Samstag, der 2. September 1978

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Samstag, 2. September 1978

Beim Messebesuch in Wels hatte ich Gelegenheit mit Landesrat
Neuhauser über die wahrscheinlich zu erwartende Diskussion wegen
"wer ist die grösste Landwirtschaftsmesse Österreichs" zu reden.
Bürgermeister Spitzer hat anlässlich einer Pressekonferenz diese
Polemik aktualisiert. Die Wiener Messe steht auf dem Standpunkt,
sie sei als einzig international anerkannte und auch als grösste
Landwirtschaftsmesse Österreichs zu betrachten. Tatsächlich hat
es zwischen Wels und Wien darüber stets eine langwierige und hart
geführte Polemik gegeben. Es ist mir in den letzten Jahren gelungen
diesen Streit beizulegen. Die Wiener haben sich letzten Endes bereit
erklärt, Wels als eine Messe nicht nur anzuerkennen, sondern auch
einzutreten, dass sie in den internationalen Messeverband aufge-
nommen wird. Voraussetzung, um in diesen Verband aufgenommen zu
werden, ist nämlich, dass eine schon in diesem Verband organisierte
Messe dieses Landes die Zustimmung gibt. Wien hatte dies bis jetzt
immer verweigert. Ich würde es sehr bedauern, wenn jetzt neuerdings
ein Streit entsteht, wer ist der Grösste, wer hat die grösste land-
wirtschaftliche Ausstellung usw. Eines steht für mich fest, die
Rinderschau war wesentlich grösser, als ich sie jemals in Wien ge-
sehen habe. Das wirkliche Problem für Wels wird aber das Bestreben
in Linz eine eigene Messe zu gründen. Jetzt ist als erster Schritt
beabsichtigt, dass die Stadt Linz ein Ausstellungsgelände in grösserem
Umfang errichtet und zur Verfügung stellt. Hinter diesem Projekt
soll insbesondere die Oberbank, d.h. also die Creditanstalt stehen.
Angeblich distanzieren sich sowohl das Land Oberösterreich als auch
die Interessensvertretungen. Die Hauptgefahr, die ich sehe, besteht
darin, dass es uns schon nicht geglückt ist, das Land und die Ge-
meinde Salzburg mit ihrem Ausstellungszentrum in die Arbeitsgemein-
schaft Messen zu integrieren. Ich fürchte auch, dass es uns bei dem
Linzer Projekt nicht anders ergehen wird. Für mich war es wieder
einmal ein typisches Beispiel, wie die Polemik, die Aktivität, damit
auch die publicity in eine ganz verkehrte Richtung geht. Zwischen
Wien und Wels sind die Probleme wirklich hochgespielt und meiner
Meinung nach gar nicht von Bedeutung. Zwischen Linz und Wels
dagegen wird es, sollte es zu diesem Ausstellungszentrum kommen,
sehr wohl grössere Differenzen geben. Am meisten fürchte ich aber,
dass man dann letzten Endes auf die Idee verfällt, ich sollte mit


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einem Messegesetz alle diese offenen Probleme lösen und man
erwartet dann von diesem Messegesetz und mehr oder minder von mir,
dass ich sozusagen von oben die Entwicklung reglementiere, die Aner-
kennung der einzelnen Messen und Ausstellung ausspreche, neue dann
nicht mehr dazukommen und die Aussteller, die nämlich am meisten
über die Unzahl von Messen jetzt schon klagen, entsprechend ent-
lastet werden. Dies kann aber meiner Meinung nach weder ein Gesetz,
geschweige denn ein Minister. Mit dieser gesetzlichen Regelung würde
ich – davon bin ich überzeugt – mehr oder minder Schiffbruch er-
leiden.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte lass über unser Messereferat genau
recherchieren, wie es weitergeht.

Tätigkeit: oö. LR (SPÖ), Präs. Welser Messe


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    Tätigkeit: Bgm. Wels (OÖ), SPÖ
    GND ID: 129447706


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      Tätigkeit: MR HM


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