Samstag, der 6. September 1975 bis Sonntag, der 7. September 1975

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Samstag, 6. September 1975 u. Sonntag, 7. Sept.

Wais wird den Wahleinsatz im Burgenland analysieren. Im Ver-
gleich zu NÖ und wahrscheinlich auch zu den anderen Bundesländern
hat Burgenland wirklich eine exakte Organisation. Sie lehnen zwar
prinzipiell eine Diskussion nach Wahlversammlungen ab und können
deshalb die Abwicklung fast auf die Minute genau steuern. Die Organi-
sation ist ganz hervorragend. Vielleicht allerdings gehen sie nur in
die Dörfern, wo sie eben entsprechend viele Zuhörer aufbringen
können. Ausserdem glaube ich haben sie z.B. in Oggau wie der Bürger-
meister bei der Einleitung feststellte, auch von anderswo Leute zu-
sammengezogen. In NÖ handhaben sie dieses System nicht. Bei der
ersten Versammlung in Heiligenkreuz sind deshalb nur ganz wenig Zu-
hörer. Mich persönlich stört es nicht, aber ich frage Hesele, warum
sie nicht mit einer Wiener Organisation vereinbart haben, dass z.B.
ein Autobus hinausgeführt wird, der anschliessend dann einen Ausflug
macht. Hesele meint, dies sie nicht notwendig, denn die Heiligenkreuzer
würden sofort erkennen, dass es sich hier um Wiener handelt. Von den
paar Zuhörern sind allerdings einige gekommen und haben gesagt, sie
sind auch von Wien. Entweder dort auf Ausflug, Urlaub oder halt zu-
fällig vorübergekommen. Typisch war nur, dass sie in Heiligenkreuz
gar keine Gaststätte gefunden haben, die ihnen die Möglichkeit ge-
geben hätte, drinnen eine Versammlung abzuhalten. Auch soll man der
Kapelle von Heiligenkreuz grosse Schwierigkeiten gemacht haben, dass
sie sich bereiterklärt hat, das Platzkonzert zu übernehmen. Hesele
meint, hier herrschen eben noch Zustände wie man sie woanders kaum
mehr für möglich hält. Wichtig erscheint ihm nur, dass die SPÖ
präsent ist, indem sie eben dort doch eine Versammlung hält und die
ganzen Ortsbewohner darüber verständigt werden. Er meint, diese
Präsenz genügt.

Der Bürgermeister von Traiskirchen – Musser - der gleichzeitig auch
NR-Kandidat ist, war anwesend und da er früher in Semperit eine
grosse Rolle gespielt hat, habe ich ihn gefragt, wie es jetzt mit
Höchst weitergehen wird. Er als Niederösterreicher ist sehr dafür.
dass Alemannia in Höchst auf alle Fälle geschlossen wird. Dort ein
Runderneuerungswerk zu errichten, hält er nicht für zielführend.
Dadurch würden die anderen entsprechend geringere Auslastungen in
Kauf nehmen müssen. Ich bin nicht ganz überzeugt, dass dies stimmt,
weil wahrscheinlich eine Kostenberechnung ergeben würde, dass man


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heute kaum aus Vorarlberg entsprechende Runderneuerungsreifen bis
Wien zu Runderneuerung schickt.

ANMERKUNG FÜR WAIS UND REIM: Was haben die Erhebungen bis jetzt
ergeben?

Beim Welttag des Kindes hat mich am meisten überrascht die ungeheure
Anzahl in der Grossfeldsiedlung. Landessekretär Nittel, der vorher
Bezirkssekretär in Floridsdorf war, hat mir allerdings dann bei
einer Auch sehr gut besuchten Veranstaltung in Strebersdorf gesagt,
dass dies selbstverständlich so sein muss. Er hat immer darauf ge-
drängt, dass man dort ein spezielles Jugendtreffen macht, weil
in der Umgebung in der Grossfeldsiedlung als als Ganzes so kinder-
reiche Familien angesiedelt wurden, dass ein solches Fest dort ein
voller Erfolg sein muss. Die Wohnungen sind meistens auf 5–6-
köpfige Familien ausgelegt und damit wurde dort eine ausgesprochene
Kindersiedlung geschaffen. So viele Kinder auf einem Fleck habe ich
allerdings bei keiner anderen Veranstaltung mehr getroffen. Jacobi
hat mich dann auch noch aufgeklärt, dass in dieser Gegend, d.h. in
der Grossfeldsiedlung die meisten Wohnungsbeihilfen gezahlt werden.
Dies ist dort der typische Beweis, dass es sich dort um Gross-
familien handelt, die meisten in so schlechten Einkommenslagen sind,
dass sie infolge der Grösse der Wohnung und der grossen Kinder-
anzahl zu entsprechenden Wohnungsbeihilfen kommen. Ob diese Kon-
zentration gut ist, bezweifle ich, vielleicht wäre eine Mischung
der Kinderreichen in andere Gegenden mit normalem Durchschnitts-
belag besser, Gott sie Dank ist dies nicht mein Problem.

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Analyse Wais Wahlkampfreise Bgld. 6.9.1975

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GND ID: 1017902909


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        Tätigkeit: Beamter HM


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