Sonntag, 28. September 1975
Die Versammlungen in Oberösterreich waren gemischt. Die erste in
einem kleinen Dorf gigantisch, weil sie unmittelbar nach dem Kirchgang
vor der Kirche abgehalten wurde und der Dechant dort sogar die Messe
um eine halbe Stunde vorverlegte, damit die Versammlung dort statt-
finden konnte. In Braunau am Hauptplatz war sie auch gut besucht,
obwohl der Bürgermeister meinte, für ihn seien zu wenige gekommen.
Vorher hat mich der Reit- und Fahrverein Braunau mit Fiaker abgeholt
und ich bin huldvollst am Hauptplatz eingefahren. Die Braunauer
Freien Wirtschaftsverbändler ersuchten mich nachher, ich solle wegen
einer Kooptierung des Freien Wirtschaftsverbandvertreters ins Präsi-
dium in Oberösterreich mit Landesrat Trauner sprechen. Gleichzeitig
wollten sie auch, dass die Kommerzialratsaufteilung 8:5 verbleibt.
Sie sehen allerdings ein, dass man darüber verhandeln muss. In Hoch-
burg hatte ich zur Überraschung wieder eine sehr gut besuchte Ver-
sammlung und meinte einleitend gleich, ich habe gar nicht gewusst,
dass ich in eine Hochburg der Sozialisten komme. In Riedersbach waren
natürlich viele SAKOG-Arbeiter und deren Angehörige. Was mich ver-
wunderte war, dass um 4 Uhr die letzte Versammlung stattgefunden hat.
Dass ich allerdings dann durch ständige Verstopfung auf der
Autobahn erst knapp vor 10 Uhr nach Wien kam, ist eine zweite Sache.
Zum Glück hatte ich die Möglichkeit im FS 2 die Diskussion zwischen
Androsch, Koren und Broesigke zu hören. Die Diskussion interessierte
mich sehr und ich glaube auch Androsch hat gut abgeschnitten. Die
Materie beherrscht er blendend. Gegenüber dem zynischen Koren muss
er auch optisch sehr gut ankommen. Wie er allerdings die Budgetfrage
wirklich löst, bin ich schon sehr gespannt.