Samstag, der 16. April 1977

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Samstag, 16. und Sonntag 17. April 1977

Der Vortrag in der Sozialakademie, obwohl er reine 4 Stunden
Redezeit hat, macht mir mächtig Spass. Der Leiter der
Anstalt, Klimpt, der heuer zum letzten Mal diese Institution
leitet, geht in Pension, ist nach wie vor der Meinung, dass
gerade zu dem theoretischen Wissen der Hörer unbedingt praktische
Informationen über aktuelle wirtschaftspolitische Fragen ungeheuer
wichtig sind. So bin ich seitdem Mödling besteht, ein ständiger
Vortragender und ich glaube auch sogar wirklich ein gern gesehener.
Für die Hörer ist es wieder insoferne angenehm, weil sie in
meinem Fach keine Prüfung machen müssen, und deshalb viel
entspannter und aufgelockerter dem Vortrag folgen und vor
allem dann in der Diskussion sich zeigen.

Bei der Besichtigung des Neubaues musste ich feststellen, dass
Architekt Tölzer ein Protektionskind von Hrdlitschka dem ehe-
maligen Präsidenten der AK genau dasselbe Winkelwerk gebaut hat
wie in Vöslau. Kubatur, Kubatur, das ist ihm das Wichtigste.

Bei der Eröffnung des Verbandstages vom Freien Wirtschafts-
verband wurde tatsächlich von mir nur eine Begrüssungsansprache
erwartet und nicht wie ich vermutete ein Begrüssungsreferat.
Ich ging deshalb nicht auf die Leistungen des Handelsministeriums
ein, sondern streifte diese nur. Dafür setzte ich mit ganz
kurz mit der Frage des Mittelstands und der Mittelstandspolitik
auseinander, die die Handelskammer jetzt oder besser gesagt der
Wirtschaftsbund stärker forcieren wird. Ich fand Zustimmung,
dass wir nicht eine Mittelstandspolitik, denn dann müsste es
einen Ober- und Unterstand geben, sondern so wie bisher für die
Klein- und Mittelbetriebe mehr leisten sollen, als dies je
in der Vergangenheit des Handelsministeriums jemals geschehen
ist.

Die Gespräche mit Taslimi und mit Mitgliedern seiner Delegation
von Landwirtschaftsministerium bis zum Vorsitzendes des Budget-
ausschusses des iranischen Parlaments bestätigten mir, dass
diese wirklich grosses Interesse daran haben, mit Österreich
den Handel wesentlich auszuweiten. Eine Chance dafür ist aber
weniger in Lieferungen, sei es Konsumgüter wie City-Bus noch
Anlagen zu erwarten, sondern nur in Kooperation oder besser


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gesagt in Joint venture. Dann bekommt Österreich sofort Zoll-
freiheit bei der Einfuhr, einen ungeheuren protektionistischen
Schutz, absolute Einfuhrsperre für Produkte, die einigermassen
befriedigend in Iran produziert werden.

Sehr interessierte sich Taslimi und seine Delegation für die
Produkte, auch die Panzerjäger Kürassier der Steyr-Daimler-Puch.
Die Vorführung in Baden war deshalb ein voller Erfolg. Taslimi
aber auch ich fuhren mit dem Panzer als Richtschützen mit.
Da ich zuerst mit dem normalen Panzerlenker, einem Soldaten,
fuhr, dieser aber dann wahrscheinlich, weil noch niemals ein
Minister mit einem Panzer mitgefahren ist, äusserst vorsichtig
manövrierte, blieb der Panzer stecken. Dies ärgerte den Oberst-
leutnant so, dass er sich sofort an das Lenkrad setzte und
als Ergebnis seiner Vorführung dann wirklich kreuz und quer und
so auf und ab fuhr, dass, weil die Luken nicht geschlossen waren,
durch den Kot sauste, den ganzen Führerstand überschwemmte und
dadurch von Kopf bis Fuss total mit Gatsch bedeckt war. Selbst
bis in den Turm hinauf spritzte Dreck. Die Einsatzfreudigkeit der
Offiziere aber auch der Mannschaften hat mir schon mächtig
imponiert.

ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Bitte mit Gen.Dir. Malzacher verbinden.

Mehr denn je bin ich davon überzeugt, dass wir auch in unserer
Panzer-Strategie meine Konzeption der Landesverteidigung Öster-
reichs durchsetzen sollten. Wenn tatsächlich der Angriff der
Gegner sei es NATO oder Warschauer Pakt käme, sofort zu kapitulieren.
Jedwede andere Strategie halte ich für sinnlos. Mit dieser
Strategie genügt aber wirklich vollkommen der Kürassier. Ich
hoffe, dass sich Spannocchi, der selbst von der Panzerwaffe kommt
und der jetzt mit der Allraumverteidigung ohne grosse Schlachten
zu liefern, meiner Konzeption weitestgehend entspricht, durch-
setzt. In diesem Fall würden wir weder den amerikanischen
geschweige denn den Schweizer Panzer brauchen. Wanke hat mir aller-
dings mitgeteilt, dass die Schweizer jetzt endgültig den Schluss
gefasst haben, die 100 %-ige Kompensation zu akzeptieren. Ich
oder das Handelsministerium besser gesagt, werden aber keinen
wie immer gearteten Einfluss darauf nehmen, ob und welcher Panzer
vom Bundesheer gekauft wird.



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Entzmann von SGP erzählte mir dann spät abends beim Heurigen,
dass doch mit dem Generaldirektor von Tatabanya mit Zustimmung
der Budapester Zentralstellen die Gespräche über Elektrizitäts-
werke in Ungarn oder an der ungarisch-burgenländischen Grenze
ganz gut laufen. Der auch an mich herangetretene Kaufmann hätte
seinerzeit als er noch eine österreichische Firma führte, wo
die Ungarn gewisse Geschäfte abwickelten, nicht zuletzt zur
Unterstützung der österr. KP, nach Entzmanns Meinung keinen bedeu-
tenden Einfluss mehr in Ungarn. Er ist allerdings ein guter Be-
kannter von den Leuten aus Tatabanya insbesondere des dortigen
Generaldirektors. Entzmann ist aber davon überzeugt, dass er
diese Geschäfte ohne Provision an Kaufmann zahlen zu müssen,
abwickeln wird können. Ich selbst erklärte ihm dezidiert, dass
ich keinerlei Wert darauflege, irgendwelche Zwischenhändler
oder Vermittler einzuschalten. Dies kostet nur Provision und
wäre gut, wenn ihn die Firma SGP ausschalten könnte.

Direktor Malzacher von der Steyr-Daimler-Puch berichtet mir, dass
es ihm erstmals geglückt ist, Weichselbaumer von einem Liefer-
geschäft mit Tunesien über weitere Panzer auszuschalten. Wenn
man bedenkt, dass ein solches Trumm 10 – 14 Mill. S je nach Aus-
stattung, ob Bergepanzer usw. kostet, so sind selbst ein paar
Prozent Provisionen schon entsprechende gigantische Beträge.
Eine Erkenntnis aus den zwei Tagen ist deshalb, so schnell
wie möglich bei diesen Besprechungen Verhandlungen die österr.
Lieferfirmen mit den ausländischen Abnahmestellen in direkten
Kontakt zu bringen. Die machen das Geschäft, die sind deshalb
so schnell wie möglich einzuschalten, die müssen versuchen, konkret
und direkt das Geschäft abzuwickeln. Da genügt im wahrsten Sinne
des Wortes wenn die Gemischte Kommission oder ich persönlich
als Vermittler diese Kontakte entweder herstelle oder was noch viel
besser ist, nur wenn sie einmal hergestellt sind, bekräftige mit
dem Hinweis, dass Österreich grosses Interesse daran hat, dass
dieses oder jenes Geschäft zustande kommt.

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Tagesprogramm, 16.4.1977

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hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


Tätigkeit: AK


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      Tätigkeit: Bundesheer-General


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          Tätigkeit: Dir. Simmering Graz Pauker


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              Tätigkeit: Büro des Bundesministers (Sekretärin)


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