Mittwoch, der 28. März 1979

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Mittwoch, 28. März 1979

Dieses Mal war der Grundkurs der Lebensmittelarbeiter im
Hueber-Haus sehr gut besucht. Während wir bei anderen Grund-
kursen das Problem haben die Freistellung der Betriebsräte
und sonstigen Teilnehmern von den Firmen zu erreichen, hätten
diesmal sogar mehr sich gemeldet, als Platz gewesen ist. Es gab
auch stets eine lebhafte Diskussion über jeden vorgetragenen
Gegenstand. Am meisten verwundert mich aber, wie viele Auto
jetzt beim Hueber-Haus parken. Erfreulicherweise werden es
wirklich von Jahr zu Jahr mehr.

Die Betriebsräte der Pauker Werke mit dem Werkdirektor aus Florids-
dorf und dem Verkaufsdirektor sind überraschend erschienen, um sich
wegen der Nichtentscheidung der GKT über das kalorische Kraftwerk
Zwentendorf zu beschweren. Ihrer Information nach geht diese Ent-
scheidung ausschliesslich auf die ablehnende Haltung des Handels-
ministeriums zu einem Gas-Ölkraftwerk zurück. Einige unglückliche
Äusserungen von SChef Frank, dass es ein Kohlekraftwerk werden muss,
wenn die SGP dies nicht so schnell entwerfen und bauen kann, dann
muss man eine ausländische Firma heranziehen., mit SGP-Betriebs-
räten will er nichts mehr reden, haben die Kollegen furchtbar aufge-
bracht. Im Pauker-Werk wurde diese Arbeit fest eingeplant und mit
600.000 Stunden festgelegt. Daher wurden sehr schlechte Aufträge,
die man sonst hätte nehmen müssen, abgelehnt. Jetzt ergibt sich in
der Werkstätte ein riesiges Loch. Nach stundenlanger Diskussion
einigten wir uns darauf, dass die Betriebsräte und die Direktion
mit der Verbundgesellschaft versuchen sollen, eine entsprechende
Ersatzlösung zu verhandeln. Ich verwies darauf, dass auf alle
Fälle ein kalorisches Kraftwerk sicherlich zur Ausschreibung gelangt.
Fraglich ist natürlich, ob die SGP dann den Zuschlag bekommt. Bei
Voitsberg III ging der Kessel auch an Waagner-Biro. Um jeden dieser
Grossaufträge entsteht ein ungeheurer Konkurrenzkampf. Meine Funktion
ist ausschliesslich, darauf zu achten, dass womöglich eine öster-
reichische Firma zum Zuge kommt, Welche es letzten Endes zugeschla-
gen erhält, liegt ausschliesslich in der Verantwortung der Organe
der auszuschreibenden Gesellschaft. Sehr schnell meinten die Betriebs-
räte könnte ein zweites Korneuburg, 270 MW, 460 Mio. Schilling der
Kessel, sozusagen dupliziert werden. Das Problem welches ich sofort
ihnen sagte ist, dass Korneuburg eigentlich veraltet ist. Der Wir-
kungsgrad ist 42%, während das beabsichtigte duplizierte Simmering-


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Werk in Zwentendorf 46% Wirkungsgrad hatte, durch die vorgeschaltete
Turbine. Die Betriebsräte waren der Meinung, dass ich persönlich
unbedingt auf ein Kohlekraftwerk bestehe, um keinen Gesichtsverlust
zu erleiden. Ich machte ihnen klar, dass sie hier vollkommen falsch
liegen. Mit geht es überhaupt nicht um ein Prestige oder Gesichts-
verlust, sondern ausschliesslich darum, ob es zu einer erträglichen
auf gesellschaftlichen Konstruktion kommen kann. Alle Kraftwerke,
die von mehreren Gesellschaften rechtzeitig geplant, finanziert
und dann womöglich noch betrieben werden, sind Krampflösungen.
Dies stellt sich jetzt genauso wieder bei der Konstruktion des Er-
satzkraftwerkes für Zwentendorf heraus. Die Betriebsräte erklärten,
sie werden jetzt sofort mit Bandhauer Kontakt aufnehmen, um zu klären,
welche Absicht die Verbund hat und ob nicht doch vielleicht Korneuburg
gebaut werden kann. Ich empfahl ihnen, auch mit GD Gruber von der
NEWAG zu sprechen, denn dieser beabsichtigt ja auch ein entsprechend
grosses kalorisches Kraftwerk zu errichten. Ich habe bei einem Tele-
fongespräch, das Benya wegen Intervention für Himberger, Kleinkirch-
heim, mit mir führte, dann sofort über die Situation bei Pauker-
Werk informiert.

ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Bitte kläre, was die Verbundtechniker zu
Korneuburg sagen.

Die Firma Dynafit, eine der vier grossen Skischuhfabrikanten in
Österreich, die 80% ihrer Produkte exportiert, wollte mir unbedingt
ein Paar Skischuhe schenken. Ich war gerne bereit für den Fotografen
sozusagen zu probieren, zu posieren. Da ich aber mit den alten
Skischuhen vollkommen mein Auslangen finde, diesen sogar durch
experimentellen Einbau von einem Holzkeil für meinen zerschossenen
Fuss jetzt äusserst befriedigt bin, habe ich den Skischuh irgend
jemand anderem zur Verfügung gestellt. Wer ihn braucht, soll ihm
von mir aus jahrelang verwenden und wenn er ihm dann weggibt, mir zu-
rückgeben. Zugegebenermassen hilft der Hinweis, der österreichische
Handelsminister probiert Dynafit und fährt damit, vielleicht den
Propagandisten, Marketing-Leuten von Dynafit. Auf alle Fälle erklärte
ich ihnen, sie könnten mit den Bildern machen, was sie wollen.



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Mit Steyr-Daimler-Puch, GD Malzacher und Stellvertreter Feichtinger,
besprach ich die Beschwerde vom rumänischen Maschinenminister
Avram, Vorsitzender der Gemischten rumänisch-österreichischen
Kommission, die bis jetzt nicht zustandegekommene Unterzeichnung
eines Kooperationsvertrages. Steyr-Daimler-Puch ist nicht sehr
glücklich über den abgesprochenen Text, weil er nichts anderes
beinhaltet als wieder eine Absichtserklärung. Danach sollen schwere
LKW-Motore nach Rumänien geliefert und dafür Führerhäuser von den
Rumänen gefertigt zurückgeliefert werden. Würde es sich um einen
konkreten Vertragsabschluss handeln, wäre Steyr-Daimler-Puch glück-
licher. Wir einigten uns darauf, dass es sich vielleicht wieder um
einen Schritt näher zu einem wirklichen Vertragsabschluss handelt.
Vielleicht brauchen die Rumänen aus optischen oder innenpoliti-
schen Gründen einen solchen weiteren Vorvertrag. Auf alle Fälle werden
sie mir den Briefentwurf schicken, wo nach Ostern ein konkreter
Abschlussverhandlungstermin für Wien vereinbart wird. Für mich ist
und war es nur wichtig, Avram zu beweisen, dass ich seinen Wunsch
sofort durch persönlichen Besuch und sogar erfolgreichen Abschluss der
Verhandlungen mit Steyr-Daimler-Puch ihm mitteilen kann.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte Briefentwurf mir zeigen und dann sofort
abfertigen lassen.

Malzacher gab mir die Abschrift eines Briefes von Steyr-Daimler-Puch
an den österreichischen Botschafter wegen der Kürassier-Lieferungen
nach Saudi-Arabien. Da der Ölminister Yamani mit Kreisky, Androsch,
Nussbaumer und mir eine Aussprache hat, ersuchte er mich bei dieser
Gelegenheit auf dieses Problem zu sprechen zu kommen. Kreisky hatte
einleitend sofort bei dem Gespräch festgestellt, dass er in einem
Vieraugen-Gespräch das Problem Kfir, welches Steyr-Daimler-Puch und
VÖEST sehr berührt, bereits bereinigt hat. Kreisky hat Yamani zuge-
sichert, dass nicht die Absicht besteht Kfir in Österreich zu kaufen
und dass wahrscheinlich auch die österreichische Firma, die sich um
ein Flugzeugmontage- und Reparaturwerk bemüht, kaum gegründet wird,
Da Kreisky bei den Arabern einen äusserst guten Namen und Ruf hat,
glaube ich schon, dass sie im jetzt endlich, diese, seine letzte
Stellungnahme abnehmen. Malzacher, den ich abends beim Essen dann
über dieses Ergebnis informierte, war darüber sehr glücklich. Die
Kürassierexporte gehen äusserst gut, der Preis beträgt 13 Mio. Schilling


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Das österreichische Bundesheer bezahlt natürlich wesentlich
weniger, um die 10 Millionen. Da der Hauptteil der Produktion
jetzt schon in den Export geht, ist es für Steyr lebenswichtig..
Hätten die arabischen Staaten wegen des Kfir-Projektes ihre Be-
züge wirklich eingestellt, wäre dies für die Steyr-Werke eine
Katastrophe gewesen. Die Araber hätten dann aber sicherlich nicht
nur Kürassiere abgelehnt, sondern jedwede Projekte aus Österreich.
Zumindestens haben sie dies immer wieder angedroht. Die Ölsituation
ist nach Yamani's Meinung äusserst kritisch und wird es weiter
bleiben. 1978 bestand, solange Iran noch geliefert hat, eine ge-
wisse Überlieferung. Seit dem Iran-Ausfall ist eine Knappheit und
die wird immer bleiben. Die von der IEA angekündigte 5%ige frei-
willige Einsparung wird sich kaum durchführen lassen. Insbesondere
die Amerikaner verbrauchen wesentlich mehr als sie sollten. Wie lange
die Iraner noch so wenig liefern können, steht nicht fest. Die Saudi
haben von 8.5 Mio. Barrel per day auf 9.5 Mio. aufgestockt. Ent-
scheidend ist, dass nach Meinung von Yamani, wenn ich diese richtig
verstanden habe, 5 Mio. Barrel im Spot-Market sich abwickeln. Dort
werden bis zu 20 und mehr Dollar dafür bezahlt.

ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Bitte lass einmal die Ölerzeuger- und Ver-
brauchsziffern der wichtigsten Länder zusammenstellen.

Bilateral fragte mich Kreisky, ob wir irgendwelche Probleme haben.
Ich verwies darauf, dass wir im vergangenen Jahr für 655 Mio. Schil-
ling importiert und für 1,549,000.000 exportiert haben. Dabei ging
der Import um 100 Mio hinauf und der Export um 200 Mio. zurück gegen-
über 1977. Die Importsteigerung ist auf höhere Ölbezüge der Inter-
nationalen zurückzuführen. Die ÖMV hat, wie mir GD Bauer am Abend
dann auch dezidiert dann noch erklärte, bis jetzt keine Chance ge-
habt von den Saudi in direkten Ölbezug zu kommen. Sie würden sehr
gerne 500.000 To Öl kaufen, haben aber keine Lieferzusage erhalten.
Kreisky bemerkte mit recht, dass die Exportmöglichkeiten in Saudi-
Arabien viel grösser sind, als die österreichischen Firmen dies
nützen. Mein Hinweis war – und Yamani bestätigte dies – dass dort
ein ungeheurer harte Konkurrenzkampf herrscht. Die österreichischen
Projekte sind meistens zu teuer. Kreisky meinte, man sollte eine
Ausstellung in Dschidda veranstalten. Investitionen von Saudis in
Österreich wären möglich, insbesondere auf dem privaten Sektor.



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Voraussetzung dafür ist, dass sich die Banken, also das
Finanzkapital dafür interessiert. Von Saudi's Seite käme die
National Commercial Bank oder die Saudi Finance Cooperation
in Frage. Kreisky versuchte auch zu klären, ob die Saudi sich
an der Papierfabrik in Indonesien beteiligen würden. Yamani
meinte nur, dort gibt es genügend und gutes Holz. Kreisky ver-
wies darauf, dass Österreich an diesem Projekt sehr interes-
siert ist und als Referenz erwähnte er die Kamerun Papierfabrik
wo sich ja bekanntlicherweise 1/2 Dutzend West- und Oststaaten
beteiligen.

Beim Abendessen hatte ich Gelegenheit mit GSekr. Reitbauer vom
Aussenamt wegen der 10 Mio. Stück Zündhütchen Export von der
Hirtenberger nach Chile zu sprechen. Kreisky steht diesem Projekt
neutral gegenüber. Auf alle Fälle wünscht er nicht eine Ablehnung
um die Hirtenberger nicht neuerdings wegen der Produktionsmög-
lichkeiten zu verärgern. In Niederösterreich, insbesondere
Hirtenberg, spielt die Lösung in Radmer eine Granatproduktion
aufzuziehen, noch immer eine grosse Rolle. Kreisky will wahr-
scheinlich deshalb, dass jetzt womöglich alle Exportgeschäfte,
die für Hirtenberg ja wirklich lebenswichtig sind, genehmigt
werden. Reitbauer selbst erklärte mir, er hätte keine Bedenken
dieses Geschäft zu genehmigen, wird aber neuerdings mit Aussen-
minister Pahr darüber sprechen, der heute in der Nacht zurück-
kommt.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte endgültige Stellungnahme des Aussen-
ministeriums klären.

Reitbauer hätte grösstes Interesse daran, in das ehemalige
Grand-Hotel, derzeit Sitz der Internationalen Atomenergiebehörde,
mit seinem Aussenamt einzuziehen. Dort hätten sie genug Platz,
könnten die Sektionen auf die einzelnen Stockwerke verteilen und
wären nicht mehr so gedrängt und zersplittert wie jetzt im Bundes-
kanzleramt. Ganz sicher, ob alle Aussenminister, insbesondere die
zukünftigen, wirklich dort hin wollen, ist er sich allerdings nicht.
Er glaubt, dass natürliche viele, womöglich in unmittelbarem Gesichts-
kreis, d.h. Nähe des Bundeskanzler sein wollen. Wahrscheinlich wird
das Aussenministerium optisch tatsächlich verlieren, wenn es vom


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Bundeskanzleramt wegzieht. Ich persönlich erklärte, bin aller-
dings überhaupt der Meinung, nachdem wir A I Hotels in Wien
dringendst brauchen, dass dort wieder das Grand Hotel entstehen
sollte. Die Lösung wäre, die Konferenzräume als Repräsentations-
räume zu belassen und natürlich die Büroraume mit neuen sanitären
Anlagen ausgerüstet, dann wahrscheinlich supermodern herrichten
zu können.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Was kostet die Investition dafür?

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Tagesprogramm, 28.3.1979


Tätigkeit: Finanzminister
GND ID: 118503049


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    Tätigkeit: GD Steyr-Daimler-Puch


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      Tätigkeit: MR HM


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        Tätigkeit: Büro des Bundesministers


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          Tätigkeit: ÖGB-Präs., NR-Präs.
          GND ID: 119083906


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            Tätigkeit: saudi-arab. Ölminister


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              Tätigkeit: BMW? Steyr-Daimler-Puch?


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                Tätigkeit: GD Verbund


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                  Tätigkeit: rum. Maschinenbauminister


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                    Tätigkeit: Chef Energiesektion


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                      Tätigkeit: Staatssekretär BKA


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                        Tätigkeit: GD ÖMV


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                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: Bundeskanzler
                            GND ID: 118566512


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                              Tätigkeit: GD NEWAG


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                                Tätigkeit: Gen.sekr Außenamt


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