Sonntag, der 10. Dezember 1972

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Sonntag, 10. Dezember 1972

Der polnische Vizeministerpräsident Mitrega, dem die Kohlenproduktion
und die Investitionspolitik in Polen untersteht, wurde von der Polkarbon
zur 25-Jahr-Feier nach Österreich geladen. Min.Rat Fälbl hat sich sehr
bemüht, dass ich zustimme, dass mit diesem Vizeministerpräsidenten
eine Aussprache am Sonntag in der Krainerhütte stattfindet. Rosen-
strauch
, der Leiter der Polkarbon, hat ihn dort untergebracht und ein
Essen gegeben. Da die VÖEST, Koller und Matthes, ein grosses Interesse
daran haben, dass ich bei den Polen interveniere, habe ich auch nicht
zuletzt deshalb diese Einladung angenommen. Zuerst war mir nicht ganz
klar, wer eigentlich dieses Essen veranstaltet. Zum Glück habe ich
im letzten Moment noch ein Fernschreiben von der VÖEST bekommen, wo
sie mir mitteilt, dass mit dem neuen Kohlenvertrag 1969 von Seiten der
Polen, die bis zu diesem Zeitpunkt bestandene Koppelung von poln.
Kohlenexporten gegen VÖEST-Exporte gekündigt haben. Nun kauft die VÖEST
400.000 t Kohle und das Aussenhandelsministerium möchte, dass sie
wenn sie die Zementfabrik bekommen, dann noch zusätzlich Kohle über-
nehmen. Selbst Rosenstrauch, der Vertreter der Polkarbon, erklärte,
dass dies die VÖEST nicht imstande ist. Seiner Meinung nach könnten maxi
mal zusätzlich 100.000 t von der VÖEST übernommen werden. Mitrega si-
cherte mir zu, dass wenn die Technologie der Zementfabrik in Ordnung
ist und wenn die VÖEST die entsprechenden technischen Wünsche der Polen
erfüllen kann, an diesem Punkt wegen der Kohlenübernahme es nicht schei-
tern soll. Die Polen sind davon überzeugt, dass auf lange Sicht gesehen,
polnische Kohle nach wie vor der wichtigste Energieträger nicht nur
für Polen selbst, sondern auch für die anderen europäischen Staaten
sein wird. In Amerika wird jetzt gerade eine Versuchsfabrik er-
richtet, um aus Kohle 9.000 kal-hältiges Methangas zu erzeugen. Wenn
diese Technologie gelöst ist, dann wird auch Polen zur Gasproduktion
aus Kohle übergehen. So wie heute die Kohle in Polen verstromt wird,
wird man dann auch Gas aus Kohle produzieren. Die Polen hätten leicht
die Möglichkeit uns 100 Megawatt Strom zu exportieren. Leider sind
keine Leitungen zwischen Polen über die CSSR nach Österreich vorhanden
und frei. Mein Hinweis, dass man gegebenenfalls über Ostdeutschland,
Westdeutschland nach Westösterreich einspeisen könnte, wird von polni-
scher Seite überprüft werden, doch gibt man diesem Plan nicht viele
Möglichkeiten und Chancen, da die Ostdeutschen sich wahrscheinlich dage-
gen aussprechen würden.



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Da ich noch nie in der Krainerhütte gewesen bin, die in Wirklichkeit
jetzt ein nobles Hotel wurde, hat mich der Besitzer Dietmar dann
durchgeführt. Wenn ich mir vorstelle, wie das in der ersten Republik eine
unbedeutende schutzhüttenähnliche Gaststätte war, und nun mit 18 Mio. S
ein neuer Hoteltrakt gebaut wurde, so kann man sehen, wie auch in
der Umgebung Wiens der Fremdenverkehr aufblühen kann. Die Krainerhütte
wird heute – und de Besitzer hat dies sehr geschickt so angelegt –
als Tagungsstätte verwendet. Er hat 3, wenn notwendig sogar 4 Konferenz-
räume. Dadurch überbrückt er die tote Wintersaison. Swimmingpool, Sauna,
alles im Haus.

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Tagesprogramm, 10.12.1972


Tätigkeit: GD Fa. Polkarbon


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      Tätigkeit: VÖEST


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        Tätigkeit: GD VÖEST


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