Sonntag, der 11. August 1974

22-1008

Sonntag, 11. August 1974

Mit LH-Stv. Salcher hatte ich eine sehr interessante Aussprache.
Salcher war extra von seinem Urlaub in Italien (Gardasee) zurück-
gekommen, um zu erfahren, was ich mit den Fremdenverkehrsleuten
besprochen hatte. Er war sehr erfreut, von mir einen Detailbericht
insbesondere auch über die Aussprache mit Wallnöfer zu bekommen.
Salcher selbst hat einen furchtbar schwierigen Stand in Tirol. Salcher
ist ungeheuer aktiv und wird mit der Zeit sicherlich unsere Position
dort verbessern. Da wir derzeit keinen Berghauptmann für Wien haben
und er in Tirol einen Genossen in der Berghauptmannschaft kennt, fragte
ich ihm, ob er bereit wäre diesen Mann, wenn dieser einverstanden,
nach Wien zu transferieren. Salcher hat in selbstloser Art sich
dazu bereit erklärt. Wenn man bedenkt, welche schwierige Position
er in Tirol hat und wie er dort jeden einzelnen dringendst braucht
kann man sich vorstellen wie Salcher doch die grössere politische
Linie immer wieder berücksichtigt und parteipolitische Interessen
Tirols zurückstellt.

Anmerkung für BUKOWSKI: Wenn die Transaktion vorgenommen wird, muß man
äußerst vorsichtig vorgehen, damit nicht die Oberste Bergbehörde dies
erfolgreich verhindern kann.

Der Besuch der Fremdenverkehrsgemeinde Seefeld gestaltete sich
ebenfalls wie erwartet. Der Empfang vom Gemeindevorstand war sehr
herzlich, Salcher hatte mich bereits vorbereitet, daß nur ein einziger
Mann, der Bahnhofsvorstand von Seefeld, im Gemeinderat vertreten ist.
Die Gemeinde selbst erwartete von mir, daß ich zu ihrem Kurhaus, sie
baut ein riesiges Hallenbad, entsprechende Zinsenzuschüsse leiste.
Die bisherigen Ansuchen wurden alle abgelehnt, da die Finanzierung
gesichert ist. Jetzt stellt sich angeblich heraus, daß die Credit-
anstalt doch 16 Millionen nicht aufbringen kann oder will und daß
man deshalb einspringen sollte. Würzl hat eine Überprüfung zugesagt,
ausserdem möchte die Gemeinde den Stadtkern als Fußgängerzone erklären
und erwartete, daß ich für die Umfahrungsstraße, die notwendig ist,
und die die Gemeinde zu bauen hat im Norden ebenfalls einen Zuschuß
gebe. Dies habe ich gleich kategorisch abgelehnt, die Südumfahrungs-
straße wird sowieso vom Land im Zuge der Olympiabauten errichtet und
die nördliche Umfahrungsstraße muß die Gemeinde selbst bezahlen. Ich
selbst erklärte dezidiert, daß wir noch niemals für einen Straßenbau
Zuschüsse geleistet haben und ich dieses Prinzip auch nicht verlassen
kann.



22-1009

Würzl hat den Gemeindevorstand nach Baden eingeladen wo ebenfalls
eine Fußgängerzone errichtet wurde und wo es andere Möglichkeiten
gibt ihnen noch behilflich zu sein. In dieser Beziehung muß ich
zugeben, ist Würzl sehr geschickt und findet immer wieder irgend-
welche Auswege. Was mich betrübt ist, daß immer nur hier punktuell
einzelne aktive Gemeinden sich irgendwo etwas herausreißen und wir
eigentlich niemals genau wissen, ob dies wirklich die dringlichsten
Anliegen nicht nur dieser Gemeinde sondern vielleicht des gesamten
österr. Fremdenverkehrs oder der Wirtschaftsförderung ist. Jede
systematische Arbeit aber würde ich genauso ablehnen, weil dies
natürlich dann gleich gigantische Beträge kosten würde, wenn wir
nämlich so etwas in Angriff nehmen, würde das Ergebnis nur eine
Studie sein, die auch nicht gerade billig ist, daß Ergebnis dieser
Studie aber wäre aber dann sicherlich ein bedeutender finanzieller
Aufwand für die entsprechenden Bäder, Infrastruktureinrichtungen der
Gemeinden usw., die niemand finanzieren könnte. Das Ergebnis also
wäre wieder ein großes Unbehagen in der Fremdenverkehrswirtschaft.
So bleibt mir nicht anderes übrig, als punktuell durch reine Zufällig-
keiten, wie dies auch in den vergangenen Jahrzehnten der Fall war,
Unterstützungen zu gewähren. Wichtig und richtig war, daß ich mich
dabei immer an Kommissionsbeschlüssen gehalten habe, die einstimmig
gefaßt wurden, mir daher niemand regional oder politisch entsprechende
Vorwürfe machen kann und letzten Endes dann doch das Handelsministerium
ein klein wenig als Wirtschaftsförderungsministerium in Erscheinung
tritt. An dieser Politik kann ich nichts ändern und will daher auch
gar nicht erst großzügige Konzepte entwickeln.

Tätigkeit: MR, Leiter Gruppe FV u. Gewerbeförd. HM


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