Samstag, der 18. November 1972

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Samstag, 18. November 1972

Die Eröffnung der Fachausstellung "Alles für den Gast" war eine
äusserst schlecht besuchte Veranstaltung. Ausser dem Dutzend Ehrengäste,
die namentlich begrüsst wurden, war überhaupt niemand anwesend. Promi-
nenz war genug vorhanden. LH Lechner, LH-Stv. Steinocher, Bürgermeister
Salfenauer, der Präsident der Handelskammer Hofrat Manzano für den
Fremdenverkehr und einige andere Herren. Das Kongresshaus eignet sich
für eine Ausstellung äusserst schlecht und in Wirklichkeit ist der
Zubau zum Kongressaal durch Kojen und so weiter zu einem richtiggehenden
Winkelwerk geworden. Bei der Ausstellung läuft man nichts als treppauf,
treppab. Alle Aussteller konnten gar nicht im Kongresshaus untergebracht
werden und sind deshalb noch Teile der Ausstellung im Hotel Pitter
in einem Saal zusammengepfercht. Salzburg hat wirklich für diese
Ausstellung eine mangelnde Unterbringungsmöglichkeit und deshalb soll
um anderen Fachausstellungen auch noch Unterschlupf zu geben, eine
Ausstellungshalle errichtet werden. Bei der Innsbrucker Messe hat
man mich schon aufmerksam gemacht, dass dies eine weitere Konkurrenz
für Tirol und Oberösterreich sein wird. Die Gemeinde Salzburg mit
Unterstützung des Landes ist aber fest entschlossen, so etwas zu
tun. D.h. eine reine Ausstellungshalle zu bauen. Ich selbst habe sie
insoferne gewarnt, als ich ihnen sagte, ich halte es für zielführend,
wenn sie eine Mehrzweckhalle errichten. Mit den Ausstellungen allein,
auch dann wenn es sich um einige Sonderausstellungen der Wirtschaft
handelt, werden sie kaum auf ihre Kosten kommen.

Zu LH Lechner machte ich dann beim Essen noch die Bemerkung, dass wir
doch im engsten Einvernehmen mit allen Fremdenverkehrsagenden vorgehen
z.B. auch in der Frage von Rauris. Lechner meinte dann, dies sei leider
nicht so der Fall, wie er es gerne gewünscht hätte. Ich konnte
heraushören, dass er liebend gerne die Initiative und vor allem
einmal die erste Hand in dieser Frage spielen möchte. Er hat den
Eindruck, dass nur durch seine Intervention erst das Land überhaupt
eingeschaltet wurde. Hier konnte ich zum Glück darauf verweisen,
dass Würzl sofort telefonisch, als wir mit diesem Problem konfron-
tiert wurden, den Landesvertreter eingeladen hat.

Zum Unterschied von fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchge-
führten Eröffnung der Ausstellung, hatte ich dann doch die Möglich-
keit, durch ein Radiointerview vom Salzburger Studio einige Probleme


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anzuschneiden. Der Reporter fragte mich, was ich zu dem in Salzburg
üblichen zwanzigprozentigen Preiserhöhungsankündigung im Fremdenverkehr
zu sagen hätte. Ich replizierte ganz scharf, dass es vollkommen uner-
klärlich und unbegründet ist, eine solche Ziffer in den Raum zu stellen.
Niemand könnte auch nur im entferntesten nachweisen, dass tatsächlich
eine zwanzigsprozentige Erhöhung notwendig sei. In diesem Fall schade man
dem österreichischen Fremdenverkehr, wenn man eine solche Preiser-
höhung immer wiederholt und in die Welt hinausposaunt. Weiters konnte
ich in diesem Interview klarstellen, dass selbst wenn es zu einer Bin-
dung der Kredite kommt, trotzdem im nächsten Jahr mehr Mittel für den
Fremdenverkehr zur Verfügung stehen. Hofrat Manzano vom Kuratorium für
den Fremdenverkehr, welches am Vortag in Salzburg getagt hat, versichert
mir, dass die Länder sehr wohl ihren Beitrag für die österreichischen
Fremdenverkehrswerbung leisten werden. Nur in Kärnten, da dort
nicht die Landesregierung sondern der Kärntner Fremdenverkehrsverband
Mitglied der ÖFVW ist, kann es Schwierigkeiten geben. Er meinte, ich
sollte diesbezüglich noch einmal mit LH Sima reden.

ANMERKUNG FÜR HEINDL: Ich weiss nicht, ob dies zweckmässig ist, doch
vielleicht könnte man klären, ob Kännten einer Erhöhung seines Beitra-
ges zustimmt.

Zum Unterschied der in sehr subtil und in kleinem Kreis erfolgten
Eröffnung war die 25-Jahr-Feier der SAKOG in Trimmelkam. Hier waren
alles Betriebsangehörigen und Frauen in einem riesigen Zelt versammelt.
Von der Prominenz war LH Wenzl, sein Stellv. Fridl und viele Landes-
räte aber auch Salzburg durch LH-Stv. Steinocher und ebenso viele
Vertreter aus Wirtschaft waren anwesend. Das Programm war so aufgebaut,
dass man Eröffnungsprolog, Musikstück, anschl. Chor, immer ein Redner
eingeschoben wurde. Da es 6 Halbe Freibier gab, war die Stimmung
nach dem zweiten Stück bereits sehr angeregt aber natürlich auch ent-
sprechend unruhig. Als daher als 7. Redner Wenzl sprach und eigentlich
teilweise sehr loyal mir gegenüber handelte, andererseits aber natürlich
die Bedeutung Oberösterreichs und der Landesregierung herausstrich,
habe ich deshalb die entsprechenden Einlagen gestrichen und sofort
auf Wenzl geantwortet. Wenzl hat als LH in Abwandlung von
Sprichwörtern, den Bund aufgefordert mehr zu tun, Er meinte erstens,
hilf Dir selbst, dann hilft Dir der Bund. Zweitens: Doppelt gibt, wer
schnell gibt, gerade auf das letzte Sprichwort konnte ich darauf
hinweisen, dass beim Schwimmsandeinbruch sehr wohl der Bund sehr schnell
gegeben hat und auch bei der Kapitalaufstockung, die Wenzl besonders


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herausstrich mit 40 % Anteil der Bund auch die grösste Leistung
erbringt. Ich strich natürlich die Bedeutung des Kohlenbergbaues
heraus, liess aber nicht im Unklaren, dass eine gewisse Sanierung
ja notwendig sie und habe die einzige Einschränkung gemacht, mit
einem dritten Sprichwort: Ein Schuft ist, der mehr gibt als er hat.
Bei der Auszeichnung haben mich einige Bergleute ersucht, ich sollte
sie nicht im Stich lassen. Man sieht also eine ungeheure Anhänglich-
keit der Bergleute an ihren Betrieb und die grosse Hoffnung, dass die
Bundesregierung alles daransetzen wird, ihn zu erhalten. Die SAKOG
ist aber hochmodern organisiert und mechanisiert, so dass eigentlich für
sie keine Gefahr besteht. An Stelle des Abendessens habe ich mich
nämlich in dem Betrieb ein wenig umgesehen. Dass es nicht wieder zu
Schwimmsandeinbrüchen kommt, kann ich glaube von der kostenmässigen
Seite, nachdem jetzt eigentlich der Kohlenpreis von 51.– auf 70.– 10^6
erhöht wurde, nicht viel passieren.

Bei dem Seminar von Soz. Partei Salzburg Land und den Ortsobmännern
veranstalteten Diskussionsabend hat sich wieder gezeigt, dass in
Wirklichkeit die Organisation nicht besonders klappt. Ich selbst
hatte ersucht, man sollte frühzeitiger, d.h. nicht wie vorgesehen
um 1/2 8 Uhr beginnen und Strache hat mir dies auch zugesichert.
In Wirklichkeit waren natürlich die Einladungen für 1/2 8 Uhr und
Steinocher selbst, der anwesend war, meinte, ich müsste halt mit ihm
zuerst im Kaffeehaus ein bisschen warten. Um 3/4 8 Uhr konnte dann
die Veranstaltung beginnen, die sehr interessant war, da sie mir
Gelegenheit gab, in einer Diskussion um vor allem schon in meinem
Referat heisse Eisen zu besprechen. Ich habe mich nicht wie vorge-
sehen mit einem Statement über die europ. Integration begnügt,
sondern alle offenen Probleme eingehend erörtert und diskutiert.
Mit ein paar Wiener Schmäh gewürzt kommen solche Aussprachen mit
unseren Funktionären nicht nur sehr gut an, sondern geben ihnen
doch die Gewissheit, dass wir die Probleme sehr wohl kennen, sie
zu lösen versuchen, auch dann wenn wir nicht sehr erfolgreich sind,
z.B. bei der Preisentwicklung. Ich habe aber das unbestimmte Gefühl,
dass wenn wir stärker mit unseren Funktionären und zwar auf allen
Ebenen mit diesen Problemen uns konfrontieren würden, dass dann auch
unsere Genossen stärkeren Widerstand gegen den Generalangriff wie
ihn ein Diskussionsteilnehmer bezeichnete der ÖVP auftreten würden.

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Tagesprogramm, 18.11.1972


Tätigkeit: Salzburger Landesverkehrsdir. [1971 als Gf. und Sprecher Arbeitsgemeinschaft der Fremdenverkehrsdirektoren]


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: MR, Leiter Gruppe FV u. Gewerbeförd. HM


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      Tätigkeit: LH Ktn., SPÖ
      GND ID: 139418636


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        Tätigkeit: Landesparteisekretär SPÖ NÖ


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          Tätigkeit: LH-Stv. Sbg., SPÖ


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: oö. LH (ÖVP), GD OKA
            GND ID: 119017555


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              Tätigkeit: LH Sbg.


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                Tätigkeit: oö. SPÖ-Politiker


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                  Tätigkeit: 1970-1973 Büro Staribacher, SPÖ-NR-Abg., stv. Vors. SPÖ-Landstraße
                  GND ID: 102318379X


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                    Tätigkeit: Bgm. Sbg.


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