Freitag, den 26. und Samstag, den 27. Jänner 1979
Das Winterseminar der Hoteliervereinigung in Zürs stand diesmal unter
einem versöhnlichen Stern, sowohl Minister Androsch als auch ich,
hatten es verhältnismäßig leicht. Ich hatte mit Prof. Andrae aus
Innsbruck eine Diskussion "Hat der österreichische Fremdenverkehr
Zukunft"? Höflich wie ich bin und allein aus taktischen Gründen
habe ich Andrae als erstes das Wort überlassen, dadurch erfuhr ich
überhaupt erst, daß mein Thema die Zukunft des österreichischen
Fremdenverkehrs lautete. Normalerweise handhabe ich es sowieso vor-
zutragen, was ich will, ich hätte nur zweckmäßigerweise ganz gerne
das Thema wenigstens vorher gewußt. Unterlagen habe ich so nur ganz
unzulänglich erhalten. Andrae hat sein Referat auf eine Studie auf-
gebaut, die sehr umstritten war. Komm.Rat Scheiner als Obmann der
Sektion Fremdenverkehr hat auch dann dies klar und deutlich in der
Diskussion gesagt, kontroversiell war nur, daß Andrae mehr Eigen-
kapitalbildung durch entsprechende steuerliche Begünstigung er-
wartet. Gegen die Förderungsmaßnahmen hat er deshalb Bedenken, weil
er darin ein Instrument im Handelsministerium sieht, zentrale Lenkungen
einzuführen. In meinem Kontra-Referat hatte ich es daher verhältnis-
mäßig einfach. Ich konnte auf die Erfolge der Fremdenverkehrspolitik
hinweisen und vor allem aber, daß mir eine zentrale Lenkung voll-
kommen fern liegt. Andrae mußte dann auch dies zugeben und meinte,
die Gefahr besteht nur darin, daß dies durch meine persönliche Ein-
stellung bedingt ist. Seine Aussage gipfelte dann darin, ich möge
noch recht lange als Handelsminister erhalten bleiben. Außer uns
beiden hat es wenigstens dann noch 6 Diskussionsredner gegeben. Bei
Androsch sollen es gar nur zwei gewesen sein, weil der Vorsitzende
Skardarasy dies entsprechend lenkte resp. sofort abdrehte. Ich hatte
es in dieser Diskussion deshalb so einfach, weil natürlich Andrae
wieder an die soziale Marktwirtschaft seine ganze Theorie aufbaute.
Mein Gegenargument war die Sozialdemokratische Marktwirtschaft und
die konnte ich dort in diesem Kreis verhältnismäßig leicht und sogar
erfolgreich verkaufen. Der Abg. Westreicher und der Landesrat Rümmele
haben in der Diskussion auch darauf Bezug genommen, das wirklich
einzig offene Problem ist, daß jetzt von den Unternehmern das Handels-
ministerium wegen der Unterstützung der Buchungssysteme derzeit
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Vorarlberg Start Wien mit der Handelskammer gemeinsam die AUA
ein eigenes System, insbesondere aber das Vorarlberg System
sehr skeptisch betrachtet wird. Würzl hat den Vorschlag gemacht
und ich unterstütze ihn, man soll jetzt alle Systeme den Hoteliers
durch Diskussion und Kurzfassungen näherbringen. Ich schlug vor,
man sollte am besten eine Enquete über die Systeme veranstalten.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Würzl soll entsprechendes veranlassen und
mich einladen.
Wie ich nachher aus Bemerkungen feststellen konnte, waren die
Teilnehmer an dieser Hoteliervereinigungs-Tagung mit den Unter-
nehmervertretern nicht sehr einverstanden. Sie hatten eine wesent-
lich härtere Sprache insbesondere von Andrae erwartet. Für mich ver-
ständlich kommen die Teilnehmer dort hauptsächlich zusammen, um
nicht nur allein ihre Probleme zu besprechen sondern auch politisch
gesehen von ihren Vertretern, sei es im Parlament oder Landes-
regierungen usw., stärker zu hören, was sie durchsetzen können.
Resp. durchgesetzt haben. Wenn sie nach ihrer Meinung schon keinen
entsprechenden Erfolg verzeichnen können, dann möchten sie wenig-
stens auch die Konfrontation mit Regierungsmitgliedern. In dieser
Sitzung hat aber – so die allgemeine Meinung – Andrae vollkommen
versagt. Mir kann es nur recht sein.