Samstag, den 14. Oktober 1978
Am Stephansplatz wurde die 14. Österreichische Produktschau,
veranstaltet vom Wirtschaftsforschungsinstitut und dem Öster-
reichischen Institut für Formgebung, von mir eröffnet. Die Aus-
stellung gab Gelegenheit, die Staatspreise für die schönen
Formen, d.h. der Designpreis für gute Form zu verleihen. Die
Beteiligung war minimal, aber da am Stock-im-Eisen-Platz viele
Leute vorübergehen, sammelte sich dann doch eine größere Anzahl
von Zuhörern. Typisch war die Einstellung eines Wieners, den ich
beobachten konnte, er meinte so ein Blödsinn, schon wieder a
neiche Ausstellung! Das Niveau der Formen hat sich wesentlich
verbessert, dazu trägt auch das Etikett Design-Center ausgewählt
bei. Die Firmen haben damit angeblich im Export eine bessere
Chance. Richtig ist, daß immer mehr Design-Büros in den einzelnen
Betrieben entstehen, alte Kundschaften wie Eumig und Reichert,
die ebenfalls wieder ausgezeichnet wurden, haben ganze Abtei-
lungen, die sich nur mehr mit Design-Fragen beschäftigen. Die
Jury hat allerdings die Firma Svoboda mit einer Dolmetschkabine
und die AVL mit einem Blutgasanalysator ausgezeichnet. Natürlich
konnte ich bei dieser Gelegenheit auf die Leistung des List-
Instituts hinweisen, der Sohn hat den Staatspreis übernommen und
ich benützte meine Ansprache dazu, um die BMW-Dieselmotorfertigung
mit Steyr-Daimler-Puch besonders herauszuheben. Steyr-Daimler-
Puch hat nämlich auch noch einen zusätzlichen Preis für den
Traktor bekommen.
Die Diskussion über Kernkraft mit Gewerkschaftern ist verhältnis-
mäßig problemlos. Dies konnte ich neuerdings bei einer Orts-
gruppenveranstaltung im Hueber-Haus Samstag nachmittag fest-
stellen. Die einzelnen Gegner, die es vielleicht auch inner-
halb der Gewerkschaftsbewegung gibt, haben zumindestens in
dieser Veranstaltung kaum eine Chance sich durchzusetzen, sie
melden sich auch niemals zu Wort. Kienzl, mit dem ich über diese
Problematik sprach, meint, man müsse jetzt in den letzten
14 Tagen mit wesentlich gröberer Methode gegenüber den unquali-
fizierten Angriffen der Gegner antworten. Die Kernkraftswerkgegner
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verwenden jetzt ihren ganzen Einfluß emotionell die Bevölkerung
zu beeinflussen. Die ÖVP ist nicht bereit sich wirklich neutral
zu verhalten, ihre ganze Politik geht dahin, so wenig wie möglich
Wähler zur Wahl zu bringen, Zweifel aufkommen zu lassen, um
dann einen ganz knappen Sieg der Kernkraftwerkbefürworter die
Regierung entsprechend attackieren zu können. Daß nämlich voll-
kommen abgelehnt wird, wünscht sicherlich auch die ÖVP-Führung,
an der Spitze ihr Obmann Taus, nicht. Sie wollen nur politisch
den besten Erfolg dadurch erzielen, daß eben eine geringe Wahl-
beteiligung mit noch einer geringeren Mehrheit für Zwentendorf
der Regierung weiterhin große Schwierigkeiten bereiten würde.
Kienzl ist daher fest entschlossen, auf Grund von Informationen,
die er besitzt, alle Kernkraftwerkgegner entsprechend zu attackieren,
unter anderem hat er in seiner Pressekonferenz erklärt, daß
Dr. Hirsch, der eine Zeitlang auch bei uns in der Energie-
sektion und dann vor allem aber in meinem Büro mitgearbeitet
hat, als Kommunisten hinzustellen. Meine Frage an ihn, wo er
die Informationen her hat, meinte er Sommerbauer von der Verbund-
gesellschaft, Generalsekretär, wenn man ihn so bezeichnen darf,
hat ihm aus verlässlicher Quelle mitgeteilt, er könne dies jeder-
zeit beweisen.
ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Bitte kläre, was hier wirklich dran
war.
Tagesprogramm, 14.10.1978