Samstag, 26. Juni 1976
Die 1.000-Jahr-Feier in Kärnten war typisch, ein Programm mit
riesigen Lücken, was den Zeitablauf betrifft, die Organisation
war hervorragend. Ich konnte deshalb mit einigen Teilnehmern
verschiedenste Probleme besprechen. Abg. Gorton behauptete z.B.
ich hätte die ÖVP hineinlegen wollen. Innerhalb der Handels-
kammer hat es zwar über die Liste der Artikel, die nach der
Aufhebung des GATT-Art. 35, Japan-,Liberalisierung eine harte
Auseinandersetzung gegeben. Gorton selbst wollte z.B. die
ganzen Papierpositionen in die Ausnahmeliste hineinkriegen. Über
die 11 Positionen habt man sich aber dann in der Handelskammer
geeinigt. Ich erwiderte sofort, dass ich anders informiert
war und dass vor allem aber auch die AK und der ÖGB noch gefragt
werden mussten. Jetzt hätte man sich geeinigt und der Akt
werde jetzt vorbereitet und von mir unterschrieben. So wie
sich Mussil vorstellt, dass ich einen Zettel Papier fertige, kommt
für mich nicht in Frage.
Dr. Mayer von den Treibacher chemischen Werken erklärte mir, er
hätte mit Kreisky jetzt über die Errichtung einer Ferrochrom-
Anlage von 25.000 t gesprochen. Für Hirtenberg, wo die Erzproduktion
eingestellt werden soll, wäre dies ein guter Ersatzbetrieb. Vor-
aussetzung für die Inangriffnahme dieser Produktionsstätte
wäre ein entsprechender Kredit von fast 200 Mill. S. Auch
20.000 m² Grund müssten gefunden werden. Mayer, der vorher bei
der BBU beschäftigt war, wird mir ein Elaborat schicken.
ANMERKUNG FÜR WANKE UND PLESCH: Bitte dieses Projekt dringlichst
verfolgen.
Schützelhofer von der BBU erklärte mir, dass sie eine Bergbauför-
derung brauchen, aber nicht um ihre Verluste abzudecken, sondern
um Explorationsarbeiten leisten zu können. Die BBU hat 1975 selbst.
verständlich auch negativ bilanziert, im Verhältnis aber zu den
internationalen Firmen und auch anderen Firmen im Ausland am
günstigsten von allen. Er braucht jetzt Unterstützung für die Auf-
schliessungs- und Untersuchungsarbeiten im Burgenland.
Hautzenberg und insbesondere der BRO Inthal schilderten mir
die Verhältnisse bei der ÖDK, nachdem Werner sich nur sehr
langsam aus dem Betrieb absetzt. Noch immer hat er ein Zimmer
und Inthal ist darüber sehr unglücklich. Angeblich äussert sich
Werner auch sehr abfällig jetzt über die Führung des Betriebes.
Ich erklärte beiden sofort, dies ist eine Erscheinung bei manchen
Leuten, die in Pension gehen müssen und man soll zwar mensch-
lich sein, aber so schnell als möglich einen Schlussstrich ziehen.
Werner möchte, wenn er nach Wien kommt, so ersuchte er mich,
unbedingt mit mir sprechen.
ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Bitte einen kurzen Termin einräumen.
Was mir ungeheuer imponiert hat, weil dies wirklich nur in
Österreich möglich ist, war, dass wir alle zu Fuss vom Kongress-
haus auf den Landhaushof gingen. Dazu benötigt man ungefähr
1/4 Stunde, geht durch dichtes Menschengewirr, Samstag vormittags
Einkaufstag, Feierstunde ausserdem, also ein richtiges Gewimmel.
Niemand scherte sich aber über die grosse Anzahl von Regierungs-
mitgliedern und sonstigen Politikern. Manche erkannten einem
und grüssten, für die meisten aber ist man Luft, Wenn es tat-
sächlich ein so starkes Aufgebot an Gendarmerie und Polizei
gegeben hat, um alle Feier ruhig abwickeln zu lassen, jetzt
hat man gar nichts bemerkt. Niemand schert sich um einen, alles
verlief in Ruhe, ein glückliches Land! Ich bin auf alle Fälle
sehr froh über diesen Zustand und erzählte es daher überall.
Jedermann meinte, so etwas gibt es wirklich nur in Österreich
vielleicht noch in der Schweiz und in einigen skandinavischen
Staaten.