Freitag, der 26. November 1971

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Freitag, 26. November 1971

Generalversammlung der Hoteliervereinigung in Salzburg ist ein
Treffpunkt auf Kosten des Finanzministers. Entweder ist man
Bürokrat, dann kriegt man entsprechende Diäten oder man ist Unter-
nehmer, dann setzt man es sicher von der Steuer ab. Präsident
Skardarasy, ein Hotelier aus Zürs, versteht diese Methode trefflich
zu gestalten. Deshalb hat er auch im Frühjahr und zwar in der
Jännerhälfte in seinem Betrieb und in Zürs überhaupt die Skiwoche.
Dort treffen sich auch wieder die Bürokraten und die Unternehmer
fahren den Tag Ski und am Abend haben sie zwei Stunden Vorträge
mit Diskussionen. Dadurch füllt er sein Haus in der schlechten
Monatssaison und die Leute haben die Möglichkeit, auf Regiments-
unkosten, wie man beim Militär sagt, sich zu erholen. Interessant
war auch seine Bemerkung, dass eine Woche vorher sogar die blaue
Woche stattfindet, Da kommen alle Adeligen zusammen und nur diese
werden um diese Zeit in seinem Haus gebucht. Mit einem Wort Skardarasy
ist ein geschickter Manager. Die Begrüssungsansprachen resp. mein
Festvortrag waren für ihn natürlich nur Aufhänger, um seine Hotelier-
vereinigung herauszustreichen. Unwillkürlich oder sogar natürlich
beabsichtigt war der Angriff von Lissbauer auf die Regierung wegen
der Alkoholsondersteuer. Da mir Würzl sehr aktuelle Zahlen gelie-
fert hat, konnte ich ein gutes Referat aufbauen und letzten Endes
aber natürlich auch auf alle Angriff replizieren. Der anwesende
Salzburger ORF-Reporter wollte deshalb ein Interview mit ausschliess-
lich dieser Frage. Als ich ihn ersuchte, er möge doch auch ein
bisschen was sonstiges fragen, damit doch auch positive Seiten
von meinem Referat kommen, hat er zwar dies getan, aber nachher
wie ich abends beim Nachhausefahren hörte, genau nur die eine
Frage gesendet. Er interviewte auch Komm.Rat Lissbauer, den Obmann
der Fremdenverkehrssektion, der sich eben gegen die Alkoholsonder-
steuer und insbesondere gegen eine eventuelle Erhöhung gewendet hat.
Der Reporter legte mir sogar in den Mund, was ich gar nie gesagt habe
dass es auch in Hinkunft zu keiner Erhöhung der Alkoholsondersteuer
kommen könnte, um provozierend Lissbauer zu entsprechenden Antworten
zu veranlassen. In Hinkunft werde ich versuchen, bei allen Inter-
views zu erfahren, wer dann noch interviewt wird und dann insbesondere
in den Bundesländern womöglich anwesend zu sein, weil dieser
Reporter scheinbar noch nicht entweder das Problem richtig er-


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fassen oder beabsichtigt mir falsche Behauptungen mir in den
Mund legen.

ANMERKUNG FÜR KOPPE: Nach dem Vorfall in Salzburg werde ich na-
türlich nicht meine Einstellung zu Rundfunk und Fernsehen oder
der Presse ändern, doch sollten wir wirklich uns den Kopf zer-
brechen, wie eine solche Vorgangsweise verhindert werden könnte.

Der Bestand des 80-jährigen Verkehrsvereins vom Salzkammergut
war von seiten des Ministeriums Poppinger anwesend, der im Prä-
sidium sass. Zum Unterschied von Würzl, aber vielleicht wurde
dieser auch aufgefordert, hat mir Poppinger – vielleicht hat
er aber gar nichts davon gewusst – dass ich dorthin kommen würde –
keinerlei Informationen gegeben. Gegenüber den anderen Verkehrs-
vereinen, die sicherlich auch jetzt alle kommen werden, damit
ich an ihren Feiern oder Hauptversammlungen teilnehme, kann
in mich wahrscheinlich in Hinkunft nur so wehren, dass ich eben
erkläre, es hat sich hier um eine Jubiläumsveranstaltung ge-
handelt. Auch dort hat der Präsident oder Obmann des Verbandes
Bürgermeister von Ischl, Müllegger, den ich bereits aus meiner
gewerkschaftlichen Funktion jahrzehntelang kenne – er war
Salinenarbeiter-Vertreter – ein kurzes Referat des Obmannes
verlesen. Dann kam allerdings der Vizepräsident ein Unternehmer
mit all den Wünschen des Salzkammergutes an die Regierung. Da
es sich um einen einzigen Fremdenverkehrsverband handelt, der
drei Länder umfasst, waren zwei Landesräte, Enge von OÖ und
der FPÖ-Landesrat von Salzburg Leitner, die für den Fremdenver-
kehr zuständig sind, anwesend. Von der Steiermark war nur ein Beam-
ter gekommen. Ich konnte deren Begrüssung, die ja meistens lange
Referate sind, wie mir Müllegger versicherte, nicht mehr hören,
ging aber in meinen Ausführungen insbesondere auf die Vorwürfe
des Obmannstellvertreter Vogler ein. Zum Schluss nützte Müll-
egger
sehr geschickt, indem er erklärte, ein Bürgermeister, wenn
er zu einer 80-jährigen jubilieren kommt, muss auch etwas
mitbringen, mich frontal an und meinte, ich sollte ihnen für
ihren Sommerprospekt einen Zuschuss gewähren. Ich machte keinerlei
Zusagen, glaube aber, dass wir darüber nicht hinwegkommen werden.



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ANMERKUNG FÜR HEINDL: Bitte untersuche, wie wir ohne Präjudiz
hier eine Unterstützung geben können.

Tätigkeit: Präs. Hoteliervereinigung


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: lt. JS 26.11.1971 "Obmannstv."


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: oö. Wirtsch.-LR (SPÖ)


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: 1970-1973 Büro Staribacher, SPÖ-NR-Abg., stv. Vors. SPÖ-Landstraße
        GND ID: 102318379X


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: LR Sbg., FPÖ


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: KR, Hotelier, HK, 1971 Obmann Bundessektion Fremdenverkehr, [Schreibung unsicher, es findet sich Lissbauer und Lißbauer]


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: Sekr. JS, ab 1973 GF VKI


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: MR, Leiter Gruppe FV u. Gewerbeförd. HM


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: Bgm. Bad Ischl bis 1972


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: MR HM


                    Einträge mit Erwähnung: