Samstag, der 26. Juni 1971

06-0772

Samstag, 26. Juni 1971

Vor dem Bundesfrauenkomitee der soz. Frauen hatte ich die Möglich-
keit die Preispolitik der Regierung in einzelnen zu besprechen. Über-
einstimmend wurde mir bestätigt, dass heute in den Parteiorganisationen
deshalb so wenig über die Preise diskutiert wird, weil – wie ich be-
hauptete – die Genossen den führenden Funktionären keine Schwierigkeiten
bereiten wollen. Ich glaube, die Genossinnen und Genossen in den Sek-
tionen erkennen, dass dies unser schwacher Punkt ist und aus Parteidis-
ziplin wollen sie deshalb, da auch die mittleren Funktionäre über dieses
Problem sprechen, nicht in Verlegenheit bringen. Bei der Diskussion wurde
von mir aber immer wieder klargestellt, dass mehr als wir jetzt von
Seiten der Regierung gegen den Preisauftrieb unternehmen kaum möglich
ist. Natürlich könnten wir, wenn der § 3a novelliert wird, die Route
im Fenster einsetzen, doch wurde ein Preisstopp von mir immer wieder als
undurchführbar abgelehnt.

Auf der Landstrasse versuchen wir immer wieder durch neutrale Organi-
sationen uns in der Bevölkerung in Erinnerung zu rufen, ohne dass man
sofort erkennt, dass die Sozialisten hinter diesen Aktionen stecken.
Vor etlichen Jahren haben wir mit den sogenannten Fiaker-Kirtag einen
ganz grossen Erfolg gehabt. Diesmal versuchten wir es mit dem Scharlach-
Rennen. Vor etlichen hundert Jahren sind Stafettenläufer im Bezirk um
ein Scharlachtuch um die Wette gelaufen. Auch diesmal haben wir ein
solches Scharlachtuch-Rennen von der ersten Phase von kostümierten
durchführen lassen, das Ganze war ein kleiner Abklatsch von italienischen
Festveranstaltungen. Zwei kostümierte Reite an der Spitze und vier
kostümierte Stafettenläufer starteten von der Schnellbahnstation Renn-
weg. Ziel war der Rennweger Sportverein, der eine 70-jährige Jubiläums-
veranstaltung gleichzeitig hatte. Dort fand auch zum Gaudium der Zu-
schauer ein Prominentenfussball statt. Es gelang neben Vizekanzler
Häuser und mir auch ein halbes Dutzend von wirklich internationalen
ehemaligen Fussballern dafür zu gewinnen. Das beste an diesem Fussball-
spiel allerdings war der Kommentator. Gen. Walz von der Z, der gleich-
zeitig bei uns auch Kassier im Bezirk ist, hat ein sehr lustiges und
geistreiches Kommentar geliefert.

ANMERKUNG FÜR KOPPE: Bitte, mit diesem Mann Fühlung aufnehmen, den kann
man in Wahlkämpfen phantastisch einsetzen.



06-0773

Die Firma Gerstner hat in Verbindung mit einem Reiterfest in Him-
berg eine Party gegeben. Da ich grössten Wert darauflege, den Direktor
der Firma immer wieder an seine Verpflichtung zu erinnern, dass in
dem neuen Groh-Haus von ihnen auch die Firma Gerstner wieder ein
Cafe installieren wird, besuchte ich die Party und stellte fest,
dass an diesem mir versprochenen Plan sich nichts geändert hat.
Da auch der Prominentenfussballer Stadtrat Heller mitfuhr, hatte
ich wirklich das Gefühl, dass der dort auch anwesende Architekt
der Firma alles daransetzen wird, um wirklich die Gerstner-Kaffee-
Attraktion bis 1973 wieder erstehen zu lassen.

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Tagesprogramm, 26.6.1971


Tätigkeit: Sekr. JS, ab 1973 GF VKI


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: Dir. Z, Kassier SPÖ-Landstraße


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: Vizekanzler, Sozialminister


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Olympisches Komitee


        Einträge mit Erwähnung: