Samstag, der 17. April 1971 bis Sonntag, der 18. April 1971

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Samstag, 17. April 1971
Sonntag, 18. April 1971

Die letzten Bundesländereisen bezüglich der Bundespräsidenten-
wahlen waren Gott sei Dank teilweise zumindestens erfolgreich.
Vor allem in den kleineren Gemeinde konnte ich feststellen,
dass Gegner ebenfalls in die Versammlungen gekommen sind.
Für die örtlichen Funktionäre und Vertrauensmänner ist es
sicherlich ein grosser Erfolg, dass ein Minister in ihre Ver-
sammlungen kommt. Sie bemühen sich auch rührend und es gibt
einem einen Auftrieb, wenn man sieht, wie das gerade in solchen
ländlichen Gemeinden die Funktionäre unter furchtbaren schwierigen
Bedingungen sehr, sehr schöne Erfolge zu verzeichnen haben.
Da die Zeiteinteil und meistens ein gewisses Vakuum für die
Mittagspause z.B. ergibt, so habe ich die Anwesenheit in OÖ
benützt, um überraschend die Steyr-Werke, die Ennskraftwerke
und auch noch Sonntags Lenzing zu besichtigen. Ich glaube,
dass es zielführend ist, auch hier ohne grossen Bahnhof,
Empfang und sonstiges Tamtam solche Besichtigungen vorzunehmen,
da ich nämlich dadurch ohne grosse Zeitaufwendungen mir einen
allgemeinen Überblick über die österr. Industrie verschaffen
kann. Der Versuch am Sonntag abends in Völkermarkt in der
Bezirksstelle der Handelskammer eine Diskussion mit Gewerbe-
treibenden zu machen, ist teilweise fehlgeschlagen, teilweise
war ein Erfolg zu verzeichnen. Fehlgeschlagen ist es, weil doch
scheinbar nur ein paar Freie Wirtschaftsverbändler an dieser
Diskussion teilgenommen haben, ein Erfolg insofern, als die
Einladung in die Handelskammer erfolgte. Die Handelskammer er-
folgte allerdings, dass in einem Plakat auf ihrer Tür angeschla-
gen wurde, dass es sich hier um eine Veranstaltung des Freien
Wirtschaftsverbandes handelt. Die Genossen hatten nämlich ein-
geladen als Kammerrat der Bezirksstelle, ohne darauf hinzu-
weisen, dass es sich hier um eine Veranstaltung des Freien
Wirtschaftsverbandes handelte. Es wurde nur geschrieben, der
Handelsminister steht zu einer Diskussion zur Verfügung.
In seinem Schlusswort bemerkte der Handelskammer-Freie Wirtschafts-
verbändler, dass hier einmal dokumentiert wurde, dass ein
Handelsminister rein sachliche Fragen aufgeworfen hat und Prob-
leme dargestellt hat und vor allem in der Diskussion niemals


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polemisch irgendeiner politischen Partei nahegetreten ist.
Ich habe selbstverständlich bei dieser Diskussion überhaupt
keine Anspielung auf die Bundespräsidentenwahl oder auf irgend-
welche politische Parteien gemacht.