Freitag, der 28. Dezember 1973

18-1488

Donnerstag, 27. Freitag 28. Dezember, Samstag, 29.12.

Die Vorbereitungen für die Bewirtschaftung gehen normal weiter,
Gröger hat weitestgehendalle Kombinationen auch wenn auf die Marken
Diesel und Benzin nicht extra getrennt ist, durchgedacht und auch
ein kompliziertes System dafür entwicklet. Die Schleifer-Abteilung
verhandelt nun über die Verordnungsentwurf und kennt die Einzelheitne
nicht. Ich stelle wieder fest, dass die Koordination zwischen
den einzelnen Abteilungen miserabel ist. Die Koordination müsste
der Sektionsleiter machen, der sich entweder nicht kann oder vielleicht
durch die Sabotage durch Schleifer und einiger anderer nicht zuammen-
bringt. Gröher arbeitet sehr intensiv und fast scheint es mir, dass
er der einzige ist, der diesen Laden dort oben überhaupt in Ordnung
hält.Wenn man zu einer Sitzung geht, wie z.B. bei dem Arbeitsausschuss
mit den Ländern, itzen ein Dutzend Leute von den einzelnen Abteilungen
herum, wobei ich niemals weiss, was sie eigentlich tun. Hier müssten
sie doch zumindestens Koordinierungsinformationen an jeden einzelnen
Mitarbeiter in den Abteilungen geben. Das BEstreben ist scheinbar
nur Kompetenz zu halten. überall dabei zu sein, aber nur in den
seltensten Fällen Initiative zu etnwickeln und selbst etwas durch-
zueziehen.

Als ich mich erkundige, wie weit die Pickerl-Verordnung fertiggestellt
und vor allem den Landesregierungen zur Kenntnis gebracht wurde, ins-
besondere die Empfehlung über die einheitliche Durchführung, stelle
ich zu meiner VErwunderung fest, dass man allen Ernstes mit der Aus-
sendung warten wollte, bis die Verordnung im Bundesgesetzblatt erscheint,
was frühstens am 5. Jänner der Fall ist. Ich erkläre dem stv. Sektionslei-
ter Min.Rat Wagner, dass man unverzüglich die Landesregierungen mit
dem Text der Empfehlung vertraut macht und ihnen einleitend eben mit-
teilt, dass erst im Jänner die Verordnung im Bundesgesetzblatt erscheinen
kann. Nur unterdiesen Umständen ist nämlich die GEwähr gegeben, dass
die Landesregierungen die Vorbereitungen so in Angriff nehmen, dass
sie die Ausnahmegenehmigungen bis zum 14.1., wo die VO in Kraft treten
sollte, durchführen können. Niemand hat daran gedacht,, alle glaubten,
es genügt volkommen, wenn eben nach der Verordnungserscheinung im Bundes-
gesetzblatt schön langsam dann die Landesregierungen mit Fernschreiben
oder vielleicht gar durch Brief verständigtwerdn, dass sie jetzt etwas
unternehmen können, ohen dass sie entsprechende Vorbereitungen vorher


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getroffen haben. Mit Recht hätte dann die Landesregierung kritisiert
dass viel zu spät sie informiert wurden und die zu erwartenden Stau-
ungen bei den Bezirkshauptmannschaften ausschliesslich auf Verschul-
den des Ministeriums zurückzuführen sind.

Der Verband der E-Werke kam mit allen Landesgesellschaften und Verbund-
vertretern um neuerdings wegen der Strompreiserhöhung bie mir zu
intervenieren. Horwath von der bgl. Gesellschaft hat mir nachher
erklärt, dass Androsch angeblich wünscht, dass bereits im Jänner
die Strompreiserhöhung in Kraft treten sollte. Lanc hat mir genau
das GEgenteil mitgteilt. Mein Plan ist, mit 1. Feber die Erhöhung durc
zuführen und diesbezüliche Besprechungen unverzüglich, wenn die Kom-
petenz ins Handelsministerium kommt, aufnehmen zu lassen. Ich liess
die Landesgesellschaften aber nicht im Unklaren, dass bevor ich
überhaupt eine Preisanordnung hinausgebe, die Landesregierungen mit
bestätigt haben müssen, dass sie mit dem Antrag der einzelnen Landes-
gesellschaften einverstanden sind. Diese Forderung hat Lanc bereits
vor etlichen Wochen den Gesellschaften mitgeteilt und ich erklärte,
davon nicht abzurücken. Ich denke nicht daran, dass ich mir nachher
den Schwarzen Peter zuschieben lasse, wie dies in der Vergangenheit
einige Male der Fall war. Die ÖVP-Landesregierungen haben geschwiegen
die ÖVP-Bundesparteileitung hat dann ganz hart attackiert. Da ich
die Regelung im Einvernehmen mit den Interessensvertretungen und den
Landesregierungen machen möchte, habe ich erklärt, dass ich bevor
ich eine Prozentsatz oder auch einen Groschenbetrag, der mir lieben ist,
nenne, vorerst mit den Interessensvertretungen einen weitestgehenden
Akkord erreicht haben muss. Meine Taktik wird unverändert bleiben, zu-
erst versuchen, die Zustimmung der Interessensvertretungen zu er-
reichen und dann erst die einzelnen Anordnungen und Tarifpositionen
zu besprechen. Auf alle Fälle möchteich eine Entzerrung des Tarifes
was mit Groschenlösungen am ehesten zu erreichen ist. In diesem Fal
würden die zurückgebliebenen Tarife – Tirol, Vorarlberg aber auch
der Verbund, eine grössere Erhöhung erfahren und damit dem inner-
österreichischen Stromtarif angeglichen. Die Verbund andererseitsbrau
braucht einen höheren Satz, um ihre Bauvorhaben einigermassen finan-
zieren zu können. Gleichzeitig aber habe ich die Gesellschaften nicht
im Unklaren gelassen, dass ich eine organisatorische Änderung
ebenfalls in Anriff nehmen möchte. Man kann den Konsumenten die Be-
lastung nur dann erklärlich machen, wennman gleichzeitig in


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Aussicht stellte, durch organisatorische Massnahmen kostnersparend
zu wirken. ALs ersten Schritt müsste man die Sondergesellschaften
in eine einzige Gesellschaft, eben vielleicht die Verbund, zusam-
menführen. Dies ist ein langwieriger Prozess, der könnte aber
durch die Überleitung der Enns- in die Donaukraftwerke eingeleitet
werden.

Gen.Dir. Feichtinger und Kräutler geben nach längerem Zögern endlic
Elsinger die Importziffern kbeannt. Nach ihren Angaben ist die
Jänner-Versorgung endgültig gesichert. WEnn ihre Ziffern einigermas
sen stimmen, ,üssten wir auhc im Jahre 1974 ohne Bewirtschaftung
leicht über die Runden kommen. 1973 haben wir ca. 9,1 Mill. Roh-
öl verarbeitet, 1974 würden wir 11,3 Mill. haben. Da die ÖMV
diese Menge gar nicht verarbeite kann, hat sie mit Aquila in
Triest 300.000 t, die sie leicht auf 500.000 processing-Vertrag
erhöhen kann, die British Petrol hat ihnen in Coburg, Deutschland,
720.000 zur Verfügung gestellt, dafür könnte auch die TAL als
Pipeline herangezogen werden, und Kräutler meint sogar, dass
man in Pressburg 500.000 verarbeiten lassen könnte. Die Ölversorgung
müsste demnach gesichert sein. Ich mache die ÖMV darauf aufmerksam
dass wenn tataschlich diese Importmengen hreinenkommen
und nicht zusätzliche Lager geschaffen werden, im Sommer mit dem
Heizöl, schwer-Absatz es grosse Schwierigkeiten geben wird.
Dabei habe ich noch gar nich einkalkuliert, dass durch die
Rohölpreiserhöhung und damit den Fertigprodukten-Preissteigerung
soweit irgendwie mögliczh die Industrie aber uach er der Haushalt
sich vom Öl wieder abwenden wird. Kräutler gibt zum ersten Mal
zu, dass ihm auch diese Überlegungen Sorge bereiten und er er-
wartet nun, dass entsprechende Importsperren von Heizöl, schwer,
aus der BRD oder auch aus Italien und der Schweiz verfügt werden,
damit er sein Heizöl, schwer, verkaufen kann. Eine verrückte Situa-
tion. Derzeit schaut es aus und die Öffentlichkeit glaubt daran,
wie wenn Österreich an einer Ölkrise zugrundegehen würde, jeder
erklrt, man müsste Sparen, sparen, sparen, die Bevölkerung erwar-
tet drastische Massnahmen und die Ziffernmässige Situation, aj
aber auch die Entwicklung bis Ende Jänner zeigt klar und deutlich,
dass wir genug Produkte zur Verfügung haben, ja schön langsam soga
für den Sommer Benzinmengen ansparen können. Kräutler gibt zu,
dass ihm die 5 % Ansparrate vollkommen genügt.



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Bezüglich des sowj. Erdgases erklärt mir Feichtiger, dass die
500 Mill. zusätzlich zu den 1,5 Mia fix sind und 200 Mill. gegebenen-
falls, wenn es die inländische Produktion, der SU ermöglicht,
ebenfalls noch geliefert werden. Der Preis wird allerdings doppelt so
hoch sein als der derzeit verrechnete von 14,10 $. Damit kommen wir
mit den neuen Gaspreisen der SU annähernd an die algerischen heran,
wenn die Preise Algerien 1980 noch halten, was ich allerding auch seh
bezweifle. Feichtinger ist totunglücklich, weil er vom Vizeminister-
präsidenten MItrega von Polen bie einem Essen erfahren hat, dass
der Kanzler diesem betreits mitteilte, dass wir 700 Mill. m3 aus der
SU bekommen, Polen verlangnt seit Jahren eine höhere Lieferung und
hat diese nicht erhalten. Feichtinger erwartet von mir, dass ich
vllkommene Nachrichtensperre verfüge, was natürlich nur vollkommen
unmöglich ist. Bis jetzt hat er immer das Handelsministerium
direkt oder indirekt verdächtigt, dass von dort die Informationen hin-
ausgehen. Gen.Dir. Gruber von der NEWAG und NIOGAS hat mich ausdrück-
lich wieder gefragt, was mit den sowj. zusätzlichen Gaslieferungen
ist und ich habe ihm neuerdings erklärt, dass er darüber anfangs Jän-
ner von der ÖMV aufgeklärt wird, die mit den einzelnen Gasgesellschaf-
ten Besprechungen über die Aufteilung von zusätzlichen Mengen führen
wird. Die ÖMV möhcte und ich bin auch dafür, für Linz 200 Mill.
m3 bereitstellen, weil die chemische Industrie nicht mit dem not-
wendigen Benzinmengen rechnen kann.

Die Besprechungen mit dem Schah beim Herrn Bundespräsidenten und
am nächsten Tag im Imperial waren für mich sehr interessant. Trotz-
dem Gen.Dir. Geist der ÖMV versichert hatte, soll er erst mit den
Iranern einen gemeinsame Arbeitsgruppe durchrechnen, ob sich eine
Raffinerie in Österreich auf gemeinsamer Basis erstellen lassen
könnte, hat Geist dann mit Koller gemeinsam beim Kaffee beim
Bundespräsidenten dieses Problem sofort zur Sprache gebracht. Der
Schah allerdings meinte, dass vorerst die Priorität von Investitionen
in Iran den Vorrang haben. Er selbst errichtet dort jetzt mehrere
Raffinerien, 500.000 barell pro Tag, das sind über 10 Mill. t Jahres-
kapazität, mit den Amerikanern eine, mit den Japanern eine, eine mit
den Deutschen, und hätte INteresse, dass Österreich sich an den
petrochemischen weiterverarbeitenden Produkten beteiligt. Ich bin
neben dem Leibarzt des Schah zum Sitzen gkeommen und hatte von ihm
erfahren, dass der Aussenhandelsminister mit dem ich 1970 einen
Vertrag unterzeichnete, Ansari heute noch im Amt sit und wie sich


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der Schah auch dann ausdrückte, sein Geschäft sehr gut macht. Aller-
dings war eine interessante Bemerkung, dass als es darum ging, die
Termine abzustimmen, er meinte, es müsste ja nicht immer ein Minister
dabei sein, entscheiden sie ja nur, dass eine österr. Delegation unter
meiner Führung so schnell wie möglich nach Teheran kommt und dort
mit seinen Fachleuten die entsprechenden Projekte auszuarbeiten.
Gen.Dir. Geist hat in einem recht, dass es ganz sinnlos ist,
in grossen Kommissionen zu verhandeln, denn in Teheran etnscheidet
letzten Endes nur derjenige, der Zutritt zum Schah hat und von ihm
letzten Endes die Genehmigung für ein Projekt bekommt. Geist hat
mit den Rheinstahl ungefähr 400 Mill. DM im Iran Geschäfte abgeschlos-
sen und das Arsenal und insbesondere die Kupferproduktion aber auch
eine Kunststoffrohrproduktion aufgezogen. Aljadi, der Leibarzt, hätte
ihn an den Sohn des ehemaligen Geheimdienstchefs Ariana
verwiesen, der letzten Endes dann das Geschäft abschließen konnte.
Allerdings waren bei einem 80 Mio Projekt 12 Mio Nebenabgaben, die
Teheran aber letzten Endes natürlich im Preis bezahlen mußten.

Da Kreisky mit dem Schah 1 Stunde unter vier Augen über alle welt-
politischen Probleme diskutierte, hatten Sallinger, Igler, Gatscha
Geist und ich sowie Reiter Gelegenheit über die möglichen Geschäfte
zu reden. Dabei konnte ich feststellen, daß Kreisky wesentlich
bessere Unterlagen von den einzelnen Firmen besitzt als wir im
Handelsministerium. Reiterer hat sie mir zum lesen gegeben und
ich konnte sie daher mit unserer Information vergleichen. Selbst
Igler und Sallinger waren besser mit Detailinformationen versehen.
Da ich aber geschickt lavieren konnte, hatten sie den Eindruck,
daß ich dies alles bereits weiß und Igler meinte, sie sind natür-
lich wesentlich mehr informiert als ich. Hat der eine Ahnung.

Interessant war vor allem, daß die ÖMV Kreisky mitteilte, daß sie
sich an der Sekundärfördenung und insbesondere an Tiefbohrungen
sowie an Pipelinebau interessiert zeigen. Sollte es zu einer
iranisch-österreichischen Raffinerie kommen, könnten sie, da mit
Sicherheit anzunehmen ist, daß auch eine Fabriksorganisation von
den Iranern verlangt wird, sich vorstellen, daß man die sechs
Aktien 26 % von Elan, die derzeit mit 130 auf der Börse gehandelt
werden aufkauft und der iranischen Gesellschaft, die sich jemand


18-1493
österreichischen Raffinerie beteiligt, zur Verfügung stellt.
Kein Wort von diesem Projekt hat mir die ÖMV mitgeteilt, sondern
nur erwartet, daß ich gegen die Raffinerie Stellungnehme, weil
sie jetzt ihre in Schwechat entsprechend ausbauen will. Reiter
wird mir von diesem Papier eine Fotokopie machen.

Anmerkung für WAIS
Bitte urgiere diese Unterlage.

Der Schah zu seinem Botschafter eine zdiemlich detailierte
Liste über die österr. Möglichkeiten geghabt und festgestelt,
daß es sehr wohl Möglichkeiten gibt in Iran Jointwenscher
gegebenenfalls auch in Österreich auf dem petrochemischen
Sektor zu machen. Nach Auffassung vom Schah sollten unverzüglich
die Experten der Ölcompanie nach Teheran kommen, um
nicht über eine Raffinerie zu sprechen, aber über die Produkt-
verarbeitung. Insbesondere möchte er dann aber auch über Spezial-
stähle und über Maschinen, Schmiedemaschinen usw. konkrete
Verhandlungen führen. Ihm schwebt weniger ein Kauf vor, als ent-
sprechende Kooperationen. G Kreisky selbst ging sofort auf
diese Wünsche ein und meinte, es müßte eine kleine Kommission
von 5 – 6 Leuten unter meiner Führung unverzüglich nach Teheran
fliegen, um dort auf höchsten laval entsprechende konkrete Ko-
operationen abschließen. Er selbst hätte seinerzeit auch fest-
gestellt, daß innerhalb 8 Tage solche Wirtschaftsverträge abge-
schloßen werden konnte. Igler meinte mit Recht, daß dies bei
Handelsverträgen vielleicht möglich sei, bei Kooperationen
aber längere Zeit benötigt. Sallinger warf ein, daß die Handels-
kammer Sachausstellungen jährlich in Teheran macht und daß damit
eigentlich eine gute Verbindung existiert. Dies befriedigte na-
türlich weder den Schah noch Kreisky und letztenendes kam dann
tatsächlich der Beschluß zustande, daß wir auf höchster Ebene
eine kleine Delegation so bald als möglich nach Teheran fahren.
Ich selbst d habe darauf hingewiesen, daß wir 1974 bereitsdie
gemischte Kommission diesmal in Teheran machen müßten, daß wir
aber aus zeitgründen auf 1974 verschieben mußten. Da diese 5 – 6
Leute, es wird sicherlich Igler und Sallinger dieser Delegation
angehören, solche Geschäfte alein gar nicht abschließen können,


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werden die Experten mitfahren, allerdings dann im Hotelzimmer,
wie Kreisky sich ausdrückte warten oder mit Partnern die ent-
sprechenden Detailbesprechungen führen, damit man dort alles
gleich abschließen kann. Kreisky verwies dann darauf, daß wir
eine zweite Raffinerie im Raume Linz, wo wir unsere Petrochemie
Sitz machen sollten und daß diese mit 4 Mio t nur für die petro-
chemische Grundstofferzeugung vorgesehen ist.

In einer Nachbesprechung der Österreicher meinte Kreisky, als
erstes müßte man jetzt soforot die Raffinerie in Linz in Angriff
nehmen. Die ÖMV soll eingeschaltet werden, aber man will sich
nicht allein auf die Information und Politik der ÖMV verlassen.
2. Sollen die Kooperationen ausgebaut werden oder neue geschaffen,
eine solche Kooperation hat die Firma Zumtobel, Böhler strebt eine
an, Elder, Elin und GFM verhandeln oder wollen verhandeln.

Anmerkung für Wanke
Wozu wir ein Kooperationsreferat haben, wenn dort überhaupt nichts
über Iran weiß, ist mir schleierhaft.

3. Soll unverzüglich die gemischte Kommission in Teheran zusammen-
treffen, aber wie gesagt schon auf höchster Ebene, um zu ergründen,
ob die Petrochemie an die drei im Bau befindlichen Raffinerien
und der schon bestehenden sich mit einer Kooperation anschließen
könnte.

Beim Essen kam ich durch Zufall neben Kreisky zu sitzen. Er bemerkte
glih einleitend so nebenbei, daß der Kurier jetzt geschrieben hat,
ich sei in Ungnade gefallen. Meine erste Reaktion war, daß ich er-
klärte, dies interessiert mich weniger, als welche Politik
hi ter dieser Meldung steht. Kreisky erklärte, daß der Kurier
sich jetzt von der Behauptung, daß er ein schwarzes Blatt sei, be-
freiein müaßte. Das Flugblatt, welches die Steirer erklärt haben
sie teilen es nicht aus, wo die Partei einige unabhängige Zeitungen
attackiert haben,in dem sie die Besitzverhältnisse und deren
Politik aufziegte, hätte jetzt die gute Wirkung, daß sich der
Kurier von diesem schwarzen Image lösen müsse. Man hätte von ihm
erwartet, daß er sich von dem Flugblatt distanziert, was er aber


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nicht wollte. In Wirklichkeit glaube ich, hat er dieses Flug-
blatt zumindestens bei Marsch indiziert, wenn nicht sogar im Detail
gesehen und war nur sehr erstaunt, als die Landesparteien es abge-
lehnt haben, dieses Flugblatt zu verteilen. Allerdings hat dies
auch nur eine negative Wirkung gehabt, denn die Betriebsräte
die Mitarbeiter und insbesondere die mittleren Funktionäre in
der Steiermark aber auch in Tirol waren umso mehr interesiert
den Inhalt dieses Flugblattes zu erfahren. Kreisky ist nun der
Meinung, daß die Gruppe CsoklichVorhofer und einige andere des-
halb bestrebt sind ihre Politik zu ändern und das Image insbe-
sondere des Kuriers zu verbessern. Die Auflage soll ja wie Kreisky
vermutet, nicht zuletzt durch die Aufdeckung des Flugblattes
sehr zurückgegangen sein.

Anmerkung für Heindl
Versuche bitte die effektiven Auflagezahlen zu erfahren.

Gleichzeitig bemerkte Kreisky, daß auf demselben Platz die Ge-
werkschaften Benya, Weihs und Häuser groß herausgestrichen werden,
um, wie er glaubt, der Bevölkerung eine gewisse Angst vor der
Mächtigkeit der Gewerkschaft zu machen. Nicht das Problem der
Nebenregierung sondern das Problem starker Gewerkschaftsbund
soll damit aufgegriffen und angegriffen werden.

Ich setzte Kreisky neuerdings meine Energiepolitik auseinander.
Ich erwarte, daß im Jänner noch der Andrang der Mineralölgesell-
schaften auf Erhöhung des Benzinpreises und aller anderen Erdöl-
produkte kommt und ich werde im Kurzverfahren, sowie das letzte
Mal so schnell als Möglich die Preiserhöhung durchziehen. Bezüg-
lich der Elektrizitätspreise habe ich mit dem Gewerkschaftsbund
bereits Besprechungen geführt und auch hier müßte schon allein
um die Finanzierung der Kraftwerksbauten zu erreichen, eine
schnelle Entscheidung getroffen werden. Am Montag werde ich
ihm und den anderen Regierungsmitglieder die Leitlinien für die
Energiepolitik geben. Am 8. Jänner den Lastverteilerbeirat er-
suchen, daß die Regierung den Notstand ausruft, damit kann ich dann
wenn der Regierungsbeschluß vorliegt, die entsprechenden Anordnungen
treffen, daß Sparmaßnahmen z. B. Reklame, Schaufensterbeleuchtung


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getroffen werden können. Durch den autofreien Tag werde ich
zwar nicht 17 % wie das Statistische Zentralamt errechnet ein-
sparen, aber doch im Zusammenhang mit 100 km Geschwindigkeits-
begrenzung und vorallem mit der normalen ausreichenden Versorgung
werde ich von einer Rationierung Abstand nehmen können. Kreisky
selbst erklärte mir, daß in den Interview gegenüber dem Fern-
sehen und den Reportern in den Zeitungen ebenfalls darauf hinge-
wiesen hat, dß die Rationierung nur vorbereitet werden soll, aber
derzeit nicht beabsichtigt ist. Er selbst meint, daß die Bevölkerung
Maßnahmen erwartete, daß man sich nicht in eine Krisenstimmung
hetzen lassen soll, aber andererseits auch nicht allzu sorglos
die Situation betrachten sollte. Ich erinnerte ihn neuerdings,
daß ich bereits bei der Regierungssitzung in der Partei im GÖC-
Keller entsprechende Vorschläge gemacht habe, die damals aber
alle abgelehnt wurden. Wenn die damaligen Maßnahmen, die wir auch
jetzt treffen wollen, größtenteils nur optischen Charakter haben,
wird dadurch keine wesentliche Ersparnis eintreten, so hätte da-
mals aber die Bevölkerung gesehen, daß wir sehr systematisch und
mit den anderen Ländern konform Maßnahmen gesetzt hätten. Da dies
damals nicht der Fall war erscheint es, als ob wir nicht zielbe-
wußt vorgehen, obwohl ich etappenmäßig je lnach dem mir das Par-
lament die entsprechende Ermächtigung gegeben hat, die notwendigen
Schritte auch gesetzt habe. Ich erklärte Kreisky auch rundweg,
daß sich in Wirklichkeit so lange schwiegen oder mehr oder minder
vorsichtig lavieren muß, bis die kritische Zeit vorüber sein wird.
Erst dann wird die Bevölkerung anerkennen, daß wir ohne daß wir
große Opfer von ihnen verlangt haben, die schwierige Zeit umschifft
haben. Kreisky meinte auch für 1974 sei das Jahr der Entscheidung,
denn jetzt müße sich zeigen ob ddie Bevölkerung bereit ist auch dann
wenn wir nicht wie in den Vergangenen Jahre, immerwieder
neue Geschenke und Erleichterungen gebracht haben, ihr Vertrauen
besiztne. Ich erwiderte, daß das entscheidenste sei und dies mein
Kredo das ich seit eh und je verfolge, die Produktion und damit
das Wachstum entsprechend Aufrecht zu erhalten. Die Stabilität sei
eine wichtige Sache, aber nicht zu erreichen und auch wenn wir
jetzt scheinbar unser ganzew Augenmerk auf diese Frage gehängt haben
kommt es primär darauf an, die Wirtschaftsexpansion aufrecht zu er-


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erhalten. Ich bin zwar kein Wachstumsfetischist, aber für
mich ist es ganz klar, daß wenn einmal diese Wachstumszuwächse
nicht mehr zu verzeichnen wären, dann wir in ungeheure Schwierig-
keiten kommen müßen.

Botschafter Marquet wollte von mir neuerdings wissen, ob wir

uns den amerik. Vorschlag bei den OPEC-Staaten zu protestieren
über die Preiserhöhung anschliße . Kirchschläger und auch ich waren
der Meinung, daß wir gar keinen Grund dazu haben, abgesehen davon,
daß es überhaupt nichts nützt. Die internat. Ölgesellschaften
werden über die Preisforderungen jetzt mit den OPEC-Ländern ver-
handeln, die als österr. Regierung oder ich als Handelsminister
waren dazu niemals eingeladen oder eingeschaltet werden und ich
sehe daher auch gar keinen Grund, mich jetzt durch besondere Pro-
teste einzumischen, ohne daß ich eigentlich bisher etwas damit
zu tun hatte. Marquet bemerkte bei dieser Gelegenheit, daß die
Bevölkerung die Bewirtschaftung des Benzins nicht zuletzt deshalb
will, weil sie er3wartet, daß es wesentlich schlechter wird und
dann keine Treibstoffe mehr zur Verfügung stehen. Marquet hat
während der Kriegszeit in der Bewirtschaftung gearbeitet
und versicherte mir, er kennt alle die Schwierigkeiten und teilt
meine Meinung vollkommen. Marquet war scheinbar bei der letzten
großen Energiewirtschaftlichen Arbeitsessen mit dabei und hat
dort eine Ausführung zu den Bemerkungen Kreiskys gehört und will
jetzt neuerdings versichern, daß er die Meinung teilt. Allerdings
sagte er und dies ist sicherlich richtig, daß die Bevölkerung ge-
fühlsmäßig eben urteilt und nur um die Dosrge, daß dann gar kein
Benzin mehr zur Verfügung steht, jetzt eine Rationierung erwartet.

18_1487_01

Tagesprogramm, 28.12.1973

18_1487_02

Tagesprogramm, 5.12.1973 (2. Version)

18_1487_03

hs. Notizen (Tagesprogramm 2. Vers. Rückseite)


Tätigkeit: MR HM


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    GND ID: 1017902909


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      Tätigkeit: GD NEWAG


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        Tätigkeit: Außenminister, Bundespräsident
        GND ID: 118723189


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          Tätigkeit: Journalist


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            Tätigkeit: Landwirtschaftsminister bis 1976
            GND ID: 130620351


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: SChef HM
              GND ID: 12195126X


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                Tätigkeit: Botschafter, Onkel v. Louis Marquet; evtl. Falschidentifikation


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                  Tätigkeit: 1970-1973 Büro Staribacher, SPÖ-NR-Abg., stv. Vors. SPÖ-Landstraße
                  GND ID: 102318379X


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: MR HM


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                      Tätigkeit: ÖMV
                      GND ID: 132912112


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                          Tätigkeit: BEWAG


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                            Tätigkeit: GD VÖEST


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                              Tätigkeit: ÖGB-Präs., NR-Präs.
                              GND ID: 119083906


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                                Tätigkeit: Beamter HM


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                                      Tätigkeit: ÖMV, Dir. Fa. Semperit


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                                        Tätigkeit: Bundeskanzler
                                        GND ID: 118566512


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                                          Einträge mit Erwähnung:
                                            Tätigkeit: Kabinettschef Kreisky [ident mit Reiter, C; 3.11.1971 Fredi Reiter genannt]]


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                                              Tätigkeit: Vizekanzler, Sozialminister


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                                                Tätigkeit: Finanzminister
                                                GND ID: 118503049


                                                Einträge mit Erwähnung:
                                                  Tätigkeit: SPÖ-Zentralsekr.


                                                  Einträge mit Erwähnung:
                                                    Tätigkeit: Handelskammer-Präsident


                                                    Einträge mit Erwähnung:
                                                      Tätigkeit: IV, GD Wr. Schwachstromwerke (WSW)


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