Sonntag, den 16. März l975
Zur Diskussion Kreiskys mit Chefredakteuren erfuhr ich jetzt
durch das Fernsehen, was Kreisky unter Differenzen in der Regierung
bezüglich des Kernkraftwerkausbaus versteht. Er meint, daß das
erste Atomkraftwerk in Bau ist, das zweite jetzt in Planung und
vor Beschlußfassung und daß man jetzt darüber nachdenken müßte, wie
es weitergehen soll. In einer Riesendiskussion, er würde sagen
Konfrontation mit der Bevölkerung, soll jetzt festgestellt werden
wo der Strom herkommt und ob sie bereit ist, entsprechende Ein-
sparungen vorzunehmen. Da ich aber überzeugt bin, daß jeder unter
Einsparung versteht der andere soll sparen, die optischen Ein-
sparungen aber z.B. Lichtreklame überhaupt nichts bringen, nicht
einmal 2 % ist der Lichtstromanteil, wird die ganze Diskussion aus-
gehen wie das Hornberger Schießen. Der einzige Vorteil der sich
dabei ergeben kann ist, daß die Öffentlichkeit auf die Probleme
angesprochen wird, sensibilisiert wird und dann vielleicht nicht
mehr, wenn sie die Fakten kennt, auf Verlangen der Umweltschützer
den Naturschützern wenn es sich um Wasserkraftwerke handelt die
ausgebaut werden sollen, bedingungslos folgt.
Die Diskussion über das VÖEST Geschäft, welche fast 3/4 der
Sendung ausmachte, war ein Streit wo sich die Öffentlichkeit
wahrscheinlich überhaupt gar nicht auskennt und hier wäre es
viel zweckmäßiger gewesen viel früher schon entsprechende Auf-
klärungsarbeit zu leisten. Wenn man bedenkt, daß ich mich aber mit
Ach und Krach informieren mußte, so kann ich mir vorstellen wie
wenig andere von den Details wissen.
Die Messe die ich besuchte und insbesondere die Schuhmesse, die
ja nur für Wiederverkäufer abgeführt wurde hat eine unterschied-
liche Entwicklung in den Ergebnissen. Teilweise ist sie gut,
manchmal sogar sehr gut, teilweise gibt es einzelne Firmen die
furchtbar klagen. Ich bin Gott sei Dank zufrieden weil die Prognose
es wird auch diese Messe gute Abschlüsse bringen und nicht die
negativen Prognosen recht behalten werden, sich teilweise
zumindestens bestätigten. Ich muß meine optimistische Linie, die
ich seit 5 Jahren vertrete nicht verlassen.