigstens eine kleine Diskussion, was mich
eigentlich positiv überrascht hat.

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Tagesprogramm, 18.4.1979

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hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


Tätigkeit: Branchenreferent HM


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    Tätigkeit: Beamter HM


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        Tätigkeit: SChef HM
        GND ID: 12195126X


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          GND ID: 119100339


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            Tätigkeit: Präsident AK
            GND ID: 121924882


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: Büro des Bundesministers


              Einträge mit Erwähnung:
                GND ID: 115563237


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                  Tätigkeit: MR HM


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: MR, Büro des Bundesministers


                    Einträge mit Erwähnung:
                      Tätigkeit: Zahlungsbilanz-Büro OeNB


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: Büro des Bundesministers (Sekretärin)


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: SPÖ-BR-Abg., NÖ; Obmann Textilarbeitergewerkschaft


                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: Energieverwertungsagentur


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                              Tätigkeit: Vors. IAA


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                                Tätigkeit: Handelskammer-Präsident


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