Freitag, 30. Juli 1971
Aglas, der Bäder-Journal-Herausgeber, möchte ein Institut für
Bäderbau und Bädertechnik gründen. Er hat Vorstellungen, dass
in den nächsten Jahren gerade auf diesem Sektor viel durch Planung
verhindert werden könnte. Nach einer Umfrage, die er gemacht hat,
sollen bis 1975 768 Bäder in Österreich gebaut werden und viele
Bädergemeinden haben sich bei ihm gemeldet. Die Bausumme würde
ca. 7,6 Mia. S nach seiner Berechnung ausmachen. Derzeit baut
insbesondere die Vereinigten Metallwerke Ranshofen 30 Stück
pro Jahr Alu-Bäder. Die VÖEST hat sich nun ebenfalls auf dieses
lukrative Geschäft gestürzt und hat für die Ramsau in der Steier-
mark ein Stahlbecken geliefert. Wahrscheinlich werden die VÖEST
und die Vereinigten Metallwerke sich auf diesem Sektor ebenfalls
eine erbitterte Konkurrenz liefern. Die Bäder aber werden in den
einzelnen Gebieten überhaupt nicht geplant oder koordiniert.
So hat z.B. Lenzing ein Bad im Bau, das 28 Mill. kostet, Attnang-
Puchheim hat bereit eine Baugrube ausgehoben und Vöcklabruck hat
ebenfalls ein Hallenbad geplant. Insgesamt werden diese 3 Gemeinden
70 Mill. S für die Bäder aufwenden. Dem gegenüber z.B. hat in
Rohrbach in OÖ die Firma Berg, die 5 km davon entfernt ist, mit
1 Mio. S sich bei Rohrbach in die Errichtung des Freibades einge-
kauft. Mit Hilfe eines Gelegenheitsautobus-Pendlers, wenn das
Wetter schön ist, werden die Gäste von Berg und die Einheimischen
nach Rohrbach transportiert. Man sieht, dass es gelegentlich auch
Absprachen in einzelnen Gemeinden gibt. In der Steiermark hat in
Tamsweg Scharnow ein Bad verlangt. Andererseits hat in OÖ in Klafer
der Bürgermeister erklärt, er müsste ein Bad errichten, da ihm
die Jugend bereits mitgeteilt hat, wenn nicht bald ein Bad kommt,
werden sie ihn das nächste Mal nicht mehr wählen. Einzelne Bürger-
meister wissen z.B. nicht einmal, dass es Landesubventionen oder
Zinsenzuschüsse auf Grund des Finanzausgleichsgesetzes durch das
Handelsministerium gibt, wie z.B. das schöne in Bärnbach bei
Voitsberg errichtete Freibad, das 8 Mio. S kostete, beweist.
Aglas will nun ausser seinem Bäderjournal, das er ohne Subvention
herausbringt, dieses Institut für Bäderbau und Bädertechnik
gründen, ohne auch eine Subvention dafür zu verlangen, aber
nur unterstützt werden will. Ich habe ihm versprochen, dass Sekt.
Rat Würzl sich mit ihm ins Einvernehmen setzen wird.
Durch die klimatische Bedingung bedingt, kommen für Österreich
nur Hallenbäder in Frage. Trotzdem werden immer wieder auch
Freibäder mit viel Aufwand auch errichtet. Ich habe deshalb
Aglas vorgeschlagen, er sollte seine ganze Propaganda darauf
richten und seine Untersuchungen, dass Freibäder durch Über-
deckung dann doch in Hallenbäder umgewandelt werden können. Er
hat mir erklärt, es gibt einen Architekt Linecker, der Tragluft-
hallen von 6–8 Mill. S incl. aller Innenausstattung herstellen
kann. Das Wichtigste aber bei der Bäderkonzeption oder Überlegung
muss für die Gemeinde, den Fremdenverkehrsverein oder auch den
Einzelnen sein, dass die Errichtung des Bades zwar viele Millionen
kostet, aber gar nicht der entscheidende Faktor ist. Entscheidend
sind nach wie vor dann die Betriebskosten.
Tagesprogramm, 30.7.1971
hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)