Mittwoch, der 3. November 1976

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Mittwoch, 3. November 1976

Im Klub gab es die verschiedenste Berichte, auch vom neuen Aussen-
minister und eine verhältnismässig zahme Diskussion. Zu meiner
grössten Überraschung wurde dann aber von Abg. Thalhammer kritisiert,
dass die Klubmitglieder, die sich mit Fremdenverkehrsfragen beschäf-
tigen, aus der Presse erfahren müssen, dass es ein neues Fremdenver-
kehrsprogramm der sozialistischen Fraktion gibt. Abg. Tull ging sogar
dann noch weiter und kritisierte, dass Heindl eine Pressekonferenz ge-
macht hat, obwohl es nach seiner Meinung viel berufenere Vertreter
der Sozialisten im Fremdenverkehr dafür gäbe. Ich replizierte sofort
sehr scharf, dass ich als einziger drei aktive Arbeitsgruppen, näm-
lich Preis und Löhne, Energie und Fremdenverkehr nach der Ökonomischen
Konferenz vom Kahlenberg einberufen habe, die Länder ersuchte und die
Interessenvertretungen mir die Teilnehmer schriftlich zu nominieren,
damit eine entsprechende Koordination mit allen Verantwortlichen für
den Fremdenverkehr erfolgt. Ausserdem wurde seinerzeit von der Ökono-
mischen Konferenz alle Teilnehmer aufgefordert, die sich für diese
3 Arbeitsgruppen interessieren, sich entsprechend zu melden. Welche
Öffentlichkeitsarbeit ich mache und wer Pressekonferenzen durchführt,
müsse doch mir überlassen bleiben. Klubobmann Fischer meinte, ich
sei doch als koordinierender Minister bekannt, ich sollte mich daher
nicht so aufregen, was ich übrigens innerlich natürlich gar nicht getan
habe, sondern sollte nur jetzt eben auch den Klub entsprechend infor-
mieren. Nachmittags verteilte Tieber dann im Klub sofort unser Frem-
denverkehrsprogramm und ich forderte den Klub schriftlich auf, mir
die entsprechenden Vertreter für die 3 Arbeitsgruppen zu nennen. Komisch
fand ich natürlich schon die Situation, dass ich bestrebt bin mit
den Verantwortlichen der Partei und den Arbeitsgruppen nicht nur Kontakt
zu halten, sondern diese Arbeitsgruppen überhaupt als Ergebnis der
Ökonomischen Konferenz aufrecht erhalte und ständig beschäftige, dafür
aber letzten Endes nur Kritik ernte. Kreisky hat seinerzeit gesagt,
er müsste und auch Androsch ebenfalls die Genossen, die in der Ökono-
mischen Konferenz gearbeitet haben, weiterhin ständig durch Kontakte
und Aussprachen an der Regierungstätigkeit mitwirken lassen, dann aber
wahrscheinlich aus Zeitmangel keiner von Beiden etwas tut und darüber
regt sich niemand auf.

ANMERKUNG FÜR TIEBER: Wenn wir die Genossen dann nominiert bekommen,
sollen die Sekretäre der Arbeitsgruppen diese ganz kurz über ihre
bisherige Tätigkeit informieren.



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In der Fragestunde des Parlaments bekam ich auch die neue
Taktik der ÖVP zu spüren. Abg. Kraft wollte mir unbedingt einreden, dass
ich am 1.4.1973 in Schärding 200 Mio. Schilling zur Förderung der
Innviertler Grenzgebiete versprochen habe und dies nicht hielt.
Ich erwiderte sofort, dass ich mit Versprechungen sehr vorsichtig
bin und auf Grund der Aufzeichnungen nachweisen kann, dass ich niemals
diesen Betrag genannt habe. Kraft wollte dann als Beweis sagen,
das sozialistische OÖ Tagblatt hat sogar gesprochen, dass nicht 200
Mio., sondern 300 Mio. Schilling flüssig gemacht werden. Zum Glück fiel
mir das Argument ein, dass ein Minister mit einem Budget von 900 Mio.
Schilling nicht 200 Mio. Schilling versprechen kann. Abg. Staudinger
wieder, der über den Alarmplan den Ölsektor Auskunft wollte, und vor allem
die Zusatzfrager, u.a. Abg. König wollten mich wieder in dieser Materie
festlegen, damit ich konkretere Aussagen mache, was bei Preiserhöhungen
geschieht. Das angebliche Exklusivinterview mit der Kronenzeitung
konnte ich so aufklären, dass ein Redakteur mich am Telefon fragte,
von einer Exklusivität also beim besten Willen keine Rede ist, ausser
dass natürlich wenn einer anruft man nur den Betreffenden antwortet. Was
dann der Redakteur schlagzeilenartig daraus macht, darauf hatte ich und
habe ich keinen Einfluss. Selbstverständlich bin ich bereit, im Parla-
ment im Handelsausschuss vertraulich jede Information zu geben und
natürlich auch über den Energieplan zu diskutieren. Abg. Stix wieder
wollte von mir unbedingt eine Erklärung, dass ich bezüglich der Laden-
schlussregelung nicht nur bereit bin, den Standpunkt neuerlich zu
überprüfen, sondern von meiner Aussage, dass die jetzige Regelung opti-
mal ist, abrücke. Natürlich habe ich dies nicht getan, sondern nur
zugesagt, dass im Rahmen der Nahversorgung dieses Problem ebenfalls
jetzt geprüft wird. Insbesondere sollen Kosten-Nutzen-Rechnung über
Änderungen der Ladenschlusszeiten angestellt werden. Auch die Behaup-
tung von Stix, die Spontankäufe würden die Bevölkerung veranlassen,
anstelle von höheren Spareinlagen mehr zu kaufen, soll untersucht wer-
den.

ANMERKUNG FÜR Tieber: Bitte auf Grund der stenografischen Protokolle
dann die entsprechenden Massnahmen, wie Diskussion im Handelsausschuss,
vor allem aber die Berechnungen für die Ladenschlussfrage vornehmen
lassen.

Luczensky hat den neuen stellvertretenden Geschäftsführer der Hotel-
treuhand, Genossen Rost vorgestellt. Dieser war Generalsekretär


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im Verkehrsbüro und wurde jetzt neben dem Dr. Mücke, der bis jetzt
Prokurist in der Hoteltreuhand war, als beide neue stellvertretende
Geschäftsführer bestellt. Rost fürchtete, dass jetzt Aktionen, die
vom Handelsministerium seit Jahren laufen, eingestellt werden. Ich
beruhigte ihm, da dies wirklich nicht beabsichtigt ist und auch die
Mittel derzeit zumindestens noch zur Verfügung stehen. Was das An-
schwellen der Ansuchen, es sind bereits wieder 1 Mia., bei der Hotel-
treuhand betrifft, so gab ich ihm als Argument, dass er 200 Mio.
Schilling für zusätzliche ERP-Mittel mit 5-jähriger Laufzeit zur
Verfügung gestellt wurden, dass aber trotz schriftlicher Aufforde-
rungen an alle Interessensvertretungen von diesen und insbesondere
von den Unternehmern mit ca. 15 % nur genützt wurden.

ANMERKUNG FÜR TIEBER: Bitte mit Rost entsprechenden Kontakt halten
und alle Interventionen jetzt über ihn laufen lassen.

Zedek und Würzl informierten mich über die Wünsche zum Fremdenverkehrs-
tag und ganz besonders zur eventuellen Wiederwahl von Zedek als ge-
schäftsführenden Obmann der Österreichischen Fremdenverkehrswerbung.
Würzl berichtete, dass die Bundesländer sich auch mit diesem Problem
beschäftigt haben und zuerst glaubten, ihre Vertretung müsse turnusweise
jetzt ebenfalls zu einen geschäftsführenden Obmann berechtigen.
Ansonsten aber sprechen sie sich für die Wiederwahl von Zedek aus.
Ich selbst erklärte sofort, dass wenn Zedek noch in der Funktion bei
der Handelskammer bleibt, ursprünglich hatte er beabsichtigt sich jetzt
schon pensionieren zu lassen, so sehe ich keinen Grund, wenn alle ande-
ren einverstanden sind, ihn wieder zu wählen. Auf alle Fälle aber ist er
nur ein persönlicher Vertreter und die geschäftsführenden Obleute
sind kein Zugeständnis, dass für irgendwelche andere Personen meiner-
seits gilt. Zedek möchte auch die österreichischen Fremdenverkehrs-
zweigstellen in den Bundesländern zur Verkaufswerbung ausbauen. Dagegen
hatte ich nichts einzuwenden, wenn es gelingt tatsächlich einstimmige
Beschlüsse aller davon Betroffenen, insbesondere der Reisebüros und
deren Vertreter zu erzielen. Ich kann mir persönlich nicht vorstellen
dass dies möglich ist, weil die Konkurrenz allein zwischen dem Ver-
kehrsbüro und anderen Reisebüros so stark ist, dass diese sich kaum
auf eine Organisationsform werden einigen können. Wenn dies aber der
Handelskammer, insbesondere Zedek gelingt, werde ich gegen eine ent-
sprechende Aktivierung der österreichischen Fremdenverkehrsstellen
nichts einzuwenden haben. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass


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unter gar keinen Umständen die mehr oder minder öffentliche Arbeit,
zwar vom Verein österreichischer Fremdenverkehrswerbung betrieben
wird, aber fast halbamtlichen Charakter hat, durch Geschäftspraktiken
im Ausland geschädigt würde.

Dr. Krebs, der Wiener Fremdenverkehrsverantwortliche kam anschliessend
dann genau wegen der Wahl von Zedek zum geschäftsführenden Obmann.
Seiner Information nach – und er hat mit den Referenten der einzelnen
Länder gesprochen – sind Debene OÖ, Oppitz Salzburg, Zlamal Kärnten
und Baier Vorarlberg sowie er selbst für ein Auslaufen der Funktions-
periode Zedeks. Nur Gaisbacher hat sich dezidiert für eine Verlän-
gerung ausgesprochen. Nachdem jetzt feststeht, dass die Länderver-
treter gar nicht geschäftsführende Obleute werden könnten, sondern
dies nur die Funktionäre der einzelnen Länder laut unserer Statuten.
Krebs wird noch einmal mit allen Beteiligten reden und dann, wenn
tatsächlich alle sich für Zedek entschliessen, auch diese Lösung als
Übergang, solange er noch in der Funktion der Handelskammer ist,
und Lissbauer der Obmann der Fremdenverkehrssektion, zustimmen. Ich
informierte Krebs auch über die Vorsprache der Fremdenführer Wiens
und ersuchte ihn, die Sekretäre und ganz besonders Herrn Zuber, den
ich gestern ausgezeichnet hatte, zu einem Gespräch einzuladen.

ANMERKUNG FÜR TIEBER: Bitte Zuber und den Fachgruppenvorstand Dir.
Wallner von der Casino AG verständigen.

Die Firma Ruthner, er selbst und sein Sohn Oswald, berichten mir,
dass sie jetzt mit den Libyern eine neue Lösung ihrer Finanzierungs-
und Garantiefrage für ihre Aufträge in Tripolis ein Gespräch haben.
Ausser dem einen Block mit 30 Mio. Schilling soll jetzt gleichzeitig
vereinbart werden, dass dann sofort Anschlussaufträge für 250 Mio.
Schilling erfolgen, wenn tatsächlich diese 10 kg pro qm Gemüse
eingehalten werden. Die Libyer sind bereit, diesen Anschlussauftrag
tatsächlich schriftlich jetzt schon zu vereinbaren, wenn irgend-
jemand die Garantie übernimmt, dass dann auch Ruthner tatsächlich die
Arbeit unten leisten wird. Die Libyer erwarten, dass die Regierung
Österreichs dies garantiert. Ich erklärte Ruthner, dass ich bereit
bin einen Brief, wenn der Abschluss dann getätigt werden soll, tat-
sächlich zu schreiben, unter der Bedingung, dass die Regierung daraus
nicht obligiert wird, sondern nur die Firma Ruthner und dass der Wort-


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laut dieses Briefes mir von Ruthner persönlich schriftlich vor-
geschlagen wird. Ich könnte mir vorstellen, dass als Absichtserklärung
das Handelsministerium, d.h. ich persönlich mich bemühen werde, dass
die Firma Ruthner mir gegenüber sich verpflichtet hat, die eingegan-
genen Verträge in Libyen tatsächlich einzuhalten. Ruthner ersuchte
mich auch mich in der WIG dafür einzusetzen, dass neben dem Ruthner-
Turm jetzt auch ein Gelände, wo früher das Bierzelt draufgestanden
ist und jetzt ein Kinderspielplatz errichtet werden soll, für ihn
als Forschungsstätte zur Verfügung gestellt wird, damit er ein neues
System dort demonstrativ aufstellen kann.

ANMERKUNG FÜR WAIS und WANKE: Bitte mit Dir. Auer Stadtgartenamt be-
sprechen, damit ich gegebenenfalls einen Brief an die Gemeinde richte.

Die wirtschaftspolitische Aussprache verlief sehr harmlos, weil
Seidel einen realistischen Bericht, aber doch noch einen sehr opti-
mistischen der österreichischen Wirtschaft gab. Seiner Meinung nach
können wir heuer mit einem über 4 %-igen realen Bruttonationalprodukt-
wachstum rechnen. Für das nächste Jahr sind 5 % präliminiert, doch wird
man bei der Dezemberüberprüfung entsprechende Korrekturen vornehmen
müssen. Die OECD rechnet im Schnitt, dass es unter 5 % sein wird und
auch Österreich wird wahrscheinlich nach unten korrigieren müssen.

Androsch und Klose ergänzten, wobei die Nationalbank darauf hin-
wies, dass valutarischen Reserven die Devisenabflüsse, die in der
letzten Zeit erfolgt sind, ohne weiteres verkraften kann und dadurch
auch die Zentralbankgeldschöpfung sich verringerte. Dadurch bekommt die
Nationalbank jetzt wieder die Banken mehr im Griff, weil sie bei ihr
rediskontieren müssen. Die Vertreter der Handelskammer, Sallinger, Igler
Seidl und vor allem Mussil haben dann in einen sofort dazu Stellung
genommen und insbesondere letzterer einen ganzen Katalog von Massnahmen
gefordert, die die Regierung, insbesondere der Finanzminister natürlich
erfüllen sollte, damit die Wirtschaft besser über die Runden kommt.

In der Auszeichnung von Kleider-Bauer am Abend hat dann Wolff von
Amerongen
für die deutsche Wirtschaft dort erklärt, sie hätten be-
schlossen an die deutsche Bundesregierung keine wie immer geartete
Wunschliste mehr zu stellen, weil die Wirtschaftssituation dies nicht
erlaubt. Einen krasseren Gegensatz zwischen dem Verhalten der deutschen
und der österreichischen Wirtschaftsvertreter kann man sich wirklich
jetzt nicht vorstellen. Benya selbst hat dann auch in der wirt-


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schaftspolitischen Aussprache klar und deutlich gesagt, wenn der
Finanzminister den Wünschen der Unternehmer nachgibt, dann müsste
auch der Gewerkschaftsbund sich seine rückhaltende Stellungnahme be-
züglich Steuersenkungen überlegen. Vizepräsident Seidl hat von angeb-
lichen Gesprächen in Bonn berichtet, wo erklärt wurde die 35 Mia. Dollar
die die Oststaaten heute dem Westen schulden, könnten nicht zu-
rückgezahlt werden und jetzt verlangt der Osten deshalb schon Mora-
torien. Kreisky reagierte sehr scharf darauf und meinte, diesen Ge-
rüchten müsste man gleich entsprechend entgegentreten, resp. man
sollte ihm entsprechende Unterlagen über diese Behauptung liefern.
Österreich ist nämlich nicht zuletzt durch Intervention von Kreisky
mit Finanzkrediten an die Oststaaten stark obligiert. Kreisky be-
trachtet insbesondere die Polen und die Ungarn teilweise die
Tschechen als gute Zahler, von den Russen ganz zu schweigen, weshalb
er alle diese Gerüchte entschieden zurückweist. Er meinte auch General
Motors könnte nicht jetzt sofort alle Schulden die es hat, zurückzahlen,
sondern sei noch immer dann ein gutes Unternehmen, wenn es seine Schuld-
verpflichtungen erfüllt. Seidl in die Enge getrieben, konnte nur da-
rauf hinweisen, dass die Nordkoreaner derzeit nicht zahlen. Kreisky
meinte, da habe er seinerzeit die VÖEST gewarnt, dorthin entsprechende
Lieferungen zu tätigen.

Vor der Paritätischen Kommission hatte mir Kreisky schon gesagt, dass
die Deutschen jetzt unter 4 % Lebenshaltungskostenindex gesunken sind
und Österreich mit seinen 7.2 noch immer unverhältnismässig hoch
liegt. Kreisky meinte, wenn es uns nicht gelingt uns der Schweiz und
Deutschland bei Preissenkungen anzuschliessen, dann würden die
nächsten Wahlen verloren sein. Ich erwiderte sofort, dass im nächsten
Jahr eine Elektrizitätspreis, eine Gaspreis, eine Milch- und Mehlpreis-
erhöhung zu erwarten seien und derzeit vorbereitet werden. Ich wollte
Kreisky nicht im unklaren lassen, weil er letzten Endes meinte, ich
sei für die Preisentwicklung verantwortlich und damit eigentlich auch
indirekt für den nächsten Wahlausgang, obwohl er dies nicht so
sagte. Wenn man entsprechende Erzeugerpreiserhöhungen genehmigt,
dann muss er wissen hat das auch Auswirkungen auf den Verbraucherpreis,
auch dann wenn wir dies erst 1/2 Jahr später machen. In der Paritä-
tischen Kommission kam dann die Diskussion auf die Fleischpreise
im Hinblick auf die letzten Lohnerhöhungen, die 16 Monate Zeitraum
umfassten und 11.5 % ausmachen. Die Arbeiterkammer bestritt ganz ent-
schieden, dass deshalb Fleischpreiserhöhungen notwendig sind, nicht
zuletzt weil erst vor 8 Monaten eine Fleischpreiserhöhung erfolgte.



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Gott sei Dank ist es mir gelungen diese Fleischpreise an die
Länder zu delegieren, womit ich aus diesem Streit heraus bin.
Bei der zukünftigen Milchpreisfestsetzung hat Mussil verlangt, dass
im Zusammenhang mit der Freigabe für Regelung der Angestelltengehälter
im Handel und der Transportarbeiter, die perzentuellen Spannen für
sozial kalkulierte Produkte erhöht werden müssen. Ich habe auch dort
von seiner Vorsprache berichtet und wiederholt, dass ich nur beab-
sichtige für die Milch die Verbraucherpreise um 1.20 Schilling
wie die Regierung beschlossen hat zu erhöhen und alles andere dem
Markt überlassen werde. Ich erklärte aber, dass die Arbeiterkammer
und der Gewerkschaftsbund dieser Idee bis jetzt nicht zugestimmt
haben. Anschliessend habe ich Hofstetter auf diese Frage ganz be-
sonders aufmerksam gemacht und ihm auseinandergesetzt, wie sehr die
Handelskammer auf eine Preisregelung jetzt drängt. Hofstetter sieht
dies ein und wird mit seinen Kollegen noch einmal über dieses Problem
eingehend sprechen.

Bei der Festveranstaltung für 25 Jahre Kleider-Bauer und Überreichung
des Staatswappens hat der Besitzer Dr. Bellinger im Konzept dargelegt -
eine gute weltumspannende Einkaufsorganisation, Österreich als Anhang
für seine Käufer auch für Dickhof, Gesamtumsatz 2.5 Mia. Schilling,
wovon Österreich ca. 720 hat. Zweitens die Marketing-Strategie, denn
Verkauf ist heute wichtiger als produzieren und drittens die Information
über die EDV, nicht um die Buchhaltung zu machen, sondern um Sofort-
entscheidungen insbesondere für den Einkauf zu ermöglichen. Er rechnet
nicht mit einem permanenten Mehrkonsum und hat jetzt einen Verdrängungs-
wettbewerb, z.B. Auto die mehr gekauft werden als Kleider. Wirklich
interessant waren dann aber die Ausführungen von Wolff von Amerongen, der
ebenso wie ich ständig fürchtet, dass Importrestriktionen von den
eutopaschwächeren Industrieländern wie England, Frankreich, insbesondere
aber Italien verlangt werden. Er sei nach wie vor für die welt-
weite Konkurrenz und für die liberale Handelspolitik. Ich machte
Amerongen dann im kleineren Kreis darauf aufmerksam, dass die deutschen
Unternehmer aber jetzt zu unfairen Methoden mit Importen aus Billig-
ländern und Lieferung von dieser Ware dann nach Österreich mit falschen
Ursprungszeugnissen übergeht. Er wird sich in Deutschland dann dafür
einsetzen, dass diese Praktiken abgestellt werden. In Österreich
sagte er wurde die Mehrwertsteuer von 16 auf 18 % erhöht, gleich-
zeitig aber als Kompensation eine Zollsenkung im Zuge des EG-Abkommens.
In Deutschland will man jetzt die Mehrwertsteuer von 11 auf 13 % erhöhen
und wird keine Kompensation geben können. Amerongen sprach sich


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auch ganz entschieden gegen eine eigene Mittelstandspolitik aus,
weil dies nur dazu führt, dass unter einem Glassturzunternehmer
dann in ihrer Existenz aufrechterhalten werden, die keine Überlebens-
chance haben. Sallinger kam nach ihm zu sprechen und hatte grosse
Schwierigkeiten sich gegen diese eindeutigen Aussagen, die Amerongen
immer mit der Phrase, mein lieber Freund Sallinger, einleitete, zu
behaupten. Geschickt ist Sallinger aber insoferne ausgewichen, als
er dann auf die Tränentour meinte, wenn er so vom Ausland zurückkommt,
Österreich mit den Augen dieser Auslandstour betrachtet, d.h. indirekt
ohne dass er es sagte, mit anderen Ländern vergleicht, dann dankt er
dem lieben Gott still und leise, dass er ein österreichischer Unter-
nehmer sein darf und in diesem Land lebt. Natürlich brachte ihm dieses
Bekenntnis lang anhaltenden Beifall ein. Der Vorteil des Protokolls
gab mir wieder einmal zum Schluss das Wort und ich konnte insbesondere
auf die verschiedenen Stellungnahmen der deutschen Wirtschaft und
der österreichischen und insbesondere deren Vertreter eingehen. Ein
paar Wiener Schmähs aufgeputzt, hat man es insbesondere leicht, auf die
deutschen Gäste einen ganz guten Eindruck zu machen.

Bei Tisch hatte ich dann Gelegenheit neben Igler zu sitzen und diesen
insbesondere auf die Entwicklung der Lieferungen Elins für Alten-
wörth anzusprechen. Er selbst ist sehr erschüttert und meint, jetzt wo
die Elin endlich aus den roten Zahlen herauskommt, passiert so etwas.
Er selbst weiss auch noch nicht genau, wie dies passieren konnte und
hofft nur so wie ich, dass dies nicht allzugrosse Auswirkungen auf
die Exporttätigkeit der Elin hat. Dies ist auch der Grund, warum
ich schon vor längerer Zeit mir überlegt habe, dass wir diesen Schaden
nicht sehr gross aufziehen können. Gedeckt wird die Reparatur jetzt
von der Versicherung, allerdings nicht mehr für die Generatoren, die
jetzt eingebaut werden, wenn dort etwas passiert Er sprach mich auch
über die Kündigung von Verbund-Generaldirektor Arthold an und meinte, ich sollte
mich um ein Kompromiss bemühen. Genau ein solches erklärte ich ihm,
habe ich auch mit Weiss derzeit besprochen. Er stimmte mir zu, dass eine
Reorganisation dringendst notwendig ist. Igler meinte allen Ernstes, in
der Elektrizitätswirtschaft beträgt die Personaltangente 5 %. Er war
über die tatsächlichen Ziffern, die das 6-fache betragen, sehr erschüttert.

Mit Amerongen kamen wir dann bei Tisch auch über die Repräsentationskosten
zu sprechen. Er schätzte, dass ich Millionenbeträge dafür zur Verfügung


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habe. Er war über das Verhalten der ÖVP und insbesondere aber der
sogenannten unabhängigen Zeitungen auch die des Kuriers, dessen
Herausgeber ja die Industriellenvereinigung ist, sehr erschüttert.
Igler selbst versuchte sich sofort abzuputzen und meinte, er hätte diese
Kampagne nie mitgemacht. Er versuchte überhaupt den Eindruck zu er-
wecken, dass er sich von dieser Haxlbeisserei distanziert. Er erklärte
mir z.B., als Abg. König ihm einmal angerufen hat und erklärte, man
wird jetzt das Entfernen von Preinfalk aus der Elin im Parlament
zur Sprache bringen, so abgebogen hat, dass er König erklärte, dann
würde er sich die Todfeindschaft von Igler damit einwirtschaften.
Reorganisationen sind notwendig, unabhängig welcher Parteirichtung
Mächtemanager? angehören, müssen sie entfernt werden. Dies hat mir
sehr gepasst, im Hinblick auf die Diskussion wegen Arthold. Wenn
Igler nämlich sagt, 5 % Personaltangente wären richtig, oder besser
gesagt anzustreben, und werden das Sechsfache, dann muss der für das Per-
sonal zuständige Direktor – und das ist Arthold – versagt haben. Genau
dasselbe behaupten auch unsere Genossen in der Verbund. Ich glaube die
ÖVP wird wirklich froh sein, wenn wir ein Kompromiss in dieser Frage
erzielen und letzten Endes dann zustimmen.

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Tagesprogramm, 3.11.1976

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hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


Tätigkeit: GD Lenzing AG, Vizepräs. HK, AR-Präs. OÖ. Ferngas


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: MR, Leiter Gruppe FV u. Gewerbeförd. HM


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: IV, GD Wr. Schwachstromwerke (WSW)


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: ÖGB-Präs., NR-Präs.
        GND ID: 119083906


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: FPÖ-NR-Abg.


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: SChef HM
            GND ID: 12195126X


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: Wr. Landesfremdenverkehrsdir.


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: Sekr. JS, Tiroler SPÖ-Politiker


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: HK, Syndikus Bundessektion Fremdenverkehr, ÖFVW


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: ehem. ÖVP-Verkehrsminister, Präs. Verbund


                    Einträge mit Erwähnung:
                      Tätigkeit: Leiter Wirtsch.pol. Abt. HK


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: Finanzminister
                        GND ID: 118503049


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: Landes-FV-Dir. Vbg.


                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: Ruthner Industrieanlagen AG


                            Einträge mit Erwähnung:
                              Tätigkeit: FWV


                              Einträge mit Erwähnung:
                                Tätigkeit: -obmann


                                Einträge mit Erwähnung:


                                  Einträge mit Erwähnung:
                                    Tätigkeit: SPÖ-NR-Abg.


                                    Einträge mit Erwähnung:
                                      Tätigkeit: Präs. Bundesverb. Kur- u. Fremdenverkehrsdirektoren


                                      Einträge mit Erwähnung:
                                        Tätigkeit: AK, GD DDSG


                                        Einträge mit Erwähnung:
                                          Tätigkeit: erst SPÖ-, dann "wilder" NR-Abg.


                                          Einträge mit Erwähnung:
                                            Tätigkeit: dt. Unternehmer


                                            Einträge mit Erwähnung:
                                              Tätigkeit: Fremdensverkehrsdirektor Sbg.


                                              Einträge mit Erwähnung:
                                                Tätigkeit: Hoteltreuhand


                                                Einträge mit Erwähnung:
                                                  Tätigkeit: Gen.Sekr. HK, ÖVP-NR-Abg., später AR-Präs. Verbund


                                                  Einträge mit Erwähnung:
                                                    GND ID: 1017902909


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                                                      Tätigkeit: KR, Hotelier, HK, 1971 Obmann Bundessektion Fremdenverkehr, [Schreibung unsicher, es findet sich Lissbauer und Lißbauer]


                                                      Einträge mit Erwähnung:
                                                        Tätigkeit: Ökonom, ab 1981 Sts.


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                                                          Tätigkeit: 1970-1973 Büro Staribacher, SPÖ-NR-Abg., stv. Vors. SPÖ-Landstraße
                                                          GND ID: 102318379X


                                                          Einträge mit Erwähnung:
                                                            Tätigkeit: ÖVP-NR-Abg.; Bgm. Schwanenstadt, OÖ


                                                            Einträge mit Erwähnung:
                                                              Tätigkeit: Kärntner Vertreter in der ÖFVW


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                                                                Tätigkeit: Landesfremdenverkehrsamt Stmk. (Tirol?)


                                                                Einträge mit Erwähnung:
                                                                  Tätigkeit: Leitender Sekretär ÖGB, SPÖ-NR-Abg.
                                                                  GND ID: 136895662


                                                                  Einträge mit Erwähnung:
                                                                    Tätigkeit: stv. GD Verbund


                                                                    Einträge mit Erwähnung:
                                                                      Tätigkeit: GD Casinos Austria


                                                                      Einträge mit Erwähnung:
                                                                        Tätigkeit: Stadtgartendirektor Wien


                                                                        Einträge mit Erwähnung:
                                                                          Tätigkeit: ÖVP-NR-Abg., Personalchef Unilever


                                                                          Einträge mit Erwähnung:
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                                                                            GND ID: 118566512


                                                                            Einträge mit Erwähnung:
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                                                                              Einträge mit Erwähnung: