Sonntag, den 2. Mai 1976
Bürgermeister Saller musste bei der Florianifeier Kirchgangumzug
durch die Stadt usw. daran teilnehmen. Mich überraschte wie viel
in Ischl und Umgebung es Feuerwehrleute gibt.
Ich besuchte mit NR Gstettner die höherbildende Schule in Ischl.
Die Direktorin Fr. Dr. Hammer hatte auf eine Aussprache grössten Wert
gelegt. Sie setzte mir dann auseinander, wie der Lehrplan auf Grund
eines Vorschlages des Berufsausbildungsbeirates geändert werden soll.
Danach würde, um die Lehrlinge, den Absolventen der höheren beruflichen
Lehranstalten gleichgestellt zu werden, nicht die Lehrlinge eine bessere
Ausbildung haben, sondern die Schüler von ihrer Anstalt die Lehrab-
schlussprüfung grösstenteils verlustig werden. Auch die Anrechnung
der Übertritt eines Schülers in eine Lehre wird teilweise sehr ver-
schlechtert. Jetzt ist es so, dass sie vom Bürokaufmann bis zum Reise-
büroassistent nach 5-jähriger Schulzeit mit Lehrabschlussprüfung
beenden kann. Sie selbst gibt zu, dass für Kunsthändler, Musikalienhänder,
Waffen- und Munitionshändler diese Möglichkeit ganz sinnlos ist. In Hin-
kunft wird nur mehr noch für Hotel und Gastgewerbeassistenten, für
Kellner und für Koch die Lehrabschlussprüfung möglich sein. Alle ande-
ren müssten dann noch die entsprechenden Lehrausbildungen in den
Betrieben durchmachen, bevor sie die Gehilfenprüfung ablegen können.
Andererseits gibt sie aber zu, dass z.B. ihre Fachschule für die
wirtschaftlichen Frauenberufe jetzt schon nach 3 Jahren eine Lehrab-
schlussprüfung als Bürokaufmann, Einzelhandels-, Grosshandels- und
Industriekaufmann ablegen kann. Ähnlich ist es bei den Fachschule für
Damenkleidermacher und für Fremdenverkehrsberufe. Sie hat durch reinen
Zufall sicherlich, aber durch Initiative von den Vorschlägen des Be-
rufsausbildungsbeirates erfahren. Ich selbst musste zu meiner Schande
gestehen, dass ich davon noch gar nichts weiss. Ich versprach ihr, man
wird sich mit ihr ins Einvernehmen setzen.
ANMERKUNG FÜR WAIS UND JAGODA: Bitte einen entsprechenden Bericht
ausarbeiten lassen und dann einen Brief an Frau Dr. Hammer.
Der Bürgermeister hatte vereinbart, dass die Unternehmer mit mir eine
Diskussion in einem Kreis von 40 bis 50 Leuten führen soll. Diese
überparteiliche und unpolitische Veranstaltung war zuerst auf Be-
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geisterung bei den ÖVP-Mandataren und Funktionären in Ischl gestossen.
Scheinbar wurden sie aber dann von Linz aus zurückgepfiffen. Da diese
Veranstaltung nicht zustande kam, hat der Bürgermeister dann eine
öffentliche Versammlung allerdings unter SPÖ-Führung veranstaltet.
Diese war trotz Schönwetter verhältnismässig gut besucht. Vereinzelt
kamen auch ÖVP-ler die sich dann in der Diskussion auch meldeten,
Bürgermeister Saller meint, wenn jetzt seine Leute irgendwo in Ischl
klagen, wird er immer sagen hättet ihr dies gleich dem Handelsminister
bei der beabsichtigten Aussprache mitgeteilt, resp. ihr hätte sie ihm
ja mitteilen können, wenn es euch nicht verboten worden wäre. Mir ist
es vollkommen unerklärlich, dass die ÖVP die Gelegenheit vorübergehen
lässt, ohne entsprechend anzugreifen, sondern scheinbar im wahrsten
Sinne des Wortes kneift.
Nach der Veranstaltung kam Gustav Lugerbauer aus Mondsee, der um
einen ERP-Kredit für 4.8 Mio. angesucht hat und nur 3.5 Mio. bekommen
hat. Er möchte nun die restlichen 1.3 Mio. mit Gewerbestrukturver-
besserung auffüllen.
ANMERKUNG FÜR Plesch : Bitte lass den Fall prüfen und vorlegen, damit
wir ihn schreiben können.
Der Forstdirektor Hückmeier aus Cumberland-Stiftung Grünau hat am
Kasberg 30 Mio. Schilling investiert. Für 5 Mio. bekam er nur einen
1 %-igen Zinsenzuschuss vom Land. Er hat dort 10 km Mautstrasse und
5 Lifte errichtet. Ebenso bräuchte er eine Unterstützung für einen
Wildpark.
ANMERKUNG FÜR TIEBER: Bitte lass den ganzen Fall prüfen und vorlegen.
Der Bürgermeister von Bad Goisern erklärt mir, sie hätten ein Schwimm-
bad, welches auch als Lehrschwimmbecken verwendet werden kann, im
Rohbau fertig. Das Land gibt ihnen nun keine Unterstützung mehr und
sie bräuchten 1.5 Mio. Schilling um das Bad fertigzustellen. Ich ver-
sprach nur mit Sinowatz darüber zu reden.
ANMERKUNG FÜR TIEBER: Bitte prüfen, ob wir nicht etwas draufzahlen
können.
In meinem Vortrag verwies ich auf die Schwierigkeit in Ischl wegen
des Einsaisonbetriebes. Im Feber ist die Katrin-Seilbahn ausgefallen.
Die Seilbahn ist über 90 % Eigentum des Landes und die Konstruktion
ist so, dass man sie heute wahrscheinlich nicht mehr genehmigen würde.
Tatsächlich ist im Feber ein Wagen, der nicht besetzt war, aus der Kupp-
lung rausgesprungen und über die Böschung hinuntergestürzt. Das Land
ist nun scheinbar nicht bereit, diese Seilbahn, die im Vorjahr
immerhin 168.000 befördert hat, schnell wieder herzustellen. Für
die Liquidation sagt der Bürgermeister, würden sie 16 Mio. Schilling
brauchen und für die Instandsetzung ebenfalls denselben Betrag. Da
meistens Sommergäste sogar hinauffahren, ist sie von grösster Bedeutung.
Die Skiabfahrt die ich besichtigte, ich habe die Trasse grösstenteils
abgegangen, ist nur für sehr gute Skifahrer befahrbar. Die Abfahrt wurde
grösstenteils in Felsen gesprengt, ist nordseitig, daher wahrscheinlich
meistens vereist und sehr steil. Für die Einheimischen ist sie wahr-
scheinlich ein ideales Skigelände. Für Wintergäste glaube ich nur für
sehr gute Skifahrer. Vom Standpunkt der Aufschliessung der Umgebung
Ischls für Skigebiet ist wahrscheinlich der Schrott ein Berg mit Almen
und günstigeren Geländelage wesentlich mehr geeignet. Hier hat man
sicherlich wenn man tatsächlich an den Wintergast bei der Errichtung
der Katrin-Bahn dachte, ein falsches Gebiet gewählt. Ich versprach dem
Bürgermeister nur an Landeshauptmann Wenzl als Fremdenverkehrsver-
antwortlichen Österreichs einen Brief zu schreiben, wo ich ihn ersuche
für den Sommergast die Katrin-Bahn wieder so schnell als möglich reparieren
zu lassen.