Samstag, der 26. September 1970

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Bei der Arbeiterkammerfraktion konnte ich, glaube ich, unsere
Genossen überzeugen, daß ich natürlich gegenüber den ÖVP-
-Handelskammerleuten wesentlich mehr Kontaktfreudigkeit zeigen muß, als
diese gegen unsere Genossen und unsere Institutionen. Skritek, der
in Abwesenheit des Präsidenten Hrdlitschka – der auf Kur in Tatz-
mannsdorf weilte – den Vorsitz führte, bestätigte mir, daß er
volles Verständnis für dieses Verhalten hat. Eine Diskussion über
meinen Bericht konnte nicht abgeführt werden, da Reis mir mit-
teilt, daß die italienischen Handelskammerleute sofort in mein
Zimmer geführt werden müßten, da der Amtsgehilfe keinen Schlüssel
besitzt – nur ich besitze nämlich einen Schlüssel, damit ich am
Samstag – Sonntag auch unsere Räume betreten kann.

Zu meiner größten Verwunderung kam nicht ein Vertreter der italieni-
schen Handelskammer, sondern eine Delegation von mindestens 20
Leuten. Gott sei Dank bin ich noch zeitgerecht angekommen und ent-
schuldigte mich gleich, daß am Samstag ja in einem Ministerium
kein Betrieb mehr sei. Übereinstimmend wurde mir von den Leuten
gesagt, daß sie dies als eine ganz große Ehre betrachten, daß ein
Minister am Samstag ihnen einen Empfang gibt und sie eigentlich
das als einen Privatempfang bezeichnen würden. Bei der Aussprache,
die von Präsident Förster von der Bundeskammer eingeleitet wurde,
und wo insbesondere dann der Präsident der österreichisch-
-italienischen Handelskammer seine Verbundenheit und die Bedeutung der
österreichisch-italienischen Wirtschaftsbeziehungen hervorstrich,
konnte ich feststellen, daß es sich um eine zweite Veranstaltung,
diesmal in Wien, handelte. Die erste österr.-italienische Handels-
kammerbesprechung war in Mailand und leitete nach Auffassung der
italienischen Delegation ein besseres Klima zwischen diesen beiden-
Staaten auch auf wirtschaftspolitischem und insbesondere auf dem
Gebiet der Beziehungen zwischen den Handelskammern ein. Die zweite
Veranstaltung fand nun in Österreich statt und sollte am Montag
am Bauernmarkt – in der Handelskammer – beginnen. Mich hatte man
zu dieser Veranstaltung nicht eingeladen. Ich weiß nicht ob es von
der Bundeskammer beabsichtigt war, oder ob man nur darauf verges-
sen hat. Auf alle Fälle nützte ich die Gelegenheit, daß die
Italiener auf diese Veranstaltung zu sprechen kommen, und da ich
ihnen ja wirklich einen sehr notigen Empfang im Ministerium gegeben
hatte, sagte ich zu – wenn meine Zeit es irgendwie zulassen würde –
würde ich an dieser Veranstaltung teilnehmen. Dies bedeutet, daß
die Italiener dies als hohe Auszeichnung betrachten und waren nicht


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nur über den sogenannten privaten Empfang Samstag früh sondern
über die Teilnahme des Handelsministers an ihrer Veranstaltung
äußerst entzückt. Ich begleitete sie – obwohl das sicher gegen das
Protokoll verstoßt – bis zum Tor und glaube habe damit mehr für
die Höflichkeit und für das Ansehen des Ministers getan als wahr-
scheinlich protokollmäßig zulässig ist. Ich habe diese Gewohnheit
aber bereits bei allen ausländischen Gästen – soweit sie Minister
gewesen sind – gehandhabt und glaube, daß auch dann wenn das absolut
gegen das Protokoll verstoßt, eine menschliche Geste ist, die ich
auch ja im Privatleben machen würde.

Mit Muliar hatte ich beim AEZ eine Diskussion und zu unserer größten
Verwunderung kam auch Altbundeskanzler Klaus, von dem ich mich dann
verabschiedete und ihm das Mikrofon zu einigen Worten gab. Er selbst
sagte, das sei echte Demokratie, er hätte mit mir immer schon gut
zusammengearbeitet und wenn man von ihm etwas wollte, dann müßte
man also doch zu der Veranstaltung der Österreichischen Volkspartei
kommen. Die Diskussion war diesmal wesentlich härter, als Muliar
einige male von Passanten angegriffen wurde, die von der ÖVP ge-
schickt, erklärten, er solle sich doch als Künstler nicht für eine
politische Partei hergeben. Muliar sagte allerdings ganz richtig,
daß auch ein Künstler eine politische Überzeugung haben kann und
er auf dem Standpunkt stehe, daß er diese auch kundgeben müsse.
Anschließend sagte er mir allerdings, daß sein Direktor ihm deshalb
heftigste Vorwürfe macht, denn die Josefstadt hat doch meistens
bürgerliches Publikum und er von Kreisky doch ein bißchen Feuerschutz
erwartet, wenn sich jetzt schon Künstler in größerer Anzahl expo-
nieren

Bei dem 5-stündigen Telefonauskunftsdienst waren über 35 Anrufe.
Es wurde ununterbrochen von mir gesprochen obwohl es sich gegen-
über den vorhergehenden Telefonauskunftsdiensten kaum geändert
hat, die ich allerdings nur Samstag machen kann, da ich ansonsten
kaum 5 Stunden frei habe.

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Tagesprogramm, 26.9.1970


Tätigkeit: Kunsthändler, Staatswappenträger


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