Freitag, 5. bis Montag, 8. Juni 1981
In der Hauptverwaltung der österr. Draukraftwerke
besprach ich mit dem Vorstandsdirektor Hönig und dem Hauptabteilungs--
leiter für Personalfragen, Ing. Plamenig , die Bauverzögerung und Kosten
durch den Murabgang in Kölbrein. Entgegen den Zeitungsberichten, wie
könnte es auch anders sein, wird der gesamte Schaden höchstens 5 Mio. S
betragen. Das gesamte unter Wasser geratene Gerät ist nicht verloren,
sondern mußte nur wieder hergerichtet werden. Ich nahm mir fest vor, am
Sonntag, da dort ja kontinuierlich rund um die Uhr gearbeitet wird, die
Baustelle zu besichtigen, um mir selbst ein entsprechendes Bild machen
zu können.
Viel Aufsehen erregt derzeit die Kritik des Rechnungshofes an der ÖDK
betreffend der Benefizien, die seinerzeit die Vorstandsdirektoren be-
kommen haben, insbesondere kritisierte der Rechnungshof, daß die Dienst-
villen für die Vorstandsdirektoren nach deren Ausscheiden ihnen zu Buch-
werten oder ähnlichen niederen Preisen verkauft wurden. Da dies von den
Aufsichtsräten genehmigt wurde, muß jetzt der jetzige Vorstand klären,
ob die Aufsichtsräte dadurch haftbar gemacht werden können. Der jetzige
Hauptabteilungsleiter für Personalfragen Ing. Plamenig (Frau Martin bitte
Namen feststellen), war damals als Betriebsrat in den Aufsichtsrat dele-
giert. Er würde genauso haften wie die Kapitaleignervertreter. Er beab-
sichtigt deshalb, sich mit der Gewerkschaft der Privatangestellten zu
beraten, ob er und welche Schritte er unternehmen soll. Beim Dir. Werner
ist alles schon verjährt, beim Dir. Kugler dagegen läuft jetzt noch
eine entsprechende Frist. Das Ganze muß aber bis 30. Juni fristgerecht
geklärt werden. Als ich am 1. Jänner 74 die E-Wirtschaft übernommen
habe, hatte man mich, nicht offiziell, aber doch, ich würde sagen, offiziös,
gefragt, wie ich zu der Frage der Dienstvillen stehe. Ich erklärte so-
fort, daß ich dafür überhaupt kein Verständnis habe, bei Direktoren
in Kraftwerken ist es notwendig, diesen eine Dienstvilla zu bauen, dort
bekommen diese auch die Angehörigen der hinversetzten Kraftwerksarbei-
ter resp. Angestellten. Wenn sie aus den Dienst der ÖDK ausscheiden,
geht selbstverständlich diese Dienstvilla auf den Nachfolger über. Di-
rektoren aber, die am Sitz der Hauptverwaltung sowieso schon Dienst-
wohnungen haben oder ihre eigenen Häuser, sollen ruhig darin weiter-
wohnen, für jeden einzelnen eine neue Villa zu bauen, lehnte ich ganz
entschieden ab. Das Unangenehme bei dieser Frage ist aber, daß jetzt
angeblich innerhalb der ÖDK, der jetzt pensionierten Direktoren und ande-
ren Angehörigen der ÖDK getratscht wird, man wird eben dann alles auf-
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decken. Ich erfuhr z.B., daß es jetzt zinsenfreie Kredite in größerer
Höhe gegeben haben soll und wahrscheinlich auch noch andere, kaum zu
vertretende Benefizien. Ich erklärte sofort, wenn dies jetzt alles in
die Öffentlichkeit kommt, dann kann man sich vorstellen, wie die Strom-
preisverhandlungen in den Zeitungen kommentiert werden. Darüber ist man
sich in der Führungsschicht der E-Wirtschaft aber angeblich auch klar.
ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Bitte Jour fixe Fremuth setzen.
In Bad Kleinkirchheim mußte ich feststellen, daß der Besuch im Mai resp.
aufgrund der Anmeldungen im Sommer, insbesondere im Juli-Loch, derzeit
um 3 % schlechter ist als im Vorjahr. MR Würzl war mit dem bulgarischen
Präsidenten des Fremdenverkehrs ebenfalls in Bad Kleinkirchheim, der
Wirtestammtisch, der zu der selben Zeit tagte, stellte fest, daß im
Sommer kaum mit einem Zuwachs in Bad Kleinkirchheim zu rechnen ist.
Wie MR Würzl auf die 2 %-igen Übernachtungszuwächse, das Wirtschaftsfor-
schungsinstitut sogar auf 3 1/2 % kommt, ist den Gastwirten und Hoteliers,
insbesondere aber den Fremdenverkehrsverantwortlichen, vollkommen uner-
klärlich.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Laß Dir bitte auch von anderen Orten die Progno-
sen geben.
Bei der Besichtigung der Kölnbreinsperre konnte ich feststellen, daß
sie tatsächlich trotz des Unwetterschadens im Zeitplan liegen. Der
verantwortliche Ingenieur der ÖDK, Hackl, wurde von mir auf der Baustelle
aufgetrieben und hat mir mit großen Enthusiasmus und sehr befriedigt,
daß ich mich wirklich über alle Details informieren lasse, alles bis
ins letzte erklärt und gezeigt. Ich bewundere immer die Baraber, wie
diese wie Hochgebirgskletterer auf den Baustellen und Felsen ihre sehr
schwere Arbeit leisten.
Die Maltastraße ist für den Tourismus offen, der Besuch läßt aber zu
wünschen übrig. Wie mir aber die Leitung des Hotels und auch des Kiosks
mitteilte, sind die Gäste heuer ungeheuer sparsam. Autobusse kommen rauf,
sehen sich alles genau an, inkl. des Hotels und Restaurants, kaufen,
wenn es gut geht, Ansichtskarten und fahren dann wieder weg. Dies hat
es früher alles nicht gegeben. Früher wurde viel mehr Geld ausgegeben.
Alles hofft, daß es im Sommer besser wird.
Das internationale Sozialistische Jugendtreffen zu Pfingsten in Wien
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hatte keinen optisch großen Eindruck, zumindestens auf mich in der Stadt
gemacht. Man sah man wohl mehrere Jugendliche, niemand wußte aber, ob
sie vom sozialistischen Jugendtreffen sind, oder ob sie sonst sich eben
in Wien aufhalten, oder ob es vielleicht gar Wiener Jugendliche sind.
So wie dies bei den sozialistischen Jugendtreffen bis jetzt, sei es in
der ersten Republik oder in der zweiten Republik, gewesen ist, wo es von
Blauhemden wimmelte, war diesmal keine Spur. Ich besuchte wie beabsich-
tigt die Veranstaltung der Gewerkschaftsjugend. Ca. 100 Teilnehmer, ge-
leitet vom sozialistischen Obmannstellvertreter, Jugendliche, die ich
persönlich sehr gut kenne, deren Namen aber ich nicht weiß. Die meisten
Teilnehmer waren Gewerkschaftsjugendliche, die auch größtenteils kenne,
überrascht war ich, daß von der LUGA-Jugend immerhin eine größere An-
zahl von Jugendfunktionären auch dabei waren. Diskussion war sehr sach-
lich und auf einem verhältnismäßig hohem Niveau. Die Deutschen fragten,
wie bei uns diese Sozialpartnerschaft funktioniert, natürlich war das
Hauptthema Rüstungsexport, Kernenergie usw. Überraschend für mich war,
daß ein älterer deutscher Genosse Interna über die Verhandlungen der
deutschen Gewerkschafter mit dem Bundeskanzler Schmidt berichtete und
dabei die Doppelmoral der Gewerkschafter kritisierte. Angeblich, und dies
sei auch in den Zeitungen gestanden, erklärt Schmidt immer wieder, wenn
Gewerkschafter mit ihm reden, verlangen sie gemäß Beschlüssen der deu-
tschen Gewerkschafter entsprechende Maßnahmen gegen dies oder jenes,
beim Rausgehen sagen sie ihm aber unter vorgehaltener Hand, so genau
braucht er das nicht nehmen, wir meinen das nicht so. Diese Doppelzüngig-
keit gelte es zu bekämpfen. Überraschend für mich war, daß die Auslän-
der, die an diesem Symposium teilgenommen haben, der Typ von Berufs-
revolutionären, Altjugendliche sind. Der optische Eindruck war daher
auf mich gerade nicht sehr gut. Da ich aber dort zwar begrüßt wurde,
obwohl ich ganz rückwärts fast versteckt nur zuhören wollte, erklärte
ich aber trotzdem, ich würde mich niemals und möchte mich auch nicht in
die Diskussion einmischen, dies war weder vorgesehen noch meine Ab-
sicht. Mich interessierte nur, wie eine solche mehr oder minder für
die Gewerkschaft interessante Veranstaltung im Rahmen der Sozialistischen
Jugend resp. Jugendinternationale abläuft. Weder von der Anzahl noch
vom optischen Eindruck, ob es vom Inhalt für die Jugend attraktiv ist,
kann ich nicht beurteilen.