Sonntag, 14. März 1976
Der Ausflug nach Salzburg und Salzkammergut mit Barčák gab mir
die Gelegenheit, über viele Probleme mit ihm zu sprechen. Wirklich
interessant war aber nur die Erklärung, dass es innerhalb des
COMECON zu keiner Lösung des wirklich finanziellen Transaktionen-
problems gekommen ist. Barčák glaubt auch nicht, dass dies in Hinkunft
bald der Fall ist. Es wird zwar alles über Moskau, die Aussenhandels-
bank oder die Investitionsbank, abgewickelt, doch funktioniert
das System eben durch die starren Wechselkurse und was noch viel
schlimmer ist, durch das bilaterale Denken überhaupt nicht.
Die CSSR liefert nach Bulgarien Waren und ist hoch aktiv. Bulgarien
liefert nach Indien Waren und ist interessanterweise dort aktiv. Die
Tschechen wollen erreichen, dass die Bulgaren das Aktivum in Indien
ihnen abtreten, weil sie von Indien Waren beziehen und dort passiv
sind. Bulgarien lehnt ab. Vielleicht spielt auch hier eine gewisse
Überlegung mit, dass wenn Bulgarien dann nach einigen Jahren den
Ausgleich ihres Handelspassivums mit der CSSR vornimmt, auf alle Fäl-
le einen Gewinn dadurch hat, dass die Inflation auch zwischen Bulga-
rien und CSSR fortgeschritten ist und daher leichter rückzahlbar ist.
Dazu kommt noch, dass bis zu einem gewissen vereinbarten Betrag nur
2,5 % Zinsen zu bezahlen sind und dann über diesen Betrag hinaus
nur 4,2 % Zinsen bezahlt werden müssen. Ein verhältnismässig sehr
billiger Kredit. Für mich war weiters auch noch sehr interessant zu
erfahren, dass Kuba ab 1. Jänner 1976 in die Rubelverrechnung einbe-
zogen wird. Innerhalb des COMECON ist eine eigene Verrechnungsstelle
in Moskau, wo alle Exporte und Importe automatisch verrechnet aber
auch vor allem von Moskau bei Lieferung sofort bezahlt wird. Die
typischste Einstellung der Bilateralität fand ich in einem Aus-
spruch von Barčák, der meinte: Die Banken möchten immer und fordern
uns auf, dass wir warenmässig ausgeglichen bilanzieren sollen. Die
ist bilateral schon schwer möglich, geschweige denn dann erst
multilateral mit allen im Rubel-Block verrechnenden Aussenhandels-
staaten.
Die Gäste waren sowohl von der Stadtführung in Salzburg, die sehr kurz
aber gut war, und dann aber noch viel mehr von der Fahrt auf den
Dachstein mit der Seilbahn sehr beeindruckt. Ich selbst bin auch
mit dieser Bahn noch niemals oben gewesen, es hat mir nur sehr leid
30-0348
getan, dass ich nicht de Ski mitgehabt habe, um bis ins Tal ab-
fahren zu können. Die Minister-Besuche am Samstag/Sonntag sind
deshalb sehr günstig, weil ich da einigermassen Zeit habe, mich
als Gastgeber mit den Gästen persönlich zu beschäftigen und
sie zu begleiten. Dies trägt glaube ich wesentlich dazu bei, um
eine gute Stimmung in unseren Kommissionen und letzten Endes auch
in den Aussenhandelsbeziehungen zu erreichen. Noch immer gilt in
meinen Augen dass ein persönlicher Einsatz von den anderen wesent-
lich mehr geschätzt wird als vielleicht manch gutes Geschäft.
Vielleicht aber täusche ich mich auch in diesem Punkt.