Samstag, der 2. Oktober 1971

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Samstag, 2. Oktober 1971

In der Möbes-Schule in Stifting hatte ich leider nur in den
Morgenstunden Zeit, mit den Betriebsräten über wirtschafts-
politische Fragen zu diskutieren. Sooft ich nach Graz komme,
habe ich Gmoser versprochen, werde ich eine Zeit frei machen,
um diesen Funktionäre auch ein bisschen etwas von der Bundes-
politik auseinanderzusetzen. Ich habe auch in den vergangenen
Jahrzehnten immer in dieser Schule, wenn ich in Graz, zu oft
sehr unmöglichen Zeiten die Diskussion mit den steirischen Ge-
werkschaftern gepflogen. Hier handelt es sich nicht darum,
indifferente Leute zu überzeugen, sondern Funktionären, die kaum
sonst Gelegenheit haben, einen Spitzenpolitiker so im Detail
fragen zu können, zu informieren und ihnen Material für ihren
Kampf in die Hand zu geben.

Bei der Messe-Eröffnung gab es wieder der übliche Ping-Pong
zwischen Krainer und mir. Krainer nützte die Gelegenheit, und
zwar zu erklären, dass er keine Wahlrede halten will, machte
dann aber doch Bemerkungen über die Wendungsgefahr durch die
Bundesregierung. Das Assanierungsgesetz und insbesondere die
Verstaatlichungsidee gab ihm dabei eine gute Gelegenheit. Da
er bereits bei der Regierungsübernahme – damals musste ich einige
Tage danach die Grazer Messe das erste Mal eröffnen – über die
Änderung der politischen Landschaft und damit über die Gefahr
für das Eigentum gesprochen hatte, konnte ich jetzt die damaligen
Bemerkungen hinweisen und ihn fragen, ob er in den eineinhalb
Jahren feststellen konnte, dass das Eigentum in Gefahr gebracht
wurde. Ich versicherte ihm auch, dass in Hinkunft an dieser
Politik der Bundesregierung nicht gerüttelt werden kann und darf.

Bei der Grazer Messe waren alle alten und neuen Weltmeister
und Weltmeisterinnen des Skisportes eingeladen worden und auch
vollständig erschienen. Am Nachmittag hätte eine grosse Übergabe
von goldenen Pullovern durch die Firma Gruber, die die National-
mannschaft ausrüstet, erfolgen sollen. Statt dass die Partei
diese Veranstaltung – Gruber hat mich extra eingeladen nach Graz –
abgesagt hat und die Veranstaltung eingeplant hätte, wurde ich
auf Wahlreise in die Oststeiermark geschickt. Sicher habe ich


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dort auch in einzelnen Orten – leider ja wieder nur Genossen –
angesprochen und mit meiner Schmähart auch ein bisschen aufge-
heitert. Sicher aber wäre es zielführender gewesen, hätte ich
an dieser Veranstaltung, an der Tausende teilgenommen haben,
nur einige treffende Bemerkungen über die Unterstützung der Re-
gierung für den Skisport machen können, hätte ich mehr Indifferente
beeinflusst, oder zumindestens beeindruckt, als dies in den Wahl-
versammlungen der Fall war.

Bei dem Frühstück, das Krainer in der Burg gab, habe ich die
Gelegenheit benützt, um mit dem chinesischen Botschafter einen
ersten Kontakt aufzunehmen. Er entschuldigte, dass er noch nicht
bei mir vorgesprochen hat und ich erklärte ihm, dass ich auf
diese formellen Protokollfragen überhaupt keinen Wert lege. Ich
ersuchte ihn nur, mir mitzuteilen, in welcher und auf welche Art
die Pekinger Regierung die Handelsbeziehungen mit Österreich auf
Behördenbasis in Hinkunft geregelt haben will. Er wird seiner
Regierung sofort berichten und mir dann Bescheid sagen. Ich erklärte
neuerdings, dass ich jeden informellen aber zielführenden Weg
akzeptieren würde, der die Österreich-chinesischen Beziehungen
verbessern könnte und unser wirtschaftliches Volumen vergrössern
würde.

Tätigkeit: Ausrüster Fußball-Nationalmannschaft


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