Donnerstag, der 23. Dezember 1982

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Donnerstag, 23. Dezember 1982

Ein gewisser Kratochwil hat vor etlichen Jahren einen Schlager "Häppy
Pepi" rausgebracht, damals schon bei der Präsentation und jetzt erst
recht wollt er mir einreden, daß er dies für mich geschrieben hat.
Tatsächlich habe ich ihm, wie er jetzt behauptet, zumindestens indirekt
geholfen, da er einen offiziellen Anlaß gehabt hat seine Platte bei
der Präsentation mir zu widmen, ein Hit ist es ja leider nicht ge-
worden.

Nun hat Kratochwil die Absicht wieder bei einem Stadtheurigen in der
Stumpergasse als Heurigensänger aufzutreten, zur Eröffnung, hat er ge-
beten, sollte ich wieder kommen.

ANMERKUNG FÜR MARTIN: Wenn die Einladung kommt bitte vormerken.

Ein erst mit 16 Jahren erblindeter Joe Sladek ist jetzt sein Freund,
dieser hat sich ein Tonstudio eingerichtet, Kratochwil sagt, er will
sein Auge und sein Atem ???? sein. Das Tonstudio sucht jetzt Beschäf-
tigung, der erblindete Sladek hat den Vorteil, daß er sein Ohr auf
Instrumentenfeinheiten spezialisiert hat, die wahrscheinlich nur ein
Blinder hört.

ANMERKUNG FÜR VECSEI: Wenn du was hörst, hilf ihnen.

Bei der Wirtschaftstreuhänderangelobung hatte ich vorher Gelegenheit
mit dem Präsidenten Burkert der Treuhänderkammer zu sprechen, bei
einzelnen Berufsanwärtern besteht jetzt der Verdacht, daß die Kammer,
insbesondere aber die Prüfungskommission, nachdem die Akademikerklau-
sel nicht in die neue Berufsordnung vom Parlament akzeptiert wurde,
Nichtakademiker besonders hart, auf alle Fälle aber unfair geprüft werden, um auf diese Weise die Akademikerbestimmung sozusagen durch-
zusetzen. Burkert hat mir darauf sofort erwidert, daß dies eine
absolut falsche und unbegründete Behauptung ist. Er erklärte mir
dezidiert, er wird nachweisen, daß die Prüfungsergebnisse jetzt im
großen Schnitt gesehen genauso sind wie vorher. Mein Sohn Andreas
der Gott sei Dank in diesem Fall Akademiker ist, wartet ebenfalls
die Ergebnisse eines längeren Zeitraumes ab, um, wie er und einige
seiner Mitstreiter behaupten, sehr wohl beweisen zu können, daß jetzt
das Prüfungssystem eben zu Ungunsten der Nichtakademiker sich geän-
dert hat.



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ANMERKUNG FÜR JAGODA: Bitte laß dies auch nach einiger Zeit prüfen.

Der ORF-Hörfunk, Adler, macht eine Reportage über 10 Jahre EG-Ver-
tragsabschluß mit Österreich. Gruppenlieier MR Steiger hat mir ein
ganzes Konvolut von Unterlagen geschickt, insbesondere war ich er-
freut, daß auch die letzten Zahlen, Statistiken usw. vorhanden waren.
Gebraucht habe ich dies alles nicht, ich habe richtig vermutet, Adler
wollte nur ein Ein-Minuten-Statement, sozusagen einen Minister als
Aufhänger zum Drüberstreuen.

Während der jetzigen Feiertage bis zum 7. Jänner, diesmal sogar wahr-
scheinlich bis 10. Jänner, wird in der Publizistik wieder eine soge-
nannte Saure-Gurken-Zeit sein Gott sei Dank ist Staatssekretär
Albrecht in Wien und wird daher unsere Montagpressefrühstücks weiter-
führen. Wahrscheinlich könnte man auch zwischendurch einige vielleicht
sonst gar nicht für die Öffentlichkeit besonders interessante Meldungen
und Informationen in dieser Flautezeit unterbringen.

ANMERKUNG FÜR ALBRECHT UND VECSEI: Überlegt, was man hier aussenden
könnte.

Der albanische Botschafter Kroi geht jetzt nach Tirana zurück, MR
Fälbl hat ihn zwar schon als stellvertretenden Minister angespro-
chen, Kroi sagte allerdings, was er eigentlich in Tirana jetzt für
Aufgaben übernehmen wird müssen. Auf unseren Handelsvertrag ange-
sprochen und über die Möglichkeit eines albanischen Stromexportes
nach Österreich, behauptet Kroi nach wie vor, daß er überzeugt ist, die
Jugoslawen könnten die Leitung zur Verfügung stellen, wollen dies
aber nicht.

ANMERKUNG FÜR GROSSENDORFER: Die Verbund hat seinerzeit erklärt, sie
wird diese Frage neuerdings prüfen.

Die Kohlesektion der BP hat sich bei der OB beschwert, sozusagen BP
an OB, daß die Gaskoks die Versorgung mit Braunkohle bei ihren
Händlern nicht sicherstellt, eine Aussprache mit GD Dreßler und
Kroneisl von der Gaskoks sowie MR Sterk und Rat Hille ergab, daß
dies nicht zutrifft. Gaskoks hat außer den bis jetzt von ihr be-
treuten resp. als Abnehmer der inländischen Reviere von der GKB und
von der SAKOG nun auch die WTK dazugenommen, damit ist die Gaskoks
eigentlich ein Monopolhändler, für inländisch produzierte Braunkohle


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mit ihr an sonst auch noch aufgekauften Großhändlern ist es jetzt
auch bezüglich der Verteilung ein sehr starker Monopolbetrieb. Ich
habe daher mit aller Deutlichkeit GD Dreßler klargemacht, daß er
alles unternehmen muß, um die Händler mit notwendiger Kohle zu nor-
malen Bedingungen zu beliefern. Dreßler hat dies zugesichert, der
konkrete Beschwerdefall der Kärntner Firma Sagaischeck ist unzulässig.
Die Firma hat 300 to bestellt, 200 to schon geliefert bekommen, und
zwar durch die auch der Gaskoks gehörenden Firma Bartel, der Rest
ist unverzüglich jetzt in Auslieferung, da die Bestellung spät er-
folgte. Dreßler versicherte mir, daß keine wie immer geartete Ver-
sorgungsschwierigkeit weder in diesem Winter noch im nächsten Jahr
eintreten wird. Die Priorität der inländischen Kohle bei Verkäufen
wird dabei selbstverständlich gewahrt. Die Kohlenreviere haben ja
wahrscheinlich sich deshalb alle mit der Gaskoks arrangiert, weil
sie dadurch die besten Absatzmöglichkeiten und die sicherste Abnahme
ihrer Kohlenproduktion erblicken.

Dir. Stanek von Waagner-Biro hat mich verständigt, daß jetzt mit der
DDR ein großes Kompensationsgeschäft zustande kommen kann. Staatsse-
kretär Beil hätte nach Information seiner Leute im Prinzip gegen
eine Fabriksanlage für Braunkohlevermahlungen in der DDR nichts ein-
zuwenden, wenn für diese Investition 500 Mio. S entsprechende Indu-
striebriketts als Kompensation von Österreich übernommen werden. Gas-
koks erklärte sofort, sie hat derzeit einen Import von ca. 100.000 to,
die 500 Mio. würden ungefähr 600.000 to betragen, die zusätzlich auf
dem österreichischen Markt untergebracht werden müßten. Gaskoks sieht
darin eine Möglichkeit, wenn weitere Firmen sich von Öl und Gas ab-
wenden und jetzt auf Kohle umstellen. Dies trifft z.B. für die Hambur-
ger Papierfabrik zu, in Pitten hat ja SGP jetzt einen kleinen Wirbel-
schichtofen errichtet, der mit diesen Briketts befeuert werden soll.
Dreßler erklärte, daß nach seiner Information dieses Kompensations-
geschäft noch keinesfalls so weit ist, als Waagner-Biro behauptet,
die DDR hat noch keine diesbezügliche Entscheidung getroffen.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte nächste Zusammenkunft mit Beil Unter-
lagen dafür vorbereiten.

MR Sterk teilt mir mit, daß jetzt zwischen der OKA und der SAKOG wegen
einer Kohlenpreiserhöhung Verhandlungen laufen, die aber bis jetzt zu
keinem positiven Erfolg geführt haben. Die SAKOG möchte den selben
Preis haben, wie die GKB erzielt, derzeit erlöst die SAKOG 197.00 S,


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während die GKB bereits 230 S hat. Ich bin fest davon überzeugt, daß
die SAKOG-Betriebsräte und vor allem auch die Direktion wegen Unter-
stützung sich in kürzester Zeit an das Ministerium wenden werden, sie
erwarten so wie in der Vergangenheit, daß man ihnen indirekt dadurch
hilft, daß man der OKA androht, bei der nächsten Strompreisverhandlung
dann nicht die Erhöhungswünsche zu akzeptieren, wenn nicht gleichzei-
tig der Kohlepreis für die SAKOG zwischen OKA und ihr erledigt ist.

ANMERKUNG FÜR GROSSENDORFER: Die Energiesektion soll hier sich stets
von der OB informieren lassen.

Lt. Tagesprogramm hätte mittags die Weihnachtsfeier beginnen sollen,
wie immer war es aber erst möglich wirklich knapp vor Dienstschluß
um 4 Uhr damit zu beginnen. Ich glaube, im ganzen Regierungsgebäude,
ja ich würde fast sagen auch bei allen anderen Ministerien ist wirk-
lich mittags schon Schluß, nur bei uns kommen wir scheinbar niemals
früher zu unserer Feier. Diesmal war diese auch noch überschattet,
da knapp vor der Feier unser Amtsgehilfe Lachinger angerufen hat, um
sozusagen sich in Erinnerung zu rufen. Alle haben versucht ihm am
Telefon nicht nur gute Weihnachten und ein glückliches neues Jahr zu
wünschen, sondern auch auf seine Idee einzugehen, daß er nächstes Jahr
vielleicht wieder mit uns Dienst machen kann. Jedermann wußte aber,
daß dies ganz unmöglich sein wird, sein Gesundheitszustand verschle-
chtert sich zusehends, das Ganze war so traurig, daß selbst, wie un-
sere Kollegin Wykydal sagt, der sonst so hart gesottene Feiler, sein
Kollege, der jahrzehntelang mit ihm zusammengearbeitet hat, geweint hat.
Natürlich konnte dann auch bei der Weihnachtsfeier keine richtige
Stimmung aufkommen. Kollegin Martin behauptete mir gegenüber, noch
niemals haben wir so viele Glückwünsche und auch Pakete bekommen. Sie
hatte damit nicht nur sehr viel Arbeit, sondern auch u.a. für die ge-
rechte Verteilung über das Tombola zu sorgen. Sie hat dies mindestens
so gut gemacht wie ihre Vorgängerin Koll. Wiesinger. Überhaupt gibt
mir Weihnachten immer die Gelegenheit für mich zumindestens festzu-
stellen, wie sehr sich unser Büro, trotzdem man sagt, in einem Mini-
sterium ist alles langlebig und stabil, ständig ändert. Sekretäre und
Sekretärinnen werden doch ständig ausgewechselt; was mich immer wieder
freut, ist es, daß es sich doch nach harten Jahren der Sekretariatsar-
beiter verbessern können. Es beruhigt mich sehr zu wissen, daß das
Sekretariat ein gutes Sprungbrett ist und das ich ein bißchen für das
Weiterkommen mithelfen kann.

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Tagesprogramm, 23.12.1982


Tätigkeit: Dir. Fa. Gaskoks


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: Sts. HM


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: Beamter HM?


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Leiter Sekt. III HM


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: ORF


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: Stat. Zentralamt, ab 1981 Büro JS


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: MR HM


              Einträge mit Erwähnung:


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: MR HM


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: Sekr. Büro Staribacher


                    Einträge mit Erwähnung:
                      Tätigkeit: albanischer Botschafter


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: Büro des Bundesministers (Sekretärin)


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: Pressesprecher Staribachers


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                            Tätigkeit: Präs. Kammer d. Wirtschaftstreuhänder


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                              Tätigkeit: Beamtin HM, Fraktion soz. Beamter im HM


                              Einträge mit Erwähnung:
                                Tätigkeit: Beamter HM


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                                  Tätigkeit: MR HM


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                                    Tätigkeit: -min.


                                    Einträge mit Erwähnung:
                                      Tätigkeit: Waagner-Biro, Wiener Brückenbau- und Eisenkonstruktions AG


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