Freitag, der 8. Jänner 1971

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Freitag, 8. Jänner 1971

In der ÖFVW war eine Arbeitsausschussitzung angesagt. Ich selbst
wollte bei dieser Arbeitsausschussitzung so wie bisher nur als
Zuhörer teilnehmen. Zu meiner grössten Verwunderung war
aber bereits von der Vereinsbehörde unser neues Statut genehmigt werden
und so musste ich als Vorsitzender des Direktoriums sofort die
Geschäfte auch übernehmen. Während ansonsten die Sitzung eben durch
lange Erklärungen durch Langer-Hansel sich Stunden hinzogen, konnte
ich eine ziemlich straffe Führung die umfangreiche Tagesordnung
in 1 1/2 Stunden durchpeitschen. Die Vertreter der Bundeskammer
und der Länder in dem Direktorium standen bereits auf Grund der
letzten Generalversammlung fest. Nur die Vertreter des Ministeriums
Min.Rat Poppinger und sein Stellvertreter Min.Rat Karwinsky sollten
von mir nominiert werden. Ich habe aber die Besetzungen zurückgehalten
da ich auf dem Standpunkt stehe, man müsste dies im Zusammenhang mit
der Bestellung des neuen Geschäftsführers erledigen. Langer-Hansel
als Geschäftsführer wird von den Ländern aber auch von der Handels-
kammer abgelehnt. Zwar wollte Mussil eine einjährige Verlängerung
seines Vertrages, weil er befürchtet, dass ich einen Sozialisten
in diese Stelle katapultieren will. Wir haben allerdings keinen
Fachmann dafür und ich denke daher wirklich nicht daran, wirklich
einen Parteimann nur deshalb hinzusetzen, weil diese Stelle frei
wird. Wenn es Mussil nicht gelingen sollte, die Länder dafür zu ge-
winnen, dass Hofrat Gaisbacher von der steirischen Landes-
regierung kommt, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als
Patzak, den Vertreter von der Fremdenverkehrswerbung in New
York, in die Geschäftsführung zu berufen. Angeblich hat er
aber ebenfalls Hemmungen, diesen Posten anzunehmen, weil er sich
Langer-Hansel verpflichtet fühlt. Vielleicht ist es allerdings ziel-
führender, wenn wir unverzüglich jetzt die Vertreter des Ministerium
im Direktorium bestimmen, damit wir Langer-Hansel nicht nominieren
müssen und dann die Möglichkeit haben, ihn – wenn er ins Ministerium
zurückkommt – vor eine bereits vollendete Tatsache zu stellen, da die
Delegation bereits einen oder zwei Monate bestellt ist und nicht mehr
ausgetauscht werden kann. Es ist ewig schade, dass ein so initiativer
Mensch wie Langer-Hansel nicht imstande war, sich mit seinen Mitarbeitern,
aber noch viel schlimmer mit seinen Funktionären der Länder und der
Handelskammer ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, das es ihm er-


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möglicht hätte, seine Ideen auch wirklich durchzusetzen. Deshalb
ist er so verunsichert geworden, dass er überhaupt jetzt nur mehr
über Probleme immer wieder herumredet und immer wieder seine Ideen
nur neuerdings zur Kenntnis bringt, ohne sie auch wirklich konkret
in Angriff zu nehmen. Die Tagesordnung war sehr umfangreich aber die
meisten Angelegenheiten waren bereits durch Vorentscheidungen präjudi-
ziert und eigentlich sogar schon mehr oder minder beschlossen. Es
zeigte sich auch in diesem Fall, dass auch eine Fremdenverkehrswerbeorgani-
sation in Wirklichkeit nicht von einem Arbeitsausschuss oder von einer
Generalversammlung geführt werden kann sondern ausschliesslich eben von
der Bürokratie. Wenn der Geschäftsführer deshalb eine Arbeit im Einver-
nehmen mit den Vereinsmitgliedern oder noch besser gesagt auch auf einer
Vertrauensbasis dieser Vereinsmitglieder durchführt, dann kann er genauso
frei schalten und walten, wie das in jeder anderen Organisation der Fall
ist. Langer-Hansel glaubt nun, dass er die Schwierigkeiten dann besser
hinwegkommt, wenn er noch und noch einen Arbeitsausschuss oder eine
Arbeitsgruppe oder kleine Kommission für jedes Problem aus dem Direkto-
rium oder aus der Generalversammlung zugeteilt bekommt, die ihm die
Arbeit abnehmen oder die die Arbeit decken. Schade, mit solchen Arbeits-
methoden kann man nicht weiterkommen und es wird deshalb unumgänglich notwen-
dig sein, ihn von diesem Posten abzuberufen.

Botschafter Marquet und Sekt.Chef Reiterer, der sehr fiebrig war, es sich
aber trotzdem nicht nehmen liess, kamen, um über Brüssel zu berichten. Ein-
leitend beglückwünschte ich sie beide zu dem grossen Erfolg, den die österr.
Zeitungen aber auch die Korrespondenz im Ausland haben, zu erkennen gege-
ben, dass die österr. Delegation bestens vorbereitet war und auch die Fra-
gen der EWG grundsätzlich detaillierte und befriedigende Antworten geben
konnten. Obwohl sie während der ganzen Verhandlungsdauer, wie sie mir
mitteilten, kein einziges Mal von Harmonisierung, Zollunion oder Freihan-
delszone gesprochen hatten, konnten sie doch alle Fragen befriedigend beant-
worten. Sie hatten mit anderen Worten es verstanden, so diplomatisch zu
antworten, ohne sich und damit Österreich zu präjudizieren. Beim Mittagessen
mit Winterstein, das ist der Delegationsleiter der EWG-Kommission, hatten
sie allerdings angedeutet, dass ihre Antworten ja doch auf eine Freihan-
delszone hinauslaufen würden. Die EWG-Kommission ist aber derzeit absolut
verhandlungsunfähig. Sie hat nur das Mandat, die Besprechungen mit Öster-
reich aufzunehmen, kann aber keine wie immer geartete Erklärung oder Zu-
sage abgeben, ich welche Richtung sich die EWG endgültig entscheiden wird.



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Dies macht die Verhandlungen deshalb nicht nur schwierig, sondern
vor allem auch vollkommen sinnlos. Die EWG-Kommission hat derzeit
kein Verhandlungsmandat und ich bin deshalb in meiner Auffassung
bestärkt worden, dass wir zwar dort plaudern können, aber eigentlich
erst abwarten müssen, ob und welches Mandat die Verhandlungskommission
von den Aussenministern bekommen wird. Wichtig erschien und erscheint
mir, dass wir innerhalb Österreich den Eindruck vermitteln, dass
wirklich die besten Vorarbeiten geleistet wurden, dass die österr.
Bundesregierung und die Beamtenschaft insbesondere alles daran
setzt, um bis in die Details vorbereitet zu sein und es letzten
Endes dann aber natürlich von der EWG-Aussenministerkonferenz ab-
hängt, ob und inwieweit Österreich überhaupt eine Chance bekommt,
in konkrete zielführende Verhandlungen einzutreten. Die anderen
neutralen Staaten wie die Schweiz und Schweden befinden sich inso-
ferne in einer bisschen anderen Situation, als die Schweiz ja jetzt
erst überhaupt mit den Verhandlungen beginnt und Schweden noch immer
nicht genau weiss, ob es nicht doch Mitglied werden will. Es gibt
innerhalb der schwedischen Regierung oder der schwedischen Meinungs-
bildner zwei Gruppe, die eine davon glaubt, dass es zielführend wäre,
der EWG beizutreten, diese Gruppe will eine Zollunion mit Neutrali-
tätsvorbehalt erreichen. Eine Möglichkeit, die fast unmöglich ist
zustandezubringen. Die Beamten, die die wissen, wollen allerdings zur
politischen Deckung eine Ablehnung durch die EWG erfahren. Dadurch
reden sie bei den Verhandlungen nur herum und sind wenig konkrete.
Ob ihnen die EWG-Kommission den Gefallen machen wird, tatsächlich
ihren generell ausgesprochenen Wunsch jetzt bereits abzulehnen,
ist mehr als fraglich. Die Schweizer an und für sich wieder müssen
erst ihre Bevölkerung durch Aufklärung bringen, dass ein Referendum,
welches in der Schweiz notwendig ist, nach Abschluss der Verhand-
lungen aus positiv ausgehen wird. Von diesen drei Staaten ist Öster-
reich wirklich noch am besten dran. Ich glaube auch, dass wir mit
Marquet als den Verhandlungsleiter wirklich eine sehr gute Entschei-
dung getroffen haben, Marquet beherrscht nicht nur die Materie aus
dem FF, er ist auch glaube ich ein sehr geschickter Diplomat und
kann deshalb wirklich nicht nur die wirtschaftlichen Belange sondern
insbesondere auch die aussenpolitischen Belange bestens vertreten.
Dies war glaube ich unbedingt bei der Frage notwendig, als die EWG
wissen wollte, wie wir unsere Regelung mit der Sowjetunion in Zu-
kunft gestalten wollen. Der SU wurde im Handelsvertrag bekanntlicher-


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weise die Meistbegünstigung zugestanden ausgenommen allerdings im
Falle einer Zollunion mit anderen Staaten. Nun versucht Marquet
bereits seit Jahren den Russen immer wieder klarzumachen, dass die
Zollunion aber damit auch die Freihandelszone eine internationale
Vereinbarung ist, die aus dem internationalen Recht den Drittstaat
aus einer Meistbegünstigungsklausel keinen Vorteil zugestehen muss.
D.h. die Meistbegünstigungsklausel gibt in diesem Fall kein inter-
nationales Recht der Meistbegünstigung. Dies wir eines der schwierig-
sten Probleme werden und wenn jemand imstande ist, dieses Problem zu
lösen, so ist es sicher Marquet. Er war letzten Endes auch dabei,
als bei den russischen Handelsvertragsverhandlungen dieses Problem das
erste Mal vor etlichen Jahren ausgekommen ist, dahingehend beantwortet
hat, dass er dem russischen Verhandlungsführer damals auf die
Ausnahme hingewiesen hat. Nach seiner Mitteilung, die er auch akten-
mässig festgehalten hat, haben die Russen dies damals zur Kenntnis ge-
nommen. Obwohl uns dies nichts nützt, weil es vertraglich oder brieflich
nicht festgehalten ist, kann doch der damalige Delegationsleiter oder
zumindestens Mitglied der Delegation, wenn es dann mit
den Russen zu konkreten Verhandlungen oder Wünschen über diesen Punkt
kommen wird, darauf hinweisen, dass er bereits vor Jahren mehr oder
minder das Einverständnis des damaligen russischen Delegationsleiters
für diese Rechtsauffassung gefunden hat. Ich verlangte abschliessend
noch, dass wir nach der nächsten Verhandlungsrunde, die Mitte März
stattfinden wird, einen Bericht an den Nationalrat gegen müsste.
Reiterer wehrte sich anfangs dagegen und wollte erst nach Abschluss
der Besprechungen einen solchen Bericht fertigstellen. Ich verlangte aber,
dass wir im Hinblick darauf, dass die Opposition dies mit Recht verlange
kann, einen streng vertraulichen Bericht an den wirtschaftlichen Inte-
grationsausschuss des NR geben sollten. Reiterer ist bekanntlicherweise
mit Informationen immer sehr zurückhaltend und betrachtet die Geheim-
diplomatie noch immer als die beste Waffe für In- und Ausland.
Ich halte diesen Weg für vollkommen falsch und verfehlt, ich stehe
auf dem Standpunkt, es ist viel zielführender, Leute, die davon wissen
müssen, auch tatsächlich zu informieren, vielleicht bekommt man gute
Anregungen aber auf alle Fälle nicht den Vorwurf, dass man die dafür
zuständigen Stellen uninformiert gelassen hat.

Min.Rat Singer, der Leiter im Innenminister der Preisabteilung und
damit der Obersten Preiskommission wollte seine zukünftige Tätigkeit,
wenn das grosse Kompetenzgesetz kommen sollte, im Handelministerium


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mit mir besprechen. Da wir im Hause bereit die Abteilung 25, Min.Rat
Schleifer, mit den Preisagenden haben und eine zweite Abteilung dann
wenn sie ins Haus kommt, nicht dieselben Agenden wahrnehmen kann,
versuchte ich Singer klarzumachen, dass seine Hauptaufgabe ja sein
müsste, die grundsätzliche Preispolitik entsprechend in Angriff zu
nehmen. Ich erklärte ihm, dass ich mir sehr gut vorstellen könnte,
dass er im Rahmen der Industriepolitik grundsätzliche Preispolitik
betreiben sollte, die weit über die administrative Preisregelung hinaus-
gehen müsste und von grundsätzlichen Überlegungen, grundsätzlichen Stu-
dien und grundsätzlichen Entscheidungen geleitet werden sollte. Singer
war mehr oder minder letzten Endes damit einverstanden, Wanke aller-
dings glaubt mit Recht, dass er ausserstande sein wird, wirklich
initiative Arbeit auf diesem Sektion zu leisten. Ich kann mir vor-
stellen, dass jetzt uns nichts anderes übrigbleibt, als dass unsere
Grundsatzabteilung dann die notwendigen Aufträge und grundsätzlichen
Erkenntnisse dieser neuen Abteilung mitteilte und die dann die Detail-
arbeiten in Angriff nehmen wird. Wir werden bereits jetzt alles unser
Material, das Gehart zu diesem Punkte gesammelt hat, wie z.B. Auswir-
kungen der Mehrwertsteuer auf das Preisniveau usw., MR Singer zur
Verfügung stellen, damit er sich auch über dieses Problem Gedanken
machen kann. Singer hat allerdings zu meiner grössten Verwunderung
ich war darüber sehr erfreut, bereits auch auf diesem Sektor einiges
Material gesammelt.

Der ehemalige Volksstimme-Redakteur Auer, der jetzt bei der Wochen-
presse arbeitet, wollte ein Interview. Koppe hatte mit ihm vereinbart,
dass wir über die IFABO 1971 diskutieren sollten. Auer wollte aber
partout eine Aussprache über die Leasing-Gesellschaften in Österreich.
Er frug auch dann noch andere Probleme, wie wir die Weihnachtszeit ver-
bracht haben oder wie die Kohlenpreise- und Kokspreisentwicklung ist,
usw. Das letztere insbesondere glaube ich deshalb, weil er zufällig bei
einem Telefongespräch anwesend war, das ich mit dem Kurier und dem
Express führen musste, die Redakteure hatten angerufen und gefragt,
ob und wie sich das Ministerium zu den Benzinpreiserhöhungswünschen
usw. stellen wird.

Verspätet, aber doch noch, kam von der katholischen Jungschar eine
Delegation von heiligen drei Königen. Sie hatten sich sehr zusammenge-
nommen und ich hatte ihnen selbstverständlich die Möglichkeit zu


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einem Vorsingen gegeben. In meiner Ansprache konnte ich darauf
hinweisen, dass es mein Verschulden ist, dass sie verspätet
kommen, weil ich nicht in Wien war, aber auch in NÖ bereits
Sternsinger empfangen konnte. Diese waren aber nicht so gut,
und vor allem sie waren nicht in so grosser Besetzung als die
Wiener Hl. 3 Könige, die eigentlich in doppelter Besetzung er-
schienen waren.

KAD Dr. Litschauer von der AK NÖ kam teilweise im Auftrage seines
Präsidenten Horr wegen zwei Firmen zu intervenieren. Eine Firma
hatte ein Sägegatter einführen wollen, aber von unserer Genehmigungs-
abteilung keine Zustimmung erhalten. Die Firma wurde verwiesen, dass
in Österreich solche Sägegatter erzeugt werden. Die Firma beschwerte
sich nun bei Horr, dass die in österreichische Erzeugerfirma überhaupt
kein Modell oder einen Sägegatter verführen könnte, denn angeblich
hätten sie das letzte Sägegatter von etlichen Jahren in die Sowjetunion
geliefert. Die Firma sagt mit Recht, sie könnte doch nicht jetzt in
die Sowjetunion fahren und dort dieses Sägegatter zu besichtigen.
Die zweite Frage war, dass Grundmann und andere nö. Firmen von Süd-
tiroler Schloss- und Beschlägeerzeugern über das Accordino hart
bedrängt werden. Nach Auffassung dieser Firmen hat sich der Accordino-
Vertrag für diese Produkte überproportional entwickelt. 1967
wurden 10 Mill. Lire für Drücker, Schilder, Beschläge und Schlösser
ausgegeben und dieser Betrag wurde bis 1970 auf 43 Mill. Lire erhöht.
Die Gegenlieferung besteht in zwei Firmen, nämlich die Fa. Grass und
Blum aus Vorarlberg – Höchst in Vorarlberg, die Einbohrbänder nach
Südtirol, d.h. aber de facto nach ganz Italien liefern. Nach Auffassung
von Litschauer beschäftigen diese beiden Firmen nur 380 Beschäftigte,
während die betroffenen Firmen Grundmann und etliche andere 3.260 Be-
schäftigte haben. Grundmann will nun über die AK NÖ, dass wir diese
Importe restringieren. Seiner Mitteilung nach die Bundesrepublik
Deutschland in Italien in Südtirol und zwar die Firma Hoppe in
Schluderns einen Betrieb neu gegründet, der eben
Beschläge, Schlösser usw. jetzt nach Österreich im Rahmen des
Accordinos liefert. Ich halte die Einstellung für vollkommen falsch,
dass wir hier jetzt restriktiv vorgehen sollten. Meisl hat ihnen
aber zugesagt, dass man eine Trennung der Position 51 nach Beschlägen
und Schlösser durchführen wird und damit eine weitere Ausdehnung der
Importe im Rahmen des Accordinos verhindern kann. Sicher ist eines,


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dass eine weitere Ausdehnung, Expansion von Accordino sowieso
nicht mehr möglich ist, wenn der Grundgedanke dieses Vertrages
noch Geltung haben soll, dass nur die Region Südtirol und Nordtirol
wirtschaftlich enger verflochten werden soll. Die Mengen, die wir
heute nach Italien liefern, die andererseits aber Südtirol nach
Nordtirol geliefert werden, decken diesen Reginnalbedarf bei
weitem und streuen in Wirklichkeit auf der einen Seite in ganz.
Tirol, was zwar verboten ist und dort aber von der Zollfahndung nicht
kontrolliert wird, auf der anderen Seite aber in ganz Österreich,
was ebenfalls verboten ist, aber tatsächlich von uns gelegentlich
von uns kontrolliert wird. Insbesondere die Landwirtschaft versucht
sehr genau zu erfassen, ob die Südtiroler landwirtschaftlichen Produkte
insbesondere Gemüse und Obst d.h. ob die Äpfel auch tatsächlich in
Tirol verbraucht werden oder in Vorarlberg verbraucht werden, oder
ob sie nicht bis nach Wien gestreut werden. Das letztes ist allerdings
in den meisten Fällen der Fall.

Gen.Direktor Binder von der Städtischen Versicherung und seine
Rechtsvertretung Dr. Fischer kamen, um die neue KFZ-Gesetzliche
Novelle, die im Unterausschuss des Parlamentes jetzt behandelt wird,
mit uns zu diskutieren. Ich ersuchte deshalb vor allem einmal
den Gruppenleiter Min.Rat Metzner und den Sachbearbeiter und Abtei-
lungsleiter Min.Rat Steinhart zu dieser Aussprache. Bei dieser Ge-
legenheit konnte ich wieder feststellen, wie schwerfällig Steinhart
ist. Ich gebe zwar zu, dass er vielleicht vom juristischen Standpunkt
im Einzelfall recht hat, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass
es nicht hier oft zielführender vorgegangen werden kann. Z.B. ist in
der Vollzugsklausel im derzeitigen KFZ-Gesetz, das er ja konzipiert
und geschaffen hat, vorgesehen, dass der § 60 im ersten Satz der
Vollzugsklausel als alleinige Kompetenz des Bundesministerium
für Finanzen lautet, im zweiten Nebensatz steht dann sofort § 60
neuerdings zitiert und dort steht im Einvernehmen mit dem Bundes-
ministerium für Handel, Gewerbe und Industrie. Steinhart konnte oder
wollte nicht verstehen, dass es doch sinnlos ist, zuerst einen
Paragraphen als alleinige Kompetenz des FM zu zitieren und dann
im nächsten Satz sofort hinzuschreiben, dass dieser § 60 neuerdings
zititert nur im Einvernehmen mit dem Handelsministerium zu vollziehen
ist. Er wollte oder konnte nicht begreifen, dass man doch in diesem
Fall auf alle Fälle erklärt, dass zuerst die §§, die in der alleinigen
Vollziehung des Ministeriums stehen und dann die §§ nur einmal zitiert


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wenn sie Einvernehmen mit einem zweiten Ministerium zu vollziehen
sind. Der Gruppenleiter Min.Rat Dr. Metzner hat sofort gegriffen,
um was es sich hier handelt und ich bin wirklich sehr froh, dass er
jetzt diese Arbeit letzten Endes überwachen wird. Der § 60 beinhaltet
die Stellung des KFZ-Versicherungstarifes und hier konnte ich einige
interessante Details von Binder erfahren. Zum Unterschied von der BRD
wo die Provisionen für den hauptberuflichen Vertreter 12-13 %
betragen, betragen sie in Österreich nur 7,3 %, d.h. in Wirklichkeit
sind sie mit 7 % vorgesehen, aber dadurch dass die nebenberuflichen Mit-
arbeiter, die in der BRD 5 % bekommen, bei uns 10 % bekommen, ergibt
sich im Schnitt eine 7,3 %-ige Provisionsbelastung. Binder und insbeson-
dere Dr. Fischer erklärten, dass die Ziffern gar nicht aussagen, weil
die nebenberuflichen Mitarbeiter meistens ihre Erträgnisse aus den
Autohaftpflichtversicherungsgeschäft tarnen. Es werden von den
Firmen ihre Töchter, Schwiegertöchter, Mütter oder Frauen als Schein-
angestellte geführt und deshalb erscheinen diese dem Autohandel zu-
fliessenden Provisionen nicht unter Provisionen auf. Es wird notwen-
dig, dass wir dieses Problem wirklich einmal in Angriff nehmen. Die
KFZ-Versicherung, die bei der Städtischen 550 Mill. S ausmacht, bei
einer Gesamtsumme von 3 Milliarden in Österreich, beträgt bei der
Städtischen Sachversicherung bei einer Summe von 1 Milliarde S ca.
45 %. Die Sachversicherung insgesamt von allen Versicherungen machen
ca. 6,5 Milliarden Schilling aus. Da die Sachversicherung heute bei
der Städtische ca. 60 % ausmacht, die Krankenversicherung 20 % und
die Lebensversicherung ebenfalls 20 %, ergibt sich, dass eine Ver-
schiebung der Kosten der Sachversicherung insbesondere auf die Lebens-
oder Krankenversicherung oder andere Sachversicherungen als der KFZ-Ver-
sicherung, d.h. von der KFZ-Versicherung und andere Sachversicherungen
nicht mehr möglich ist. Nach Meinung von Binder muss es zu einer Regelung
der KFZ-Versicherungen kommen. Er hat mit einiges Unterlagenmaterial
zur Verfügung gestellt, das ich sofort fotokopieren liess, mit seiner
Zustimmung und den einzelnen Referenten zur Überprüfung übermittle.
Er will unter allen Umständen die entsprechenden Gruppe belasten,
die die tatsächliche Arbeit der Versicherung machen, z.B. würde ein
starrer Zuschlag, wie er im Entwurf jetzt § 60 vorgesehen ist, für
die Verwaltungsunkosten die Mopeds entlasten und dafür die LKW und
PKW belasten, die Mopeds mit einer sehr geringen Versicherungsprämie
haben aber verwaltungskostenmässig einen irrsinnigen Anteil, da
insbesondere die jungen Leute die Mopeds ununterbrochen verkaufen,
müssen damit Umschreibungen Platz greifen, die die Verwaltungskosten


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sehr belasten. Er wehrte sich deshalb gegen diese fixen Zuschläge
der Prämien auf jedes KFZ, und war sehr erstaunt, dass
gerade das Handelsministerium, das doch die Berufsfahrer oder gegebenen-
falls in Wirklichkeit die Unternehmer zu vertreten hätte, einen
solchen Vorschlag gemacht hat. Steinhart behauptete, dass wir
diese Formulierung vom Finanzministerium bekommen haben und deshalb
ungeschaut übernommen haben. Binder teilte mir mit, dass das FM
dies ganz entschieden abstreitet und erklärt, wir wären es gewesen,
die diese Auffassung vertreten und deshalb ins Gesetz aufgenommen
hätten. Steinhart kann sich natürlich wieder einmal nicht daran erinnern,
wird aber nachschauen, wer diese Gesetzesbestimmungen in den Entwurf
tatsächlich hinein haben wollte.

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Tagesprogramm, 8.1.1971


Tätigkeit: Kammeramtsdir. AK NÖ


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: SPÖ-NR-Abg., Präs. AK NÖ
    GND ID: 1020698047


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: SChef HM
      GND ID: 12195126X


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: MR HM


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: ehem. Volksstimme-Redakteur, Motorjournalist


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: MR HM


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: Sektionschef HM, Diplomat, Verteter bei der EG


              Einträge mit Erwähnung:


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: MR HM


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: Gen.Sekr. HK, ÖVP-NR-Abg., später AR-Präs. Verbund


                    Einträge mit Erwähnung:
                      Tätigkeit: Landesfremdenverkehrsamt Stmk. (Tirol?)


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: Delegationsleiter EWG-Kommission [1971]


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: VM (Ministerienneuorganisation 1974)


                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: Beamter HM


                            Einträge mit Erwähnung:
                              Tätigkeit: Vertr. ÖFVW New York


                              Einträge mit Erwähnung:
                                Tätigkeit: VM (Ministerienneuorganisation 1974)


                                Einträge mit Erwähnung:
                                  Tätigkeit: Ministerialrat, Leiter Grundsatzabteilung


                                  Einträge mit Erwähnung:
                                    Tätigkeit: Wiener Städtische Versicherung


                                    Einträge mit Erwähnung:
                                      Tätigkeit: Wiener Städtische [?], Rechtsvertreter von Otto Binder [Zusammenhang KFZ-Gesetz 1971]


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                                        Tätigkeit: IV


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                                          Tätigkeit: Sekr. JS, ab 1973 GF VKI


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                                            GND ID: 136291708


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