Samstag, 16. Jänner 1971
Auch grosse internationale Konzerne haben manchmal komische Einfälle.
Der Generaldirektor von BP, British Petrol, Armstrong, wollte mich
unbedingt sprechen. Er erklärte, er hätte von London direkt den Auf-
trag, wer in der österreichischen Bundesregierung bereit wäre zuständig
wäre, eine äusserst wichtige Botschaft zu übernehmen. Da ich krank im
Bett lag, versuchte ich, ihm auseinanderzusetzen, dass das Handelsmini-
sterium zuständig sei und er von uns hören würde. Heindl konnte ich leider
nicht erreichen, sodass Wanke einspringen musste. Wanke versuchte ihm
klarzumachen, dass er gegebenenfalls er mir ja diese wichtige Botschaft
auch telefonisch mitteilen könnte. Nach längerem scheinbar Hin und Her
entschloss er sich, mich neuerlich anzurufen. Er wollte noch immer zu
mir persönlich kommen, um mir wie er sagte, die jetzt in Übersetzung
befindliche Botschaft mir zu übermitteln. Letzten Endes entschloss er
sich endlich um 2 Uhr den Klartext auch auf telefonischem Wege mir
mitzuteilen. Nachdem die Verhandlungen mit den Exportölländern, den
sogenannten Opets , gescheitert waren, nahm ich an, dass vielleicht die
Ölfirmen Boykottmassnahmen gegenüber den Opets-Ländern beschlossen haben
und in dem Fall, die Regierungen aufmerksam machen, dass mit Versorgungs-
schwierigkeiten zu rechnen ist. In diesem Fall hätten wir sofort Gegen-
massnahmen ergreifen müssen und ich versuchte deshalb, den ganzen Vor-
mittag auch schon mit der ÖMV in Verbindung zu kommen. Bestärkt wurde ich
noch in dieser Meinung, dass Armstrong erklärte, er fürchte, dass die
Telefone abgehört werden und die Konzerne erst weltweit um 17.00 Uhr
MEZ diese äusserst Wichtige Botschaft bekanntgeben werden. Um 14 Uhr teilte
er mir dann die Botschaft mit. Sie enthielt nichts anderes, als dass
die internationalen Ölkonzerne weiter verhandeln wollen. Kein einziges
Massenmedium brachte diese Nachricht.