Mittwoch, der 21. März 1979

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Mittwoch, 21. März 1979

Beim Betriebsbesuch bei Plasser & Theurer wurden wir von der
zuständigen Parteiorganisation, dem Betriebsrat aber auch vom
Generaldirektor und dessen Stellvertreter durch den Betrieb
geleitet. Nach wie vor ist für mich die Frage, ob gerade vor den
Wahlen ohne eigentlich einen spezifischen Anlass ein solcher
Betriebsbesuch positive Wirkungen hat. Auf den Betriebsrat und
die Direktion sicher. Ich weiss nur nicht wie die Arbeiter darauf
reagieren. Diese erst 25 Jahre alte Firma hat einen gigantischen
Aufschwung genommen. Sie exportieren in 92 Staaten, hat einen Um-
satz von 1,8 Mia. S, da die Firma öfters bei dem Export Schwierig-
keiten hat und ich ihnen gelegentlich ein wenig helfen kann,
bin ich dort in der Direktion und beim Betriebsrat sozusagen
gut angeschrieben. Ich besprach mit dem Generaldirektor, der sich
bei mir wegen Auszeichnung seines japanischen Geschäftsfreundes
bedankte, dass auch andere von ihm vorgeschlagene Ausländer
solche Auszeichnungen bekommen können. Wir nützen diese Möglich-
keit noch immer viel zu wenig.

ANMERKUNG FÜR BURIAN UND HAFFNER: Bitte den Firmen diese Möglich-
keit zu erörtern.

Die Fa. Banner-Batterien hat jetzt auf Blei-Antimon eine
neue Batterie-Form entwickelt. Das know how hat sie von einem
amerikanischen Geschäftsfreund bekommen. Patentrechtlich lässt
sich nichts schützen, das know how ist sozusagen das Drum und
Dran dieser neuen Generation. Sie muss weniger gewartet werden,
bei der Aufladung vergast kein Wasser, sie ist ein Jahr jederzeit
betriebsbereit, wird diese Generation sicherlich bald in
allen Fabriken erzeugt werden. Wieviele von den jetzt noch be-
stehenden 4 Akkumulatorenfabriken, früher waren es 14, diese
neue Batterie erzeugen wird können und damit überleben, wird
sich erst herausstellen. Vor etlicher Zeit, es ist glaube ich
jetzt schon zwei Jahre her, wurde mir bei Varta damals bereits
angekündigt, dass diese neue Batterie früher oder später kommen
wird. Die Besitzer von Banner, der Senior-Chef mit zwei
Söhnen, der eine Kommerzialist, der andere technischer Ingenieur
sind von Vorarlberg nach Oberösterreich gezogen und haben dort
einen wirklich rationell arbeitenden Betrieb errichtet. Die


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Arbeit ist dort in einzelnen Abteilung so schlecht, dass
sie Bleibe-Prämien für Neueingetretene bezahlen. 4.000 S
im ersten Jahr und die Pressekonferenz war verhältnismässig
sehr gut besucht. Es war ihre erste von ihrem PR-Mann
geschickt organisiert. Beim Betriebsbesuch, wo es noch
dazu viele Gastarbeiter gab, kamen mir übrigens dieselben
Bedenken wie bei Plasser & Theurer.

Die Auszeichnung, das Staatswappen zu führen und vor allem
den Orden für Frau Raml, Reisebüro Linz, wurde für die dortigen
Anwesenden zu einem grossen festlichen Ereignis. Nicht nur
ein halbes Dutzend Redner, sondern auch zwischendurch stets
Musik hätten diese Veranstaltung sicherlich von 12 bis 4 Uhr
ausgedehnt. LH Ratzenböck kannte dieses Programm und kam
später, sich sehr geschickt entschuldigend, weshalb ich
dann die Gelegenheit wahrnahm und ersuchte, die Festredner
und das Essen nach meiner Übergabe der Auszeichnungen durch-
zuführen. In der Laudatio hat ein Senatsrat der Linzer
Gemeinde und befreundeter ehemaliger Fremdenverkehrsverantwortliche
von Linz darauf verwiesen, dass in den 30-er-Jahren Raml
äusserst preisgünstig Inlandsfahrten, aber auch Auslandsfahrten
organisierte. Um 500.– S nach Rom und 2 Tage um 48 S zum Gross-
glockner. Natürlich konnte ich mir nicht verkneifen, die
damaligen Verdienste in Erinnerung zu rufen. Mein Vater als
Strassenbahner, sozusagen damals ein beneideter Fix-Angestellter,
fast würde man heute sagen Privilegierter, hatte 160.–
verdient und mein Schwiegervater, arbeitslos mit 3 Kindern,
48.– S Arbeitslosenunterstützung bekommen. Eine Familie
musste also damals ein Monat leben, was zwei Tage Reise zum
Grossglockner kostete. Damit glaube ich war die Relation
wieder hergestellt. Man hatte vollstes Verständnis, dass
ich eben nicht so lange bei einer Veranstaltung bleiben kann,
obwohl ich mir vorgenommen habe, dies anders in Zukunft
zu organisieren. Ich möchte ungefähr wissen, wie es abge-
wickelt wird, dann kann ich es besser einteilen, dass ich
nicht sozusagen erst im letzten Moment eine für mich akzeptable
Lösung dort vorschlage.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Bitte in Hinkunft Versuche festzustellen,
ob es sich um eine festliche lange sozusagen grosse Feier han-
delt.



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Castellez von der Österr. Kontrollbank verständigt mich,
dass er bei seinem OÖ. Besuch die Fa. Dr. Fehrer besucht hatte.
Dieser sagt überall, er hat nur zwei Freunde, mit denen er
reden kann und die ihn unterstützen, nämlich Castellez und mich.
Wieso ich zu dieser Ehre komme, ist mir nicht ganz klar, aber
sie dürfte stimmen. Hätte ich mehr Zeit gehabt und wäre vor allem
sein Ansuchen vom Forschungsförderungsfonds schon entschieden,
dann hätte ich ihm bei dem heutigen Linz-Besuch auch gleich
aufgesucht. Castellez ersuchte mich neuerdings alles daran
zu setzen, dass der Forschungsfonds unterstützt. Ich bin über-
zeugt, dass Firnberg ihm hier weitestgehend entgegenkommen will
und wird. Sie hat es mir nämlich auch versprochen.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte falls etwas schief gehen sollte,
zeitgerecht Information verlangen.

Castellez teilt mir auch mit, dass der Koreaner, die vereinbarten
Zahlungen grösstenteils einhalten. Das grösste Problem stellt
jetzt die Türkei dar mit 3 Mia. ausstehenden Krediten. Sudan
mit 2 Mia. kriegt nach wie vor keinerlei neue Exportkredite.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Die Sektion II sollte hier ständige Infor-
mationen einholen und berichten.

Mit Min.Rat Würzl, Sekt.Chef Jaogda, Hofrat Puffler, Burian
und Haffner besprachen wir die zukünftige Fremdenverkehrs-
konzeption. Würzl ist mit Recht der Meinung, dass die von Kienzl
und seinen Leuten zusammengestellten Möglichkeiten eines neuen
Konzeptes zu wenig durchdacht, zu verschieden und vor allem
zu divergent sind. Als Denkanstösse habe ich erklärt, sind
sie aber sicherlich von allgemeinem Interesse, Ich selbst werde
insbesondere die Konzeption: abbrechen, neu bauen, die zukünftige
grössere Freizeit mehr nützen und ein sehr konkretes Finanzierungs-
konzept dort vertreten. Ich bin sehr gespannt, ob dies einschlagen
wird und ob wir die zu erwartende Publicity bekommen.

Die Holocaust-Diskussion auf der Landstrasse mit Jugendlichen,
wo tausende angeschrieben wurden, war ein richtiggehendes
Debakel. Es kamen zwar 20 Teilnehmer aber fast alle hatte ich
als aktive sozialistische Jugendliche oder JG und drei ältere
Genossen genau gekannt. Einmal mehr hat sich bei mir die Über-


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zeugung gefestigt, noch so schöne und weitgestreute Einladungen
bringen nichts, man muss versuchen, auf andere Weise an die
Leute heranzukommen. Wahrscheinlich ist die einzige Mög-
lichkeit die Passagendiskussion, wo man wesentlich mehr Kontakt
mit einer grossen Mengen von Wählern bekommt.

Bald hätte ich vergessen, dass auch eine Delegation der
Betriebsräte von der ÖFVW bei mir war, um zu protestieren,
dass die Geschäftsführung nicht mit ihnen über Betriebsverein-
barung gefragt werden, wieso sie solche Verhandlungen abgelehnt
haben.

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Tagesprogramm, 21.3.1979


Tätigkeit: MR, Büro des Bundesministers


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    Tätigkeit: Direktor Kontrollbank


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      Tätigkeit: MR, Leiter Gruppe FV u. Gewerbeförd. HM


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        Tätigkeit: Leiter Sekt. III HM


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          Tätigkeit: MR HM


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            Tätigkeit: Reg.R HM


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                  Tätigkeit: Wissenschaftsministerin
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