Sonntag, der 6. Juli 1975

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Sonntag, 6. Juli 1975

Die österreichische Unternehmerdelegation war jetzt in Persien
und einige Kooperationen dürften nun zum Tragen kommen. Ins-
besondere Aichelin wird eine Härterei errichten. Auch Bauten-
schutz dürfte eine Ferroban-Anlage sowie MBE eine Elektroinstalla-
tionsanlage errichten. Die 4. Firma, der Schulaussteller, hat
angeblich auch eine grosse Möglichkeit. Die Iraner lehnen eine
Musterfarm ab, da sie an Fleischpreisen, die in Iran sehr billig
sind und die von österreichischen Rindern nur teuer produziert
werden könnten, kaum eine Chance haben, die Produkte dort preiswert
verkaufen zu können. Der Milchpreis wäre allerdings sehr hoch,
doch ist eine Rentabilität durch die niedrigen Fleischpreise
nicht möglich.

Bei der Ankunft der Ministers Mahdavi, der bis zu seinem 7. Jahr
in Wien in die Schule gegangen ist und, wie er mir erzählte, mit
dem letzten Zug vor der Russenbesetzung 1945 Wien verlassen hat,
habe ich diese Detailinformationen im letzten Moment bekommen.
Ich habe sie allerdings bis jetzt noch gar nicht gebrauchen
können. Trotzdem wäre es zweckmässig, wenn man früher im Detail
listenmässig informiert wäre.

ANMERKUNG FÜR BUKOWSKI: Bitte das nächste Mal versuchen, den
letzten Stand, wenn auch nur mit einem Zetterl mir verschaffen.

Die Industriellenvereinigung, Präs. Igler, hat Mahdavi zu einem
Heurigen eingeladen. Die Industriellenvereinigung ist hier viel
aktiver und Igler setzt sich auch wesentlich mehr persönlich ein
als die Bundeskammer. Diese ist zwar immer vertreten, doch kann
Igler durch das Heranziehen von einzelnen Unternehmern dann immer
seine Geschäfte und die der einzelnen Unternehmer konkret mit dem
Minister besprechen. Ich selbst habe mitangehört, wie Gen.Dir.
Gruber von den Wienerbergern, die eine Ziegelfabrik dort errichten
sehr konkrete Gespräche führte. Gruber kam dann noch zu mir und
meinte, er hätte das Gefühl, dass auch Mahdavi persönlich ein Inter-
esse daran hätte, eine solche Fabrik zu errichten. Mahdavi hatte
nämlich eine Bemerkung gemacht, er könne nciht nur die 5 Fabriken
um 2–3 Mill. $ je Fabrik bauen, sondern noch wesentlich mehr.
Mahdavi hat allerdings sofort abgelehnt, die Fabrik in Baden zu
besuchen, wie ich das mit Osman getan habe, indem er meinte, er


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kenne die Fabriken. Hier hat auch Gieshübel von der Vöslauer
Kammgarn uns gebeten, weil Mahdavi erklärte, sie hätten jetzt
für Textilien, Garne und Gewebe voll liberalisiert, weil die
Preise in der letzten Zeit sehr stark gestiegen sind. Igler
hat auch das letzte Mal Aussenminister Bielka nach Teheran beglei-
tet, während die Handelskammer zwar immer durch ihren Aussen-
handelsstellenleiter vertreten ist, aber sonst keine besonderen
Aktivitäten auf Funktionärsebene entwickelt. Die einzige Möglich-
keit, die die Handelskammer hätte, dagegen Paroli zu bieten wäre,
einen Vizepräsidenten ausschliesslich mit der Aussenhandelsfrage
zu betrauen und gleichzeitig ihn aber dann wirklich rund um
die Welt bei jeder Gelegenheit zu schicken. Sallinger und Mussil
haben ganz einfach die Zeit nicht, Sallinger fährt zwar verhält-
nismässig sehr oft seine Aussenhandelsstellen besichtigen, was
aber in diem Fall wenig nützt, weil er in Wirklichkeit die konkreten
Ministerbesuche wesentlich mehr nützen müsste. Hier droht meiner
Meinung nach eine ganz grosse Gefahr für die Handelskammer von der
Konkurrenz, der Industriellenvereinigung.

Das Rennen in Baden war für mich, aber was noch viel schlimmer
ist, für viele Leute, die auf Quasimodo gesetzt haben, sehr ent-
täuschend. Ich hatte noch Samstag trainiert und es gab keinerlei
Schwierigkeiten. Quasimodo gilt als ein Pferd, das überhaupt nicht
galoppiert. Zu meiner grössten Verwunderung hat es nach dem Start so-
fort zu galoppieren begonnen. Ich wurde deshalb disqualifiziert.
Ich erkläre mir dies so, dass ich durch den Trainer Maloda geführt
zu früh zum Startband gekommen bin und dadurch das Losschnellen
das Pferd vielleicht geschreckt wurde. Das Prominentenfahren hat nur
denn Sinn, eventuell mehr Publikum anzulocken. Bürgermeister Wallner
hat sich angeblich sehr beschwert, dass drei sozialistische Poli-
tiker – Blecha, Fischer und Staribacher – bei dem Rennen fahren.
Finanziert hat es die ADS-Bank, Wallner hat bei der offiziellen
Ansprache allerdings erklärt, er fürchtet immer bei solche Pro-
minentenrennen, dass etwas passieren könnte. Dies ist sicherlich
nicht auszuschliessen und ein Risiko für jeden, der ja mit Unter-
schrift bestätigt, dass er keinerlei wie immer geartete Forderungen
gegen den Rennverein stellen wird. Nachteilig ist nur, wenn man
galoppiert, dann pfeifen die Leute, so erging es mir.

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Tagesprogramm, 6.7.1975


Tätigkeit: Straßburg


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    Tätigkeit: -obmann


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      Tätigkeit: Gen.Sekr. HK, ÖVP-NR-Abg., später AR-Präs. Verbund


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          Tätigkeit: Bgm. Baden, Präs. Heilbäderverband


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              Tätigkeit: Handelskammer-Präsident


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                  Tätigkeit: IV, GD Wr. Schwachstromwerke (WSW)


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