Mittwoch, der 28. Februar 1979

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Mittwoch, 28. Feber 1979

Bei der Pressekonferenz mit den Welser resp. OÖ. Zeitungen
an der die Kronen-Zeitung, das Tagblatt, Linzer Volksblatt
und die Welser Zeitungen teilnehmen, gab es nur ein einziges
Thema, das sofort der ORF-Vertreter fragte, wie ich jetzt
die Situation der Aufnahme der Welser Messe in die internationale
Messe-Organisation UFI beurteile. Vorher hatte mir schon der
Bürgermeister Spitzer gesagt, er sei auf die Wiener ungeheuer
verärgert und mit Gen.Dir. Hintschig spricht er überhaupt nicht
mehr. LR Neuhauser meinte, Hintschig hat eindeutig sein Wort
gebrochen, Präs. Pamer, ein ÖVP-Mann, veranlasste, dass Sekretär
der Messe Pummer mit ein Schreiben von der UFI zeigte, wonach
klipp und klar drinnenstand, Hintschig hätte verhindert, dass Wels
zur Diskussion gestellt wurde. Die Welser Messe beabsichtigt nicht
mit ihren grossen Veranstaltungen Mitglied zu werden, da sie ja
die Gebühr zur UFI nach m²-Ausstellungsfläche bezahlen müsste.
Die Fleischer- und Bäckerausstellung innerhalb der Welser
Messe kann auch nicht herangezogen werden, weil diese nicht aner-
kannt würden. In Frage käme nur Austro-Shop, da in diesem Fall
nur zwei Hallen benützt werden und hätte Hintschig zugestimmt,
so hätte bei dieser Austro-Shop bereits ein Beobachter kommen
können und das Aufnahmeverfahren wäre positiv gelaufen. Da
Austro-Shop nur alle drei Jahre veranstaltet wird, ist diese
Gelegenheit vertan.

Auch bei den Eröffnungsansprachen von Präs. Pamer kam die
Bemerkung, auch wenn Wels nicht anerkannt ist, es wird sich
durchsetzen. Bgm. Spitzer wurde schon wesentlich deutlicher und
aggressiver und meinte, man wird sich gegen das zweite W
zur Wehr setzen. LR Trauner sowie der Bürgermeister meinten,
der Minister müsste hier eingreifen. Ich ging natürlich auf diese
Bemerkungen ein und stellte, so wie bei der Pressekonferenz, klar,
dass ich mich weiter bemühen werde, eine Lösung zu finden.
Austro-Shop als Ladenbau-Ausstellung gab mir auch Gelegenheit,
um einige Bemerkungen über die zukünftige Entwicklung der Klein-
händler und Grossmärkte-Diskonter-Ketten usw. zu machen. Ich
habe niemandem nach dem Mund gesprochen sondern kritisch bemerkt,
dass die Messe-Veranstalter ein Messe-Gesetz nicht wollen, dass
aber auch mit einem Messe-Gesetz meiner Meinung nach die auftauchenden


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Messe-Probleme nicht zu lösen sind. Nach wie vor werde ich
mich bemühen, im Konsenswege im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft
für die Messen offene Fragen zu lösen. Die Ausstellung selbst
wird natürlich beherrscht von den beiden grossen Ladenbau-
konkurrenten Umdasch, Amstetten, und Assmann, Steiermark. Dieser hat
eine Dorfplatz-Imitation aufgebaut, die ihn – wie er mir verraten hat –
1,5 Mill. S kostete. Da die Bürges einen Informationsstand dort
haben wird, habe ich natürlich ganz besonders die Leistungen der
Bürges und die Zunahme der Ansuchen für die einzelnen Aktionen
und vor allen auch die Verbesserung der Stammaktion besonders
herausgestrichen.

Die Firma Doppler, Trachtenschmuck-Erzeuger, war sehr dankbar,
dass ich das Staatswappen persönlich überreichte. LR Neuhauser
hat es nämlich vor einem 3/4 Jahr am Strand von Ibiza, wie er mir
selbst erzählte und ich dann als Gag sofort verwenden konnte,
dem Firmenbesitzer versprochen. Ich sagte, was ein Politiker
verspricht, muss mindestens ein anderer halten. Überrascht war
ich, dass doch so viele Leute bei Trachtenschmuck beschäftigt
werden, noch mehr überrascht war ich, dass ein Lager von 35 Mill. S
obwohl es sich doch meistens um Silber handelt, erst in letzter
Zeit wird ein wenig Gold auch dazu verwendet, gebunden ist. Die
Firma wurde 1921 gegründet, im Krieg total zerstört und hat nach
dem Krieg mit Spielzeug begonnen. Zum Glück haben sie zeitgerecht
damals allerdings noch auf unechten Schmuck umgestellt. Mit diesem
Schmuck sind sie konkurrenzfähig und liefern weit in den süddeutschen
Raum hinein. Im Deutschland muss die Firma ein Konsignationslager
haben, weil der deutsche Abnehmer nichts mit dem Zoll zu tun haben
möchte. Doppler fragte mich daher, ob er nicht auch den Export-
kredit der Österr. Kontrollbank resp. Exportfonds beanspruchen
könnte. Ich bin der festen Überzeugung, dass dies möglich sein
muss.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte lass dies prüfen und schreiben wir
Doppler.

Bgm. Spitzer hat für das Hotel Ploberger interveniert. Eine Aus-
sprache mit den beiden Besitzern, senior und ganz besonders jun.,
der erst vor ein paar Tagen in Wien war, gab dann folgendes Ergebnis.
Er braucht eine Investition von 32 Mill. S, abzüglich 2 Mill. S
Grund, also von 30 Mill., dafür benötigt er 25,5 Mill. Kredite.



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Die Österr. Hoteltreuhand, Dr. Graenz, hat ihm 15 Mill. ERP-Ersatz
zugesagt und Dr. Matzka meinte, Gewerbestruktur gibt es noch
5 Mill. S. Stadler von der Bürges hat noch 2 Mill. in Aussicht ge-
stellt, obwohl Matzka meint, dies könnte er nicht bekommen. Er
muss nun eine Frühstücks- und auch Seminarraum sowie Strahlenschutz-
einrichtungen investieren. Haffner hat vorgeschlagen, dass man
dies als eigene Investition bewerten soll, um ihm neuerdings einen
Zinsenzuschuss von irgendeiner Aktion zusätzlich geben zu können.
Die Hausaktion kommt nach Dr. Matzka nicht in Frage, weil nur
66 % der Investitionen zu fördern sind und dies ist für Ploberger
zu wenig. Die Belastung, die er zusätzlich, da er nicht ERP-,
sondern ERP-Ersatz da er nicht die volle Kredithöhe bekommen hat
und deshalb Zwischenfinanzierung von Kreditinstituten akzeptieren
muss, beträgt 400.000 S pro Jahr und kann nur sehr schwer aufgebracht
werden. Bgm. Spitzer meint, dass die Verbesserung der Hotels in
Wels eine Lebensfrage der Stadt und insbesondere auch der Messe wird.
Es gibt nur Greif, ein in der Tradition verhaftetes immer mehr
veraltendes Hotel, ein A-1 oder A-Hotel ist daher dringend not-
wendig, wie Ploberger sich jetzt modernisieren will.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte lass die Angelegenheit von Matzka
noch einmal prüfen.

Die Fa. HASAG, ein Funktionslöwe, insbesondere Polstermöbel-
erzeuger in Attnang-Puchheim hat in den letzten Jahren einen gigantischen
Aufstieg gemacht. U.a. hat sie 100 neue Arbeitsplätze geschaffen und
mit 480 ist er heute eine Stütze des Bezirks. Die Arbeitskräfte
werden mit Autobussen von Wolfsegg-Traunthal, einem Notstandsgebiet,
herausgeholt. Im Vorjahr investierte die Firma 20 Mill. S, heuer
werden es 28 Mill. sein. Erstmals sah ich dort, wie es in der
Metallbranche, allerdings schon gang und gäbe ist, numerisch gesteuer-
te Holzfräsmaschinen. Haffner war beeindruckt von der Schwere und
Gleichmässigkeit, monotonen und teils auch wirklich für den Zuseher
unerträglichen Arbeit der Frauen und teils auch von Männern.
Was mich besonders beeindruckt hat, war, da sie im Akkord bezahlt
sind, haben sie nicht einmal die Arbeit unterbrochen, um mit einem
ein wenig zu plaudern, ja oft nicht einmal aufgesehen. Trotzdem
bin ich überzeugt, sind alle dort Beschäftigten froh, diesen Ar-
beitsplatz zu haben, denn der deutsche Besitzer, der 1975 die Firma
erworben hat, investiert wirklich und schafft dadurch sichere Arbeits-
plätze. Auch diese Firma exportiert jetzt ganz besonders in der BRD


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und hat immerhin einen Exportanteil von 15 %.

Minister Haiden hat mich abends dann informiert, dass bei den
Verhandlungen in den EG wegen Qualitätsweinen und Lieferungen von
Weinen mit über 15 ° Alkoholgehalt die Deutschen Schwierigkeiten
machen. Unter Botschafter Seyffertitz hat aus Brüssel ein dies-
bezügliches Kabel geschickt. Recherchen vom ihm haben ergeben, dass
diese Widerstände Deutschlands aber nicht vom Landwirtschafts-
ministerium kommen, sondern vom Justizministerium. Dort hat Min.Dir.
Krieger angeblich sich quergelegt. Der Grund soll sein, dass er
über die letzten Besprechungen in Wien sehr verärgert war. Da ich
Ministerialdirigent Krieger aber in Wien mit einem hohen Orden
ausgezeichnet habe und im Rahmen der Feier 80 Jahre Patentamt
mit ihm persönlich bestens Kontakt hatte und gesprochen habe,
konnte ich mir dies beim besten Willen nicht vorstellen. Auch
Präs. Leberl, mit dem ich nachher telefonierte, meinte, dies müsste
eine Mystifikation sein. Er wird sofort mit Krieger morgen ein
Telefongespräch führen und mich dann entsprechend informieren.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte dann sofort Haiden resp. Brüssel
verständigen.

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Tagesprogramm, 28.2.1979

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hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


Tätigkeit: Bgm. Wels (OÖ), SPÖ
GND ID: 129447706


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