Tagebuchnotiz Dr. Koppe, 28. Juli 1971
Besprechung bei Fritz Marsch in der Löwelstrasse
Flüchtiger Zwischenbericht Blechas über die erste Auszählung
einer aktuellen Meinungsumfrage, die im Juli durchgeführt wurde:
SPÖ verliert auf Grund Parlamentsauflösung rund 3 %,
Stand derzeit 42 % SPÖ, 30 ÖVP, Freiheitliche und Unentschlossene
unverändert.
Besonders beunruhigend: Rückgang des Sympathiegrades bei der SPÖ
auf knapp über + l, Aufholen der ÖVP auf etwa 0 . Eine sehr
grobe Schätzung der gegenwärtigen Stimmung ergibt etwa 48 %
für die SPÖ, aber die Sympathieverluste lassen bei geschickter
ÖVP-Wahlkampfführung eine weitere Verschiebung zu unseren Ungunsten
als möglich erscheinen.
Besonders beunruhigend: Ausser Brantl und Marsch kaum jemand an
diesen Fakten interessiert.
Argumentationssammlung
Eine der unerfreulichsten Besprechungen, die ich erlebte.
Die Vorarbeiten wurden auf Grund der Angabe von Heinz Brantl
geleistet, der 30–40 Seiten konzentrierte Argumente wollte.
Diese Auffassung war freilich nur die Auffassung Brantls.
Blecha setzte sich mit seiner Gegenauffassung durch, nur Argu-
mente zu 10 wichtigen Argumentationsschwerpunkten zu liefern,
mehr würde nicht gelesen. Blechas Auffassung für die 70.000er
Auflage ist meiner Ansicht nach richtig, doch hätten wir uns
viel Arbeit erspart, wenn man sich vorher dazu bekannt hätte.
Nun wird Brantl diese 10 Argumentationsschwerpunkte selbst
schreiben.
Wirklich unerfreulich war nur die Diskussion rund herum. Die
Unterlagen, die ich Fredi Reiter geschickt hatte, hat dieser
an Heinz Fischer weitergegeben, der sie in eine andere Glie-
derung gebracht hat und nun als Fischer-Konzept verlegt. We-
sentlicher Kernpunkt und Unterschied gegenüber unserem Material
ist ein letztes abschliessendes Kapitel über die künftige Re-
gierungsarbeit, das von ihm allein verfasst wurde, vorläufig von
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keinem der Diskussionsteilnehmer (Marsch, Gratz, Brantl, Reiter,
Strache, Hofbauer, Blecha) gelesen wurde, aber offenkundig politisches
Gewicht hat. Dem Fischer-Konzept, das unter Verwendung unserer
Unterlagen innerhalb eines Tages geboren wurde, erging es frei-
lich nicht besser als unseren Unterlagen.
In der Diskussion wurde gefordert, die Argumentesammlung müsse
"eine umfassende Information über Leistungen, Argumente und Ziel-
setzungen enthalten, die auch den anspruchsvollen Leser informiert,
gleichzeitig müsse sie sich auf die bloßen Parolen beschrän-
ken, die auch für jeden Trottel verständlich sind, sie müsse nicht
in allgemeinen Parolen aufzeigen, was geleistet wurde und was
geleistet werden wird, dürfe aber keine Kataloge enthalten, solle
einerseits am Regierungsprogramm orientiert sein, andererseits
aber sich von der Gliederung des Ressorts und des Regierungsprogramms
lösen, etc., etc. Jeder Diskussionsbeitrag brachte in
sich bereits einen Widerspruch, alles zusammen erinnerte an die
Forderung nach dem idealen Urlaubsort bei einer Weltmetropole, aber
vollkommen abgeschieden, in 6.000 m Höhe, aber unmittelbar am
Meeresstrand, ein bescheidenes Quartier in einem Luxushotel darstellen
sollte. Besonders peinlich an dieser Diskussion war, dass niemand
von den Diskussionsteilnehmern, unser (zeitgerecht verteiltes) Material
überhaupt nur gesehen hatte oder das Material Brantls oder Fischers
überhaupt zu Gesicht bekommen hatte. Diese Diskussion dauerte fast
drei Stunden. Schwamm drüber – schade um die Arbeit.
Referentenmaterial
Wesentlicher und interessanter ist die Verwendung der erarbeiteten
Unterlagen als Referentenmaterial. Hier wird nun als erstes Heinz
Fischers Materialsammlung (unter seitenweiser Verwendung der von
uns erarbeiteten Unterlagen) versendet werden. Da es sich um ein 40-
bis 50-Seiten-Manuskript handelt, ist seine Wirkung allerdings proble-
matisch. Als Kompensation habe ich die Zusage bekommen, dass wir die
nächsten Folgen des Rednerdienstes als sogenannte Sonder-Dienste be-
schicken und in dieser Form das Krämer-Material, das Cerny-Material
und einige interessante sonstige Unterlagen in Form von 2 oder 3
Aussendungen verwenden können.Da wir auch die Gestaltung dieser
Aussendungen übernehmen, bedeutet dies zwar noch einmal etwas Arbeit,
aber auch die Chance, das Material in vernünftiger Form an die
Referenten heranzubringen.
Der Bezieherkreis dieses Rednerdienstes ist etwas unglücklich
zusammengesetzt. Er umfasst zwar die Nationalräte, Bundesräte,
Landtagsabgeordneten und Mitglieder der Landesregierung, aber
nur einen Bruchteil der wirklichen Parteireferenten und vor allem
überhaupt nicht die Betriebsfunktionäre. Es wäre daher zu über-
legen, Unterlagen auch dem gewerkschaftlichen Rednerdienst zur
Verfügung zu stellen.
Argument der Woche
Das "Argument der Woche" wie es für die SPÖ Landstrasse im Wahl-
kampf zweifellos wieder produziert werden wird, soll in Form
einer Beilage zum sogenannten grünen Rundschreiben des Bundes-
parteisekretariates an die Bezirks- und Landesorganisationen
allen Organisationen zugänglich gemacht werden.
Pressearbeit
So unerfreulich die Erledigung der Argumentensammlung war, so
erfreulich sind die Vereinbarungen über die Pressearbeit. Offen-
bar hat der "Propagandaminister" Staribacher in der Ministerrats-
vorbesprechung bereits grünes Licht erkämpft, was durch eine ganze
Serie grüner Lichter seitens des Zentralsekretariates ergänzt
wurde. Damit ergibt sich entsetzlich viel Arbeit, aber eine Fülle
wirklich interessanter und hoffnungsvoller Möglichkeiten. Darüber
müsste man noch ausführlicher sprechen.
Mittwoch, 28. Juli 1971
Das Arbeitsgespräch mit Vertretern der BIRPI Iwan Morozow, der
russische Vertreter, Paul Klaus, der niederländische, und dem
Gesandten von Österreich, Dr. Bauer, der Aussenamt dieses Problem
bearbeitet, und Präsident Thaler vom Patentamt sowie Dipl.Kfm.
Marsch sowie Fabrizii, war für mich sehr instruktiv. Die beiden
Vertreter der BIRPI aus Genf waren inoffiziell zu einer Ver-
handlungen mit österr. Vertretern gekommen. Wir hatten seinerzeit
den Chef von BIRPI, Bodenhausen, der allerdings in zwei Jahren in
Pension geht, bereits inoffiziell nach Österreich geladen. Wir
wünschen, dass Österreich eine bessere Chance hat, als Weltdoku-
mentationszetrum von der BIRPI ausgewählt zu werden. Im September
ist eine Exekutivkomitee-Sitzung in Genf und wir hoffen, dass es
gelingt, mit Hilfe der unterstützenden Länder, dass Österreich
ausgewählt wird. Derzeit verhandelt BIRPI auch natürlich mit
anderen Staaten. Sehr konkret ist ein Vertrag, der mit einer pri-
vaten Firma in England Derwent vorsieht, dass diese private Firma
für WIPO in Kraft treten des Vertrages 80.000 $ bezahlt, ab dem
2. Jahr eine Umsatzbeteiligung, die von 2 Mill. $ Umsatz 0,5 %
von 2–4 Mill. 1 %, von 6–5 Mill. 1,5 % und bei 6 Mill. Über-
schreitung 2 % Einnahmen-Garantie. Derwent wird von den Mitglieds-
staaten der WIPO sind fast alle Patentämter der Welt die Unterlagen
kostenlos bekommen und bei einer Auskunft müssten die Patentämter
und auch die Privaten entsprechende Entgelte leisten. Der österr.
Vertrag würde vorsehen, dass die Patentämter die Unterlagen eben-
falls zu schicken haben, dafür aber auch gratis Auskünfte bekommen
würden. Nur die Privaten sollten entsprechende Beträge bezahlen
müssen. Bei diesem System müsste nur vorgekehrt werden, dass dann
nicht alle Privaten sich über ihre nationalen Patentämter die
Unterlagen besorgen und damit Österreich keinerlei oder nur ganz
geringe Einnahmen hätte. Wenn dies aber zutrifft, müsste man sich
aber trotzdem bemühen, das Weltdokumentationszentrum und den Vertrag
für Österreich zu bekommen. An Kosten würden Österreich die
Miete für die EDV-Anlage und für die 3 Zimmer, die benötigt werden
aber insbesondere für die sonstigen technischen Anschaffungen
65.000 $ entstehen. Wenn nun die EDV-Anlage ein ganz neues Programm
braucht, dann würden maximal 200.000 $ notwendig sein. Die
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laufenden Einnahmen werden aber 200.000 $ pro Jahr während
die laufenden Ausgaben für die Programmierer, Systemanalytiker
und Locherinnen sowie das sonstige technische Personal 160.000 $
ausmachen würden. Laut Meinung vom niederländischen Vertreter
Klaus wären sogar bis 400.000 $ Einnahmen möglich und der Russe
Morozow ist der Ansicht, dass noch grössere Erträge zu erwarten
sind. Ich glaube diese Berechnungen alle nicht ganz, doch ist
der ideelle Effekt wesentlich höher als gegebenenfalls ein Defi-
zit in diesem Weltdokumentationszentrum. Gesandter Bauer hatte
drei Punkte, warum er dies auch befürwortet: 1.) ein neutraler
Staat soll sich um eine solche Institution bemühen, 2.) ist
es eine zukunftsträchtige Kooperation und 3.) könnten auf
alle Fälle EDV-Erfahrungen in der Dokumentenspeicherung erzielt
werden. Die einzige Forderung, die wir stellen müssten, wäre
wenn wir ein Versuchsprogramm starten, dass BIRPI sich dann ver-
pflichtet, wenn dies zur Zufriedenheit aller verläuft, auch tat-
sächlich dann die Dokumentation nach Österreich zu geben.
Er kann annehmen, nachdem sich Morozow insbesondere sehr positiv
für einen Einsatz Österreichs entschieden hat, dass die Bespre-
chungen, die ich seinerzeit als eine russische Patentdelegation
zur Verhandlung in Wien war und weiters bei der Gemischten österr.-
sowjetischen Kommission in Moskau geführt habe, jetzt endlich
positive Ergebnisse zeitigen.
Präsident Dr. Habig vom Zuckerverband bekannte, dass er keine
Lösung für das Zuckerproblem sehe. Natürlich erwarte er nicht
vor Oktober/November eine Preisregelung doch selbst wenn diese
dann kommt, sei die Lage der Zuckerindustrie fast hoffnungslos.
350. Mill. beträgt die Lohn- und Gehaltssumme, woraum noch eine
9 %-ige, dann die Arbeitszeitverkürzung und im Vorjahr eine
12 %-ige Lohnerhöhung kamen, sodass ungefähr 100 Mill. mehr
Löhne aufgewendet werden müssen. Da er erkannte, dass er diese
Ziffer kaum budgetmässig bilanzmässig nachweisen konnte, meinte
er, dass durch die Produktivitätssteigerungen und durch die
Verringerung der Arbeiter ca. 60 Mill. sich auf die Preise
auswirken würden. Dazu kämen nun Preissteigerungen für Öl und
Koks von 30 Mill. S und weitere sonstige Preissteigerungen von 10
Mill. sodass insgesamt eine Kostenverteuerung von 100 Mill. zu
verkraften wäre. Dies ergäbe schon 80 Groschen pro kg Zucker.
Wenn nun eine neuerliche Lohnerhöhung dazukommt, müssten die
Zuckerpreise um einen Betrag erhöht werden, den er sich nicht
einmal träumen lässt. Ich liess ihn nicht im Unklaren, dass ich
von diesen Berechnungen nicht sehr viel halte, sondern dass eben
aus anderen Überlegungen er mit der Arbeiterschaft zu einem Agree-
ment, d.h. zu einer Übereinstimmung einen Lohnvertrag im Spät-
herbst resp. Winter kommen muss und dann eine eventuelle Zucker-
preiserhöhung von der Preiskommission zu erwarten ist. Die Haupt-
schwierigkeit sehe ich vielmehr darin, dass in immer stärkerem
Masse, sei es die chemische Industrie für Zitronensäureproduktion
oder die Hefe-Industrie eine entsprechende Qualitätsmelasse die
Zuckerindustrie verhalten wird, zwar mehr Zucker zu produzieren
oder Nebenprodukte, aber gleichzeitig in Wirklichkeit nur bereit
ist, den Weltmarktpreis zu bezahlen. Habig meinte, dass die
Zitronensäure nicht mehr notwendig sei für die chemische Industrie
sie begänne jetzt Untersuchungen mit Erfolg abzuschliessen, wonach
Zucker unmittelbar in der Waschmittelindustrie verwendet werden
könnte und nicht erst über den Zitronensäureweg. Die Zuckerindustrie
möchte, dass – ähnlich wie in der EWG – für die Zitronensäurepro-
duktion, aber auch für andere chemische Produkte ein Abschöpfungs-
und Erstattungssystem eingeführt wird, so wie dies auch bei uns
in Österreich für die Stärkeindustrie gilt. Wir werden hier sehr
vorsichtig Untersuchungen anzustellen haben, in welche Richtung
dieser Weg führen würde.
ANMERKUNG FÜR WANKE: Bitte entsprechend Veranlassungen im Hause
treffen, damit wir über den neuesten Stand der technischen Verwen-
dungsmöglichkeiten von Zucker in der chemischen Industrie und ins-
besondere über die Abschöpfungswünsche genauer informiert werden.
Mit den Bankenvertretern der CA, Länderbank, Zentralsparkasse,
BAWAG und Giro-Zentrale gab es ein positives Ergebnis betreffend
die Filmförderung. Die Banken teilten meine Meinung, dass eine
Subvention nicht in Frage kommt. Die einzige Bank, die heute
noch Kredite für Antel z.B. gibt, die CA, meinte sogar, es könnte
eine Filmförderung aufgebaut werden, ohne dass dafür Zuschüsse
notwendig wären. Ich glaube nicht, dass uns dieser Idealfall
gelingen wird, aber da bereits das Fernsehen 6 Mill. S zugesagt
hat. Wahrscheinlich werden wir sogar 10 Mill. erreichen. Da Ver-
leih und selbst die Lichtspieltheater bereit sind, pro Karte
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15 oder 30 Groschen zu bezahlen, müsste es mit Hilfe einer ent-
sprechenden Subvention des Staates gelingen, maximal 7–8
Filme in Österreich zu drehen. Für mehr reicht die derzeitige
Kapazität der Ateliers sowieso nicht aus. Min.Rat Wagner und
Pellech, die bei bei der Besprechung neben Heindl anwesend waren
haben einen Kreditgemeinschaftsvertrag ausgearbeitet und werden
diesen nun mit dem Finanzministerium besprechen. Die Bankenver-
treter werden uns eine entsprechende Abrechnung eines Filmes geben,
damit wir über die Details besser informiert sind. Derzeit liegt
das Hauptproblem darin, dass ein deutscher Verleih 80 % Einspiel-
ergebnisse garantieren muss, damit eine österreichische Bank in
dem Fall meistens die CA, selbst Antel einen Kredit gewährt. Durch
die hohen Einspielergebnisgarantien des deutschen Verleihs wünscht
dieser entsprechenden Einfluss auf das Drehbuch, auf die Schauspieler
und natürlich auch auf die gesamte Produktion, wo sie erfolgt. Die
CA kennt nur einen einzigen Verleih in Deutschland, nämlich
Constantin, als kreditwürdig. Selbst die Gloria-Verleih, die vor
längerer Zeit noch als kreditwürdig bei der CA gegolten hat, ist
in der letzten Zeit ausgeschieden. Wenn nun die Einspielergebnis-
garantien gesenkt werden, könnte die österr. Produktion, d.h. der
österreichische Produzent stärker nach eigenem Gutdünken Filme
gestalten. In einem solchen Fall muss aber noch mit der österr. Kon-
trollbank verhandelt werden, ob sie dann bereit ist, die Exportkre-
ditgewährung zu finanzieren. Die Banken werden entsprechende Vorver-
handlungen führen und dann mit Wagner und Pellech die einzelnen
Details besprechen. Ich habe das Gefühl, dass wir jetzt endlich
nach 14 Monaten auf dem richtigen Weg sind. Bis jetzt hatte man
geglaubt und gehofft, dass es gelingen wird, mich davon zu über-
zeugen, dass ein Filmgesetz ähnlich dem deutschen, das in der
Zwischenzeit pleite gemacht hat, in Österreich geschaffen werden sollte.
Ich habe aber immer den kommerziellen Weg als einzig richtigen vorge-
schlagen und bin bereit, auf diesem eine Unterstützung der Film-
produktion zu geben. Gen.Dir. Treichl von der CA war über meine
Einstellung nicht sehr erfreut, weil ich keinerlei Zensur öder
Förderung von hochqualifizierten kulturell wertvollen Filmen vor-
schlug, sondern erklärte, jeder Film, der produziert werden kann,
soll produziert werden, soweit er nicht gegen ein Gesetz verstösst.
Wenn das Sissi oder Mutzenbacher ist, ist mir dies ganz egal.
Für Kulturfilme ist Gratz zuständig und ein Handelsminister
hat die Aufgabe, eine Produktion aufzubauen. Wenn diese Filme
auch kommerziell verwertet werden sollen, dann müssten die dem
Publikumsgeschmack entsprechen. Eine Verquickung von Kultur
und Kommerz ist nur sehr schwer möglich. Wenn eine Filmproduktion
Filme erzeugt, die auch verkauft werden können, dann muss sie sich
leider wie bei vielen Kommerzartikeln nach dem Publikumsgeschmack rich-
ten. Wenn Treichl heute eine Filmproduktion wünscht, die kulturell
wertvoll ist, dann wir er wahrscheinlich dabei immer draufzahlen.
Der Vertreter der CA, Dr. Odelgo, hat deshalb mir auch erklärt,
dass Treichl immer sehr unglücklich ist, wenn eine Filmproduktion
doch Pleite macht.
Abgeordneter Schlager und der Bürgermeister von Pöls kamen mit der
Fa. Palfinger, die in Salzburg Kräne erzeugt. Die Firma kann sich
dort nicht mehr ausdehnen und möchte deshalb in Pöls selbst einen
neuen Kranbetrieb aufstellen. Die Investition beträgt 23 Mill. S
wofür als Kapital 4 Mill. S aus der Salzburger Sparkasse (Stockinger)
zur Verfügung gestellt werden würde. Die anderen 19 Mill. müssten
erst durch ERP und sonstige Finanzierungstransaktionen gewonnen
werden. Die Gemeinde würde 2,5 ha Grund zur Verfügung stellen. Die
Firma hat eine gute finanzielle Lage und ihre Bilanz sieht für den
Salzburger Betrieb sehr günstig aus. 20 Mill. Anlagen stehen 16 Mill.
Eigenkapital gegenüber. Die Firma hofft aber, dass sie die 1.200
Kräne pro Jahr deshalb leichter verkaufen kann, weil 2 schwedische
grosse bedeutende Kranproduzenten, nämlich die Firma FOKO und die
Firma HIAB sich zusammengeschlossen haben und derzeit 11.000 Kräne
pro Jahr produzieren werden. Nun wird der Vertreterstab einer Firma
frei und die Firma Palfinger möchte diese Vertretungen für sich ge-
winnen. Die Verkaufsfirma von Palfinger Söllner hat uns mitgeteilt,
dass sie sich einige Mal beim Bundesheer um Lieferungen beworben
hätte, aber von Prader dann nicht einmal mehr zur Anbotstellung auf-
gefordert wurden, obwohl sie bessere und billigere Kräne zur Verfügung
stellten als dann vom Ausland gekauft wurden. Ich habe Lütgendorf
auf diesen Sachverhalt durch ein Schreiben aufmerksam gmacht.
Die Finanzierung eines Schwimmbades in Pöls hat Aussicht auf einen
Zinsenzuschuss, wenn die Kommission vom Städtebund und Gemeindetag,
d.h. Schweda und Hammer zustimmen. Dies erklärte Sekt.Rat Würzl.
Die Kraftfahrverbände, Hobl u. Heller für ARBÖ und Veith und
Soche für ÖAMTC, haben die Preiszusammenstellung wegen der Direkt-
autoimporte geliefert. Gleichzeitig ersuchten sie mich, ich möchte an
British Leyland, das ist die grosse englische zusammengeschlossene
Motor- und Autoproduktionsstätte, einen Brief richten. ob sie
bereit ist, für Lieferungen auf das Festland, die direkt erfolgen
und nicht über ihre Vertragshändler, Gewährleistung zu geben. Wenn
diese Gewährleistungsfrage, d.h. die Garantie solange noch die
Autos eine gewisse Zeit und gewisse Kilometer erst gefahren sind,
nicht übernehmen, dann wird ein Direktimport zu kritisch und wahr-
scheinlich von den Kraftfahrverbänden abgelehnt. Die Kraftfahrver-
bände fürchten, wenn sie an das Motorunternehmen herantreten,
dass sie kaum eine befriedigende Antwort, wenn überhaupt eine,
bekommen werden. Ich erklärte mich selbstverständlich bereit,
eine solche Anfrage an die Direktion zu richten. Ich verlangte
allerdings, dass mich die Autoverbände um diese Forderung schrift-
lich ersuchen.
Sekt.Chef. Reiterer hat von Wanke vor etlichen Monaten gehört,
dass ich wegen der Liberalisierung und der Negativliste sowie
insbesondere der Hardcore-Fälle mit ihm noch reden werde. Seiner-
zeit am 1. März, haben wir durch eine Dienstanweisung festge-
halten, dass Fälbl die Ostarbeit in Hinkunft leisten wird. Reiterer
sagte, er hat jetzt monatelang darauf gewartet, und ich habe niemals
zu einer solchen Aussprache aufgefordert. Er ist deshalb gekommen
jetzt um zu fragen, ob er noch das Vertrauen von mir geniesst. Ich
setzte ihm auseinander, dass dies alles keine Vertrauensfrage sei,
sondern er durch seine Auslandsreisen, die wie er sich ausdrückte,
schon wesentlich eingeschränkt hat, kaum imstande ist, die vielfältige
Arbeit noch in der Sektion in Österreich zu leisten. Deshalb hätte
ich auch mit so grosser Freude zur Kenntnis genommen, dass er selbst
für eine Stellvertretung durch Meisl plädiert habe. Ich habe zu
ihm vollstes Vertrauen, doch müsse er doch selbst einsehen, dass
insbesondere die österreichische Arbeit geleistet werden müsse. Er
könnte dies wahrscheinlich nur – wie ich mich ausdrückte – unter
sträflicher Vernachlässigung seiner Auslandstätigkeit und deshalb
sei es keine Frage des Misstrauens, sondern eine Frage der Zweckmässig-
keit, wenn gewisse Arbeiten delegiert werden. Reiterer beschwerte
sich dann auch, dass man ihm jetzt Bock von Genf, wenn er zurückkommt,
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und von Brüsseler Hochörtler wegnehmen würde. Ich sagte,
dass insbesondere Bock dringend in der Sektion III benötigt
wird. Bezüglich des Brüsseler Vertreters ersucht er, dass man
ihm vielleicht noch einige Zeit zur Verfügung stellt, da er ja
jetzt die Verhandlungen mit Brüssel wird führen müssen und dieser
Mann eingearbeitet ist. Mein Hinweis, dass wir auch in der
Sektion III dringendst diese Leute benötigen, da ich ja doch
als das schwächste Glied die Sektion III betrachte und deshalb die-
ses Glied verstärken muss, hat er mit Protest zur Kenntnis ge-
nommen. Er meinte sogar, er hätte zwei gute Leute und zwar
Bodo Beelitz und von der Energiesektion im Verkehrsministerium
einen Abteilungsleiter Min.Rat Peyerl. In beiden Fällen hätten
so sagte ich, wir versucht zu klären, ob Bodo Beelitz bereit
wäre, in das Handelsministerium zu kommen, doch bestünde
derzeit keine Möglichkeit dazu. Ich glaube, dass dieser Vorschlag
von ihm ernst und ehrlich gemeint war, er will seine Arbeitskräfte
natürlich erhalten und gibt uns vielleicht einmal die Möglich-
keit, wenn Bodo Beelitz wirklich kommen wollte, zu sagen, dass
Reiterer selbst ihn vorgeschlagen hat.
Tagesprogramm, 28.7.1971