Freitag, 27. September 1974
Dr. Norden, der Herausgeber und gleichzeitig Redakteur von
Tourist Austria, wollte von uns eine Subvention für seine Zeitung.
Da ich eine solche Möglichkeit nicht sah, habe ich mit ihm und
Würzl vereinbart, er wird für uns seine Marktuntersuchungen über
die Preise von Touropa, Neckermann, Kaufhof aus Deutschland,
Kuoni aus der Schweiz usw., die er jetzt vergleicht und aufarbeitet,
mit einem Werkauftrag unter Beteiligung des Ministeriums durchführen
Norden erklärte gleich vorweg, wenn wir eine Ausschreibung machen,
was ich verlangte, die Hälfte der Kosten verrechnen, die ansonsten
von anderen Instituten angeboten werden. Er schickt seine Zeitung
ungefähr 1.000 Incomingoperatoren, das sind in Wirklichkeit nichts
anderes als die Reisebüros in der BRD und in anderen Staaten
und bekommt dafür von der ÖFVW 90.000 Auslandsporto und 30.000
durch Inserateneinschaltungen. Würzl wird die Details der
Informationen, die wir von ihm erwarten, im einzelnen besprechen
und dann eine Ausschreibung veranlassen. Maximal kann die Informa-
tion, die wir dringendst brauchen, um Preisvergleiche anstellen
zu können und den Fremdenverkehrsmarkt besser beobachten zu
können, 80.000 S pro Jahr kosten.
ANMERKUNG FÜR BUKOWSKI: Bitte die Einzelheiten mit Würzl besprechen
und trachten, dass wir womöglich unter den 80.000 S bleiben.
Die 150-Jahr-Feier von Piatnik war ein richtiggehendes Familien-
fest. Die Firma ist wirklich noch nach patriarchalischem System,
allerdings was die gute Seite betrifft, geführt. Die Gewerkschaft
hat dort bestes Einvernehmen, der Betriebsrat keine Schwierig-
keiten. Der Firmeninhaber, der Seniorchef, kennt alle Arbeiter
und was das Wichtigste ist, er kümmert sich wirklich bis über die
Pension hinaus. Ich habe nicht verabsäumt, bei meiner Ansprache
darauf hinzuweisen, dass es wahrscheinlich noch einige öster-
reichische Firmen dieses Typs gibt, in Wirklichkeit aber das
System nur in Japan gehandhabt wird. Sicher ist diese Firma
deshalb so aktiv, weil sie in Wirklichkeit von einer Familie
geführt wird, seit Generationen in Hand dieser Familie ausschliess-
lich geblieben ist und keine ernstliche Konkurrenz hat. Da 80 % der
Produktion ins Ausland gehen, ist die Exportförderung von grösster
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Bedeutung. Diesbezüglich hat auch der Firmenchef, aber auch
Igler von der Industriellenvereinigung an den Handelsminister
neuerdings appelliert.
Botschafter Pfusterschmid, der von Helsinki gekommen ist, hat
sein Programm für meinen Helsinki-Besuch vorbereitet und möchte
nur meine Wünsche kennen. Mir ist es persönlich ganz egal und
da auch der finnische Botschafter in Österreich mit mir das Programm
besprechen möchte, habe ich diesen auch ersucht, er soll sich mit
Pfusterschmid ins Einvernehmen setzen.
ANMERKUNG für Bukowski: Vielleicht kannst Du die Zusammenkunft
vereinbaren, solange Pfusterschmid noch in Wien ist.
Bei der Besprechung der GKB in Graz war der Direktor Juvancic, der
Betriebsrat Klatschnig, aber vor allem einmal auch von der VÖEST-
Alpine der Vorstandsdirektor Steflitsch anwesend. Da beide
auch zwei Nicht-Genossen mit hatten, wollten sie zuerst mit
mir fraktionell das Problem durchgehen. Klatschnig meinte, es
sei unmöglich, dass man für die 160 Facharbeiter die 5.- S oder
auch nur einen annähernden Betrag akzeptieren könne. Da ja in
diesem Fall für die gesamte GKB zumindestens für alle Facharbeiter
in dieser Firma 540 an der Zahl dasselbe verlangen müsste, würde
allein schon eine Forderung von 491.000 S pro Monat entstehen.
wenn er aber auch die Hauer und die sonstigen berücksichtigt,
würden bei 3.215 Beschäftigten über 3 Mill. pro Monat Kosten er-
wachsen. Die VÖEST-Alpine würde eine solche Ausgabe der GKB nie-
mals zulassen, weil die Bedeckung dafür fehlt. Nachdem ich vorher
mit Sekr. Wille von der Metallarbeitergewerkschaft auch über
dieses Problem verhandelt habe und die Metallarbeiter auf dem Stand-
punkt stehen, vielleicht könnte man eine kleine Korrektur vornehmen,
vertrat ich dann die Meinung, irgendeine Lösung muss gefunden werden.
Die GKB hat bei der VÖEST-Alpine bereits diesbezügliche Vorstellungen
erhoben und Steflitsch war bereit, 1 % der Lohnsumme, das sind
180.000 S pro Monat zur Verfügung zu stellen. Klatschnig möchte dafür
1.041 Beschäftigten nach Kategorien getrennt, -.50, -.70 und 1.- S
draufgeben. 1.- S würden die unteren Gruppen der Regiearbeiter
bekommen, denn die sind am schlechtesten bezahlt, die Facharbeiter
würden 70 gr erhalten und zwar nur die Kategorien, die jetzt
27.90 haben und dann auf 28.60 S kommen. Für die zwei kleinen
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unbedeutenden Gruppen insgesamt 72 Beschäftigte, würden 50 gr
dazugelegt werden. Ob die Fohnsdorfer mit dieser Lösung einverstanden
sind, getraue ich mir nicht zu beurteilen. Die Gesellschaft
VÖEST-Alpine ist aber dann auch noch bereit, nach dem Kollektivver-
trag für individuelle Ausgleiche ein halbes Prozent Lohnsumme zur
Verfügung zu stellen. Als dritte Phase könnte dann noch nach Kollektiv-
vertragsabschluss durchgerechnet werden, wieviel die Hütte in den ver-
gangenen Jahren mehr bekommen hat als der Bergbau, dies könnte nach Linz
gerechnet maximal 3 % sein, dafür müssten dann das 1 %, das jetzt
bereits gegeben wird, abgezogen werden, sodass dann maximal noch
2 % zur Verfügung stehen werden.
Wir kamen auch auf die Höhe der Bergbauförderung zu sprechen,
die mit 180 Mill. die grösste ist, die wir jemals in der zweiten
Republik gehabt haben. Davon erhält die VÖEST-Alpine, d.h. als
die GKB 148 Mill. und die Schwierigkeiten, die ich dadurch in Ober-
österreich mit der WTK und der SAKOG habe, sind den steirischen Ge-
nossen voll bewusst. Interessant war, dass die GKB-Leute vom Geist-
Plan, nämlich die Kohlebergwerke zusammenzulegen, sehr beeindruckt
waren. Insbesondere dass er erklärte, 180 Mill. S wird durch Umlagen
aufgebracht, das müsste letzten Endes zu 70 wieder die VÖEST bezahlen,
und 150 Mill. sollen jährlich aus der Bergbauförderung den Kohlegruben
zur Verfügung gestellt werden. Damit könnte auf einige Zeit hindurch,
Geist hat sogar behauptet, längere Zeit, was aber sicherlich nicht
stimmt, der Kohlebergbau aufrechterhalten werden. Die Behauptung
der Fohnsdorfer bei der Vorsprache, dass Steflitsch ihnen erklärt
hätte, es würde für die 1.000 Beschäftigten in Fohnsdorf keine Arbeits-
möglichkeiten gefunden werden können, wird von diesem ganz entschieden
abgelehnt. Wir einigten uns dann, dass die Firma mir montags fernschrift-
lich ihre Stellungnahme in Briefform gibt, den ich dann abschrift-
lich mit einem Begleitschreiben an die Fohnsdorfer weiterleiten werde.
Im Begleitschreiben selbst werde ich nur darauf hinweisen, dass ich
ihnen nur versprochen habe, sofort mit der Unternehmensleitung zu
reden, dies auch tat, indem ich sogar zur Messe-Eröffnung in Graz
früher fuhr, um die Angelegenheit zu besprechen.
Bei der 75 Jahrfeier von Puch, wo ich eine ganze Reihe von Auszeich-
nungen überreichen konnte und wo vorher auch der Landeshauptmann
sprach, konnte ich vom steirischen Wahlfieber noch nicht viel
bemerken. Niederl hat sehr geschickt, weil er wußte, daß ich an-
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schließend rede, kaum eine Bemerkung polemischer Art gemacht, immer
das Gemeinsame herausgestrichen, mit einem Wort, Süßholz geraspelt.
Trotzdem versucht ich natürlich mit einigen Gags, ohne daß er ein-
schnappen konnte, auf den Wahlkampf anzuspielen. Wenn z.B. ein
Ausgezeichneter sich für Bergwandern interessierte, sagte ich, daß
sei eine gute Sache und wir wissen ja, daß jetzt das Wandern in der
Steiermark große Bedeutung hat. Gen.Dir. Rabus ersuchte mich, er wird
jetzt mit den Griechen weitere Besprechungen führen. Ich möchte den
Protopappas, den griechischen Industrieminister, einladen. Er hätte mit
Pittermann diesbezüglichen Kontakt aufgenommen, dieser hätte ihm
erklärt, daß Protopappas 9 Monate in Wien im Exil gelebt hat und
daß Pittermann sich selbst sehr verwenden wird und ihm mitteilt,
wann der richtige Zeitpunkt gegeben sei. Ich selbst habe mich selbst-
verständlich sofort bereit erklärt auf Kosten von Steyr-Daimler-Puch
auch diesen griechischen Minister einzuladen. Dir. Putz, der die Ver-
kaufsgeschäfte im Vorstand führt, meinte, sie würden jetzt den 126er
mit Puchmotor, also den ehemaligen 500er, um öS 2.000 senken.
ANMERKUNG für WAIS: Setze Dich bitte mit Putz ins Einvernehmen,
vielleicht können wir noch andere Artikel einbeziehen.
Die Nachtdiskussion mit Gmoser ergab, dass er sich auf einer absolut
wählbaren Stelle in der Landtagsliste befindet. Angeblich sogar selbst
wenn wir nur den Stand halten. Die Möglichkeit von 26:28 auf 27:27
zu korrigieren, ist aber nach seiner Meinung drinnen.
Tagesprogramm, 27.9.1974
hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)