Samstag, der 1. Mai 1976

Samstag, l.Mai 1976

Auch bei unserem Bezirkszug von der Landstrasse waren diesmal
mehr Teilnehmer als im letzten Jahr. Ich hätte eigentlich erwarten,
dass durch das schöne Wetter und der Samstag, Sonntag frei, weniger
daran teilnehmen. Ich war deshalb sehr überrascht.

Bei der Mai-Kundgebung in Bad Ischl, war wie Bürgermeister Saller
zu mir sagte, wieder das schöne Wetter nicht sehr günstig für ihre Ver-
anstaltung. Dort war die Mai-Feier mit einigen Musikstücken der
Salinenkapelle mit einem Gesangsverein und mit einem Gesangstrio
und vor allem mit einem Conferencier um 2 Uhr nachmittags bis
5 Uhr abends. Der Kursalon war aber doch auch zu 2/3 gefüllt. Für
das schöne Wetter in meinen Augen eine beachtliche Leistung.

Anschliessend besichtigten wir das Golf-Hotel, das ich übrigens
vor 3 Jahren schon einmal besucht hatte und unterhielten uns mit dem
Manager Ing. Fichtner. Dieser ist auch im Grundbuch als Besitzer einge-
tragen. Es dürfte aber hinter ihm eine Schweizer oder deutsche Kapi-
talgruppe stehen. Der Golf-Platz hat nur 9 Löcher und ich habe schon
beim seinerzeitigen Besuch den Präsidenten des Golf-Klubs, einen Arzt
aus Ischl, nicht kritisierend, aber doch feststellend aufmerksam ge-
macht, dass man nur 18 Löcher als echter Golfer bevorzugt. Fichtner
hat jetzt einen grossen landwirtschaftlichen Betrieb dazugekauft,
auf den ein altes Herrenhaus steht. Er möchte nun dieses Herrenhaus,
das sich vielleicht dazu eignet als Spielkasino ausbauen. Ich ver-
sprach ihn, mit Gen.Dir. Wallner von der Spielkasino AG diesbezügliche
Verhandlungen aufzunehmen.

ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Bitte mit Wallner verbinden.

Auf dem Riesengelände möchte nun Fichtner die ergänzenden neuen Löcher
für den Golfplatz anlegen. Für mich am meisten überraschend hat er
von mir keinerlei finanzielle Unterstützung verlangt.

Das Hotel Post, wo ich übernachtete, hat schwere finanzielle Probleme.
Der Besitzer Koch und seine Frau setzten mir auseinander, dass sie jetzt
3 Mio. Schilling Kontokorrent-Kredit mit 12 % Verzinsung, 2.2 Mio. Gewerbe-


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strukturverbesserung für Umbau 20 Zimmer mit Bad auf 10 Jahre
mit 6.75 % und einen Hypothekarkredit auf 10 Jahre 500.000 Schilling
mit 10.5 %, insgesamt 5,7 Mio. Schilling Kredit haben. Die Annuität
macht 304.000 Schilling pro Jahr und vor allem die Zinsen 135.000
Schilling pro Halbjahr. Wenn, wie jetzt keine Saison ist, ist es für
sie fast unmöglich diese Zinsen zurückzuzahlen. Für die Instandhaltung
des Hauses müssen sie fast 1 Mio. Schilling ausgeben. Die Post ist ein
uraltes grosses Gebäude. Am liebsten würden sie einen Teil des Hauses,
den man abteilen könnte, an ein Kreditinstitut, oder noch besser,
an ein Kaufhaus vermieten. Ich versprach ihnen mir den Akt genau anzu-
sehen.

ANMERKUNG FÜR WAIS und WIESINGER: Bitte mit Heindl verbinden, Interesse
vorhanden. Abteilung soll prüfen, ob Umschuldung möglich.

Durch Zufall lernte ich Dr. Mandl, scheinbar ein wichtiger Mann vom
internationalen Zementgeschäft kennen. Er hat eine riesige Villa in
Ischl, aber lebt fast die ganze Zeit entweder in Zürich, Zement
Holding AG, oder in Nairobi, wo sie ein riesiges Zementwerk besitzen,
welches grösser ist als unseres in Mannersdorf. Er kennt den Handels-
minister Dr. Kiano sehr gut und ganz besonders den Finanzminister
Kibaki. Ebenso hat er gute Beziehungen zu Nigeria. Dort meinte er
sei aus Zahlungsgründen die Importeinschränkung verfügt werden. Die
üblichen 15 % Anzahlung und 15 % bei Verschiffung, wenn es sich z.B. um
eine Zementfabrik handelt die sie dort errichtet haben, wird in Hin-
kunft nicht mehr geleistet. Er meint, es sei ein grosser Unterschied
zwischen Nigeria und Kenia. Grosszügig hat er mir sofort ein Flugzeug
für Kenia angeboten, damit ich von Nairobi eventuell mit dem Botschafter
und anderen zusammen einen Naturpark besichtigen kann.