Montag, der 3. Dezember 1973

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Montag, 3. Dezember 1973

Der neue Gen.Sekretär der internationalen Handelskammer
Winquist wurde von Philip Schoeller und Dr. Melis mir vor-
gestellt und wir unterhielten fast 3/4 Stunden über die wirt-
schaftspolitische Situation in Österreich. Ich erklärte ihm
das System der Paritätischen Kommission, die Sozialpartnerschaft
und unterstricht natürlich die besonders guten Beziehungen des
Handelsministeriums mit der Bundeskammer. Interessant war, dass
bei dem Punkt der Diskussion, wo ich über die Entwicklung des
Osthandels zu sprechen kam, dortinsbsondere über die Multila-
teralisierung und Liberalisierung natürlich auch der Problem der
escape close d.h. der Absicherung der österr. Industrie erwähnte,
Schoeller die Bemerkungmachte, es müsste Aufgabe der Internatio-
nalen Handelskammer sein, zu versuchen, dass auch die anderen
Staaten sich solche Schutzklauseln gegenüber dem Osten schaffen.
Die Internationale Handelskammer sollte hier koordinierend vorgehe.
Schoeller dürfte befürchten, dass früher oder später, wenn Öster-
reich allein diesen Schutz hat, die Oststaaten dagegen die öster-
reichischen Bestrebungen unterlaufen könnten. Winquist meinte
nur, dass im Liaison-Ausschuss, wo auch die Oststaaten mit
Beobachterstatus teilweise anwesend sind, es äusserst shcwierig
sein wird. Insbesondere ist dort ein ehemaliger GATT-Beamter nach
seiner Pensionierung beschäftigt, der alle diese Problem immer
auf multinationaler Basis lösen möchte. Damit ist die echte Mög-
lichkeit, zu einer wirksamen Beschlussfassung der internationalen
Handelskammer zu kommen.

ANMERKUNG FÜR WANKE: VErsuche die Beweggründe SchoellersMelis
wird sicher mehr darüber wissen – zu ana-
lysieren und bei eienr Grundsatzbesprechung
festzuhalten, wir werden sie dringendst
brauchen.

Gen.Dir. Seidl von der Lenzinger verständigt mich, dass die
Tschechen bis jetzt 717 t Schwefel, die Lenzing von Polen bezieht,
die tschech. Bahnverwaltungen im Transitverkehr sehr behindern.
Ich verspreche ihm sofort die nötigen Untersuchungen anzustellen,
und gegebenenfalls zu intervenieren. Fälbl stellt dann fest,
dass die Bahnverwaltungen über die CSSR scheinbar Waggonschwierig-
keiten haben, denn auch die VÖEST, die wesentlichmehr bezieht und


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eine fixe Vereinbarung hat, dass ihre Importwaren auf alle
Fälle transit durchgehen können, hat Schwierigkeiten, erklärt
sich aber bereit und hat bereits in der Vergangenheit manchmal
die Schwefel- und andere Lieferungen für die Lenzinger über-
nommen. Ein Briefentwurf an den csl. Minister wird mir vorgelegt.

ANMERKUNG FÜR BUKOWSKI: Bitte die Vorgangsweise mit dem Aussen-
ministerium abstimmen.

Beim Journalistenfrühstück erörtert Sekt.Chef Jagoda die Gewerbe-
ordnung. Im Zug eines Popularisierungsplanes wollen wir schritt-
weise jetzt die Gewerbeordnung in der Öffentlichkeit präsentie-
ren, und auch für die Bundesregierung und insbesondere das
Handelsministerium verkaufen. ICh bin sehr gespannt, wie die
Presse daruaf reagiert. Ich fürchte, einmal werden sie ein bissche
etwas bringen und dann werden sie sich kaum mehr dafür inter-
essieren. Der einzige Aufhänger ist, dass wir dann bei
Erlass und vor Erlassung der Verordnungen, die auf Grund der Ge-
werbeordnung notwendig sind, immer wieder die neue Politik, die
jetzt der Gewerbetreibende machen kann, herausstreichen.

ANMERKUNG FÜR KOPPE: Wo bleibt der Propagandaplan und wie sollen
wir ihn wirklich zweckmässig anlegen, damit
der Erfolg mehr herauskommt.

Das Interesse von Fernsehen, Rundfunk aber auch der Presse kon-
zentriert sich nach wie vor immer auf die Ölsituation. Da der
ARBÖ letzten Endes doch beschlossen hat, dass er die Bewirt-
schaftung als das zielführendste Mittel ansieht und daher vor-
schlägt, ich dagegen die Bewirtschaftung als das letzte Mittel
aus administrativen Schwierigkeiten möchte, werde ich mit dieser
Tatsache auf von der Presse hart konfrontiert. Ich glaube wir müs
ten jetzt alle Für und Wider systematisch analysieren. Für die
Bewirtschaftung spricht, dass man damit die anfallende Menge
Eigenproduktion ÖMV und Import genau verteilen kann und sich
eine gewisse Reserve zurückhält. Dadurch kommen wahrscheinlich
Hobl hat dann diese Zahl mit bestätigt – ca 80 Liter maximal auf
den Autofahrer. Der Schwarzmarkt für den, der nicht 80 Liter braucht
geschaffen wird, vielleicht sogar ein sozialer Ausgleich, weil
der Autofahrer mit einem kleinen Wagen durch die gleichmässige Zu-
teilung gegen einen Autofahrer mit einer grossverbrauchenden


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Luxuslimousine bevorzugt wird. Der Druck aber von Autofahrern,
die ihr Fahrzeug wie z.B. die Vertreter aber auch Arbeiter

die von weit her in den Ländern zu ihrer Arbeitsstätte fahren,
wird ungeheuer sein, dass man ihnen eine grössere Benzinmenge
zuteilt. Man müsste dann bevorzugte Gruppen ausser den Ärzten
und den öffentlichen Fahrzeugen zusätzlich schaffen, eien unge-
heure Verteilungsfrage, die die Bezirkshauptmannschaft, die
Gemeinden durchführten müssten, mit dem ewigen Streit und der
ewigen Forderung andie Zentralstellen, d.h. an das Han-
delsministerium eben, mehr für diese Kategorien bereitzustellen
und damit den durchschnittlichen Abgabesatz für den normalen
Bezieher reduzieren müssen. Die andere Alternative ist, dass
wir doch den Autofahrer verhalten, gewisse Tage nicht zu
fahren. Wenn wir eine geringe Kontrolle und eine-n nicht z
grossen Verwaltungsaufwand für die Einteilung, wer an welchem
Tag fahren kann, treffen möchten, bleibt uns nur die Schlussnum-
mern der Autokennzeichen an gewissen Tagen auszuschliessen.
Z.B. die letzte Nummer 1,2 am Montag, 3,4 am Dienstag usw.
hier würden Samstag Sonntag dann ohne Beschränkung bleiben.
Das grosse Problem ist nur, wie weit wir Autobesitzer, die in
irgendeinem Graben hinten wohnen, gestatten zur Arbeit zu fahren.
Der einzige Ausweg wäre, dass er nur bis zum nächsten öffent-
lichen Verkehrmittel, wenn die Busse dies nicht imstande sind
weiter zu befördern, dann bis zur nächsten Bahnstation geneh-
migen müssten.

ANMERKUNG AN WANKE: BItte jetzt alle Variationsmöglichkeiten
durchdenken lassen und in Form einer Tabelle
zusammenstellen. Insbesondere die Für und
Wider.

Broda als Präsident des ARBÖ ist über die letzte Bundesvorstands-
sitzung sehr unglücklich und kommt gleich zu mir, um sich bei
mir zu entschuldigen. Hobl meitn dagegen, er hätte die Wünsche
seiner Mitglieder im Bundesvorstand weitestgehend kanalisiert
und in eine tragbare Lösung auch für mich umgewandelt. Ich erklä-
re ihm rundweg, dass ich davon wenig bemerkt habe und die ÖVP
natürlich mich jetzt hart attackiert, dass mir der ARBÖ die Spore
gibt. Hobl hat hier glaube ich nur instinktsicher sich abge-
sichert, dass wenn alles schiefgeht, er dann jederzeit sagen
kann, der ARBÖ hat schon immer vorgeschlagen, man soll eine
Bewirtschaftung einführen. Ähnlich wird sich natürlich sofort


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die Oppositionspartei verhalten, die mich jetzt immer im Parla-
ment attackiert und sagt, ich solle mehr Massnahmen setzen. Auch
meine Regierungskollegen und ganz besonders Kreisky wird sicher-
lich wenn es schiefgeht, darauf hinweisen, dass sie immer schon
Massnahmen von mir erwartet haben. Die Bemerkung Kreisky, man muss
halt auch einmal unpopuläre Massnahmen setzen, deutet darauf
hin.

ANMERKUNG FÜR HEINDL: Die Möglichkeiten einer Erlassung des Fahr-
verbotes auf Grund des Rohstofflenkungsge-
setzes wird von Anreiter aber auch Degischer
auf das Entschiedendste bestritten. Schwarz
und der Verfassungsdienst ist anderer Meinung.
Wir sollten im Parlament unbedingt darauf
drängen, dassder Handelsausschuss so schnell w
wie möglich die Strassenverkehrsnovelle
behandeln und dort womöglich eine Paragraphen
einfügen, acuh dann wenn es in die Systematik
der Rechtsphilosophen nicht hineinpasst.

Der neue Vizepräsident der italienisch-österreichischen Handels-
kammer Giuli teilt mir mit, dass italienische Parteifreunde, die
angeblich in Italien einen eigenen Betrieb, der der Partei gehören
sollte, und dringend Metallschrott braucht, bei ihm waren. Ob eine
Möglichkeit besteht, einen solchen aus Österreich zu beziehen.
Staatssekretär Ferrari soll daran interessiert sein und auch dies-
bezüglich sogar einmal nach Österreich kommen. Er hätte ihnen ge-
sagt, wenn sie uns Ölprodukte liefern, würde sich dies leichter
machen lassen. Ich verweise sofort darauf, dass wenn ein solches
Tauschgeschäft zustandekommen sollte, der Schrottverband seine
Zustimmung geben müsste. Hier funktioniert nämlich das Rohstoff-
lenkungsgesetz verhältnismässig gut. Da die österr. Stahlindustrie
den Metallschrott selbst braucht, wird fast nichts exportiert.
Die Händler dagegen haben sehr grosses Interesse daran zu exportie-
ren, weil sie da viel mehr im Ausland verdienen könnten. Ich weiss
nicht, ob die italienische Seite überhaupt an einem solchen Kompen-
sationsgeschäft interessiert ist und durchführen kann, nachdem die
Italiener ja auch selbst ihrer Firma Agip hier nichts liefern
und diese jetzt aus der BRD Benzine und Heizöl bezieht. WEnn es aber
zu einem solchen Tausch kommen würde, müsste auf alle Fälle der Schrott-
verband zustimmen. Entgegen diese könnte ich auf gar keinen Fall
Exportgenehmigungen ausstellen.



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Dr österr. Botschafter Willfort in Marokko teilt mir mit, dass
die Handelskammer Staatssekretär Imani eingeladen hat, der die
Durchführung des 5-Jahresplanes 1973-1977 über hat. Dieser möchte
aber um einen höheren Standard und höheres Niveau zu bekommen zur
Gemischten Kommission, die jetzt dreijähriger Unterzeichnung
des Vertrages endlich in Wien zusammentritt gleichzeitig auch mit
mir Kontakt aufnehmen. Ich habe ihm selbstverständlich zugesagt,
dass ich Imani empfangen und mit ihm verhandeln werde. Willfort
schlägt mir neuerdings vor, ich sollte unbedingt bie der Eröffnung
der marokkanischen Linie Wien-Agadir teilnehmen. ICh habe dies
schon einmal aus zeitökonomischen Gründen abgelehnt.

ANMERKUNG FÜR BUKOWSKI: Lass Dir bitte unauffällig erklären, wie
und zu welchem Zeitpunkt eine solche Er-
öffnung stattfindet, wenn sie Samstag/Sonn-
tag einmal ist, könnte ich vielleicht meiner
Verpflichtung Marokko zu besuchen, nach-
kommen.

Der Aussenstellenleiter der ÖFVW-Stelle Mailand Oberegger, kommt
um den vor einiger Zeit geschriebenen Brief zu erläutern, wonach er
unbedingt ein neues Lokal braucht, was natürlich wesentlich teurer
ist als das jetzige, wo allerdings wirklich unhaltbare Zustände
herrchen müssen. Ich mache ihn doch darauf aufmerksam, dass früher
oder später die Länder und auch die Handelskammer über die Entwick-
lung der administrativen Kosten in der ÖFVW ungehalten sein werden
und er macht interessanterweise im Laufe der Diskussion den Vorschlag
ob denn immer zwei Aussenstellen, nämlich Rom und Mailand existieren
müssen. Ichw eiss nicht, wer von den beiden Aussenstellenleitern
früher in Pension geht, aber eine Konzentration wäre sicherzu über-
legen. Der Anteil des italienischen Reisepublikums ist wahrlich
nicht so gross, insbesondere gegenüber der BRD, wo wir drei, in
Hinkunft wenn München gemacht wird, bald vier Niederlassungen haben,
dass man wirklich vielleicht eine Rekonstruktion in Italien in
Erwägung zeiehn sollte.

ANMERKUNG FÜR HEINDL: Bitte die Überlegungen genau prüfen lassen,
ohne dass der Autor genannt wird.

Die Vertreter der Wäschereien Habsburg-Excelsior, De Counde
usw., es erscheinen sogar die Besitzer, sind über die Behand-


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lung in der Paritätischen Kommission sehr unglücklich. Vor sechs
Monaten haben sie eine 13,5 %-ige Erhöhung beantragt, man hat
ihnen nur für doe Grosskunden eine gewisse Preiserhöhung zuge-
standen, die teuren Filialbetriebe können sie aber nicht mehr auf-
rechterhalten, wenn sie nicht auch für die anderne Kunden entsprechen-
de Preiserhöhungen bekommen. Ich verpflichte mich nur mit der Ar-
beiterkammer über ihre Schwierigkeiten zu reden.

ANMERKUNG FÜR WAIS: Bitte bei Zöllner mit mir gemeinsam inter-
venieren, vorerst aber die Unterlagen be-
schaffen.

Ing. Gall kommt für die 5 Betriebe, die Flüssiggas vertreiben.
Die ÖMV produziert ca. 57.000 t, die sie über die 5 Firmen ver-
treibt, 52.000 vertreibt sie direkt. 17.000 t habn die Firmen impor-
tiert und durch die Reduktion ergibt sich natürlich jetzt eine
schwierige Situation. Die Tankstellen sind meistens gesperrt,
Ing. Gall beschwert sich bei mir, dass er im Fernsehen von dem
Fernsehteam, das er gewarnt hat, im jetzigen Zeitpunkt für Flüssig-
gas eine Propaganda zu machen. überfahren wurde, da ich ihm glaube
zurecht vorwerfe, dass dies der ungünstigste Zeitpunkt für
Flüssiggaspropaganda gewesen ist. Die Firmen möchten, da in Wien
ein Grosstanklager vond er ÖMV existiert, im Westen ein gemeinsames
bauen, da diesungefähr 2.000 t umfassen sollte, würden sie ihrer
Schätzung nach ca.. bis zu 20 Mill. S aufwenden müssen. Er fragt
mich, ob ich eine Chance sehe für die Zuteilung von ERP-Mitteln
und ich verweiseihn an Sekt.Chef Preglau in der Hohenstaufengasse.

Direktor Manhart vom Kuratorium für Verkehrssicherheit überrascht und
überfährt mich, dass er bei der nächsten ausserordentlichen Vor-
standssitzung, wo sie eine Budgetsanierung beschliessen müssen, mir
die Ehrenmitgliedschaft antragen möchten. BEvor ich mich noch
dagegen wehren kann und frage, was das kostet, zeigt er mir bereits
die ausgesendete Einladung, wo die Generalversammlung einen solchen
Beschluss am 13. Dezember um 16. Uhr im Intercontinental fassen
wird. Das Gesamtbudget beträgt 32 Mill. S, 28 bezahlt die Ver-
sicherungswirtschaft, der Sprecher Hajek und auch Gen.Dir. Zimmer
ersuchen mich, ich sollchte unbedingt diese Ehrenmitgliedschaft
annehmen. 4,5 Mill. stellt das Bautenministerium mit Forschungs-
aufträgen, teilweise auch das Unterrichtsministerium und sonstige


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Institutionen bei. Vom Handelsministerium oder von mir erwartet man
keinen Groschen. Die Ehrenmitgliedschaft soll mir nur deshalb
verliehen werden, weil man sich auf Dankbarkeit mir gegenüber und
durch die Zusammenarbeit, die ich in den dreieinhalb Jahren prakti-
ziert habe, Anerkennung finden soll. Da ich ja die ganze Versicherungs-
wirtschaft und auch Manhart nicht desavouieren kann, eine Ablehnung
würde einen Affront bedeuten, der wirklich von niemandem verstanden
wird, muss ich akzeptieren. Manhart meint, ich hätte schon längst
einen solchen Antrag bekommen, aber man hat angenommen, dass ich
als Handelsminister solange die Kompetenz bei mir liegt, eine gewsi-
se Inkompatibilität feststellen würde. Dieser einzige Grund fällt nun
mit 1.1.1974 weg, da ja die Kompetenz ans Verkehrsministerium über-
geht.

Die Besprechung über eine zweite Raffinerie mit Gen.Dir. GEist, Dr.
Grünwald, Feichtinger, Mszarosch, Uher, Frank und GEhart war für
mich ungeheuer lehrreich. Schon allein, dass Geist meinte, es müsste
nun ein aufrichtiges Verhältnis zwischen ÖMV-ÖIAG und Linz-Chemie
entstehen zeigt, dass die ÖMV noch immer als starkes Unternehmen ihr
eigene Politik macht und sich einen Pfifferling um die ÖIAG schert.
IHre Bestrebungen, gegegenbefalls eine zweite Raffinerie
mit Libyen zu machen, während Geist eine solche mit Iran beabsichtigt
kam deshalb gar nicht zur Sprache, weil die ÖMV gar keinen Wert
darauf legt, dieses Problem überhaupt wo zu diskutieren. Gegen die
Industrieraffinerie im oö. Raum wo 2 Mill. t Naphta gebraucht
werden und die 1980 eventuell in Betrieb gehen solle, wendet Feichtin-
ger
wahrscheinlich zu recht ein, dass dann 8 Mill. t Rohöl notwendig s
sind, die man nicht nur kriegen muss, sondern dann auch den anfallende
Heizölanteil verkaufen muss. Ich verweise darauf, dass die Linz-
Chemie, d.h. Gen.Dir. Buchner insbesondere diese 2. Raffinerie
besonders betreibt, mir jetzt einen Brief geschrieben hat, dass
er von 200.000 t Leichtbenzin bis 500 Mill. m3 Gas im nächsten
Jahr noch ene weitere Palette von Rohstoffen braucht, die wahrschein-
lich kaum jemand bei der jetzigen Ölsituation wirklich produzieren
kann. Geist verweist darauf, dass ein Chemieplan existiert, den
ein Prof. Assinger, der jetzt aus Deutschland in Pension gegangen
ist nach Österreich zrückgekehrt ist und als Konsulent der ÖIAG einen
solchen Chemieplan erarbeitet hat, neue Vorschläge erstattete.



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ANMERKUNG FÜR GEHART: Dieser Chemieplan muss sofort von unseren
Leuten überprüft werden und durch Querinfor-
mationen mit den Abnehmern und Produzenten
festgestellt werden, was überhaupt daran mög-
lich ist.

Von Meszarosch bin ich insoferne enttäuscht, als er mir und die ÖMV
vor drei Jahren versprochen hat, mit den Internationalen gemeinsam
zu errechnen, ob und inwieweit eine Produkentenpipeline in den Westen
möglich ist. Bis jetzt habe ich nichts gehört. Bei meiner jetzigen
Urgenz meint Meszarosch, ich müsste doch wissen, dass ein solches
Projekt bereits seit Jahren bei der ÖMV durchgerechnet wurde, von 28
Standorten nur mehr zwei, nämlich Nettingsdorf und Ennsraum übrig
blieben und sie sogar in den nächsten Aufsichtsrat damti gehen werden,
um eine solche Produktenpipeline und ein Zentrallager in Oberöster-
reich zu beschliessen. Ich habe in der Vergangenheit einige Male
festgestellt, dass insbesondere Min.Rat Mayer im Hause aber auch
andere Beamte mehr oder minder von den Informationen der ÖMV abhängig
sind. Ich war mir auch vollkommen klar, dass es mir nicht besser
ergeht. Was mich aber wirklich berührt ist, dass ich so ausschliess-
lich auch von der ÖMV in der Versorgungsfrage abhängig bin. Wenn
hier die Informationen nur teilweise stimmen und das befürchte ich
auch, so kann ich in der Versorgungsfrage in des Teufels Küche
kommen, wenn alles gut geht, kann ich nächstes Jahr im April
triumphieren, wenn dagegen die ÖMV als geschäftspolitischen Gründen
mich falsch oder unzulänglich informierte, habe ich letzten Endes
die Konsequenzen zu tragne. Die ÖMV wird natürlich nur uns gegen-
über vorsichtiger sein als selbst ihrem Eigentümer – der ÖIAG – gegen-
über. Sie weiss, dass sie merh oder minder im RAhmen des Energiekon-
zeptes und vor allem enmal gegenüber der Diskussion der Austro-Ferngas
meine Unterstützung dringendst benötigt. Trotzdem habe ich ein teilwe
se sehr ungutes Gefühl seit eh und je. Die ÖMV war stark genug und is
es wahrscheinlich auch heute noch, unsere Beamten weitestgehend zu
beeinflussen. Auch in bin mir wahrscheinlich gar nicht klar, wie
weit auch ich im Einfluss dieser ÖMV-Information oder Nicht-Information
stehe.

ANMERKUNG FÜR GEHART: Hier müsstest Du als Sekretär des fraktionellen
Energieausschusses versuchen, unverfänglich
und still und leise bessere Informationen zu be
kommen als wir sie derzeit besitzen.



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Bei dem Abendessen der Steyr-Daimler-Puch für Minister Wraszczik
für Maschinenbau, steht in meinem Programm 1/2 8 Uhr obwohl

es dann eigentlich erst um 8 Uhr ist. Zembsch informierte mich
durch ein Schreiben , dass die Kooperation mit Steyr-Daimler-Puch
grosse Schwierigkeiten hat. Gen.Dir. Rabus, der auch ein bisschen
früher kommt, allerdings eine Viertelstunde nach mir, sich tausend-
mal entschuldigt, erklärt mir aber, dass alles in bester Ordnung
sei. Die einzige Schwierigkeit, die mir dann auch noch ein Direktor
von ihm noch erörtert ist, dass sie für die Export der LKW kaum
Importe in dem grossen Umfang hereinnehmen können. Sie möchten und
könnten für 250 Mill. LKW exportieren und haben nur Gegenware für
150 Mill. Möglichkeit in Österreich unterzubringen oder selbst
zu benötigen. Wozu wir multilateralisiert haben, möchte ich
gerne wissen, wo nach wie vor im Osten das bilaterale, fast würde
ich sagen Kompensationsgeschäft in der Praxis noch immer geübt wird.

Beim Essen stellt sich heruas, dass der poln. Minister ein Jäger
ist und natürlich Rabus ihn sofort ins Jagdrevier in Donnersbach-
wald einlädt. Ich stimme dem begeistert zu, da ich weiss, was
es für einen Jäger bedeutet, an Stelle von blöden Besprechungen, die
ja so nichts bringn, eine Jagd durchführen zu können, dass gegebenen-
falls meine Besprechung morgen vorverlegt und das Mittagessen ent-
fallen könnte, sodass ein Tag gewonnen wird, um in Steyr noch einen
Jagdausflug dazwischenschieben zu können. Leider lässt sich dies
dann nicht mehr arrangieren, da der poln. Botschafter Karski,
derja primär daran interessiert ist, dass vielleicht doch irgend-
welche Geschäfte abgeschlossen werden, erklärt, dies sei nicht zu-
letzt deshalb unmöglich, weil ja auch am Donnerstag der Bundespräsident
den Minister erwartet. In HInkunft müsste man meiner meinung nach wes
sentlich mher auf Wünsche von Ministern, die nach Österreich
kommen, eingehen, d. h. sie eigentlich vorher erraten. Hier müsste
eine ganz neue Art der Betreuung einsetzen. Ottahal wickelt das
protokollmässig ab, ein Minister ist aber primär daran interessiert
wenn er schon einen Besuch macht und Zeit übrig hat, dann die Zeit so
zu gestalten, wie er es am liebsten hat und nicht wie das Protokoll
es möchte.

ANMERKUNG FÜR BUKOWSKI: Hier ist noch ein unbegrenztes Feld mit
irrsinnigen Möglichkeiten, die die Firmen,
die ein Geschäft machen könnten, gerne be-
zahlen, von Jagdausflügen bis über Nachtlokale
was man allerdings äusserst diplomatisch und
geschickt angreifen muss.



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Nimm dich bitte dieses Problems an, damit wir von
dieser protokollmässigen Abfertigung unserer Gäste
so schnell wie möglich wegkommen.

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Tagesprogramm, 3.12.1973

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hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)

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Tagesordnung 97. Ministerratssitzung, 4.12.1973

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Tätigkeit: GD Lenzing AG, Vizepräs. HK, AR-Präs. OÖ. Ferngas


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: GD Steyr-Daimler-Puch


    Einträge mit Erwähnung:


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: SChef HM
        GND ID: 12195126X


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: ÖMV
          GND ID: 132912112


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: MR HM


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: HK


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: Leiter Sekt. III HM


                Einträge mit Erwähnung:


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: Bundeskanzler
                    GND ID: 118566512


                    Einträge mit Erwähnung:
                      GND ID: 121097781


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: ital.-österr. HK


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: AK


                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: Chef Energiesektion


                            Einträge mit Erwähnung:
                              Tätigkeit: Beamter HM, u.a. zuständig f. Protokollfragen


                              Einträge mit Erwähnung:
                                Tätigkeit: Beamter HM


                                Einträge mit Erwähnung:


                                  Einträge mit Erwähnung:
                                    Tätigkeit: Obmann Sekt. Ind. BHK


                                    Einträge mit Erwähnung:
                                      Tätigkeit: Justizminister


                                      Einträge mit Erwähnung:
                                        Tätigkeit: Büro Staribacher; ÖIAG
                                        GND ID: 1053195672


                                        Einträge mit Erwähnung:
                                          Tätigkeit: stv. Außenhandelsminister
                                          GND ID: 127276920


                                          Einträge mit Erwähnung:
                                            Tätigkeit: Sekt.R HM


                                            Einträge mit Erwähnung:
                                              GND ID: 1017902909


                                              Einträge mit Erwähnung:
                                                Tätigkeit: Sekt.R HM


                                                Einträge mit Erwähnung:
                                                  Tätigkeit: GD Anglo-Elementar-Vers., Mitglied Kraftfahrbeirat


                                                  Einträge mit Erwähnung:
                                                    Tätigkeit: Dir. Kuratorium f. Verkehrssicherheit


                                                    Einträge mit Erwähnung:
                                                      Tätigkeit: Chemie Linz


                                                      Einträge mit Erwähnung:
                                                        Tätigkeit: Außenstelle Mailand ÖFVW


                                                        Einträge mit Erwähnung:
                                                          Tätigkeit: Beamter HM


                                                          Einträge mit Erwähnung:
                                                            Tätigkeit: OB


                                                            Einträge mit Erwähnung:


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                                                                Tätigkeit: Sekr. JS, ab 1973 GF VKI


                                                                Einträge mit Erwähnung:
                                                                  Tätigkeit: 1970-1973 Büro Staribacher, SPÖ-NR-Abg., stv. Vors. SPÖ-Landstraße
                                                                  GND ID: 102318379X


                                                                  Einträge mit Erwähnung:
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                                                                    Einträge mit Erwähnung: