Samstag, der 18. Dezember 1971 bis Sonntag, der 19. Dezember 1971

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Samstag, Sonntag, 18., 19. Dezember 1971

Der russisches Gasminister Kortunow hatte durch den Botschafter
mitteilen lassen, ihn interessiere die Trasse und Tiefbohrungen
und einige andere rein technische Fragen. Trotzdem hat Gen.Dir. Bauer
von der ÖMV versucht, ein Programm zu erstellen, das auch einigermassen
eine Unterhaltung darstellen sollte. Er meinte z.B. er wäre doch möglich,
eventuell mit dem Auto nach Hartberg zu fahren und dann mit dem Auto
über Mattersburg zurück im Schloss Mittag essen und am nächsten Tag
am Sonntag einen Ausflug in den Wienerwald mit Besuch von Baden um Semjonow
zu treffen oder dann weiter nach Heiligenkreuz und wahrscheinlich auch noch
bei Mayerling vorüber. Da die ÖMV die ganze Finanzierung des Aufenthal-
tes vornahm, habe ich gegen diese Programmgestaltung zwar Bedenken
gehabt, habe sie aber nicht mir aller mir zur Verfügung stehenden Macht
revidiert. Ich bestand nur darauf, weil es mich selbst interessierte,
dass wir auf alle Fälle mit dem Hubschrauber, auch dann wenn nur 4 Per-
sonen mitfliegen könnten, die Trasse abfliegen könnten. Kortunow
war in Krieg ein Oberst gewesen und erklärte sofort, dass er wenn es
keine Hubschrauber gäbe, in der Sowjetunion gar nicht die Gasleitungen
und sein Amt damit wahrnehmen könnte. Er war natürlich von der Idee
nicht nur begeistert, dass wir mit dem Hubschrauber die Trasse abfliegen,
sondern wollte dann sogar noch von Mattersburg – wir assen im Schloss
bei Drassburg zu Mittag – nach Wien zurückfliegen. Es trat aber plötzlich
Nebel auf und mit mussten dieses letzte Stück mit dem Auto fahren.
Die Schlossbesitzerin, die zweite Frau von dem Zuckerfabrikaten Patzenhofer
hat versucht, aus diesem alten Schloss ein Nobelhotel zu machen. Sie
hat 20 Betten und will sich sogar jetzt noch ein Hallenbad dazu bauen.
Ihre Küche – sie kocht selbst – ist wirklich vorzüglich, doch kann ich
mir trotzdem nicht vorstellen, wie sie auch bei höchsten Preisen auf
ihre Rechnung kommt. Die Saison kann sich doch dort maximalst auf drei
bis vier Monate erstrecken. Die Patzenhofers dürften nur Geld genug haben,
um immer wieder in dieses Schloss zu investieren. Auch wenn die Rentabili-
tät vielleicht nicht gegeben ist.

Am nächsten Tag hat Bauer dann seinen Plan, nicht zuletzt auf
mein Drängen, mit den Russen abgeändert. Wir fuhren, da er
eine Tiefbohrung sehen wollte, ins Ölfeld und anschliessend daran
sollte das Jagdmuseum in Marchegg besucht werden. Auch dieser Plan
scheiterte, weil sieh die sowjetischen Gäste auf alle Ölstationen


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und Einrichtungen der Gasproduktion und Verteilung konzentrierten.
Wir fuhren bei der Entschwefelungsanlage in Aderklaa vorüber und
sie beschlossen natürlich sofort, sie möchten dies sehr gerne sehen.
Bauer war darüber nicht sehr glücklich, denn die Anlage war erst drei
Tage in Betrieb und funktionierte noch nicht klaglos. Das konnte
aber niemand bemerken. Das Jagdmuseum musste dann auch gestrichen werden.
Ich fuhr dann mit einem PKW schnell zurück, um die Gäste, die bereits um
13 Uhr im Bristol warteten, zu vertrösten, dass unsere Sowjetischen
Gäste später kommen würden. Auf der Fahrt hatte ich nun Gelegenheit,
mit Kortunow über die Ziele dieses Aufenthaltes zu sprechen. Er
will sich ein Bild machen, warum die Pipeline noch nicht gebaut
wird. Dies bereitet ihm grosse Sorgen. In Rom hat man ihm, wie er
mir nachher erzählte, Erklärungen dafür gegeben, welche hat er mir
allerdings nicht verraten, hat aber gleichzeitig dann zu verstehen
gegeben, dass er ihnen sehr deutlich zu verstehen gegeben die Stellung-
nahme der Sowjetunion. Er hofft, dass damit ein Baufortschritt jetzt zu
erzielen ist. Da er mit den Italienern einen Kooperationsvertrag über
technische und wissenschaftliche Zusammenarbeit abgeschlossen hat,
schlug auch ich ihm eine solche Möglichkeit eines Kooperationsvertrages
vor. Ich wollte, dass wir den womöglich am Montag noch abschliessen
und paraphieren, doch meinte er, da müssten die Experten vorerst
einen solchen ausarbeiten. Insbesondere trug ich aber immer wieder
unseren Wunsch vor, dass wir unsere Gasbezugsmengen von 1,5 Mia. m³
mindestens um 1,5 Mia. bis 3 Mia. in den nächsten Jahren aufstocken
möchten. Kortunow versicherte mir, dass wir mit einer Erhöhung der
Gasmengen rechnen könnten, doch er wollte wissen, welche konkrete
Menge wir in Aussicht nehmen würden.

Bei der Besichtigung der Tiefbohranlage, sie waren bereits auf
3.000 m und möchten aber bis auf 8.000 m Tiefe hinunterbohren,
hatte ich Gelegenheit, mit den dortigen Arbeitern und insbesondere
Schichtführern zu sprechen. Ich liess mir von ihnen einige Details er-
klären. Man sollte wirklich viel mehr die Gelegenheit wahrnehmen,
sich solche Betriebsstätten anzusehen. Kortunow hat ein Sprichwort
mir gesagt, es ist besser einmal etwas ansehen, als zehnmal darüber
reden. Eine solche Tiefbohrung kostet 40–50 Mio. S, die bis jetzt
durchgeführt echt waren glaube ich fünf erfolgreich. Trotzdem kann
es passieren, dass das Geld rausgeschmissen ist und man nur eine
geologische Information wieder bekommen hat. Die Frage, wieso


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wir im Burgenland nichts gefunden haben, wurde damit beant-
wortet, dass die Geologen wahrscheinlich jetzt, nachdem die
Bohrung durchgeführt wurde, erklären würden, dass etwas zu
finden möglich ist, aber eher unwahrscheinlich.charakterisiert
wird. Der Besuch der Kompressorenstation in Auerstahl, wo gleich-
zeitig auch der Gas-Lastverteiler sitzt, war für mich sehr instruktiv.

Die Arbeitssitzung begann mit einem Referat von Bauer, der über
die letzte Arbeitsgruppe Gas, wo ich ja den Sektionschef Lewit
ein bisschen damals noch auf unsere Wünsche angesprochen habe
und der erklärte, er würde dies in der SU zur Sprache bringen.
noch immer keine endgültige Entscheidung aber vorlag. Bauer
berichtet, dass zusätzlicher Bedarf Österreichs an Gas war und
die VÖEST die österreichischen Gegenlieferungen wissen will.
2.) sollte über die Aufstockungen, ob 1,5 oder 3 Mia. geredet
werden.
3.) wurde die Pipeline zwischen CSSR und Italien besprochen.
Die Verträge lauten, dass am 30.4.1974 die Pipeline betriebsbereit
sein muss. Die Russen aber haben bereits mit dem Tschechen ihre
Pipeline im Oktober 1972 in Baumgarten fertig und wünschen am
1.1.1973 Gas zu übergeben. Die Pipeline wird auf 6 Mia. m³ drei
Kompressoren angelegt und kann bis 10 Mia m³ ausgenützt werden.
Die Dimensionierung könnte erst fixiert werden, wenn Österreich
wieviel Gas es für sich durch diese Leitung transportieren kann
Da die Leitung den Italienern gehört, will sich Österreich nur
mit dem Anteil daran beteiligen, als es zusätzliches Gas von der SU
bekommt. Er bittet deshalb, man sollte bis zum 31.1.1972 die
Mengen mit der SU vereinbart haben, damit die Dimensionierung
erfolgen könnte. Kortunow repliziert dagegen sehr hart. Er meinte,
man könnte sich nicht mehr länger an der Nase herumführen lassen.
Er möchte daher, dass Österreich auf die grössere Dimensionierung
das Projekt aufbaut. Dagegen polemisiert Bauer, dass dann die
Kosten statt auf 3,6 Mia. auf ca. 4 Mia. steigen würden und das Risiko
für diese ca. 15 %-ige Gasmenge, die Österreich hofft auf dieser
Leitung transportieren zu können, ausschliesslich Österreich
treffen würde. Die Italiener nämlich werden nur bereit sein, für
ihre Gasmengen die Leitung auszulegen. Österreich ginge daher das


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Risiko ein, dass wenn sie kein Gas dann von der SU bekäme, die
entsprechenden Investitionen sinnlos gemacht werden. Kortunow
wollte diese Argumentation aber nicht gelten lassen, er sagte, jedes
Projekt hat eine technische Seite und eine kaufmännische und die
technische Seite müsste eben jetzt abgeschlossen und unverzüglich in
Angriff genommen werden. Wenn Bauer von ihm verlangt, dass bis 15.
Jänner bereits Verkaufsverhandlungen konkret geführt werden, um
1,5 Mia m³ Gas ab 1974 zu bekommen, dann könnte er heute noch nicht
zusichern, dass zu diesem Zeitpunkt 15. Jänner bereits die bindende
Verkaufsverpflichtung der SU vorliegt. Er wird sich aber bemühen,
dass dies so schnell wie möglich geschieht. Ausserdem würden ja mit 15.
Jänner noch nicht die Einrichtungen und Rohre und sonstige Bedarfsartikel
für den Bau der Pipeline schon eingekauft sein. Maurer, der Projekt-
leiter und Bauleiter von der ÖMV für diese Pipeline, berichtete, dass
die Italiener nur einen einzigen Mann in ein gemeinsames Team, welches
seit Monaten arbeiten sollte, geschickt haben und kaum bereits in
irgendwelche Verantwortungen zu übernehmen. Bauer berichtete, dass
Sacchi von der ENI vor 14 Tagen hier war und das erste Mal ihm gegen-
über den ersten Jänner 1973 als Liefertermin der Russen gesagt hat.
Dies kann zwar stimmen, denn Bauer hat offiziell vielleicht wirklich
erst zu diesem Zeitpunkt erfahren, ich selbst aber habe bereits mit
der ÖMV einige Male verhandelt und erklärt, was werden wir machen,
wenn die SU gegenüber den Italienern darauf drängt, dass sie das Gas
übernehmen. In diesem Fall, habe ich mich erkundigt, könnte ein Gross-
teil des Gases für österreichische Abnehmer übernommen werden, doch
müsste dann die ÖMV ihre Produktion einstellen und würde dadurch ent-
sprechende Fixkosten haben. Die Italiener müssten dann entweder diese
Fixkosten ersetzen oder das Gas müsste so billig an uns geliefert werden
dass sie ÖMV dabei auf ihre Rechnung kommt. Kurzfristig könnte auch
bis zu 200 Mill. m³ in österreichischen Gasgruben, die ausgeleert
sind, gepumpt und gelagert werden. Insgesamt sieht die ÖMV überhaupt,
nachdem die SU sich an einem europäischen Verbund sehr interessiert
gezeigt hat. Lagermöglichkeiten von 6 Mia. m³. Kortunow ist an einem
solchen Verbund sehr interessiert und auch für die Lagermöglichkeit
zeigte er grosses Interesse. Derzeit möchte er aber, dass primär die
Leitung endgültig konkret in Angriff genommen werden soll. Durch
den Flug konnte er sich aber ein gutes Bild über die schwierige
Geländeführung über die Koralpe machen, was ihm als Techniker aber
glaube ich nur so ärgert ist, dass natürlich für uns der kaufmännische
Gesichtspunkt wesentlich wichtiger ist als die technische Frage,
ob wir die Leitung mit 34 oder 38 Zoll auslegen sollen.



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Mit Sacchi kam Bauer überein, dass jetzt ein rascher Bau in Angriff
genommen wird. Eine Vorverlegung des Endtermins um 2–3 Monate
ist möglich, doch wollen die Italiener und Sacchi keinerlei Ver-
antwortung dafür übernehmen. Zauner berichtete dann, was die ÖMV
bereits gemacht hat. Mit 1. Oktober wurde die Projektierung und
Vermessung eingeleitet. Vorher hatte aber bereits die ÖMV die amerika-
nische Firma Bechtel eingeschaltet um ein Projekt ausarbeiten zu lassen
Mit 30 Mill. S ist die ÖMV in Vorlage getreten und hat bis jetzt noch
keinen Groschen zurückbekommen. Es besteht nur ein Vertrag, dass
die Rückzahlung mit Verzinsung erfolgen wird. Mit heutigem Datum
sei 80 % des Projektes vermessen und die Wegerechtsverhandlungen würden
mit Jänner 1972 beginnen. Mit den Landeslandwirtschaftskammern sei man
sich einig, doch müssten über 8.000 Eigentümer Verträge abge-
schlossen werden. Man nimmt an, dass bis Juli 1972 80 % eingekauft
sind und die restlichen 20 % würden ein weiteres Jahr in Anspruch nehmen
Eine Entwiegnung ist bei uns möglich, doch ist das ein
furchtbar kompliziertes Verfahren und es kann vor allem nicht mit
dem Bau begonnen werden und die Enteignung nachher erst rechtlich abge-
wickelt werden. Die Behördenverhandlungen würden im Mai 1972 beginnen,
doch sei das Baulos 1 nicht vor September 1972 in Angriff zu nehmen.
Gleichzeitig werden aber die Kreuzungsarbeiten ebenfalls begonnen
werden. Die Verlegung wird mit November 1973 abgeschlossen sein und
die 380 km lange Pipeline trotzdem bei uns von November bis April
Schnee liegt doch noch fertig waren. Kortunow erklärte sofort, dass sie
am Polarkreis 500 km-Leitungen in 8 Monaten fertiggestellt haben. denn
sie würden z.B. auch bei 15 Grad schweissen. Bei uns ist durch eine
Verordnung des Handelsministeriums Schweissen unter 5 Grad verboten.
durch die Sprödigkeit, die dann entsteht, könnte es zu einem Gasaus-
tritt in weiteren Jahren kommen. Ich erwiderte Kortunow, er hätte,
wie wir die Trasse abgeflogen sind, gesehen, dass dies durch besiedeltes
Gebiet geht und nicht wie bei ihnen oben in der Tundra, weshalb von den
Sicherheitsbestimmungen von mir nicht abgegangen werden kann. Die ÖMV
wird aber sicherlich ebenfalls alles daransetzen, dass sie eben diese
5 Grad in der Baustelle, sei es durch Zelte oder sonstige Wärme-
möglichkeiten ermöglicht. Da die Italiener jetzt Abstand genommen
haben, ob sie über diese Leitung auch noch Gas nach Frankreich transpor-
tieren werden oder eventuell nach Jugoslawien, wird jetzt dieses Problem
der weiteren Gasmengen, die eventuell noch über diese Pipeline trans-


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portiert werden können, zurückgestellt. Wir brauchen nur zu
wissen, wieviel wir österreichischerseits auf dieser Leitung
transportieren können. Ob sich die Leitung dann 40 Zoll bis
Graz und 36 Zoll von Graz bis Italien. Kortunow stellte neuerlich
fest, dass die SU keine Schuld trifft, wenn hier jetzt die Fertig-
stellung der Leitung wesentlich später erfolgt als die sowj. Seite
leut rErtrag imstande ist, Gas in Baumgarten bereitzustellen. Da
die Italiener, wie Bauer sagte, die Bauherren der Leitung sind,
so liegt es ganz an den Italienern, über den Einsatz des Materials,
die Firmenauswahl, die Trassenführung und so weiter zu entscheiden.
Eine Kooperation ist mit Italien nicht leicht. Karmasin stellte
fest, dass also scheinbar die Italiener die alleinige Verantwortung
tragen. Ich selbst sekundierte der ÖMV, indem ich erklärte, als
seinerzeit Schwierigkeiten über den Abschluss des Vertrages
zwischen ÖMV und ENI entstanden, war auch der Botschafter und
der ENI-Vertreter Ratti sofort bei mir, um zu intervenieren.
Wir haben dann auch tatsächlich eine Lösung gefunden. Wenn jetzt
wirklich Österreich eine Schuld träfe, wären sicherlich die Herren
ebenfalls bereits bei mir gewesen, um sich zu beschweren und eine
Unterstützung zu erbitten. Ich hoffe, dass wir Kortunow davon über-
zeugt haben, dass es tatsächlich nicht an Österreich liegt. Kortunow
hat allerdings auch sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass er
mit den Zusatzmengen erst mit Patolitschew reden muss und wir
aber so bald wir möglich Bescheid bekommen werden.

Die Gegenlieferungen der VÖEST hat Matthes dahin charakterisiert,
dass er zuerst wissen muss, welche zusätzliche Gasmengen Österreich
beziehen kann. Derzeit wird ja noch das erste Geschäft, 25.000 t
Rohre gegen die jetzt anlaufenden Gaslieferungen, abgewickelt.
Kortunow meinte ebenfalls, man müsste dieses Problem mit der SU
und vor allem einmal in Moskau selbst mit den einzelnen Firmen,
die Einrichtungen für die Gasleitung kaufen wollen, besprechen.
Matthes wies darauf hin, dass ja nicht nur allein die VÖEST durch
Blechlieferungen einen Teil davon abzahlt, sondern dass auch
andere Firmen, Hübner-Vamag, Böhler usw., mit Armaturen und sonstiger
Einrichtungen beteiligt sind. Mit dieser Erklärung war Kortunow
einverstanden, er wird sich ja noch morgen einzelne Firmen an-
sehen. Als dritten und letzten Punkt kam ich auf die Pipeline für
Öl von Pressburg nach Wien zu sprechen. Ich hatte diesen Wunsch


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auf Vorschlag der ÖMV im Somme bereits Aussenhandelsminister
Patolitschew mitgeteilt. Dieser sagte, die Druschba, das ist die
Freundschaftsleitung bis Pressburg, ist in ihrer Kapazität voll
ausgenützt. Die Sowjetunion projektiert aber eine weitere Ölleitung.
Kortunow bestätigte dies und meinte er wird dieses Problem mit
Patolitschew besprechen. Ich nutzte aber die Gelegenheit um ihm zu sagen
dass er doch bei der Besichtigung bereits erklärt hat, es sei nicht
sehr sinnvoll, dass wir sowjetisches Öl mit Schiff bis Triest
transportieren und dann über die AWP nach Schwechat hunderte Kilometer
weit leiten müssen. In diesem Falle wäre es doch zielführender von Press-
burg direkt nach Schwechat eine Pipeline zu legen. Ich erinnerte
ihn an diese Ausführungen und konnte daraus entnehmen, dass er
wahrscheinlich als Techniker unbedingt für die Stichleitung Press-
burg-Wien ist, wenn wir eine entsprechende Ölmenge garantiert bekommen.
Interessant war, dass er auch bei den Kompressorenstationen fragte, ob
eine Umdrehung der Richtung, also nicht Triest-Wien, sondern Wien-
Triest möglich sei. Dies ist aber deshalb nicht möglich, weil die
Leitung nur nach einer Richtung angelegt wurde. Die Pumpstationen
könnten zwar ohne weiters errichtet werden, doch wurde die Dimensio-
nierung immer so vorgenommen, dass die eine Richtung automatisch
damit gegeben ist. Technisch wäre es nur dann möglich, durch
Errichtung von vielen Pumpstationen, die aber den Weg dann wesentlich
verteuern.

Interessant war für mich auch, als wir am Samstag eine Pumpstation
besichtigten, die im Freien arbeitet und nur mit einem Flugdach
abgedeckt ist, zu erfahren, dass die Bewohner sich über den ständigen
Lärm beschweren. Aus diesem Grund muss nun die Situation vollkommen
abgedeckt werden.

ANMERKUNG FÜR HEINDL: Bitte in Hinkunft müssen unsere Abteilungen
diese Umweltschutzfrage Lärm grösseres Augenmerk zuwenden.

Zum Abschluss wies ich darauf hin, dass wir übereingekommen sind,
eine Kooperationsvertrag auszuarbeiten und dass die Experten mit diese
Arbeit beginnen sollten, sodass wir bei der nächsten österr.-sowj.
Gemischten Kommission, die im Spätsommer in Wien stattfinden wird,
ein diesbezügliches Abkommen unterschrieben werden kann.

ANMERKUNG FÜR WANKE: Bitte, diese Frage in Evidenz halten.



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Zum Abschluss wies ich darauf hin, dass wir jetzt aus der SU wesentlich
mehr Waren beziehen, insbesondere durch die Gaslieferung als unsere
Exporte dorthin ausmachen. Ich hatte mit Karmasin dieses Problem
sehr eingehend besprochen und Karmasin versicherte mir, dass sich
dies in den nächsten Jahren wesentlich ändern wird. Es seien einige
Grossaufträge bereits in Österreich untergebracht und weitere würden
folgenden. Mein besonderer Hinweis, dass z.B. jetzt die Firma Voith
grosse Produktionsschwierigkeiten bekommt, weil sie überhaupt keinen
Auftrag hat, machte Karmasin mir die Mitteilung, dass er mit Gen.Direktor
Nenning Verhandlungen geführt hat und auch in nächster Zeit ein
grösserer Auftrag abgeschlossen wird. Ich bin überzeugt, wenn uns die
Firma früher verständigt hätte, oder wenn unser Branchenreferat diese
schlechte Entwicklung vorausgesehen hätte, dann wäre es möglich ge-
wesen, durch Intervention bei den Oststaaten früher schon einen ent-
sprechenden Auftrag zu bekommen.Wir haben hier das typische Beispiel
einer Informationslücke. Wenn wir jetzt aus der SU zusätzliche Gas-
mengen beziehen, so wies ich darauf hin, möchten wir natürlich auch
entsprechende Gegenlieferungen tätigen. Ich bin überzeugt, dass sie
sowjetische Seite und in dieser Beziehung nicht enttäuschen wird.
Kortunow zumindestens versicherte mir immer wieder, er wird alles
daran setzen, um diese Entwicklung zu unterstützen.

Tätigkeit: Minister; berichtet bei der Gem. Komm. in der SU 1971 über Entwicklung von Erdgaslieferungen und Rohren; 28.10.1971 in Österreich zu Verhandlungen über diese Themen]


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: Projektleiter ÖMV-SU-Pipeline


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: ENI


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: GD Voith


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: Besitzer Siegendorfer Zuckerfabrik


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: Dir. SNAM (Tochterges. der ENI für Fernleitungsnetze)


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: Projektabteilung


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: VÖEST


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: SChef HM
                  GND ID: 12195126X


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: [sowj.?] Botschaftsrat


                    Einträge mit Erwähnung:
                      Tätigkeit: GD ÖMV


                      Einträge mit Erwähnung:


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: 1970-1973 Büro Staribacher, SPÖ-NR-Abg., stv. Vors. SPÖ-Landstraße
                          GND ID: 102318379X


                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: sowj. Außenhandelsminister


                            Einträge mit Erwähnung:
                              Tätigkeit: sowj. Gasmin. bis 1972


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