Freitag, 12. Februar 1982
Die amerikanische Spitalausstatterfirma AMSCO, deren Präs. sollte nach
Tagesprogramm sich bei mir wegen Nichtlieferung von Sterilisatoren an
das AKH beschweren. Tatsächlich aber ist der amerikanische Präsident
dieser Gesellschaft Fish gekommen, um sich zu erkundigen, wie in Öster-
reich und unter welchen Bedingungen er eine Produktion aufnehmen könnte.
Er hat eine Vertreterfirma Schwaiger in Wien, wollte aber Detailinfor-
mationen vom Handelsministerium. Über diese positive Wendung anstelle
der angekündigten Beschwerde, das Interesse in Österreich eine Firma
zu gründen, war ich sehr überrascht. Ich sagte ihm daher jedwede Unter-
stützung zu, MR Gröger hat dann mit seinem Vertreter die Details be-
sprochen.
Bei der Verabschiedung hat Fish mir dann neuerdings erklärt, er käme
nach Österreich seit Jahren schon nach Kitzbühel schifahren. Dort, meinte
er, bestehe das große Handicap, daß man bei der Hahnenkammbahn 2 Stunden
warten muß. Er fragte mich, was er unternehmen könne, damit dieser Zustand
sich ändere. Ich konnte ihn nur an den Bürgermeister verweisen, dankte
ihm aber, daß er sich so für österreichische Probleme interessiert.
Jeder andere amerikanische Gast wäre schon fluchtartig aus Kitzbühel
weggegangen.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte laß prüfen, was gegen diesen unbefriedigen-
den Zustand unternommen wird.
Bei der Eröffnung der Lagerhalle der Firma Kömmerling erlebte ich auch
eine angenehme Überraschung. Diese Firma, Stammsitz in Pirmasens, Deutsch-
land, vor ein paar Jahren als Handelsgesellschaft gegründet, legt immer
mehr Produktionen nach Österreich. Ursprünglich hatten sie mit Schuh-
bestandteilen insbesondere Absatzproduktion begonnen. Als sie erkannten,
daß dies nicht zielführend ist, wie der deutsche Gesellschafter und
Manager Schmidt erklärte, sind sie auf Kunststoffenster umgestiegen,
jetzt haben sie ein System entwickelt, wo sie Altbausanierungen über-
nehmen können, ohne daß die Fenster von außen anders aussehen, als die
ursprünglichen Holzfenster. Diese neuen Fenster passen sich in Form und
im Aussehen ganz den alten an, bilden also einen hervorragenden Ensemble-
schutz. Die Preise dieser Fenster sind zwar wesentlich höher, doch
wenn man dreimal die Fenster lackieren muß und, dies ist bei Altbauten,
wie ich aus eigener Erfahrung weiß, sehr bald notwendig, hat man den
Preis bereits herinnen. Das Plastik-Aluminium-Fenster hält dagegen eine
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Ewigkeit.
Die Halle selbst ist aber mit einer Fußbodenheizung ausgestattet, die
auf einer Wärmepumpe basiert. Bei meiner Ansprache fragte ich daher
humorvoll, ich weiß nicht, in welcher Funktion ich hier bin, als Handels-
minister, denn es hat eine Handelsfirma sich vor ein paar Jahren gegrün-
det, als Industrieminister, weil sie jetzt eine sehr geschickte Produk-
tion aufgenommen haben, als Gewerbeminister, denn diese Firma hat sofort
echte Kooperationsverträge mit Klein- und Mittelbetrieben abgeschlossen,
die ihre Fenster einbauen. Als Außenhandelsminister, denn mit dem deut-
schen Mutterwerk werden zweckmäßige Abgrenzungen der Produktion vorge-
nommen, also einerseits rausexportiert und andererseits wieder Importe
getätigt, als Investorenwerber denn selbstverständlich ersuchte ich den
Eigentümer und Geschäftsführer Schmidt, er möge doch noch weitere Produk-
tionen nach Österreich verlegen, was er mir nachher auch sagte, überle-
gen zu wollen, oder aber als Energieminister, weil hier erstmals eine
Wärmepumpe ganz groß eingesetzt wurde. Leider erklärte , ohne daß ich es
wußte, gibt es in Österreich keine zufriedenstellende Wärmepumpenproduk-
tion, ich muß sogar gestehen, nicht einmal in Europa, sondern hier sind die
Japaner führend. Ich war sehr überrascht, als ich dann sofort ersuchte,
die Anlage zu besichtigen, tatsächlich eine japanische Wärmepumpe der
Firma Hitachi vorfand. Der österreichische Vertreter dieser Firma,
Kottulinsky, ein Sohn des mir sehr bekannten ehemaligen Industriellen-
Generalsekretärs, erklärte auch sofort, daß tatsächlich nur die Japaner
infolge ihrer Leistungen und der Preise federführend sind. Der Leistungs-
grad ist 1 kWh, ergibt 3 1/2 bis 4 Wärmeeinheiten, die endgültige
Kostennutzenrechnung und damit endgültigen Zahlen können erst nach
einem Jahr Betriebsdauer erstellt werden. Kottulinsky hat mir versprochen
alle Unterlagen zur Verfügung zu stellen.
ANMERKUNG FÜR GROSSENDORFER: Die Energiesektion soll weiter Kontakt
mit der Firma halten.
Die Staatswappenverleihung an Europapier, eine Verkaufsorganisation
mit einer Riesenlagerhalle im Industrieansiedlungsgebiet Strebersdorf
barg auch wieder gewisse Überraschungen. Zur Feier hatten sich nur
etliche Papierfabriksvertreter, die ja diese Gesellschaft bildeten und
die 2 Direktoren eingefunden. Zum Glück war ich früher dort und habe
beim Betriebsrundgang mit den Kolleginnen und Kollegen gesprochen ins
besondere mit dem Betriebsrat der Firma unter 4 Augen. Dieser sagte mir,
daß alles in Ordnung ist, er konnte und wollte sich bei mir auch gar
nicht beschweren. Ich habe daher die Übergabe sehr formlos gemacht, wenn
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man so sagen darf, auch kurz angebunden und bin dann sofort weggefahren.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Die Firmen sollten uns den Ablauf einigermaßen
schildern.
Bei der Direktoriumssitzung der ÖFVW habe ich dann den mit KR Scheiner
und Dr. Schimka von der Handelskammer mir vorgelegten Kompromißvorschlag
zur Statutenhänder offiziell eingebracht. Dieser fand dann auch allgemei-
ne Zustimmung womit das Statutenproblem endlich gelöst ist. Dr. Schimka
wollte nur dann noch präzisiert haben, welche Funktionen mein Stellver-
treter hat, der ja für die nächsten 3 Jahre KR Scheiner von der HK
ist. Ich erklärte sofort jede Funktion, die ich ausübe nimmt natürlich
auch mein Stellverteter, wenn er mich vertritt, wahr. Schimka möchte dies
doch vielleicht in den Statuten besonders verankert oder zumindestens
klar und deutlich sozusagen erläuternd bemerkt haben. Ich habe mit
Scheiner ein sehr gutes Verhältnis und die HK hat auch gar keine Angst,
daß solange wir beide dort sind, die Sache anders läuft als bisher. Die
Angst besteht aber, daß wenn ich einmal nicht mehr dort bin und mein
Nachfolger sich z.B. für den Fremdenverkehr nicht so interessiert sowie
dies auch alle meine Vorgänger bis jetzt getan haben, daß dann eine
andere Entwicklung in der ÖFVW Platz greifen könnte. Dies wurde auch
klar und deutlich von allen Anwesenden ausgesprochen. Wir haben darüber
sehr freimütig diskutiert und ich habe nicht zuletzt erklärt, ich habe
Verständnis dafür, denn es könnte sogar ein Handelsminister dann als
Obmann der ÖFVW selbst auch nicht sich sehr aktiv einschalten und noch
vielleicht sogar verhindern, daß der Stellvertreter dort tätig wird.
Scheiner hat mir vertraulich angedeutet, daß sie auch diese Gefahr be-
sprochen haben. Für mich war interessant und typisch, wie sehr sich
die Sektion Fremdenverkehr, vielleicht sogar mit Recht, über meine Nach-
folge jetzt schon Gedanken macht.
Geschäftsführer Zolles berichtet dann über die atb und die ofm, ganz
besonders aber über die Bestrebungen des südamerikanischen Reisebüro-
verbandes COTAL in Österreich seine Europaniederlassung zu errichten.
Sie erwarten ein kleines Büro und zwei Angestellte, die beigestellt
werden. Ich habe diesbezügliche Briefe an die Handelskammer und an Vize-
bürgermeister Fröhlich-Sandner gerichtet.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte mit Sandner verbinden.
Kübler berichtete, daß die Geschäftsführung jetzt MR Schuh als Konsu-
lent beschäftigt. Dieser Sozialversicherungsfachmann aus dem Sozialmini-
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sterium sollte auf unbestimmte Zeit als Konsulent mit 3-monatiger Kündi-
gung beschäftigt werden. Niemand interessierte sich außer mir, was
dafür bezahlt werden muß. Kübler meinte 7.500 S, dagegen hatte ich nichts
einzuwenden, nur verlangte ich, daß dies keinesfalls auf unbestimmte
Zeit, sondern höchstens auf 1 Jahr vereinbart werden kann. 145 Angestell-
te gibt es in unseren Zweigstellen, selbst wenn er jeden einzelnen
sehr genau durchleuchtet, seine Sozialversicherungsverhältnisse im Aus-
land regelt, so kann er damit nicht länger als ein Jahr beschäftigt sein.
Mich wunderte, daß MR Würzl davon vorher nichts wußte.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Was weißt Du von dieser Personalpolitik.
Bezüglich des Hauskaufes in der Margaretenstraße wurde beschlossen, daß
jetzt die einzelnen Gruppen Länder, Handelskammer aber auch Bund über
die Sonderfinanzierung Überlegungen anstellen sollen. Aus dem laufenden
Budget kann das Haus keinesfalls gekauft werden, MR Würzl wird mit dem
Finanzministerium bezüglich des Bundesanteiles Gespräche aufnehmen. Mit
AIV, unserem Hausherren, wurde eine Verlängerung des Mietvertrages kurz-
fristig bis zu einem Jahr beschlossen.
Die neue Betriebsvereinbarung ist jetzt bis auf alle Details abgespro-
chen und wird jetzt von der Geschäftsführung finalisiert. Offen ist noch
die Frage der Essenbons, wenn sie nämlich in die Betriebsvereinbarung
aufgenommen wird, dann ist sie Lohnsteuerpflichtig, gibt es keine
schriftliche Vereinbarung dann ist es eine sonstige freiwillige Leistung
und bei dem Bezieher steuerfrei.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Wird Abteilungsleiter Lejolle bei diesen kitzligen
Steuerfragen immer eingeschaltet?
Das Dienstverhältnis mit Frau Schmid von der Zweigstelle Paris tritt
jetzt in eine kritische Phase. Da sie unmöglich diese Zweigstelle wei-
terführen kann, Zolles hat auch erklärt, sie kann auch keine andere
Zweigstelle bekommen, wird sie entweder nach Österreich zurückgerufen,
wo sie die Anliegen internationaler Organisationen und überregionale
Werbegemeinschaft betreuen würde, oder wir könnten einvernehmlich ihr
Dienstverhältnis lösen. Ich war wieder überrascht zu erfahren, daß eine
Frau Dr. Jordan als Konsulentin diese internationalen Organisationen der-
zeit betreut. Es wird notwendig, daß uns Zolles einmal eine Aufstellung
macht, wer aller bei der ÖFVW, wenn ich so sagen kann, mitnascht. Ich
wollte nur wegen Zolles dieses Problem nicht in der offiziellen Sitzung
anschneiden.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte nächstes Jour fixe Zolles Unterlagen von
ihm anfordern.
Die Zweigstelle Paris wird jetzt ÖFVW-intern ausgeschrieben, dadurch wird
es eine Rotation der Zweigstellenleiter geben, die insbesondere von KR
Scheiner sehr begrüßt wird. Ich habe dagegen auch nichts einzuwenden,
habe nur klargestellt, daß auf eine Zweigstelle nur jemand kommen kann,
der die Sprache dieses Landes perfekt beherrscht. Zustände, wie wir sie
im Außenamt haben bei den Botschafterposten, teilweise auch bei der
Bundeshandelskammer mit den Handelsdelegierten, lehne ich ganz entschieden
ab. Da ich selbst ein sprachliches Gnu bin, weiß ich genau, wie notwen-
dig es ist, die Landessprache zu kennen. Ich habe dies auch mit aller
Deutlichkeit dort erklärt.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte nächstes Jour fixe Zolles setzen.
Tagesprogramm, 12.2.1982