Samstag, 28., und Sonntag 29. Juni 1975
Im Lignano, das ich seit Jahrzehnten nicht mehr besucht habe,
war ich über die gigantischen baulichen Investitionen überrascht.
Als wir vor längerer Zeit wegen der Kinder den Urlaub dort verbrach-
ten, war es wirklich noch ein unbedeutender kleiner Strand in
Sabbiadoro mit einigen Hotels, keine Hochhäuser und nichts von
der Spitze bis zum Tagliamento alles verbaut. Die Saison läuft
aber dort auch sehr schlecht an. Die Gaststätten sind nicht über-
füllt, man bekommt ohne weiteres entsprechende Zimmer, nur Bungalows
wo die Leute selbst kochen und daher billiger leben können, sind
einigermassen frequentiert. Die Preise sind verhältnismässig sehr
hoch, ich bin sehr gespannt, wie die Fremdenverkehrssaison in
Italien verlaufen wird.
Mit Stenzel besprach ich die Abstimmung zwischen den Arbeits-
inspektoraten und der Unfallversicherung auf der einen Seite
sowie der Bergbehörde auf der anderen. Min.Rat Pelzl hat sich
bei diversen Besprechungen ganz entschieden dagegen gewendet, dass
Arbeitsinspektorate oder Unfallsicherungsdienste der Unfallver-
sicherungsanstalt Bergbaue allein betreten dürfen. Dabei handelt
es sich nicht um Tätigkeiten unter Tag sondern auch um Betriebs-
stätten. Erst durch monatelange Verhandlungen hat er jetzt nachge-
geben. Es ist unwahrscheinlich, wie die Bürokratie ängstlich bedacht
ist, ihre Kompetenz unter gar keinen Umständen auch nur um einen
Millimeter zu ändern, geschweige denn aufzugeben. Ob es sinnvoll
ist oder nicht, wird dabei gar nicht im besonderen untersucht oder
gewürdigt. Wichtig ist nur seine eigene Kompetenz, um mit Chruschtschow
zu reden, seine eigenen Garten abzustecken und in Ordnung zu halten.