23.3,
Ostern 1975
Die Besprechungen mit Sekretär Gmeinhart und Gen.Dir. Hautzen-
berg von der ÖDK wegen Voitsberg III ergaben, daß auf meine Em-
pfehlung schon sehr konkrete Vorarbeiten geleistet wurden.
Voitsberg III war ein lang gehegter Wunsch der Draukraftwerke,
nur hatten sie keine Chance gesehen, dies jemals zu verwirklichen.
Von der Verbundgesellschaft war vorgesehen, daß Voitsberg I
bei Einsatz vom Kernkraftwerk Tullnerfeld in die Reserve geht.
Von Voitsberg III war nie eine konkrete Beschlußfassung vorge-
sehen. Hautzenberg sieht ein, daß jetzt eine einmalige Gelegenheit
ist, in der Diskussion mit der Verbundgesellschaft einen solchen
Beschluß zu erwirken. Er bestärke Hautzenberg und Gmeinhart,
daß jetzt alle Detailarbeiten mit größter Beschleunigung mit
größter Beschleunigung durchführen sollen. Für die Grundeinlöse
Voitsberg III, daß auf alle Fälle im Anschluß an das jetzt bestehen-
de Kraftwerk gebaut werden soll, sind bereits die ersten Schritte
eingeleitet. Der Kainachbogen, eine ganz kleine Flußregulierung,
sollte meiner Meinung nach vordringlichst in Angriff genommen
werden. Es wäre sehr gut wenn man, um der Köflacher Voitsberger
Bevölkerung zu zeigen, daß in diesem Notstandgebiet etwas ge-
schieht. Die idealste Lösung wäre, wenn die notwendigen finan-
ziellen Mittel unverzüglich in Angriff genommen werden. Die
nächste Aufsichtsratsitzung im April kann leider noch keine dies-
bezüglichen Beschlüsse fassen, weil die konkreten Unterlagen nicht
vorgelegt werden können. Trotzdem glaube ich wäre es ganz zweck-
mäßig wenn man bereits eine Diskussion über dieses Projekt
auch in den zuständigen Organen der ÖDK beginnen würde.
ANMERKUNG für GEHART und WAIS: Bitte die notwendigen Impulse
bei der Aufsichtsratsitzung und vorher schon bei anderen Be-
sprechungen geben.
Mit Dir. Janitschek von der Kernkraftwerk-Planungsgesellschaft
diskutierte ich lange Zeit über die derzeitigen und in absehbarer
Zeit zukünftigen großen Schwierigkeiten der Kernkraftwerkser-
richtung in Österreich. Janitschek, ein Mann, der in der Vergangen-
heit auf diesem Gebiet bereits gearbeitet hat, sieht die tech-
nischen Schwierigkeiten überhaupt nicht. Er hat mir das Papier
über die Entsorgung von Kernkraftwerksmüll gegeben, die er auf
Aufforderung von Frank verfaßt hat. Die Techniker unterschätzen
die Antikernkraftstimmung in Österreich. Ich selbst bin ja auch
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nicht ganz klar, ob die wirklichen technischen sogenannten
100 %-igen Lösungen wirklich 100 %-ig sind. Wer soll sie aber prüfen.
Nach fast einer Halbtagsdiskussion war ich genau so klug als
wie zuvor. Ich bräuchte mir eigentlich darüber keine Kopfzer-
brechen zu machen, denn letzten Endes obliegt es dem Gesund-
heitsministerium die notwendigen Genehmigungsverfahren durch-
zuführen. Trotzdem und obwohl ich als Laie kaum eine richtige
Einstellung dazu haben werde, bedrückt mich diese Unzulänglich-
keit meines Wissens. Derzeit erklärte ich Janitschek kommt eine
Beschlußfassung über das zweite Kernkraftwerk sowieso nicht in
Frage. Wir haben die Möglichkeit aus dem 300-MW-Block Voitsberg
der 1.6 Milliarden Kilowattstunden aus Polen und der 1 Milliarde
Kilowattstunden aus der UdSSR unmittelbar zusätzliche Energie-
mengen zu kriegen, die in der ursprünglichen Ausbauplanung nicht
bekannt waren und daher nicht berücksichtigt werden konnten.
Ich habe vorgeschlagen, und werde dies auch einhalten, eine
Sitzung mit den Gesellschaftern der zweiten Kernkraftwerksunter-
nehmen und ihnen auseinandersetzen, daß die Ausbauverzögerung
von mir nicht nur goutiert, sondern sogar gewünscht ist. Trotzdem
werden wir in Hinkunft kaum ohne Kernkraftwerke auskommen. Die
Verzögerung ist nicht ein wahltaktisches Manöver, sondern meiner
Meinung nach wirklich in der Öffentlichkeit leichter zu begründen,
weil eben die notwendigen Korrekturen des Ausbauprogrammes durch-
geführt werden müssen. Dafür werden nicht nur die Kohlenarbeiter
von Köflach dankbar sein, sondern wahrscheinlich die gesamte
österreichische Bevölkerung. Diese ist nämlich im Prinzip ja
nur daran interessiert die notwendigen Energiemengen zur Ver-
fügung gestellt zu bekommen, wenn es ohne Kernkraftwerke ginge
bin ich überzeugt wären sie damit sehr einverstanden. Die Argumen-
tation, daß die Kilowattstunde auf 50 Groschen vom Kernkraftwerk
Stein kommt, ist jetzt von Janitschek mir aufgeklärt werden.
Da hat man die Gleitung bis 1980 mit 10 % eingesetzt und kommt
daher von derzeit über 30 Groschen eben auf 50 Groschen. Die
Bausumme wird sich ja von 10 Milliarden heutiger Preise auf
18 Milliarden zukünftiger Preise bis zur Eröffnung und vor allem
Verzinsung des notwendigen Kapitals ergeben. Auch hier wird es
notwendig sein vielleicht einen neuen Weg zu beschreiten.
ANMERKUNG Für GEHART: Wir sollten alle Für und Wider wortartiger
zusammenstellen lassen.