Samstag, 2. Oktober 1976
Bereits um 7 Uhr habe ich in der Möbesschule meine Aus-
sprache mit dem Betriebsrätekurs begonnen. Mein Einleitungs-
statement kam wirklich nur mit der Frage der Beschäftigung zur
Sprache, weil dann sofort eine entsprechende Diskussion losging.
In diesem Kurs waren Betriebsräte aus Fohnsdorf, aber auch anderen
Kohlengebieten und insbes. der Metall- und Bergarbeitergewerkschaft.
Dort wurde deshalb mit aller Deutlichkeit und Härte das Still-
legungsproblem diskutiert. Ich versuchte den Kollegen auseinander-
zusetzen, warum wir in der jetzigen Zeit gerade bei Hochkonjunktur
die notwendigen Korrekturen in unserer Struktur vornehmen müssen.
Ich erörterte ihnen eingehend die Situation und insbes. daß jetzt
wir jetzt hoffen, daß Eumig dort einen krisensicheren Betrieb hin-
stellt. Mit Recht kritisierten die Arbeiter, daß die bisherigen
Aktivitäten im Aichfeld-Murboden meistens Frauenbetriebe waren,
wie z.B. Bauknecht oder kleine Betriebe wie Wehr, der nur 30 Be-
schäftigte braucht. Nach Meinung der Betriebsräte hätten man bei
zeitgerechter Investition eine kostendeckende Kohlenproduktion
aufnehmen können. Ich selbst mußte ihnen auseinandersetzen, daß
bei 140 Mio. Schilling Verlust, auch wenn die Vortriebsmaschine ge-
kauft worden wäre, sie maximal 20–30 Mio. weniger erwirtschaftet
hätten. Ein Betriebsrat meinte, man hatte immer gesagt, in der
Verstaatlichten Industrie gibt es die Sicherheit am Arbeitsplatz
und würde dafür plädieren, daß unbedingt die Arbeitsplätze der
Bergarbeiter gesichert werden. Hier konnte ich ihm versichern,
daß die Verstaatlichte Industrie, VÖEST-Alpine bereit ist, alle
Arbeiter in Fohnsdorf weggehen nach Zeltweg oder weitestenfalls
nach Donawitz mit neuen Arbeitsplätzen versorgen. Das wirkliche
Problem ist ja ein anderes, die Bergarbeiter verdienen dort als
Hauer so viel, daß sie als Facharbeiter, die sie dann wenn sie in
einem anderen Betrieb arbeiten, nicht mehr sind auch nicht an-
nähernd den selben Verdienst erreichen können. Am meisten verwundert
war ich, als die einhellige Meinung des Kurses dort war, daß die
Steiermark jetzt einen tieferen Lohn hat als die Burgenländer.
Aus irgendeiner Statistik, die ich nicht kenne, haben sie behauptet,
mir allerdings nicht vorgelegt, dass eindeutig hervorgeht, dass
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heute das Burgenland die Steiermark überholt hat.
Anmerkung für PLESCH: Bitte versuche die Lohnstatistik in der
Arbeiterkammer zu erfahren.
Beim Frühstück, beim Landeshauptmann Niederl kam ich neben
dem jugoslawischen Botschafter zu sitzen. Ich berichtete ihm
über meine Bemühungen mit Snuderl auf der wirtschaftspolitischen
Seite Kontakt zu halten und das Sprachenproblem außer acht zu
lassen. Vlahov bestätigte mir, daß er hofft, daß ganze Sprachen-
problem würde im nächsten Jahr im Frühjahr bereinigt werden
können.
Der neue albanische Botschafter ist angeblich ein Professor, spricht
sehr gut Deutsch, ich habe ihn sofort begrüsst und gesagt, dass
ich über Albanien von der Gemischten Kommission jetzt einen positiven
Bericht bekommen habe. Er meinte, er wird, wenn er irgendwelche
Probleme hat, sich dann direkt an mich wenden. Auch der sowjetische
neue Geschäftsträger möchte mit mir Kontakt aufnehmen, um einige
Probleme zu besprechen.
ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Er wird einen Termin verlangen.
Niederl selbst war bei der EG, hat aber mir kein Wort gegenüber erwähnt
Er hatte dort Besprechungen mit Soames, der in nächster Zeit nach
Österreich kommt, und auch mit dem Agrarreferenten, Kommissar Lardinois.
Wahrscheinlich hat er überhaupt kein positives Ergebnis erzielen können,
weshalb er mir darüber nichts berichtete. Bei der Messe-Eröffnung
gab es dann das übliche Hickhack. Niederl begrüsst, dass so viele
Steirer in der Regierung sind, insbesondere freute er sich, dass
jetzt Landwirtschaftsminister Haiden sehr die Interessen der Land-
wirtschaft wahrnehmen wird. Er empfahl ihm allerdings, er sollte
mehr in Ministerium in Wien bleiben und 1979 er würde ja sicher-
lich als Minister abgelöst. Niederl denkt hier scheinbar daran,
dass die ÖVP doch wieder dann die Regierung übernimmt. Auf meine
Antwort war er nicht gefasst, ich versicherte ihm, dass Haiden
garantiert nicht in Wien bleiben wird, sondern sehr oft in die
Steiermark kommt. Haiden hat mir nämlich angedeutet, dass Niederl
sehr unglücklich darüber ist, dass er so viel in die Länder reist.
Was die Zeit betrifft, so versicherte ich Niederl, dass diese Re-
gierung auch nach 1979 bestrebt ist, die Geschäfte noch zu führen,
und Haiden sicherlich dann auch noch als Landwirtschaftsminister
fungieren wird. Niederl hat in seiner Ansprache nur nebenbei das
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Problem Fohnsdorf erwähnt, sondern ganz allgemein gehaltene
Ausführungen über die Wirtschaftlichen Notwendigkeiten gemacht.
Natürlich ging ich ganz besonders auf die Stillegung von Fohnsdorf
ein, weil ich gleichzeitig ankündigen musste und wollte, dass
die Regierung jetzt mit Eumig einen gesunden international aner-
kannten Betrieb gefunden hat, der in Fohnsdorf direkt eine Betriebs-
stätte eröffnen will. Da Niederl in den Zeitungen behauptet hat,
er könnte die Gefahr der Abwerbung von Produkten z.B. von Fürstenfeld
nach Fohnsdorf vorliegen, musste ich auch diesem Bericht entgegentreten
Bei der Pressekonferenz habe ich dann die Einzelheiten der Presse
mitgeteilt. Die Fa. Eumig hat schriftlich dem Bundeskanzler
gegenüber mitgeteilt, dass eine Abwerbung von Produkten nicht in
Frage kommt. In Fohnsdorf wird ein Hammer- und Werkzeugbetrieb
entstehen, der eventuell aus Kirchdorf oder aus Wien gewisse
Produktionen wegnehmen könnte. In der Steiermark herrscht derzeit
ein sehr kritisches Klima, wie ich nicht nur beim Messe-Rundgang
sondern auch bei diversen Aussprachen feststellen konnte. Moser
meint, es sei leider nicht gelungen, aus der politischen Diskussion
innerhalb der Soz. Partei die Gewerkschaft und die Arbeiterkammer
herauszuhalten. Dadurch ist jetzt die gesamte Bewegung in der
Steiermark leider in die Frage, wer Nachfolger einmal von
Sebastian werden wird. Ob es zweckmässig war, die Referate
zwischen Sebastian und Bammer zu tauschen, wie man eigentlich
gegen dien Einfluss der ÖVP im Land vorgehen sollte usw. eine
böse Situation gekommen.
Tagesprogramm, 2.10.1976