Samstag, der 15. Juli 1978

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Samstag, 15. Juli 1978

Beim Empfang des Elfenbeinischen Verstaatlichten-Ministers Ekra
waren auch die Firmenvertreter der wichtigsten Projektträger
eingeladen. Dadurch hatte ich Gelegenheit mit ihnen im Detail
über ihre Wünsche zu sprechen. VOEST Alpine rechnet sich gewisse
Chancen aus, obwohl natürlich die Finanzierung ein ganz grosses
Problem darstellt. Ebenso war es für die Firma Bauer prinzipiell
die Finanzierungsfrage, welche gelöst werden muss. Ing. Cifer,
auch seine Frau, die Tochter des Firmeninhabers Bauer, sind über-
zeugt davon, dass dieses grosses Projekt, das so wie alle Projekte
der Firma Bauer in die Milliarden Schilling geht, mit Hilfe der
Entwicklungshilfe zu finanzieren wäre. Als erste Etappe bräuchte
er 600 Mio Schilling, die er angeblich von der Kontrollbank,
Castellez, zugesagt bekommen hat. Die Entwicklungshilfe müsste
jetzt eine gewisse Teilfinanzierung, Teilzinszuschuss usw. über-
nehmen. Staatssekretär Nussbaumer ist davon informiert und hat
angeblich auch entsprechende Zusagen gemacht. Die Idee von
Ing. Cifer ist, alle subtropischen afrikanischen Staaten insoferne
zusammen zu sehen und zusammen zu behandeln, als eben jetzt einmal
ein riesen Projekt in der Elfenbeinküste gestartet wird. Von
diesem Projekt würde dann eine entsprechende Ausstrahlung in alle
anderen Staaten erfolgen. Castellez, Kontrollbank, hätte wie beim
Tunesien-Projekt, 15 Jahre Laufzeit, 2 Jahre tilgungsfrei, bei
8% Fixkostenzinssatz zugesagt. Dies würde in Kombination mit der
Entwicklungshilfe ausreichen. Die Firma Bauer hat heute die
regionale Unterstützung der steirischen Landesregierung, aber
auch der Bürgermeister sowie aller anderen Politiker der Steier-
mark, weil er als einziger Betrieb keine Arbeitskräfte abgebaut
hat. Wenn das Projekt zustande kommt, so kann er sogar noch zusätz-
liche Arbeitskräfte aufnehmen. Ich sagt Cifer zu, dass das Handels-
ministerium mit dem Bundeskanzleramt, Entwicklungshilfe, aber auch
mit der Österreichischen Kontrollbank sofort kontaktieren wird.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte sprich mit Nussbaumer, MR Zuk und
Castellez von der Österr. Kontrollbank.

Architekt Pfeffer, der das Hilton-Hotel entworfen hat und damit
bei dem Empfang die beste Reverenz Ekra geben konnte, glaubt
ebenfalls, dass in diesen subtropischen afrikanischen Staaten


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Hotels dieser Kategorie errichtet werden und von Österreich
sich daran eine grosse Beteiligungsmöglichkeit ergibt. Architekt
Pfeffer ist es gelungen, trotz eines französischen Generalunter-
nehmens der Sheraton-Hotel, 360 Zimmer, in Abidjan bauen soll,
etliche Firmen dem Generalunternehmer vorzuschlagen. Er hat sich
als Architekt vorbehalten, und der Generalunternehmer hat dies
akzeptiert, dass gewisse Elektro- und elektrische Einrichtungen,
die fast 1/3 des Baues ausmachen, österreichische Firmen zuge-
schlagen bekommen sollen. Architekt Pfeffer bedauert es unendlich,
dass es keinen österreichischen Generalunternehmer gibt. Dies-
bezüglich hat er bereits Gespräche mit Universale und Porr usw.
geführt, aber zu keinem positiven Ergebnis gekommen.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER UND PLESCH: Bitte die Bauunternehmer fragen,
warum es zu keinem Generalunternehmervertrag gekommen ist.

Gen.Dir. Grünwald hat mir dann bei unserer Aussprache bei ihm zu
Hause teils über den Russland-Besuch der ÖIAG wegen der Autoprojekte
erzählt. Im Prinzip waren es für mich keine neuen Erkenntnisse.
Die sowjetische Seite zeigt Interesse für die LADA resp. TAIGA
Exportfinalisierung in Österreich. Dies gilt ganz besonders für
die Produktion. Im Toljatti-Werk z.B. war man ihnen wesentlich
positiver und aufgeschlossener gegenüber als in Moskau. Die
sowjetische Exportorganisation Avto-Export hat nämlich bei der
Aussprache mit der ÖIAG klar und deutlich zu erkennen gegeben,
dass sie den westeuropäischen Markt nicht aus der Hand geben
möchte. Sie versuchte die ÖIAG oder die Firmen, welche dann
letzten Endes das Assembling machen würden, auf afrikanische und
insbesondere südamerikanische Märkte zu verweisen. Hier hat Grün-
wald
mit Recht abgewehrt und erklärt, die Afrikaner haben kein Geld
und die Südamerikaner sperren sich gegen Autoimporte weitgehend
ab. Teils ?? Unterlagen haben sie in Wirklichkeit auch keine be-
kommen. Trotzdem werden sie jetzt errechnen, was die österr.
Automobilfabrik an Investitionen tätigen müsste, damit dieses
Assemblingwerk in Österreich errichtet und die beabsichtigte Montage
dann erfolgen kann. Auch weniger erfolgreich war das grosse
Muldenkipper-Projekt. Die Russen arbeiten derzeit an einen
180 Tonnen Muldenkipper auf französischer Lizenz. Trotzdem
wird Simmering Graz Pauker jetzt einen Prototyp für 200 Tonnen
konstruieren und vorführen. Dieses Projekt kommt mir ein wenig unge-
heuer vor. Die Franzosen, die wesentlich mehr Erfahrung mit


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schwereren Lastkraftwagen haben, bauen ein 180-Tonnen-Projekt,
2.000 PS, mit den Russen jetzt schon sehr konkret und gemeinsam.
Wir, die wir wesentlich kleinere Lastkraftwagen nur produzieren,
werden jetzt auf einen noch schwereren Typ, nämlich 200 Tonnen
verwiesen. Hier kann wirklich nur eine Order in Russland von
oben eine für uns positive Entscheidung bringen. Kreisky hat
deshalb auch an Kossygin einen Brief wegen dem Fortgang der Koope-
ration auf dem Autosektor und insbesondere dem grossen österr.
Interesse an dieser Kooperation geschrieben.

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Tagesprogramm, 15.7.1978


Tätigkeit: Arch. Hilton Wien


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    Tätigkeit: Min. Elfenbeinküste


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      Tätigkeit: MR HM


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        Tätigkeit: Kabinett Staribacher


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          Tätigkeit: Büro Staribacher; ÖIAG
          GND ID: 1053195672


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            GND ID: 118715194


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              Tätigkeit: Direktor Kontrollbank


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                Tätigkeit: Fa. Bauer


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                  Tätigkeit: Dipl.Ing.


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                    Tätigkeit: Fa. Bauer, Inhaber Dienstpass HM


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                      Tätigkeit: Staatssekretär BKA


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                        Tätigkeit: Bundeskanzler
                        GND ID: 118566512


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