Freitag, der 25. Februar 1983

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Freitag, 25. Feber 1983

Parteiveranstaltungen und Staatswappenverleihungen in Linz wurden
zweckmäßigerweise kombiniert. Noch immer werden noch alle Parteiveran-
staltungen von der Zentrale terminmäßig vereinbart, daß ungeheuer viel
Zeit, meistens zum Essen oder Ausruhen, bleibt. Durch die Kombination
aber von Besichtigungen wie z.B. der Konsum-Bäckerei und vor allem mal
der neu angerichteten Wurstfabrik führten zu einem einigermaßen ausge-
nützten Tag.

Die Wurstfabrik wurde dem Zusammenschluß der einzelnen Landesgenossen-
schaften vom Konsum Österreich große Investitionen auf den jetzigen
Stand gebracht. Die OÖ haben zugegeben, daß wenn es nicht zum Konsum
Österreich gekommen wäre, die einzelnen Landesgenossenschaften
finanziell bereits zugrundegegangen wären. Durch den Zusammenschluß
ist es nicht nur zur finanziellen Rettung der einzelnen Landesgesell-
schaften gekommen, sondern wurden auch noch die Produktionsaufteilungen
durchgesetzt. Gewisse Wurst- und Specksorten werden jetzt in Linz für
ganz Österreich erzeugt.

Die Bäckerei, insbesondere die Süßwarenabteilung, hat jetzt durch den Zu-
sammenschluß eine 50-%ige Exportquote zugeteilt bekommen. Die nach Lizenz
erzeugten Wafferln gehen nach Amerika, vor allem aber auch jetzt in die
DDR. Und Erhaltung des DDR-Geschäftes ist der Konsum besonders interes-
siert. Für die nächste Zeit konnte ich sie beruhigen; ob dies allerdings
ein Dauergeschäft ist, bezweifle ich. Früher oder später wird die DDR
aus Devisenmangel wahrscheinlich diese Importe doch wieder einstellen.

Mit dem Linzer Bgm. Hillinger habe ich dann den Südmarkt besucht. Dort
sollte ich Nelken verteilen. zweckmäßiger war es aber und dies habe
ich sofort dann auch aufgenommen und organisiert. Vecsei und meine
anderen Begleiter haben die Nelken verteilt und ich dagegen die dort
in großen Mengen zur Verfügung stehenden farbigen Kreisky-Bilder mit
meiner Unterschrift versehen habe. Noch immer stehe ich auf dem Stand-
punkt, daß es ein größeres Erfolgserlebnis für jemanden ist, wenn er
einem Minister hilft, dieser dann auf seinem Wunsch für ihn tut, näm-
lich auf einem Kreisky-Bild Autogramme zu geben. Noch zweckmäßiger
wäre sicherlich gewesen, wenn ich mit einem Mikrophon diesen Markt
mit Leuten diskutiert hätte. Da ich mich aber nicht in die Organisa-
tion und vor allem einmal die Strategie der einzelnen Veranstalter
einmischen möchte, habe ich diese Autogrammstunde mit deren Zustimmung
sozusagen eingefügt.



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Die Veranstaltung war vom FWV-OÖ organisiert. Beim Besuch des Sekre-
tariats wurde mir dann mitgeteilt, daß Dir. Steyrer von der Bürges
trotz 2-maliger Urgenz den Zahntechniker Schleimer aus Linz noch immer
nicht erledigt hat.

ANMERKUNG FÜR VECSEI: Bitte sofort klären, wo der Akt liegt.

Die Betriebsversammlung der Konsumbetriebe wurde vom Bgm. Hillinger
zu einer richtigen Parteiveranstaltung umfunktioniert. In teilweise
auch sehr launigen Worten, leider aber in einer meiner Meinung nach
daneben gegangenen Angriff gegen die Grünen, "Unsere Weibsen werden
über 80 Jahre alt, da kann die Linzer Luft nicht so schlecht sein",
versuchte er, Werbung zu betreiben. Da im Konsum größtenteils Soziali-
sten arbeiteten, hat er natürlich die Mehrzahl der Hörer auf seiner
Seite. Ich konnte aber beobachten, vereinzelt, aber dafür umso heftiger,
eine neuerliche Abwehr von anders Denkenden, selbst für mich, da ich
die Betriebsangehörigen ja gar nicht genau kenne, zu beobachten war.
Ich habe dann versucht, die Begründung der Lebensmittelarbeitergewerk-
schaft für die entsprechenden Maßnahmen, größtmögliche Beschäftigung,
Mallorca-Paket, zu erklären. Anschließend gab es dann auch, wenn auch
nur sehr kurz, eine Diskussion. Da der Beginn der Betriebsversammlung
noch in der Arbeitszeit war, zu Ende dann aber die Arbeitszeit schon
vorüber, wollten natürlich die Kollegen und Kolleginnen nach Hause
kommen.

Die Reinigungsfirma Slupetzky, in Linz beheimatet, in Wien aber auch
eine Niederlassung, wird von einer 84jährigen noch rüstigen Frau mehr
oder minder geführt. In diesem Fall stimmt der Ausdruck minder gar
nicht, denn ich konnte mich davon überzeugen, und die Betriebsräte
haben es mir auch bestätigt, daß nach wie vor die Frau den Betrieb
bis ins kleinste hinein kennt und lenkt. Immerhin sind es über 1.200
Beschäftigte.

Die zweite Fa. war in Urfahr, eine Lüftungsfirma Aumayr. Dort hat der
Firmengründer jetzt 50 Jahre aus einem kleinen Spenglereibetrieb eine
bedeutende Lüftungs- und Apparatebaufirma geschaffen, bei ca. 100 Be-
schäftigten fast 30 Lehrlinge. Begründet wurde dies, daß er sich seine
Facharbeiter, die er für die Expansion immer gebraucht hat, ausbildet.

Der 3. Betrieb war die Garagentorerzeugerfirma Lindpointner. Dort
war natürlich die Arbeit längst zu Ende und die Firma wollte in Form
einer Jause, daß ich ihnen das Staatswappen überreichte. Ich habe mir
aber zuerst den Betrieb doch noch angesehen und die Jause, nirgends


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gab es Milch, überall nur Kaffee, zum Schmähführen verwendet.

Der Obmann des FWV in Linz ist der Friseurweltmeister Grafleitner.
Diesen habe ich bereits 1970 mit dem Goldenen Stephansdom ausgezeich-
net. Er selbst beschäftigt jetzt schon wieder zwei weitere Vizewelt-
meister. Da er sich sehr um das österr. Staatswappen bemüht, haben
Vecsei und ich dann eine Besichtigung seines Friseurladens, nicht nur
seine Mitarbeiter kennengelernt, sondern bekamen auch im wahrsten Sinne
des Wortes unsere Haare geschnitten. Grafleitner zieht jetzt in ein
neues Geschäft um, was sicherlich eine gute Gelegenheit wäre, ihm dann,
aber, wie wir vereinbart haben, erst nach der Wahl, wenn AK und HK dies
bestätigen, das Staatswappen geben.

ANMERKUNG FÜR SC JAGODA UND VECSEI: Können wir Friseuren, wenn er ins-
besondere Weltmeister ist, ein Wappen verleihen.

Die öffentliche Wählerversammlung im der Mehrheitsgemeinde Pucking
war für mich einigermaßen überraschend. Wie der Bezirksobmann von
Linz-Land, NR Remplbauer, erklärte, hat er von 28 Gemeinden immerhin
27 Gemeinden SPÖ-Mehrheit. Dieses früher ein rein agrarische Gebiet
hat jetzt durch die Händler einen immer größeren Anteil von soz. Stimmen.
In der Versammlung selbst war der FPÖ-Bezirksobmann. Dies ist darauf
zurückzuführen, daß dort ein sehr gutes Einvernehmen zwischen diesen
beiden Parteien besteht. Der jetzige Bgm. und Bezirksobmann, ein Prof.
der AHS in Traun, der in Pucking wohnt, wurde erst mit der Stimme der
FPÖ gewählt. Bei den letzten Gemeinderatswahlen hat dann schon die
absolute Mehrheit gewonnen und baut sie ständig aus. Einmal mehr fand
ich wieder bestätigt, daß ein guter Funktionär in einem Ort zur Ver-
fügung steht, dann aus irgendwelchen glücklichen Umständen dieser zum
Bgm. gewählt wird, er dann leicht imstande ist, diese Position selbst
in einer ländlichen oder, wie wir sagen würden, tiefschwarzen Gegend
auch zu halten. Die sehr lang andauernde Diskussion wurde größtenteils
von dem FPÖ-Obmann bestritten, von ihm wurden sehr fair, aber bis ins
Detail gehend die verschiedensten Fragen und Diskussionsbeiträge ge-
stellt. Die Lustigste war, als er erklärte, ich sei ihm der liebste
Minister dieser Bundesregierung und er wünsche nur, nachdem er sich
vorher über die Koalitionsabsichten der soz. Regierung erkundigt hatte,
daß ich auf alle Fälle Handelsminister bleibe. Meine Antwort war daher
Gaudium der Versammlung, dann müssen sie eben Sozi wählen.

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Tagesprogramm, 25.2.1983

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hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


Tätigkeit: Bundeskanzler
GND ID: 118566512


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    Tätigkeit: Linzer Bgm.


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      Tätigkeit: Leiter Sekt. III HM


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        Tätigkeit: Pressesprecher Staribachers


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: GF BÜRGES, SPÖ


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