Samstag, den 24. September 1977
Vor der Eröffnung der Innsbrucker Messe hat mich bereits bei dem
traditionellen Frühstück im Hotel Europa der Sicherheitsverant-
wortliche aufmerksam gemacht, dass bei der Messe mit Demonstrationen
zu rechnen sei. Ich erklärte sofort, dies sie eine Angelegenheit
des Landeshauptmannes, ich selbst sehe keinerlei Veranlassungen,
Entscheidungen oder Vorschläge zu machen. Wallnöfer selbst machte mir
gegenüber die Bemerkung, er hoffe, dass es zu nichts komme, beim
Messe-Eingang stand dann eine Gruppe neben der Musik, hatten einen
Grabhügel aufgebaut, am Kreuz stand, hier ruht die österreichische
Wirtschaft, und verteilten auch Flugblätter, die ich erst später
dann zu lesen bekam. Die Begrüssungsansprachen von Bassetti, teilweise
auch von Handelskammerpräsidenten Menardi, waren sehr aggressiv.
Insbesondere Bassetti verwies auf die steuerliche Belastung und
ganz besonders auf die Veröffentlichung der Preise in den Gaststätten.
Natürlich diente der von der Presse falsch gegenübergestellte Niedrigst-
preis 25.– S gegen Höchstpreis 85.– S für das Schnitzel in Tirol
als guter Aufhänger. Ich versuchte zwar alles zu erklären auch
wieder darauf hinzuweisen, dass wir diese Schwierigkeit eben mit dem
Massnahmenpaket jetzt lösen wollen, doch erstmals hatte ich
das Gefühl nicht richtig anzukommen. Bis jetzt war es mir bei allen
Messe-Eröffnungen, und es waren schon sieben in Innsbruck, möglich
auf alle Vorwürfe entsprechend so geschickt zu antworten, dass ich
glaube die objektiv Denkenden überzeugen konnte. Diesmal ist es
mir bei den steuerlichen Belastungsankündigungen und dem geschickt
hochgespielten: So kann es nicht mehr weitergehen, nicht gelungen.
Das Flugblatt, welches ich dann zu lesen bekam und das sich ausdrück-
lich an mich wendete, wirft mir vor, ich hätte bei der Regierungs-
klausur am Kahlenberg die grösste Belastungswelle mitbeschlossen,
die eingesetzte Scheinkommission solle nur bis nach den Wahlen alles
verheimlichen und dann wird die Lawine losbrechen. "Nehmen Sie zur
Kenntnis", steht in dem Flugblatt, "wir lassen uns nicht länger für
dumm verkaufen, wir verlangen von Ihnen eine ehrliche Sprache und
aufrechtes Einstehen für Ihre Taten. Sie sind hier auf Tiroler Boden,
hier ist es nicht üblich, sich feige herumzudrücken." Da ich mich
jeder Diskussion immer stelle, war dies ein unberechtigter und mich
eigentlich ärgernder Vorwurf. Noch mehr aber war ich überrascht als mir
dann ein Genosse am Ende des Messebesuches einen Brief des österr.
Wirtschaftsbundes an alle sehr geehrten Messe-Aussteller gab,
wo der Direktor Karl Pichler die Messe-Aussteller aufforderte, mich
entsprechend zu empfangen. Hätte ich dieses Schreiben zeitgerecht
bekommen, so wäre ich von diesem frostigen Klima, das ich fest-
stellen konnte, weniger überrascht gewesen. Ich ersuchte sowohl
Landesrat Bassetti als auch andere Messeverantwortlichen mich doch
mit Pichler bekanntzumachen. Der war aber angeblich nicht auf der
Messe. Der Stellvertreter des Wirtschaftsbundes Dr. Baumann hat sich
immer wieder um mich herumgedrückt, sodass ich ihn erst beim Essen
erwischte und ihn natürlich dann sofort zur Rede stellte. Wenn man
vorwirft, ich sei feige, dann kann ich dies mit gutem Recht von den
anderen sagen. Ich hätte sofort eine Diskussion mit jedermann auf-
genommen, doch war interessanterweise die oberste Leitung, Wallnöfer
war empört, Bassetti meinte, man hätte nicht die Messe dazu benützen
dürfen und die anderen taten so, als würden sie sich distanzieren,
dazu gar nicht bereit. Sehr heldenhaft haben sich also die Tiroler
nicht benommen. Aber in der Öffentlichkeit konnte ich trotz meines
Radio-Interviews wahrscheinlich nicht die entsprechende Richtig-
stellung vornehmen.
Landeshauptmann Wallnöfer und Amtsdirektor Kathrein besprachen mit
mir die Ablöse-Bezahlung für das Gemeindekraftwerk Matrei.
Bürgermeister Köll hat jetzt vorgeschlagen, doch bei den 900.000 S
jährliche Ablöse neben den 10,3 Mill. zu bleiben, wenn 750.000 S
rentenmässig gesichert sind und 150.000 S sozusagen durch eine
Strompreissicherung. Die rentenmässige Sicherung würde bedeuten,
dass dieser Betrag in kürzester Zeit sich exponentiell erhöht.
Wallnöfer ersuchte mich, daß unter allen Umständen dieses Angebot
abgelehnt werden muss. Über die Höhe könne man sich einigen, aber
für nicht messbare Schäden könne höchstens ein noch höherer
absoluter Betrag von vielleicht 11 Mill. S bezahlt werden, die
rentenmässige Sicherung ist aber abzulehnen und höchstens eine
Strompreis gesicherter Index einzubauen.
ANMERKUNG FÜR WAIS: Bitte veranlasse eine Aussprache mit der Ver-
bund.
Bezüglich der Ausbaustufen Osttirols und ganz besonders der ge-
sellschaftsrechtlichen Vereinbarung schlug ich Wallnöfer und Kathrein
neuerdings vor, man soll überlegen, so wie in Vorarlberg und in
Kärnten eine grössere Beteiligung von Tirol an den Tauernkraftwerken.
Ich halte die Errichtung einer eigenen Sondergesellschaft für unzweck-
mässig. Die Osttiroler Studiengesellschaft soll in die Tauern-
kraftwerke aufgehen und Tirol soll ähnlich wie Vorarlberg und Kärnten
einen höheren Aktienanteil bekommen. Wallnöfer wird dies genau prüfen
lassen und dann entsprechende Besprechungen mit mir aufnehmen.
Bezüglich der Anstellung von Tieber bei der TIWAG erklärte mir
Wallnöfer die Entwicklungsgeschichte und meinte, zum Schluss es
liege an die soz. Betriebsräten resp. an LH-Stv. Salcher, ob
Tieber jetzt in der Tiwag durchgesetzt werden kann. Dort seien die
soz. Betriebsräte mit den ÖAAB-lern ganz entschieden gegen die
Aufnahme von Tieber gewesen. Wallnöfer könne deshalb sein Versprechen
mir gegenüber nicht halten, weil unsere Seite sich nicht bei den
Arbeitnehmern durchgesetzt hat. Ich habe mit Wallnöfer den Fall
im einzelnen durchbesprochen und zum Schluss meinte ich, wenn
die soz. Betriebsräte zustimmen, würde ja keine Schwierigkeit mehr
bestehen, was Wallnöfer mir bestätigt. Vorher hatte ich bereits
von unseren Genossen erfahren, dass jetzt ein Wandel von der
Belegschaft zu erwarten ist. Die soz. Betriebsräte seien angeblich
mit Tieber jetzt einverstanden. LH-Stv. Salcher, den ich sofort
informierte, war über diese Mitteilung insofern erstaunt, als
er mir sagte, es hätte der Vorstand der TIWAG beschlossen, was immer
letzten Endes Betriebsräte vorschlagen, Tieber kommt nicht in die
TIWAG.
Beim Besuch des wissenschaftlichen Instituts für Kongresswesen habe
ich mit dem Vorstand gesprochen, meine weitere Unterstützung zugesagt
und wir einigten uns darauf, dass ich zwar keine Subvention der
Gesellschaft gebe, sondern höchstens einen Auftrag über die ÖFWV.
Geschäftsführer Zolles von der ÖFVW ist mit dieser Vorgangsweise
einverstanden.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte mit Zolles alle Details besprechen.
Die Staatswappenverleihung an die Haller Textilwerke, Fa. Strießnig,
war insofern interessant als trotz Samstag Nachmittag der Betrieb vo
arbeitete, damit die Gäste eine Weberei einmal genau sehen können.
Strießnig hat modernste Maschinen, viel Geld investiert und eine
neue Halle, die ich feierlich eröffnete, in Betrieb genommen.
Für Hall bedeutet dieser Betrieb insbesondere für die Frauen
die dort Beschäftigung finden, eine gute Industrieansiedlung,
In der AK Kitzbühel hatte ich dann eine Staatsbürgerversammlung
die für meine Begriffe sehr gut verlief. Es waren doch verhält-
nismässig viele Nichtparteimitglieder anwesend und es ergab sich
auch eine Sachdiskussion. Natürlich habe ich einleitend auf die
Vorkommnisse der Innsbrucker Messe verwiesen. Die Firma Kahlbacher,
Schneepflugerzeuger, beschwerte sich bitter, dass die öffentlichen
Stellen immer wieder Importe tätigen, ohne ihn zur Offerterstellung
aufzufordern, die ÖDK soll für 1,5 Mill. S Schneepflug bestellt haben.
ANMERKUNG FÜR WAIS: Bitte kläre, was dort los war.
Tagesprogramm, 24./25.9.1977 (TP 22./23.9. Rückseite)