Samstag, 10. August 1974
Die Fremdenverkehrsenquete hat sich noch schlechter entwickelt
als ich erwartet hatte. Mir war von vorherein klar, daß ich dort
einer geschlossenen Phalanx aller gegenüber stehen werde. Ich
habe deshalb bereits bei meiner Einleitung offen erklärt, daß ich
keine Chance mehr sehe, weitere finanzielle Mittel vom Finanzminister
zu bekommen, ja auch gar nicht zu verlangen, über die schon zugesagten
und leider schon im Detail bekannten 70 Millionen Schilling für das
Jahr 1975. Landesstatthalter Müller von Vorarlberg hat daher gleich
als erster Diskussionsredner erklärt, es sollen auch die Referenten
jetzt ihre Vorschläge bringen und wenn wirklich nichts zu erwarten ist,
dann könnte sie ja gleich nach Hause fahren. Die meisten Tagungsteil-
nehmer haben das tatsächlich dann nach dem Mittagessen dann auch getan.
Schon in der Diskussion mußte ich es schon so lenken, daß es über-
haupt zu einer ausführlichen Diskussion gekommen ist, denn es hätten
sich von den fast 100 Anwesenden nicht 2 oder 3 sonst zu Wort gemeldet.
Die Tagung wäre dann überhaupt schon vormittag nach 3 Stunden zu Ende
gegangen. Auch hier habe ich die Erfahrung gewonnen, so etwas muß man
viel besser vorbereiten und organisieren. Würzl hatte seinerzeit die
Idee als wir die schockartigen Rückgänge gemeldet bekommen haben,
fassen wir alle zusammen und lassen wir sie über das Problem dis-
kutieren, sie werden dann Dampf ablassen und die Stimmung wird sich
verbessern. Diese Idee ist, glaube ich, nicht aufgegangen, sondern
alle Verantwortlichen und Tätigen im Fremdenverkehr erwarteten, daß
ich irgendwelche konkrete Zusagen machen kann und will. Genau dies
aber war nicht möglich. Selbst der Vertreter der Gewerkschaft Hotel-
und Gaststätten Obmann Sailer hat derartig in das Fremdenverkehrshorn
geblasen, daß mir angst und bang wurde. Er meinte, der Fremdenverkehr
sei immer das Stiefkind aller Finanzminister und es müßte jetzt
wirklich wesentlich mehr für ihn geschehen. Positive Stimmen, welche
die bisherige Unterstützung einigermaßen herausstrichen, hat es über-
haupt nicht gegeben. Die größte Pleite war aber die Pressebetreuung,
wir hatten zu einer Enquete eingeladen und ursprünglich hat Puffler
sicher mit Recht der Presse zugesagt, daß sie auch daran teilnehmen
kann. Würzl hat dann sofort dagegen protestiert und meinte, dies seien
Besprechungen, die im kleineren Kreis und nur zwischen den Beamten
und Funktionären des Fremdenverkehrs gehalten werden sollen und wir
hatten dann die Presse wieder ausgeladen. Natürlich ist dann ein Teil
der Presseleute in anderer Funktion gekommen und hat an der Enquete
teilgenommen.
Das Endergebnis war, daß bei der Pressebesprechung die ich dann
führte sich natürlich andere wieder sehr aufgeregt haben. Ich habe
sofort freiwillig den Fehler eingestanden und erklärt, in Hinkunft
wird mir so etwas nie mehr wieder passieren und ich bitte vielmals
um Entschuldigung. Dr. Feichtlbauer von der Gastwirte-Zeitung, der
in einer anderen Funktion teilgenommen hat, sagte mir allerdings
nachher, daß auch von seinem Gesichtspunkt aus die Enquete nicht
zielführend sein kann, beide, nämlich wir als Ministerium und die
Fremdenverkehrswirtschaft spricht eine andere Sprache. Wir recht
er damit hatte, konnte ich vor allem dann nachmittag bei der krampf-
haften Diskussion feststellen. Feichtlbauer ärgerte sich nur wieder
ganz besonders, daß ich nur eine Pressebesprechung abgehalten habe
und die eigene Organisation die Handelskammer oder auch die Gast-
wirtevereinigung oder Hotelvereinigung hat überhaupt auf eine solche
Enquete nicht durch eine Gegenpressekonferenz oder zumind. Presse-
erklärung geantwortet, er selbst hat deshalb eine Zusammenstellung
der Forderungen der Gastwirte, die Komm.Rat Fröhlich vorgetragen hatte
nachmittag bei meiner Pressekonferenz verteilt, wie ich dann ab-
schliessend feststellen konnte, dagegen habe ich eigentlich nichts
einzuwenden, weil ich für Aktivitäten anderer immer Verständnis habe.
Wir hätten auch unsere nur mit einem entsprechenden Waschzettel
besser vorbereiten sollen. Überhaupt glaube ich, daß das Fazit aus
dieser Tagung für mich war, daß in Hinkunft viel mehr und intensiver
Vorbereitungen erfolgen müssen. Man kann nicht 100 Leute zusammen-
rufen und dort durch 4 Vorträge ihnen schon bekannte Tatsachen mit-
teilen auch wenn es sich in einzelnen um ganz interessante aktuelle
Nächtigungsziffern, wie Schmidl vom Stat. Zentralamt ausführte, handelte.
In Hinkunft werde ich darauf drängen, daß, bevor eine solche Enquete
oder große Besprechung auch für den Fremdenverkehr erfolgt, wir ganz
genau wissen welche Arbeitskreise entweder vorher oder nachher ge-
bildet werden und wie die konkrete Zielvorstellung für jeden dieser
Arbeitskreise oder überhaupt gesamte Enquete ist. Ein allgemeines
bla-bla kann nur dazu führen, daß sich dann die Fronten gegen die
Regierungs- und ganz besonders gegen die Fremdenverkehrspolitik und
speziell gegen die mangelnde Unterstützung des Handelsministeriums
wendet. Aus einer solchen Besprechung kann nur ein negativer Effekt
rauskommen. Hier hilft selbst ein Schmäh nichts, hier hilft selbst
ein noch so vorbereitetes und freimütiges Referat nichts, diese
beinharten Wirtschafter und Gegner erwarten konkrete Zusagen.