Freitag, der 19. November 1982

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Freitag, 19. November 1982

Nach Linz unterhielten sich die Minister, während Kirchschläger mit Husak
sozusagen private Gespräche führte. Überrascht war ich, daß Pahr dem
tschechischen Außenminister Chnoupek weitere Maislieferungen angeboten
hat, die wir nicht effektuieren könnten, Chnoupek andererseits Pahr wieder
erzählte, wir könnten sicherlich Wein in die CSSR exportierten; da es
bis jetzt unmöglich war Wein in CSSR zu liefern, habe ich sofort den
Außenhandelsminister Urban gefragt, dieser hielt sich sehr ablehnend da-
gegen, weil er dafür natürlich Westdevisen braucht, ihre Weinimporte
werden aus Rumänien, Bulgarien und anderen Staatenm wo sie .... im
Rahmen des Comecon verhandeln können und abrechnen können, geliefert.
Im Laufe des Tages sagte er mir dann allerdings, bevor ich mich von ihm
verabschiedete, daß wenn es ein ausgesprochener Wunsch von mir wäre,
er sich eine kleinere Menge vorstellen könnte. Ich hatte nämlich besonders
darauf verwiesen, daß wir Überschußproduktion auf dem Landwirtschafts-
sektor insbesondere vor den nächsten Wahlen April 83 versuchen müssen
irgendwie vom Markt wegzubringen.

ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte mit Haiden verbinden.

In Mauthausen wurde nicht nur die Kränze am Mahnmal und dann insbesondere
beim Tschechendenkmal niedergelegt, sondern auch von Husak einzelne Baracken
besucht. Der Museumsleiter, ein ehemaliger Hofrat der Wr. Polizei, machte
mich zum Schluß darauf aufmerksam, daß jetzt auch die Ausstellung für
Buchenwald fertig ist, er meinte, die müßte ich unbedingt sehen, denn
als ehemalige KZ-Häftling, er war in Auschwitz, legt er größten Wert
darauf, daß die paar noch Lebenden, angeblich sei ich einer der wenigen
letzten aus Buchenwald, wir sollten uns dafür mehr interessieren, ich
versprach ihm, wenn ich einmal in der Nähe bin, tatsächlich die Aus-
stellung, die bald eröffnet wird, zu besichtigen.

ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte entsprechend vormerken.

Bei der VÖEST-Alpine lief der übliche Besichtigungsrummel ab. Apfalter
macht dies sehr geschickt, er läßt die ganzen Lehrbuben, die dann natür-
lich fast wie in den Oststaaten befehlsgemäß zu applaudieren haben.

Mit Cempirek und dann insbesondere die neuen Leute, die teils in Prag
verhandelt haben, aber auch die neue Niederlassung in Prag, wurde besprochen
und der Niederlassungsleiter mir auch vorgestellt, besprach ich dann die


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einzelnen Projekte und informierte die VÖESTler über alle Details, die
in ich in der Zwischenzeit erfahren konnte. Übereinstimmung herrschte,
daß der Husak-Besuch deshalb so notwendig war, weil damit endgültig die
rumänische Konkurrenz, die ausschließlich nach politischen Gesichtspunkten
behandelt wurde, ausschied. Technisch und auch abwicklungsmäßig waren die
Rumänen nach Auffassung der VÖESTler überhaupt nie eine wirkliche Konkur-
renz.

Bei der Betriebsbesichtigung sprachen mich viele Leute, die ich hin und
wieder treffe, an und meinten, insbesondere im Komponentenbau, der ja aus-
schließlich für Atomkraftwerkzulieferung gebaut wurde, gibt es jetzt so
wenig Aufträge. Überrascht war ich zu hören und zu sehen, daß für den
deutschen schnellen Brüter Karkar sehr wohl jetzt das letzte Verschluß-
stück gefertigt wird. Die Deutschen drängen sehr darauf, weil sie doch
damit rechnen mit dieser Produktion und Typen die Franzosen, die ihnen
ja weit vorausgeeilt sind, wieder einigermaßen einholen zu können.

Beim Durchfahren durch das Gelände konnte ich feststellen, daß auch
zwei Schiffe, allerdings sehr abseits gelegen, fast kaum zu erkennen,
gebaut werden, Ich fragte sofort, wieso die VÖEST-Alpine und nicht die
Schiffswerft ihre Schiffe baut. Dies tat ich allein schon im Hinblick auf
die Behauptung der Schiffswerftleitung, daß BM Rösch verabsäumt hat sie
Offerterstellung heranzuziehen. Tatsächlich hat jetzt die Schiffswerft
Linz mit den russischen Auftrag soviel zu tun, daß sie sogar der VÖEST-
Alpine Teillieferungen abtreten kann.

ANMERKUNG FÜR MARTIN : Bitte nächsten MR mitgeben.

Aufregung herrschte von GD Apfalter bis Stellvertreter Fegerl und allen
anderen in der VÖEST, die damit beschäftigt sind, über die Kreisky-Idee
in Diemlach wieder eine Stahlproduktion aufzunehmen. Felten & Guilleaume
hat einen Schließungsvertrag mit der VÖEST-Alpine, in diesem Vertrag ist
eindeutig festgelegt, daß keinerlei Walzaktivitäten dort mehr entfaltet
werden dürfen, die VÖEST-Alpine also müßte zustimmen tatsächlich diese
neue deutsche Gruppe dort ein Elektrostahlwerk aufnehmen würde, um Walz-
draht für Baugitter zu erzeugen. Die VÖEST-Alpine wird sich mit allen
zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen wehren. Für Donauwitz braucht sie
die 120.000 to Walzgut, gegenüber der EGKS wurde bereits die Reduzierung
in Timelkam durch Stillegung von Felten & Guilleaume gemeldet, die EGKS
muß noch weitere Schließungen in ihrem Bereich vornehmen, da die Über-
kapazität erdrückend ist. Apfalter hätte, da Kreisky scheinbar schon weit-


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gehend Zusagen gemacht hat, mit ihm besprochen, man sollte das ganze noch
rausschieben. Ich habe Apfalter den Vorwurf gemacht, er respek. seine
Leute das Handelsministerium, Sektion Industrie, überhaupt nicht infor-
miert haben. Apfalter hat dies entschieden bestritten.

ANMERKUNG FÜR SC MARSCH UND HAFFNER: Bitte klärt diesen Fall, damit so
etwas nicht wieder passiert.

Der sowjet. Botschafter hat Bundespräs. Kirchschläger mit Gattin und
mich sowie die anderen Staatsbesuchsteilnehmer zur Vorführung eines
Filmes in seine Botschaft geladen. Der Film ist ganz nett, das anschl.
Dinner war wie üblich sehr üppig.

Interessant für mich war nur, daß die Sowjets auf dem Standpunkt stehen,
die 100.000 to Weizen mit 130 Dollar waren von ihnen überzahlt. Der Hin-
weis, daß wir bei anderen Staaten 135 Dollar bezahlen ließen, sie nicht
gelten, denn sie beziehen aus Frankreich, Spanien und sonstigen europ.
Ländern um 127 Dollar die to. Die Russen haben auch großes Interesse,
daß sie sowie die Polen im vergangenen Jahr Mehl bei uns beziehen. Ur-
sprünglich wollten sie ja nur Makkaroni, sprich also Mehl für die Teig-
warenerzeugung, jetzt sind sie mit normalem Mehl auch zufrieden.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte sofort die Mühlenindustrie und Innung
verständigen, um Lieferfähigkeit festzustellen.

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Tagesprogramm, 19.11.1982


Tätigkeit: CSSR-Außenmin.


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: Innenminister bis 1977, danach Verteidigungsminister


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: Produktionsdir. VÖEST, ÖVP


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Beamter HM


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: GD VÖEST


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: Außenminister, Bundespräsident
            GND ID: 118723189


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: Sekr. Büro Staribacher


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: Bundeskanzler
                GND ID: 118566512


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: Dir. Bundesforste, später Sts., dann LWM


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: MR HM


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                      Tätigkeit: CSSR-Staatspräs.


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: CSSR-Außenhandelsmin.


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: GD-Stv. VÖEST-Alpine


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