Samstag, den 10. Oktober 1970
Wir sollten verhältnismässig früh nach Varna fliegen, aber das
Flugzeug hatte Verspätung. Zu diesem Zweck fuhren wir in die Nähe
von Sofia an einen See, der künstlich gespeichert wurde. Unsere
Begleiter erzählten, dass dies aus sportlichen Gründen geschehen sei.
Tatsächlich sollte ein Kanal eine Bewässerungsanlage ergeben, doch
wurde der Kanal jetzt wieder zugeschüttet, da das Wasser für das
metallurgische Werk im Norden von Sofia benötigt wird. 14 Kilometer
nördlich von Varna befindet sich der Goldene Strand. Hier wurden
unter Aufwendung von mindestens 6 – 700 Mill. S eine ganze Hotelkette
vom Balkantourist geschaffen. Architektonisch ist dies prachtvoll ge-
löst, der zuständige Stadtrat erklärte mir, dass 20.000 Betten zur
Verfügung stehen. Ebenso seien 20.000 Betten für die Gewerkschaftsmit-
glieder im Raume von Varna vorhanden. Nach seiner Mitteilung sind von
den 20.000 noch 9.500 Betten belegt, dies erscheint mir aber unmöglich,
da weder am Strand noch in den Anlagen Menschen in dieser Masse zu sehen
waren. Handelsdelegierte erzählte mir, dass im Sommer natürlich alles
pummvoll ist auch am Strand und in den Strassen. Ansonsten aber ist
es die schönste architektonische Lösung, die ich jemals gesehen hatte.
Selbst in Jugoslawien und in Italien ist so etwas nicht vorhanden.
Wie lange dies in einem brauchbaren Zustand erhalten wird, weiss ich
nicht und wahrscheinlich auch sonst niemand.