Freitag, der 6. April 1973

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Freitag, 6. April 1973

Die Fa. Schuh und Vhynalek werden derzeit von einzelnen Produzenten
wie Dunlop & Heath nicht mehr beliefert. Der Vertreter der Sportarti-
kelhändler Dobisch hat mit Herrn Eybl von Intersport bei einzelnen
Produzenten protestiert, weil sie unter den normal kalkulierten
Preisen verkaufen. Die Skiindustrie verlangt, dass bis 40 % Spannen
aufzuschlagen sind. Für Grossabnehmer, wie Schuh-Ski, die bis zu 20.000
Paar im Jahr verkaufen, bekommen sie Mengenrabatte. Wenn nun Schuh-Ski
diese durch Mengenrabatt verkürzten Fabriksabgabepreise 40 % auf-
schlägt, liegt er noch immer unter dem Preis der von sonstigen Händlern
verlangt wird. Dobisch und andere Händler geben 10 % Rabatt von den
seinerzeitigen Listenpreisen. Lachs findet diese Vorgangsweise empö-
rend und Koppe wird dieses Problem im Wettbewerbsausschuss unter Vor-
sitz von Dr. Ebert, Handelskammer zur Sprache bringen. Herr Schuh
und Vyhnalek haben dieses Problem mit Ebert und Dobisch besprochen,
ohne dass ein positives Ergebnis erzielt werden konnte.

Dr. Wallner hat mit dem Besitzer von Weissen Rössl in Ybbs, Dr. Gevay
gesprochen, ihm aber keinerlei Zusagen wegen eines eventuellen Spiel-
kasinos in Österreich gemacht. Wallner erklärt, dass an den sogenannten
Touren in Österreich nicht zu denken ist. In anderen
Kasinos wird, wenn grössere Gruppen aus anderen Ländern arrangiert
werden, bis zu 30 % Transportkosten und 10 % Aufenthalt aus den
Einspielergebnissen getragen. Dies ist aber nur möglich, weil in
der Welt nur 30 % Steuerbelastung, in der BRD 80 und in Österreich
90 % beträgt. Deshalb kann aus den 10 %, die den österreichischen
Kasinos verbleiben, nicht so aufwendige Arrangements mit Reise-
büros, Firmen oder Privaten, die entsprechende Spieler einfliegen,
getroffen werden. Wallner hat Gevay nicht im Unklaren gelassen,
dass er an der amerikanischen Finanzierungsgesellschaft nicht inter-
essiert sei. Höchstens an Gästen, die nach Österreich spielen kommen.

Dr. Bassetti von Tirol und Hofrat Kirchmeier, der Wirtschaftsreferent
der Tiroler Landesregierung, Dr. Amon von der HK OÖ und gleichzeitig
Geschäftsführer der oö. Gasgesellschaft, Bonjoti und Rippl von
Salzburg hatten bei der ÖMV – Gen. Dir. Bauer und Feichtinger, Kreut-
ler
und einige Herren, die ich nicht kannte, eine Aussprache wegen
der Belieferung Westösterreichs mit Erdgas, resp. Russen- resp. Alge-
riengas. Bassetti verlangte eine Mitsprache beim Transport, aber


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auch bei der Preisgestaltung, den westlichen Ländern wäre es recht,
wenn die ÖMV als Oberverteiler fungieren würde. Sie anerkennen unter
gar keinen Umständen die Austro-Ferngas. Bassetti erklärte, selbst
wenn ich ein Pipeline-Gesetz anstrebe, werden sie alles daransetzen
um ihre Rechte durchzusetzen, nachdem die Gasleitung von Monfalcone
nach Deutschland über ihr Gebiet gehen wird. Ich erklärte, dass man
erst sehr spät jetzt in Tirol aufgewacht ist, denn bei der TAL-Leitung,
d.h. der Ölleitung über das Tiroler Gebiet hat man sich nicht zur Wehr
gesetzt. Die Konzeption der jetzigen Regierung läuft aber bereits
darauf hinaus, dass sehr wohl die österreichische Strecke nur mit
österreichischem Einfluss kapitalmässig gebaut werden kann. Ich
erklärte mein Einverständnis, wenn beide Teile mich als Schiedsrichter
anrufen, zu versuchen, ein Kompromiss zu erzielen. Bassetti ersuchte
mich zuletzt, dass ich mich für die Interessen dieser Länder einsetzen
sollte. Ich konnte nicht unterdrücken beim Abschied zu sagen, da
haben die Schwarzen untereinander kein Konzept, streiten und ein
Roter soll schlichten.

Am Abend hatte ich dann eine grosse Konferenz mit den Vertretern der
Austro-Ferngas, die mir mitteilen, dass sie am 4. April doch nun den
Vertrag über die Transportrechte mit der ÖMV und den ausländischen
Gesellschaften abgeschlossen haben. Sollte sich in Österreich Schwie-
rigkeiten ergeben wegen des Transportes Algerien-Gas in den Wiener und
nö. Raum würden sie eine eigene Gasleitung bauen. Ich habe sofort
Gen.Dir. Gruber erklärt, dass ich unter gar keinen Umständen eine
Parallel-Leitung zulassen würde. Ich appellierte an die Austro-
Ferngas, dass sie so schnell wie möglich zu einem Akkord mit den rest-
lichen Bundesländern und der ÖMV käme.

Gen.Dir. Bauer, Feichtinger, Schmatzberger, Masowsky und Kreutler
kamen, um mit mir die Erdgasproblemation zu besprechen. Ich habe dann
beide Teile – Austro-Ferngas und ÖMV zusammengebracht und nach einer
Stunde heftigster und sehr harter Diskussion, die bis zu Ausdrücke:
Taschenspielertricks, ging, dann letzten Endes einen Akkord dahingehend
erzielt, dass unverzüglich die Fachleute sich zusammensetzen, um die
technischen Probleme zu besprechen. Sollte es nicht möglich sein, ein
Einvernehmen zu erzielen, werden sie mir berichten. Wenn es zu einem
Akkord kommt, werde ich auch einen entsprechenden gemeinsamen Bericht
erhalten.



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Auracher berichtet mir, dass es ihm gelungen ist mit der IIP in
Den Haag, die 5 Staaten repräsentiert, einen Vertrag abzuschliessen.
Auch in der BRD ist dies jetzt geschehen, offen ist daher nur
mehr Frankreich. Auracher zweifelt nicht daran, dass es gelingen wird,
diesen Vertrag auch sehr bald unter Dach und Fach zu bringen. Alle
diese Verträge beinhalten die Wettbewerbsklausel, d.h. dass keiner
dieser Staaten die Ergebnisse an Dritte zur kommerziellen Auswertung
weitergeben. Auracher ist fest davon überzeugt, dass er jetzt
unverzüglich die technischen Unterlagen, d.h. die Bänder oder Lochkarte
bekommen wird, um die Probeläufe starten zu können. Schwierigkeiten
wird es nur mit den USA geben, weil dort eine Datensperre an das
Ausland verfügt wurde.

Im Fremdenverkehrsdirektorium konnte ich mich mit der Ausschreibung
für den Geschäftsführer nicht durchsetzen. Die Ländervertreter, Hofrat
Hlous , aber auch Dr. Zedek von der Handelskammer, erklärte, dass sie
erst in einer Wochen, d.h. nach einer Besprechung der Ländervertreter
ihre Zustimmung geben könnten. Die Länder haben sich bereits sechs
auf Kommerzialrat Fröhlich als Geschäftsführer geeinigt und wünschen
scheinbar keine Ausschreibung. Da mehrere Interessenten aber vorhanden
sind, werde ich versuchen, auf Alle Fälle eine Ausschreibung durchzu-
setzen.

Neben einer Reihe von wichtigeren und unwichtigeren Beschlüssen wurde
mir dann aber klar, dass die Generalversammlung mit der Budgetbe-
stätigung, d.h. Beschlussfassung einberufen wurde, obwohl die Länder-
vertreter nicht bereit waren, diesen Beschluss auch zu fassen. Erst
am nächsten Tag würden die Finanzreferenten sich endgültig entscheiden,
ob sie bereit sind, die Aufstockung auf das Fremdenverkehrsbudget, Summe
120 Mill., zu akzeptieren. Der Bund hat bereits beschlossen, die Auf-
stockung durchzuführen, die Handelskammer zögert, da sie erst den Be-
schluss der Ländervertreter braucht. Die Finanzreferenten haben aber da
Fremdenverkehrsdirektoren oder auch den Fremdenverkehrslandesräten keine
solche Ermächtigung gegeben. Ich setzte den Geschäftsführer Langer-Hansel
auseinander, dass wir unter gar keinen Umständen eine Generalver-
sammlung ohne eine positiven Budgetbeschluss machen dürfen. Wenn
nämlich die Generalversammlung beschlossen hat, dass wir nicht das
Budget im vorgesehenen Ausmass genehmigt bekommen, dann müssen wir
unverzüglich alle Aktionen abstoppen, resp. einschränken. Dr. Zolles
meinte, er müsste dann bereits den einzelnen Zweigstellen entspre-


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chende Weisung geben, dass sie unverzüglich reduzierte Budgetansätze
zur Anwendung bringen. Da anzunehmen ist, dass wir doch in weiterer
Folge die erhöhte Budgetziffer durchsetzen, schlug ich vor, dass wir
unter allen Umständen, wenn der Sprecher der Landesregierungen, LR Vogl
vom Burgenland, nicht Montag die Zustimmung gibt, auf alle Fälle die
Generalversammlung verschieben.

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Tagesprogramm, 6.4.1973


Tätigkeit: ÖMV
GND ID: 132912112


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    Tätigkeit: GD ÖMV


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      Tätigkeit: HK, Syndikus Bundessektion Fremdenverkehr, ÖFVW


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          Tätigkeit: Hofrat, nö. Fremdenverkehrsdir.


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            Tätigkeit: ÖMV, Dir. Fa. Semperit


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              Tätigkeit: Dir. ÖMV


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                  Tätigkeit: bgld. Finanzlandesrat


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                    Tätigkeit: GD Casinos Austria


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                      Tätigkeit: erst AK, dann GF INPADOC


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                        Tätigkeit: Wr. ÖVP-GR-Abg., Obmann Sekt. Handel Wr. HK, Vizepräs. VKI


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                          Tätigkeit: Direktor ÖFVW


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                            Tätigkeit: GF Ferngas OÖ


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                              Tätigkeit: Sekr. JS, ab 1973 GF VKI


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                                GND ID: 136291708


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