Freitag, 27. Juni 1975
Bei der Eröffnung von Draukraftwerk Ferlach benützte ich die
Gelegenheit, über aktuelle Elektrizitätsprobleme zu sprechen.
Leider war ich der 7. Redner, es war eine schreckliche Hitze
und ausser den speziell geladenen Gästen, die auf entsprechenden
Bänken im Freien sassen, hatte sich die Bevölkerung, die in grösserer
Masse erschienen war, bereits zu den Bierzelten abgesetzt. In
den Kärntner Zeitungen las ich von einem Krieg zwischen Kärnten
und der Verbundgesellschaft. Ich verwies darauf, dass weder mein
Amtsvorgänger Frühbauer, der als Kärntner die Elektrizitätswirtschaft
entsprechend schon allein aus diesem Grunde kärntnerisch ausrichtete,
einen diesbezüglichen Streit zwischen Kärnten und der Verbund zuliess,
noch ich werde eine andere Politik in diesem Punkt machen. Für mich
ist es ganz klar, dass zwischen den offenen Problemen eine friedliche
Lösung gefunden werden muss. Betreffend die Errichtung von Voitsberg III
liess ich keine Zweifel, dass wenn die Kohle nur einigermassen ren-
tabel gefördert werden kann, das Kraftwerk gebaut wird.
Mit Hautzenberg besprach ich die weitere Vorgangsweise und war sehr
erfreut zu hören, dass jetzt nächste Woche bereits mit den entsprechen-
den Vorbereitungsarbeiten mit Voitsberg begonnen wird. Ich bin an und
für sich kein besonderer Freund von grossen optischen Massnahmen, hier
erscheint es aber wirklich zweckmässig und zielführend, bei Beginn
der Arbeiten durch eine grössere Ankündigung mit einer Tafel darauf
hinzuweisen. Im Aufsichtsrat hätten sie bereits 70 Mill. S für
weitere Massnahmen genehmigt bekommen.
Der neue Vorstandsdirektor Dichtl beschwerte sich bei mir, dass er
so schlecht seine Arbeit beginnen müsse, weil – wie er sich ausdrückt –
der Politruck gegen seine Stellung resp. die gewünschte Geschäfts-
einteilung bestimmt habe und deshalb die Geschäftsordnung geändert
werden musste. Ich habe sofort Präs. Weiss zugezogen und erklärt,
dass wir beide uns sehr bemüht haben, zu einer friedlichen Lösung
zu kommen. Mir wurde auch mitgeteilt, dass man über alle Punkte
einig war, ja sogar noch gemeinsam essen gegangen ist, bevor die
offizielle Sitzung dann begann. Weiss bestätigte, dass tatsächlich
alles gut gelaufen ist und nur im letzten Moment dann, ohne
dass der Name des Zentralbetriebsratsobmannes Inthal gefallen ist,
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dieser dann alles umgeworfen hat.
Wenn Kirchschläger jetzt irgendwelche Werkseröffnungen vornimmt,
so ist es für ihn als praktizierenden Katholiken selbstverständ-
lich, dass er an allen Gottesdiensten teilnimmt. Ursprünglich wollte
LH Wagner sich diesen Festakt ersparen, hat sich aber dann doch dazu
entschlossen, nachdem auch wahrscheinlich zu seiner Überraschung
auch ich bereit war, daran teilzunehmen. Ich bin und will nicht der
Katholik vom Dienst sein, wie dies derzeit Veselsky bei allen Um-
gängen usw. immer wieder macht, doch sehe ich keinen Grund, mich
von solchen im Rahmen einer Festveranstaltung durchgeführten
Gottesdiensten ausdrücklich auszuschliessen. Wagner flüsterte mir
allerdings, dass er nicht überzeugt ist, ob ihm nicht der Besuch
der Kirche bei nächsten Wahlen schaden könnte. Örtliche Verhält-
nisse sind eben sehr verschieden.
Da mich Frühbauer wegen der Abtretung von Aktien der ÖDK an
die Kelag neuerdings ansprach, erklärte ich den Direktoren der
Kelag, Pacheiner und Hofstätter, sowie Frühbauer, dass ich mich
sehr bemühen würde, zu einem Kompromiss zu kommen, dass aber jetzt
wieder technische finanzielle Schwierigkeiten aufgetreten sind.
Frank wird jetzt mit Pacheiner und Hofstätter gemeinsam eine ent-
sprechende Lösung versuchen.